Zimmermann, Karl (1864)

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Oberstleutnant Karl Zimmermann

Karl Heinrich Zimmermann (auch Carl Heinrich Zimmermann, in zahlreichen Quellen auch Heinrich Carl Zimmermann; Lebensrune.png 7. September 1864 in Louisendorf, Hessen-Nassau, heute Frankenau; Todesrune.png 13. Januar 1949 in Hanau) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres und der Vorläufigen Reichswehr. Er war u. a. von 1914 bis 1916 Kommandeur der Schutztruppe in der deutschen Kolonie Kamerun.

Leben

Karl Zimmermann, Kommandeur der Schutztruppe Kamerun a. D. In: Erich Students Buch „Kameruns Kampf 1914–16“, Bernard & Grafe (1937)

Er war der Sohn des Pfarrers Wilhelm Friedrich Zimmermann (1825–1910) und dessen Ehefrau Amalie, geborene Frankfurt, Tochter des Pfarrers Peter Frankfurt in Kassel. Zimmermanns Großvater väterlicherseits war der Gymnasiallehrer Heinrich Zimmermann. Nach einer Erziehung im elterlichen Hause besuchte Carl Zimmermann eine Vorschule und anschließend das Gymnasium in Hanau, das er 1883 mit dem Abitur abschloß.[1]

Militärlaufbahn

1885 wurde Zimmermann Leutnant und besuchte von 1892 bis 1895 die Kriegsakademie. Von 1895 bis 1897 war er als Instruktionsoffizier in chilenischen Diensten.[2] Nachdem er mittlerweile wieder in die preußische Armee eingetreten war, schied er am 5. Juli 1900 pro forma erneut aus, einen Tag später wurde er bei der Schutztruppe als Hauptmann eingestellt und wurde am 1. Oktober 1900 nach Deutsch-Kamerun kommandiert, wo er bis 1908 zuerst als Kompaniechef der Stammkompanie und Stationsleiter von Ebolowa, dann als Resident von Garua und den deutschen Tschadseeländern (ab dem 1. Dezember 1906) tätig war. Von 1909 bis 1912 im Kommando der Schutztruppe (u. a. bis 4. Dezember 1912 außeretatmäßiges Mitglied des Reichsmilitärgerichtes) und 1912/13 als Major Oberleiter (der beiden Südabteilungen) der deutschen Südexpeditionen zur Vermessung der durch den Vertrag vom 4. November 1911 festgesetzten neuen Grenze zwischen Kamerun und Französisch-Äquatorialafrika. Am 13. April 1914 wurde er zum Kommandeur der Kameruner Schutztruppe ernannt, sein direkter Vorgesetzter war Gouverneur Karl Ebermaier.

Die militärische Leistung Zimmermanns und der Schutztruppe in Kamerun hält derjenigen Paul Emil von Lettow-Vorbecks in Deutsch-Ostafrika in jeder Hinsicht stand. Zimmermanns zäher Widerstand führte zur Bindung großer alliierter Verbände in Kamerun und verschaffte dadurch den deutschen Truppen in Ostafrika eine Atempause von über einem Jahr.

„Im Küstenbusch und Urwald ist, wie die koloniale Erfahrung lehrt, auf das fehlende taktische Verständnis des Gegners zu setzen, wo immer möglich anzugreifen. Zur Entscheidung führen Gefechtsdisziplin, die bessere Bewaffnung und der überlegene Wille zum Sieg. Nachhaltigsten Eindruck auf die Neger macht die unerwartete Beschlagnahme ihres in den Schlupfwinkeln des Busches für unerreichbar gewähnten Hab und Gutes, was dann auch häufig zur schnellen Unterwerfung führt.“ — Carl Zimmermann

1915 und 1916 wurden die deutschen Schutzgebiete Südwestafrika und Kamerun von eingedrungenen südafrikanischen, britischen, französischen und belgischen Truppen erobert. Vor allem die Verteidigung Kameruns durch die Schutztruppe unter Major Zimmermann gilt militärhistorisch als Beispiel einer hinhaltenden Verteidigung gegen überlegene Kräfte (ca. 19.000 Soldaten und ca. 30.000 Träger), wobei aber Zerstörungen in der Kolonie möglichst vermieden wurden.

Als eine der letzten kämpfenden Einheiten ergab sich Mitte Februar 1916 die 3. Kompanie in der Stellung Mora unter Hauptmann Ernst von Raben.

Im Februar 1916, nachdem die militärische Lage in der Kolonie unhaltbar geworden war (zudem ein akuter Mangel an Arzneimitteln und Salz), zog Kommandeur Zimmermann mit der Truppe und dem Troß nach Süden in die neutrale Kolonie Spanisch-Guinea (Rio Muni).

