Deutsche Kriegsgräberstätte Tarabya

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Ein Engel oder eine Walküre in mütterlicher Gestalt, die einen sterbenden Krieger beschützend in den Armen hält: Das zentrale Gefallenendenkmal auf der Deutschen Kriegsgräberstätte Tarabya, die letzte Ruhestätte Soldaten des Deutschen Heeres aus dem Ersten Weltkrieg in Konstantinopel, gestaltet von Georg Kolbe 1917

Die Deutsche Kriegsgräberstätte Tarabya liegt in Tarabya (Therapia), einem der nördlichsten Stadtteile von Istanbul (früher Konstantinopel). Auf dem Heldenfriedhof im Garten der einstigen Sommerresidenz der deutschen Botschaft am Bosporus ruhen heute 505 deutsche Gefallene des Ersten Weltkrieges und 172 deutsche Kriegstote des Zweiten Weltkrieges.

Geschichte

Ludwig Preußner, Unteroffizier der Fliegertruppe des Kaisers und Leutnant der Osmanischen Armee[1]

Die Geschichte des Ehrenfriedhofs in Tarabya im Osmanischen Reich begann mit der Schenkung des knapp 18 Hektar großen Parkgeländes von Sultan Abdul Hamid II. (Herrscher von 1876 bis zur Absetzung 1909) an den deutschen Kaiser Wilhelm I. im Jahre 1879. Das Gelände gehörte ursprünglich einer griechischen Familie, die jedoch durch den Sultan enteignet wurde. Durch die Schenkung sollte der deutschen diplomatischen Vertretung die Möglichkeit gegeben werden, einen Sommersitz zu bauen, in welchem das Botschaftspersonal während der Sommermonate des Jahres angenehmer leben und arbeiten konnte als in dem Hauptsitz der Botschaft in Pera, dem heutigen Stadtteil Taksim.

Das genau 17,66 ha große Gelände, dessen Wert man in jener Zeit auf rund eine halbe Million Goldmark schätzte, wurde am 7. Juni 1880 durch den Botschafter Prinz Heinrich VII. Reuß auf das Deutsche Reich überschrieben. In einem Telegramm aus Berlin vom 22. Mai 1880 wurde der Freude über die Schenkung dieses Grundstücks an das Deutsche Reich in preußischer, zurückhaltender Weise Ausdruck verliehen:

„[...] Seine Majestät erblickt darin neuen Beweis der Freundschaft des Sultans und nimmt Geschenk mit besonderem Dank an [...]“

Zunächst wurden aber keine Mittel für den Bau der Gebäude aus Berlin bereitgestellt, da das Botschaftsgebäude in Pera als größte deutsche Vertretung weltweit bereits zu viel Mittel verschlungen hatte. Erst der Tausch eines Grundstücks in der Stadt, das bislang ebenfalls dem Deutschen Reich gehörte, gegen die Bauleistung durch den Erwerber, machten den Bau der Gebäude möglich und wurde vom Deutschen Reichstag 1885 bewilligt. In den Jahren zwischen 1897 und 1901 entstand die gesamte Anlage nach den von dem deutschen Baumeister Dörpfeld überarbeiteten Plänen des Architekten Cingriyan, welche noch heute nebst der beeindruckenden Parkanlage erhalten ist und im Besitz der Bundesrepublik Deutschland sind.

Erster Weltkrieg

Obermaschinenmaat d. R. der Kaiserlichen Marine Albert Hoffmann, 1916 mit SM UB 46 und dessen gesamten Besatzung (20/22) 30 km nordwestlich der Straße von Konstantinopel gefallen, auch nach 100 Jahren nicht vergessen; Traueranzeige in der „Rhein-Neckar-Zeitung“, Dezember 2016
Gedenken an Generalfeldmarschall Wilhelm Leopold Colmar Freiherr von der Goltz, 1936

Nach dem Anwachsen der deutschen militärischen Präsenz in Konstantinopel ab 1914, insbesondere durch das Eintreffen der Mittelmeerdivision der Kaiserlichen Marine, dem intensiven Ausbildungsbetrieb, dem ungewohnten Klima und vor allem dem bis dahin mangelnden Impfschutz gegen Tropenkrankheiten, waren bald die ersten schweren Krankheits- und Todesfälle deutscher Soldaten in Konstantinopel zu verzeichnen. Deutsche Soldaten wurden bislang auf dem bis heute bestehenden Ausländerfriedhof in Feriköy oder anderen christlichen Friedhöfen begraben. Nun sollte ein „Ehrenfriedhof der Marine“ eingerichtet werden, der im wesentlichen für die Gefallenen und Verstorbenen der Mittelmeerdivision vorgesehen war.

