Deutsche Kampfspiele
Die Deutschen Kampfspiele waren große Sportveranstaltungen, die zwischen 1922 und 1934 alle vier Jahre zur Halbzeit der Olympiade stattfanden.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Die Veranstaltung war ein 1922 vom Deutschen Reichsausschuß für Leibesübungen ins Leben gerufenes Nationalfest, dessen Höhepunkt sportliche Wettkämpfe waren. Nach dem Willen ihres Schöpfers Carl Diem sollten die Deutschen Kampfspiele „deutsche Kunst, deutsches Lied und deutsche Volksgemeinschaft“ beschwören. Nach den letzten Deutschen Kampfspielen 1934 in Nürnberg wurden sie vom Deutschen Turn- und Sportfest abgelöst.
Der Träger des Reichsadlers
- „Das Bild auf dem Titelblatt dieser Nummer zeigt uns den körperlich vollkommenen deutschen Jüngling – das Bild männlicher Schönheit und strotzender Gesundheit. Er war als Träger des Reichsadlers gewissermaßen das Symbol der Deutschen Kampfspiele, die Mitte Juni im Berliner Stadion abgehalten wurden. Neun Jahre sind verflossen seit jenem Tage, an dem das deutsche Stadion, von Otto Marchs Meisterhand gebaut, inmitten der ragenden Grunewald-Kiefern feierlich geweiht wurde. Hatte einst der Reichskanzler von Bethmann Holl weg durch den Mund des Staatssekretärs Freiherrn von Stein erklären lassen, daß von der Reichsregierung die glückliche Durchführung der Olympischen Spiele als eine wichtige nationale Aufgabe angesehen würde, so hat dieser Satz auch jetzt noch programmatische Bedeutung. Freilich in einem wesentlichen Punkte ist eine einschränkende Änderung vorgenommen worden. Die Veranstaltung internationaler Olympischer Spiele, wie sie für 1916 dem damaligen deutschen Rechtsausschuß für Olympische Spiele übertragen war, kommt nach dem Weltkriege für Deutschland nicht mehr in Frage. Am 10. Februar 1916 gab der Wettkampf-Ausschuß des Deutschen Reichsausschusses den Gedanken eines internationalen Olympia für Deutschland endgültig auf und nahm Grundsätze für rein deutsche Kampfspiele an, deren wuchtigste Punkte folgendermaßen lauteten: Die Deutschen Kampfspiele sollen durch ihre Wiederkehr in jedem vierten Jahr eine ständige Einrichtung werden. Bei ihnen sollen sich alle deutschen Leibesübungen treibenden Verbände zu einer machtvollen einheitlichen Kundgebung vereinen. Die Spiele sollen sein das ‚Deutsche Volksfest der Zukunft‘ als Ausdruck einer Volkseinheit, der leiblichen Kraft und Gewandtheit der Jugend und ihres stolzen und hochgemuten Sinnes. Deutsche Sitte, deutsches Fühlen, deutsches Lied, deutsche Kunst, all dies soll bei diesen Festen vollendeten Ausdruck finden. Ein eigenartiger Zufall hat es gewollt, daß einige Tage vor dem Beginn der Kampfspiele das Pariser Olympische Komitee eine Meldung verbreiten ließ, nach der in Zukunft die Beteiligung an den Olympischen Spielen allen Nationen freistehen sollte, mit anderen Worten: auch die Sportsleute des ehemaligen Vierbundes, die seit dem Kriege von derartigen internationalen Veranstaltungen ausgeschlossen waren, sollten wieder in dem Kampf um die Meisterschaft der Welt starten dürfen. Aber die langen Monate sportlicher Isolierung haben doch wohl vielen die Augen geöffnet und die Notwendigkeit einer rein deutschen Sportveranstaltung großen Stils zur Genüge bewiesen. Um es noch einmal zu sagen: die Abhaltung internationaler Spiele ist in Deutschland trotz der Pariser Friedensnachricht so gut wie unmöglich, ebenso die Beteiligung an den Olympiaden im Ausland. Wenigstens für die deutschen Kriegsteilnehmer ist der internationale olympische Gedanke tot.