Eine kleine Nachhut hielt weiterhin in Jaunde die Stellung, um ihnen Zeit zu verschaffen. Während dessen gelangte die Schutztruppe mit ca. 550 deutschen und rund 5.000 bis 6.000 afrikanischen Soldaten sowie zivilen Flüchtlingen nach Guinea. Dort wurden sie entwaffnet und in der neutralen spanischen Kolonie Rio Muni (Mbini) interniert.

„Haben wir solcher Treue und Aufopferungsfähigkeit unserer Farbigen nicht noch eine Dankes- und Ehrenschuld abzutragen? Wähnen wir etwa durch die Auszahlung des zuständigen Lohnes auch ihre dauernden gesundheitlichen und materiellen Schädigungen abgegolten? Vergessen wir doch nicht, daß vor der wirtschaftlichen diese Forderung einer Dankes- und Ehrenschuld unseren Kampf um das geraubte Kolonialgut und die dortigen Gräber der gefallenen Kameraden bestimmen muß.“ — Carl Zimmermann

Nachkriegszeit

Die weißen Angehörigen der Schutztruppe (aber auch die kamerunischen Führer wie Karl Atangana) wurden nach kurzem Aufenthalt auf Fernando Poo in Spanien interniert, wo Oberstleutnant Zimmermann jefe (Chef) des Internierungslagers in Saragossa wurde. Die einheimischen Reichsneger wurden auf die vor Kamerun gelegene Insel Fernando Póo umgesiedelt.

In Fernando Poo war die Schutztruppe an der Küste südlich von San Carlos (heute Luba) sowie am östlichen und (der Hauptteil) am westlichen Ortsrand von Santa Isabel (heute Malabo) auf dem Gelände der Moritz-Farm untergebracht.

Die 6.000 Soldaten und 12.000 Familienangehörigen leisteten Pionierarbeit, verloren aber hunderte Kameruner und acht Deutsche durch Tropenkrankheiten und Auszehrung. Auf dem ehemaligen Friedhofsgelände der Schutztruppe stehen zwei bis heute erhaltene Obelisken. Sie wurden vor wenigen Jahren wiederentdeckt und freigeräumt. Am Volkstrauertag 2009 rief die deutsche Botschaft in Jaunde dort zu einer Gedenkveranstaltung auf.

Nach Kriegsende war Zimmermann noch kurzfristig Mitglied der Vorläufigen Reichswehr und wurde am 23. Dezember 1919 zum Oberst befördert; das Patent war ihm bereits am 18. April 1917, offenbar noch in der Internierung, verliehen worden. Am 31. März 1920 wurde er unter Verleihung des Charakters als Generalmajor verabschiedet.

Nach dem Ende seiner Dienstzeit lebte Zimmermann offenbar eine Zeitlang in Sachsen und leitete bis 1924 als Vorsitzender den Verein der Offiziere, Sanitätsoffiziere und oberen Beamten der früheren kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun. Nach der Aufgabe der Funktion wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.

Tod

Zimmermann verstarb am 13. Januar 1949 im Alter von 84 Jahren in Hanau und wurde dort auf dem Hauptfriedhof beigesetzt. Sein Nachlaß befindet sich im Bundesarchiv-Militärarchiv in Freiburg i. Br. unter Signatur BA-MA N 521. Eine ethnographische Sammlung, die Zimmermann ursprünglich der Stadt Hanau überlassen hatte, soll sich heute im Museum der Weltkulturen in Frankfurt am Main befinden, aber noch nicht erschlossen sein.

Schriften (Auswahl)

  • Die Unruhen in Deutsch-Adamaua 1907. In: Deutsches Kolonial-Blatt. 19 (1908), S. 167–171
  • Unser Kamerun. In: Frankfurter Oder-Zeitung. 31. Oktober 1926

Auszeichnungen (Auszug)

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. Walther Amelung schildert in seinen Lebenserinnerungen, daß eine Eheschließung seiner Tante Louison Leclercq (1869–1954) mit ihrem „Jugendfreund General Zimmermann, dem Verteidiger Kameruns im Ersten Weltkrieg und prachtvollen Menschen“ wegen eines „tragischen Geschehens“ scheiterte. 1984, S. 42
  2. Während der Umstrukturierung der chilenischen Armee nach preußischen Vorbild (1885–1910) wurden 31 Leutnante und Oberleutnante von Preußen beurlaubt und nach Chile ausgeliehen. Zwei weitere Stabsoffiziere, die bereits außer Dienst waren, kamen hinzu.