Goltz, Colmar von der

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Generalfeldmarschall Dr. phil. Colmar Freiherr von der Goltz in Paradeuniform und mit Marschallstab

Wilhelm Leopold Colmar Freiherr von der Goltz (auch: Kolmar; Lebensrune.png 12. August 1843 in Bielkenfeld bei Labiau; Todesrune.png 19. April 1916 in Bagdad) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee und des Kaiserlichen Heeres, zuletzt Generalfeldmarschall im Ersten Weltkrieg sowie Kriegswissenschaftler, Militärhistoriker und -schriftsteller. Von 1883 bis 1895 reorganisierte er als Vordenker moderner Kriegführung die Osmanische Armee und wurde zum Müschir (Marschall) mit dem Titel „Pascha“ ernannt.

Leben

Von der Goltz mit schwarzen Herren-Fez während seiner ersten Dienstzeit im Osmanischen Reich als Inspektor sämtlicher Militärbildungsanstalten (wo u. a. Mustafa Kemal Pascha ausgebildet wurde, den man später als „Atatürk“ kennen sollte).
Colmar von der Goltz VII.png
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Von der Goltz und von Moltke
Rangliste 1914
Linkes Bild: Colmar Freiherr von der Goltz zwischen Maria Agnes von Borcke (1895-1983; seit 1920 verheiratete Gräfin zu Dohna-Schlobitten, vier Kinder), 1914 bis 1918 DRK-Schwester, und königlich preußischer Hauptmann a. D. sowie kaiserlich ottomanischer Major Fritz Trützschler von Falkenstein (1878–1962), Leiter der deutsch-ottomanischen Sanitätsmission des DRK in Konstantinopel; rechtes Bild: Beisetzung des Generalfeldmarschalls in Konstantinopel.
Gedenken 1936

Militär

Von der Goltz begann 1855 seine militärische Laufbahn mit dem Eintritt in die Kadettenanstalt Kulm. Nach anschließendem Besuch der Hauptkadettenanstalt Berlin wurde er 1861 Leutnant im 5. ostpreußischen Infanterie-Regiment Nr. 41 in Königsberg. Anfang 1864 verrichtete er in der 12. Kompanie/III. Bataillon Grenzdienst in Thorn. Im Herbst 1864 erfolgte seine Kommandierung zur Kriegsakademie. 1866 wurde er im Deutschen Bruderkrieg bei Trautenau schwer verwundet (Schuß in die Schulter).

Mitte 1867 beendete er seine Studien an der Kriegsakademie. 1869 kam er in den Generalstab und war dann Generalstabsoffizier im Oberkommando der II. Armee. Danach nahm er am Deutsch-französischen Krieg 1870/71 als Generalstabsoffizier der 2. Armee unter Oberbefehlshaber Prinz Friedrich Carl von Preußen teil und wurde mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet.

Anschließend war er, mit einem Jahr Unterbrechung ab 1877,[1] in der kriegsgeschichtlichen Abteilung des Großen Generalstabes tätig (ab 1878 als Major) und leitete dann von 1883 bis 1885 das Militärbildungswesen (an der Kriegsakademie „Mekteb-i Harbiye“) und die Reorganisation des Heeres im Osmanischen Reich, von 1885 (nach dem Tod von Generalmajor Otto August Johannes Kähler) bis 1895 war er als preußischer Oberstleutnant/Oberst/Generalmajor (osmanischer Oberst, Generalmajor und ab 1891 Generalleutnant) Leiter der Deutschen Mission im Osmanischen Reich in Konstantinopel. Als Resultat der Niederlage gegen die Kaiserlich Russische Armee im Krieg 1877–1878 hatte sich Abdülhamid II. entschieden, schon während des Berliner Kongresses den Deutschen Kaiser um deutsche Militärexperten zu bitten.

1896 wurde er als Generalleutnant Kommandeur der 5. Division in Frankfurt/Oder, 1898 wurde er Chef des Ingenieur- und Pionierkorps und Generalinspekteur der Festungen (vorerst mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt; auch Mitglied des Vorstands der Artillerie- und Ingenieur-Schule), wobei es ihm gelang, im Rahmen eines modernen Ausbaues des Grenzbefestigungssystems vor allem auch die strategisch wichtige ostpreußische Grenzsperre zu schaffen, die 1914/15 die mitentscheidende Voraussetzung für die erfolgreiche Abwehr der russischen Offensiven in der Schlacht bei Tannenberg und der Schlacht an den Masurischen Seen bildete. 1899 wurde Bruno von Mudra sein Stabschef.