- ‚Zwischen den früheren Olympischen Spielen und uns,‘ so sagt Karl Diem einmal, ‚stehen die Schatten unserer gefallenen Kameraden. Ein internationaler sportlicher Verkehr, von Verein zu Verein, oder von Sportverband zu Sportverband mag im Laufe der Zeit sich noch mehr als bisher entwickeln und auch erwünscht sein, zu freundschaftlichen Berührungen, wie es gemeinsame Olympische Feste sind, haben wohl wir und auch jene, die unsere Gegner waren und zum Teil es noch sind, keinen Anlaß.‘ Freilich, so mancher der Programmpunkte, die der Wettkampfausschuß seiner zeit ausgestellt hat, ist, wie eine nüchterne Betrachtung ergibt, keineswegs erfüllt. ‚Die Spiele sollen das gesamte Volk erfassen; die gesamte deutsche Jugend soll an ihnen durch die Vorkämpfe in allen Gauen und durch ihre Besten und Erwählten am Feste teilnehmen,‘ so lautet ein wichtiger Satz aus den Grundzügen für die Spiele. Unabhängige Kommunisten und Mehrheitssozialisten sind sich trotz der sonstigen Gegensätzlichkeit darin einig, daß es sich hier um einen ‚nationalistischen Rummel‘ handle, um eine ‚Volkverdummung‘, um ein ‚Spektakelstück‘, dem jeder gesinnungssüchtige Genosse fernzubleiben habe. Von dem Obergenossen Philipp Scheidemann, dem jetzigen Oberbürgermeister der Stadt Kassel, gibt es zwar einen hübschen Spruch ‚Turnen und Sport sind ausschließlich Volkssache, sie dürfen niemals Parteisache sein‘ – aber das kümmert die Linksradikalen der Deutschen Republik wenig. Manchmal braucht man ja den guten Bürgersmann, wie bei der Einquartierung der Gäste zum kommenden Arbeiter-Turn- und Sportfest in Leipzig, und zieht daher einige mildere Saiten auf. Ansonsten aber sucht man die deutsche Körperbewegung in den Schmutz zu ziehen und zu verdächtigen. So schmerzlich dieses Abseitsstehen einzelner Schichten der Bevölkerung auch ist, – an dem Gelingen der ersten Deutschen Kampfspiele wird es nichts ändern. Denn eine machtvolle Organisation bildet den Untergrund der Spiele, die Zeugnis ablegen werden von dem körperlichen Können der deutschen Jugend beiderlei Geschlechts. Wir dürfen die Sieger der Deutschen Kampfspiele mit Recht olympische Sieger nennen, wenn wir auch nur einen Zeiten- und Leistungsvergleich mit dem Auslande vornehmen können. Ein wirkliches deutsches Nationalfest, das können die Kampfspiele allerdings erst werden, wenn Parteihader und Parteizwist in Deutschland verstummt sind.“
Sommerspiele 1934
Die letzten deutschen Kampfspiele fanden vom 21. bis 29. Juli 1934 in der alten deutschen Reichsstadt Nürnberg statt. Der Führer des deutschen Reichsbundes für Leibesübungen, Reichssportführer von Hans von Tschammer und Osten, rief alle Sportler zur gemeinsamen Arbeit auf. Auf diesen Aufruf folgten dann Turner und Leichtathleten, Schwimmer und Schwerathleten, Ringer, Reiter, Ruderer, Hockey-, Handball-, Fußball- und Rugbyspieler, die Radfahrer, Rollschuhläufer, Schützen, Kegler und modernen Fünfkämpfer.
Sie versuchten dann im Kampf um die deutsche Kampfspielplakette zu siegen. Darüber hinaus trugen viele Fachgruppen noch ihre Meisterschaften aus, und Schwimmer, Leicht- und Schwerathleten hatten also noch die Aussicht, so nebenbei deutsche Meister zu werden. Zu den vielen Tausend Teilnehmern kamen nun noch die Zuschauer aus allen Teilen Deutschlands. Nürnberg wurde 1934 für acht Tage Sammelpunkt der gesamten deutschen Sportwelt.
Austragungen
Sommerspiele
- 1922 (18. Juni – 2. Juli) in Berlin
- 1926 (4.–11. Juli) in Köln
- 1930 (26.–29. Juni) in Breslau
- 1934 (23.–29. Juni) in Nürnberg
Winterspiele
- 1922 (23.–29. Januar) in Garmisch und Partenkirchen in Oberbayern
- 1926 (23.–31. Januar) in Triberg und Titisee im Schwarzwald
- 1930 (11.–19. Januar) in Krummhübel im Riesengebirge
- 1934 in Schierke im Harz
Bildergalerie
Braune Porzellanmedaille (1934)