Die ersten Soldaten wurden offensichtlich im November 1914 in Tarabya bestattet und bildeten zunächst die erste, untere Grabreihe. Zu jener Zeit stand auch das Moltke-Denkmal (im Park der Sommerresidenz des deutschen Botschafters, errichtet von der deutschen Kolonie in Konstantinopel), das heute weit oberhalb des Friedhofes steht, unmittelbar an den Grabreihen. Um jedoch die in 1915 weiter anwachsende Zahl von Toten ordnungsgemäß zu bestatten, wurde im August 1915 auf Anregung des Marineattachés Korvettenkapitän Hans Humann, einem Sohn von Carl Humann, dem berühmten Ausgräber von Pergamon, eine Friedhofskommission aufgestellt. Sie hatte die Aufgabe, den Ausbau und die Verwaltung des Ehrenfriedhofs in Therapia einheitlich zu leiten und über alle einschlägigen Fragen bindende Entschlüsse zu fassen.

Zusätzlich wurde ein Arbeitskommando für die Arbeiten in Tarabya aus dem Kontingent der Mittelmeerdivision aufgestellt, das Anfang April 1916 eine Stärke von 22 Mann unter der Führung eines Obermaaten hatte. Die Gelder für die notwendigen Materialien und Pflanzen für den Friedhof kamen aus Spenden und besonderen Fonds. Sogar der Kaiser selber hatte mit einer Spende von 3000 Mark für die Errichtung des Friedhofes beigetragen. Der nach dem Tod von Hans Freiherr von Wangenheim amtierende Botschafter Richard von Kühlmann kannte und schätzte den Bildhauer Georg Kolbe, der bereits für einen deutsch-belgischen Soldatenfriedhof in Belgien eine Reliefplastik geschaffen hatte. So beantragte von Kühlmann die Versetzung von Kolbe nach Konstantinopel in einem Brief an Kriegsminister Hermann von Stein, was aus einem Brief des Kriegsministers an Wilhelm von Bode hervorgeht.[2]

Mitte Mai 1917 traf Kolbe in Konstantinopel ein und wohnte fortan im Gebäude der Botschaft in Pera. Kolbes Arbeit war allerdings nicht nur auf die Schaffung eines Denkmals beschränkt, sondern er war auch am architektonischen Entwurf der Friedhofsanlage beteiligt. Allerdings schien er noch mehr Zeit für künstlerische Entwürfe von Büsten und der Ausgestaltung des Botschaftsgebäude in Pera verwendet zu haben.

Noch in 1918 wurde Dr. Siegfried Emmo Neulen als Gräberoffizier in die Türkei kommandiert. Da der Friedhof in Tarabya bereits vollständig belegt war, legte er auf dem heutigen internationalen protestantischen Friedhof in Feriköy/Skutari – damals Ferikop und noch Vorort von Konstantinopel – ein Gräberfeld für die deutschen Gefallenen des Asienkorps an und traf Vorbereitungen, die an der anatolischen Eisenbahn verstreut liegenden Toten sowie die in Syrien und Palästina Gefallenen auf einen Sammelfriedhof zu überführen.

Nachkriegszeit

Hauptgebäude

Pflege und Ausbau

Nach dem Krieg geriet die Anlage in Tarabya unter die Aufsicht der Alliierten, die sich jedoch nicht um die Pflege des Parks oder des Friedhofes kümmerten. Bis 1924 war der Friedhof daher immer noch unvollendet, es standen jedoch schon die fünf Terrassen mit den Stützmauern, wobei allerdings rund 125 Meter ohne Abdeckplatten aus Muschelkalkstein geblieben waren. Erst als 1924 Rudolf Nadolny als Botschafter wieder die Dienstgeschäfte in Konstantinopel aufnahm, kam auch der Friedhof in Tarabya wieder aus der Vergessenheit. Nadolny beschrieb die Arbeiten am Friedhof:

„Der Heldenfriedhof lag hoch über dem Bosporus und bedurfte besonders sorgfältiger Pflege. Ich ließ die ganze Anlage gründlich restaurieren.[...] Im untersten Teil wurde ein vom Bildhauer Kolbe geschaffenes Relief angebracht. Nach dem Bosporus zu wurde ein Vorplatz mit Balustrade und Zedern angelegt, von dem aus der Blick über den Bosporus nach Bujukdere und bis zum Schwarzen Meer schweifte. Ein neuer Weg vermittelte direkten Zugang zur Straße. Die Gräber waren auf drei Terrassen verteilt. In der mittleren befanden sich nur drei Gräber, das des Feldmarschalls v .d. Goltz, das des Botschafters Freiherr v. Wangenheim und das des Militärattachés Oberst v. Leipzig. Jedes war mit einer Marmorplatte bedeckt. Ich ließ zu den Häupten jedes dieser drei Gräber ein stilisiertes Eisernes Kreuz aus schwarzem Marmor aufstellen. Die übrigen 201 Gräber von Soldaten und Krankenschwestern hatten Holzkreuze, die mit Kletterrosen berankt waren. Schließlich ließ ich unten im Park an einer Quelle einen Motor aufstellen, der den Friedhof mit Wasser versorgte. Die Türken, die jedes Jahr am Geburtstage des Feldmarschalls v. d. Goltz an seinem Grabe einen Trauergottesdienst abhielten, zeigten sich sehr befriedigt über den guten Zustand des Grabes und seiner Umgebung. Einmal erschien bei mir ein Vater aus Deutschland, um die Leiche seines Sohnes zu exhumieren und nach Deutschland zu überführen. Wir gingen zusammen auf den Friedhof. Als der Vater am Grabe seines Sohnes stand und dann nach dem Bosporus hinüberblickte, sagte er nach einer Weile des Schweigens: ‚Nein, ich lasse ihn hier. So schön wie hier bei seinen Kameraden kann er es zu Hause nicht haben.‘ In Skutari befand sich ein weiterer deutscher Heldenfriedhof. Nachdem auch er in Ordnung gebracht war, ließ ich später die Gebeine der deutschen Soldaten, die an den Dardanellen gefallen waren und dort begraben waren, nach Skutari umbetten.“

1925 besichtigte ein Vertreter der Reichsbauverwaltung aus Berlin den Friedhof und empfahl die Fertigstellung des Friedhofes. Ab 1926 unterstützte der Volksbund die Renovierungsarbeiten mit 4000 Reichsmark jährlich. Unter anderem wollte die Industrie, der Verein deutscher Eisengießereien, 196 gußeiserne Kreuze zur Verfügung stellen. Die Kennzeichnung mit dauerhaften Grabkreuzen kam jedoch nicht zustande und 1932 standen immer noch die Holzkreuze auf den Gräbern.

Deutsche Kriegsgräberstätte Tarabya, 2014

Drittes Reich

Im November 1935 besuchten Mitarbeiter der Bauleitung des Volksbundes die Anlage am Bosporus, um Vorschläge für ein zentrales Denkmal für sämtliche Gefallenen in der Türkei zu entwickeln. Trotz vorbereitender Arbeiten wie Geländevermessung wurde dieses Vorhaben nicht umgesetzt. Statt dessen sollte von der Bauleitung ein Ausgestaltungsplan für Tarabya ausgearbeitet werden, damit alle bekannten Gräber in und um Istanbul hier zusammengelegt werden könnten.

Bundesrepublik Deutschland

1958 wurden seitlich des Reliefs insgesamt sechs Bronzetafeln mit den Namen der Gefallenen angebracht, die der deutsche Bildhauer Rudolf Belling geschaffen hatte. Später wurden noch zwei weitere Tafeln, jeweils eine links und rechts aussen hergestellt worden sein, um auch die inzwischen ein- und umgebetteten Toten zu erfassen.

Ab 1962 mußten die deutschen Friedhöfen in Istanbul, beispielsweise der Soldatenfriedhof in Skutari, 1962 wegen der schwierigen Pflege aufgelöst und die verbleibenden Toten nach Tarabya umgebettet werden. Mit der Auflösung wurden auch eine Reihe von Mamortafeln nach Tarabya gebracht, die heute auf dem Erweiterungsteil des Friedhofes angebracht sind.