Nachdem Freiherr von der Goltz 1899 eine Berufung als Dekan an die Spitze der im Mai 1900 gegründeten argentinischen Kriegsakademie (Escuela Superior de Guerra – ESG) abgelehnt hatte, die fortan von allen höheren Offiziersgraden absolviert werden mußte, erhielt der Oberstleutnant der Reiterei (und späterer Generalmajor des argentinischen Heeres) Alfred Arent auf Vorschlag des Generals diese Stellung.

1900 wurde er zum General der Infanterie befördert und wurde am 27. Januar 1902 Kommandierender General des I. Armee-Korps in Königsberg. 1903 ernannte ihn die Philosophische Fakultät der Universität Königsberg zum Ehrendoktor. Im September 1907 übernahm er die Inspektion der 6. Armee in Berlin à la suite des Infanterie-Regiments „von Boyen“ (5. Ostpreußisches) Nr. 41 und wurde 1908 zum Generaloberst befördert.

1910, zur Feier des 100. Jahrestages der argentinischen Unabhängigkeit, reiste von der Goltz im Auftrag von und stellvertretend für Kaiser Wilhelm II. als Sondergesandter nach Buenos Aires. Er besuchte dabei auch die inoffizielle deutsche Kolonie in Rosario, wo er sich, nach seiner Rückkehr ins Reich, auch für den dortigen Kirchenbau und für finanzielle Mitteln zur Unterstützung des „stark ausgeprägten kaisertreuen Deutschtums“ der Deutschargentiniern einsetzte.

1911 wurde er zum Generalfeldmarschall ernannt, was in Friedenszeiten als ungewöhnliche, besonders große Ehre galt. Im selben Jahr begründete und führte er den Jungdeutschland-Bund, eine Dachorganisation für fast alle Jugendverbände, die 1914 750.000 Mitglieder erfaßte. 1913 wurde er in den Ruhestand verabschiedet.

Erster Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg, erneut aktiviert, wurde ihm wegen seines Alters aber nicht, wie er es sich gewünscht hatte, der Oberbefehl in seiner Heimatprovinz Ostpreußen übertragen, sondern er wurde im November 1914 zum Generalgouverneur für das „Kaiserlich deutsche General-Gouvernement Belgien“ ernannt, sein Nachfolger war Moritz von Bissing. Im Dezember 1914 kehrte er als Generaladjutant des Sultans an seinen alten Wirkungsort im Osmanischem Reich zurück.[2]

Am 15. April 1915 wurde er auf Vorschlag des Botschafters Freiherr von Wangenheim Führer der 1. osmanischen Armee in Konstantinopel. Ab dem 5. Oktober 1915 war er Oberbefehlshaber der in Mesopotamien aufgestellten 6. osmanischen Armee in Bagdad (Ankunft am 6. Dezember), die im Irak gegen die Engländer kämpfte. Diese Kämpfe endeten mit der Einschließung des Feindes bei Kut el Amara und der Kapitulation der Briten.

Tod

Feldmarschall von der Goltz starb nach der Rückfahrt aus dem Frontgebiet am 19. April 1916 in seinem Hauptquartier in Bagdad in einem Lazarett an Flecktyphus. Allerdings berichteten u. a. die französische Zeitung „Le temps“ (Lyon) und die britische Zeitung „The Near East“ (London), daß er, vermutlich im Rahmen der Kriegspropaganda des Feindes, „wahrscheinlich ermordet“ wurde. Der Sarg des Generalfeldmarschalls wurde im Juni 1916 nach Konstantinopel überführt und im Garten der Sommerresidenz der deutschen Botschaft in Tarabya am Bosporus neben den sterblichen Überresten des Botschafters Hans Freiherr von Wangenheim und des Obersten Erich von Leipzig auf der Deutschen Kriegsgräberstätte Tarabya beigesetzt.

Wertung

Es läßt sich nicht beweisen, daß er im September 1914 als Generalstabschef das Kriegsglück zugunsten Deutschlands hätte entscheiden können, wenn man ihn berufen hätte, aber an der dafür notwendigen Härte und Entschlußkraft hätte es ihm sicherlich nicht gefehlt.

Viele Beobachter bescheinigten ihm, wie kaum ein anderer mit Weitsicht, Ausdauer, Überzeugungskraft und Gespür für die orientalische Mentalität über herausragende Führungsqualitäten verfügt zu haben, allerdings hatte der Generalfeldmarschall auch Kritiker, die ihm eine gewisse „Vertürktheit“ (den Interessen der Osmanen übereifrig zugetan) vorwarfen.

Seinen Besitz hatte der untadelige Offizier und Patriot in eine Stiftung eingebracht, die von seinem Nachfolger im Amt des Generalgouverneurs von Belgien, Moritz Freiherr von Bissing, verwaltet wurde. Ziel der Stiftung war es, mittellose heimkehrende Soldaten zu unterstützen. Von Bissing begann mit den Mitteln der Stiftung 1916 den Bau der Siedlung Bissingheim bei Duisburg.