1979 wurde durch den Volksbund beschlossen, alle Gefallenen aus der gesamten Türkei, deren Gräber vom Verlust bedroht waren, in Tarabya zusammenzulegen. Dazu wurde der Friedhof im Frühjahr 1980 neu vermessen und Erweiterungsflächen an den Steilhängen angelegt, um die Umbettungen in 1981 aus den verschiedensten Grablagen durchzuführen. Insgesamt wurden bei dieser letzten großen Maßnahme des Volksbundes 220 Tote, darunter auch die deutschen Toten von dem internationalen Friedhof in Feriköy, geborgen und auf dem nun einzigen verbliebenen deutschen Soldatenfriedhof in Tarabya bestattet.

Einweihung nach Fertigstellung

Am 10. Oktober 1982 wurde der nun erweiterte Friedhof in Tarabya in einer großen Feierstunde eingeweiht. Bei dieser Feier waren neben dem deutschen Botschafter und Teilnehmern des Volksbundes auch das türkische Militär hochrangig mit dem Befehlshaber der 1. Armee, Orgeneral Haydar Saltik und der Kommandeur des 3. Armeekorps aus Maslak, Korgeneral Doğan Güres vertreten, sowie etliche Gäste aus Deutschland angereist.

Allerdings wurde bereits am 16. November 1988 durch den deutschen Generalkonsul beim Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge um neue Mittel zur Sanierung, bzw. Gelder zur Umbettung und Gestaltung von Sammelgräbern in Höhe von knapp 80.000 DM beantragt und schließlich auch entsprechend gewährt.

Lage

Unmittelbar am hügeligen Ufer des Bosporus, bei Tarabya, haben während der beiden Weltkriege gefallene oder in Lazaretten verstorbene deutsche Soldaten ihre letzte Ruhestätte gefunden. Anschrift der Kriegsgräberstätte ist Almanya Büyükelcilik SefarethanesiTarabyaYaniköy Cad. No. 8834457 Sariyer-Istanbul/Türkei. Der Besuch ist nur über eine Anmeldung beim Deutschen Generalkonsulat in Istanbul möglich.

„Bereits im Jahre 1915 hatte der damalige Kaiser, Wilhelm II., die Errichtung eines deutschen Soldatenfriedhofes in Tarabya beschlossen. Die Arbeiten an der Ehrenstätte wurden 1918 im Zusammenhang mit der Ausweisung der Deutschen aus der Türkei unterbrochen. Sie konnten erst Jahre später - seit 1926 auch mit Unterstützung des Volksbundes - weitergeführt werden. Der Friedhof wurde innerhalb des 17 Hektar großen Parks in drei Terrassen angelegt. Auf der unteren Terrasse, von der man einen herrlichen Ausblick auf den Bosporus hat, liegt ein Gemeinschaftsgrab mit 124 bekannten und fünf unbekannten deutschen Gefallenen des Zweiten Weltkrieges. Sie starben bei den Kampfhandlungen auf der Krim und im Kaukasus. Weiße Namensteine aus Marmor kennzeichnen die Gräber. Auf der mittleren und oberen Terrasse ruhen in Einzel- und Reihengräbern 393 deutsche Soldaten, die während des Ersten Weltkrieges bei den Kämpfen um die Dardanellen, in Kleinasien, Mesopotamien (Irak) und in Persien gefallen oder in Lazaretten ihren Verwundungen erlegen sind. Unter ihnen sind auch die Toten der ‚Breslau‘, des deutschen Kleinen Kreuzers, der 1914 von der Türkei angekauft und den Namen ‚Midilli‘ erhielt und mit deutsch-türkischer Mannschaft am 20.01.1918 nach mehreren Minentreffern gesunken ist. 1936 wurden die Toten der Kämpfe um die Dardanellen auf den Friedhof Tarabya umgebettet; 1958 konnten weitere 129 Kriegstote, die bis dahin an der Schwarzmeerküste bestattet waren, auf Tarabya ihre letzte Ruhestätte finden. Da nach 1979 auch die deutschen Kriegsgräber in Ferikoy und Camalan nicht mehr auf Dauer als gesichert erschienen, entschloß sich der Volksbund, den Soldatenfriedhof Tarabya als zentrale Kriegsgräberstätte für die Türkei auszubauen und zu erweitern. Im Rahmen dieser Arbeiten konnten weitere 220 Kriegstote aus verschiedenen Grablageorten in der Türkei nach Tarabya umgebettet werden. Die Einweihung der Anlage fand am 14. November 1982 statt. Hier ruhen heute 505 deutsche Gefallene des Ersten Weltkrieges und 172 deutsche Kriegstote des Zweiten Weltkrieges.“ — Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge

Im Mai 1918 war der Friedhof weitestgehend in der heutigen Form fertiggestellt, denn in einem Brief des Archäologen Theodor Wiegend heißt es:

„Auf mehreren übereinanderliegenden Stützmauerterrassen, die mit Treppenstufen unter sich in Verbindung stehen, lagen die Gräber vieler deutscher Soldaten, ein Holzkreuz wie das andere, viele Kraftfahrer, der Leutnant neben dem Gemeinen, auf halber Höhe etwas dann zwei Gräber auf der Seeseite allein: zwei Eisenkreuze, darauf nur die Namen Hans Freiherr von Wangenheim und Erich von Leipzig. Auf derselben Höhe, aber auf der anderen Seite ganz allein dann Colmar Freiherr von der Goltz, um dieses Kreuz ein vergoldeter Lorbeerkranz der türkischen Armee.“

Tarabya

Tarabya (Phamakias; später umbenannt in Therapia) ist ein Stadtteil von Istanbul und liegt am europäischen Ufer des Bosporus. Der Ort ist berühmt für sein Villenviertel, in dem man zahlreiche Holzhäuser, Restaurants und Anlagen ausländischer Botschaften findet, darunter der ausgedehnte deutsche Botschaftspark von Tarabya, 1880, ein Geschenk des osmanischen Herrschers Abdülhamid II. In Tarabya wohnten früher auch einige der reicheren Bosporus-Deutschen der ersten Generation.

Literatur

  • Klaus Wolf: Gallipoli 1915 – Das deutsch-türkische Militärbündnis im Ersten Weltkrieg, Report Verlag, 2008, ISBN 978-3932385292
  • Martin Bachmann: Tarabya – Geschichte und Entwicklung der historischen Sommerresidenz des deutschen Botschafters am Bosporus, Istanbul, Deutsches Archäologisches Institut 2003. ISBN 975-807065-7.