Familie

Wilhelm Leopold Colmar von der Goltz heiratete am 11. Oktober 1867 in Berlin Therese Auguste Wilhelmine Dorguth (1843–1922). Ihre Kinder waren:[3]

  • Katharina von der Goltz, Freiin (1869–?), verheiratet am 9. Dezember 1889 mit Paul Krause
  • Colmar von der Goltz, Freiherr (1870–1943)
  • Gertrud von der Goltz, Freiin (1872–?), verheiratet mit (Vorname unbekannt) Wichert
  • Friedrich Freiherr von der Goltz (1873–1945), verheiratet am 12. Mai 1896 in Frankfurt an der Oder mit Hertha Sophie Olga Katharina von Warburg (1867–1929)
  • Eva von der Goltz, Freiin (1875–?), verheiratet am 26. September 1896 in Frankfurt an der Oder mit Howard Fullerton-Carnegie (Todesrune.png 1900)

Beförderungen

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Ehrungen

  • Ehrendoktor Dr. phil. h. c. (Königsberg 1903)
  • Mitglied des Preußischen Herrenhauses (1908)
  • Chef des Infanterie-Regimentes „von Boyen“ (5. Ostpreußisches) Nr. 41 (1913)
  • Nach ihm wurde das „v. d. Goltz – Querfeldein, Großes Trakehner Jagdrennen“ des preußischen Hauptgestüts Trakehnen benannt, das seinerzeit eines der schwersten Querfeldein-Pferderennen der Welt war

Werke (Auswahl)

  • Leon Gambetta und seine Armeen (1877) (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Das Volk in Waffen, Berlin 1883 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Krieg- und Heerführung (1901) (PDF-Datei)
  • Feldzug 1870–71 – Die Operationen der 2. Armee (PDF-Dateien: Band 1, Band 2)
  • Von Roßbach bis Jena und Auerstedt – Ein Beitrag zur Geschichte des preußischen Heeres (1906) (PDF-Datei)
  • Von Jena bis Pr. Eylau – Des alten preußischen Heeres Schmach und Ehrenrettung (Kriegsgeschichtliche Studie; 1907) (PDF-Datei)
  • Kriegsgeschichte Deutschlands im neunzehnten Jahrhundert (Band 2 als PDF-Datei)
  • Der jungen Türkei Niederlage und die Möglichkeit ihrer Wiedererhebung (1913) (PDF-Datei)
  • Denkwürdigkeiten, (hg. posthum) Berlin 1929, Bearb. u. hrsg. von Friedrich Freiherr von der Goltz

Literatur

  • Zum Gedenken an Colmar Freiherr von der Goltz. Kgl. Preuß. Generalfeldmarschall, Kaiserlich Ottomanischer Marschall, R.v. Decker’s Verlag, 1916
  • Hans von Kiesling: Mit Feldmarschall von der Goltz-Pascha in Mesopotamien und Persien, Leipzig 1922 (Netzbuch und einzelne Seiten als PDF-Dateien speicherbar) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Bernard von Schmiterlöw: Generalfeldmarschall von der Goltz-Pascha. Leben und Briefe, Berlin 1925
  • Friedrich Freiherr von der Goltz, Oberst a. D. / Wolfgang Foerster, Oberstleutnant a. D. (Hrsg.): Generalfeldmarschall Colmar Freiherr von der Goltz – Denkwürdigkeiten, E. S. Mittler u. Sohn, Berlin 1929
  • Hermann Teske: Colmar Freiherr von der Goltz. Ein Kämpfer für den militärischen Fortschritt, Musterschmidt, Göttingen u. a. 1957
  • Major Peter M. Rummier: The Influence of Field Marshal Colmar Von Der Goltz on Ottoman Military Effectiveness in Mesopotamia: December 1915 to April 1916, 2012
  • Carl Alexander Krethlow: Generalfeldmarschall Colmar Freiherr von der Goltz Pascha – Eine Biographie, 2012, ISBN 978-3506773722

Bildergalerie

Verweise

Fußnoten

  1. 1878 zum Major befördert, kehrte er auf Anordnung des Feldmarschalls Graf von Moltke in den Generalstab zurück mit gleichzeitiger Verwendung als Kriegsgeschichtslehrer an der Kriegsakademie. Eine Kommandierung als Beobachter der französischen Manöver bot ihm erneuten Anlaß, vor der damals üblichen Unterschätzung der französischen Armee zu warnen und daraus die Folgerungen für die deutsche Wehrbereitschaft zu ziehen.
  2. Otto Welsch: Marschall von der Goltz und die Türkei, in: „Mitteilungen des Bundes der Asienkämpfer“ 9/4 (1927), S. 37–39
  3. Stammbaum von Wilhelm Leopold Colmar von der Goltz, genannt „Goltz-Pascha“