Verweise

Fußnoten

  1. Ende November 1914 bat die türkische Führung das Deutsche Reich zum Aufbau einer eigenen Fliegerschule. Obwohl der Schwerpunkt des deutschen Oberkommandos für alle Fliegerkräfte an der Westfront lag, stellte Erich von Falkenhayn dem Osmanischen Reich eine kleine Gruppe von Flugzeugführern, Technikern und Flugzeugen zur Verfügung. Oberleutnant Erich Serno, der seit 1911 in der Deutschen Fliegertruppe diente, wurde nach Istanbul zur Deutschen Militärmission „zur Begründung und Leitung einer türkischen Fliegertruppe“ kommandiert. Das notwendige Material wurde auf dem Landweg durch das neutrale Rumänien und Bulgarien transportiert und zur Tarnung als Zirkusausrüstung oder Sendungen des Roten Kreuzes deklariert. Jeder dieser Transporte wurde von Flieger und Mechanikern in ziviler Kleidung begleitet. Mit seiner Ankunft in der Türkei wurde Oberleutnant Serno, wie bei allen deutschen Offizieren der Militärmission üblich, in den nächsthöheren Rang befördert und war nun offiziell als Hauptmann der Kommandant der Osmanischen Flugschule in St. Stefano. Seine Aufgabe war neben Bildung und Organisation einer osmanischen Fliegertruppe auch die Aufstellung fronttauglicher Staffeln für die unterschiedlichen Kriegsschauplätze der türkischen Armee. Zunächst konzentrierte sich Serno auf die Ausbildung und mußte nicht nur für die fliegerischen, sondern auch die Versorgung und technische Ausstattung Sorge tragen. Etliche osmanische Mechaniker, Schmiede, Tischler und Kraftfahrer wurden hier zu Flugzeugmechanikern und Flugzeugführer geschult. Die Albatros B I waren unter Leitung von Unteroffizier Ludwig Preußner im Mai 1915 nach Istanbul überführt worden. Mit Eintreffen in der Türkei bekam er den Rang eines osmanischen Leutnants und wurde Mitglied der deutschen Militärmission. Mit den beiden Albatros B I kam Leutnant Ludwig Preußner auch nach Gallipoli und wurde der erste Staffelkapitän der Fliegerstaffel 1. Nach dem endgültigen Abzug der alliierten Truppen von der Halbinsel Gallipoli im Januar 1916, wurden dort auch die osmanischen Fliegerkräfte reduziert. Ludwig Preußner konnte das Kommando über die Fliegerstaffel 1 abgeben und wurde Anfang 1916 wieder nach San Stefano an die osmanische Fliegerschule versetzt, wo er der Leiter für die fliegerische Ausbildung wurde.
  2. Im Ersten Weltkrieg diente Kolbe freiwillig und euphorisch als Kraft- bzw. Offiziersfahrer an der Ostfront. Der Offizier war der mit ihm befreundeten Kunsthistoriker Anton Mayer. 1915 machte er dann eine Ausbildung zum Flugzeugführer bei der Fliegertruppe des Kaiserlichen Heeres, wurde aber entgegen seiner Hoffnungen nicht als Flieger eingesetzt. Im Januar 1917 wurde er dann regulär eingezogen. Erste Versuche, ihn freizustellen schlugen fehl. „Kühlmanns Reklamation ist abgelehnt worden. Dafür hat man mich gestern noch einmal gemustert und Infanteriekriegsverwendungsfähig geschrieben. Einziehung in den nächsten Tagen. Der Stein ist ins Rollen gekommen, aber er rollt in die entgegengesetzte Seite hinab. Hätte ich wenigstens Flieger bleiben können!“ Wenig später rückte Kolbe zur Ausbildung in die Kaserne in Achern, Südbaden, ein. Im Mai 1917, bevor es erneut an die Kriegsfront ging, folgte dann doch die Berufung nach Konstantinopel, wo sein Freund Richard von Kühlmann, der sich beim Kriegsminister Hermann von Stein (mit Unterstützung durch Wilhelm von Bode) eingesetzt hatte, Botschafter war. Durch dessen Fürsprache wurde er vom aktiven Kriegsdienst freigestellt. Kolbe war einerseits deutscher Soldat in Uniform, konnte sich andererseits aber frei bewegen und verkehrte mit Diplomaten und hohen Offizieren. „Während seines Aufenthaltes in Istanbul war Kolbe immer wieder auch als Porträtist tätig. Das eigentlich angewandte Genre des Bildnisses hat den Künstler durchaus interessiert, wenn er auch sein Porträtschaffen als Nebenschauplatz verstand. Doch die Auseinandersetzung mit der Individualität von Männern und Frauen reizte ihn immer wieder, zumal es ihm – zumindest meistens – leicht fiel, die erwünschte Ähnlichkeit heraufzubeschwören. In Istanbul verweisen seine Bildnisse auf den Personenkreis, mit dem Kolbe Umgang hatte: Es waren Diplomaten und Militärs und auch mal eine Ehefrau eines Mitglieds dieses Kreises. Die Bildnisse des Botschafters Kühlmann und des Militärbevollmächtigten Lossow sind schon vorgestellt worden.“ Er traf sich mehrfach mit Elma Hansen, die als junge angehende Künstlerin 1918 in Istanbul als Krankenschwester tätig war. Sie war von der Bildhauerei begeistert, erst ihre Bekanntschaft mit Kolbe überzeugte sie, selbst die Berufung eines Künstlers zu folgen. Sie heiratete später den Künstler und Nationalsozialisten Hans Friedrich Groß, mit dem sie ein bekanntes Atelier betrieb. 1918 wurde Kolbe Professor (Professortitel vom Preußischen Kultusministerium) an der Berliner Akademie der Künste (August 1918 konnte er einen Heimaturlaub nehmen). Im Januar 1919 kehrte er nach beinahe zwei Jahren Deutschland zurück und faßte zusammen: „Ich kam im Januar aus der Türkei, wo ich zwei wundervolle Jahre verbrachte, die schlechten Seiten natürlich abgerechnet.“