Die blaue Stunde

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FILM

Die blaue Stunde.jpg
Filmdaten
Originaltitel: Die blaue Stunde
Produktionsland: BRD
Erscheinungsjahr: 1953
Laufzeit: 100 Minuten
Sprache: Deutsch
Filmproduktion: Komet-Filmproduktion GmbH
IMDb: deueng
Stab
Regie: Veit Harlan
Regieassistenz: Elly Rauch
Drehbuch: Veit Harlan
Produktionsleitung: Helmuth Schönnenbeck
Musik: Franz Grothe
Ton: Heinz Martin
Kamera: Werner Krien
Kameraassistenz: Gerhard Krüger
Standfotos: Karl Ewald
Bauten: Walter Haag
Aufnahmeleitung: Woldemar Wasa-Runge,
Jürgen Mohrbutter
Schnitt: Walter Boos
Besetzung
Darsteller Rolle
Kristina Söderbaum Angelika
Hans Nielsen Paul
Kurt Kreuger Dulong
Paulette Andrieux Lou
Harald Juhnke Fred
Renate Feuereisen Mariechen
Jakob Tiedtke Portier
Otto Gebühr Geheimrat Jordan
Charlotte Scheier-Herold
Esther Gramsch
Hans Hermann Schaufuß

Die blaue Stunde ist ein deutscher Spielfilm von 1953. Die Uraufführung fand am 5. März 1953 in Kassel statt.

Weitere Titel

  • Du siehst mich an und erkennst mich nicht; Arbeitstitel
  • Feuerprobe der Liebe; Verleihtitel (AT)

Handlung

Quelle
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Die blaue Stunde ...
Was sie ist? Wo sie liegt? Frauen und Liebende kennen sie; denn sie ist ihr Reich, diese Stunde zwischen Sonne und Mond, die kurze Frist vor der Klarheit zur Entscheidung, die Zeit der verwirrten Gefühle, der kleinen Zärtlichkeiten und der großen Träume. Der Franzose nennt sie „l’heure bleue“ oder „Die Stunde, in der man nicht sieht, ob Katze oder Hund“. Für uns ist sie die Stunde, in der die blaue Blume der Romantik ebenso blüht, wie in der Luft der „blaue Dunst“ schwebt, den wir uns und anderen so gern vormachen, nicht mehr Wahrheit und noch nicht Lüge, aber doch schon belastend in der Halbheit; in der Farbenskala auf dem Wege zum Schwarz, in der Welt der Gefühle schwankend zwischen Gut und Böse, Haß und Liebe, zwischen Wünschen und Erkennungen. In dieser Welt spielt der Film „Die blaue Stunde“. Er erzählt die Geschichte einer Ehe oder vielmehr der Ehe, denn auch sie, zwischen dem Wunder der Liebe und dem Ballast des Alltags hin und her geworfen, gehört in jenes Reich der Zwischenwelt, bis sich die Menschen für das eine oder das andere entschieden haben. Und wie der Film mit einem Spiegel beginnt, in dem die junge Angelika sich und ihren Mann erblickt, einem Spiegel, den sie zerstört, weil er eine Wahrheit sagt, die sie nicht wissen will, so will auch dieser Film ein Spiegel sein, in dem sie alle sich sehen können, die guten und die schlechten Ehepartner, die guten und die schlechten Freunde. Ob sie sich aber auch erkennen und wiederfinden in Angelica und Paul, in Lou und Dulong?

Heiter und ernst sind die Worte des Films; im leichten Spiel steckt der tiefere Sinn, den jene finden sollen, die es angeht. Sie dürfen ihn allerdings nicht im reinen Handlungsablauf suchen, sondern dort, wo sich die Wahrheit meist verbirgt: hinter den Dingen.

Paul, ein deutscher Universitätsprofessor, ist mit Angelika, einer schwedischen Harfenistin, glücklich verheiratet. Zwar sagen die Leute, die Ehe sei unglücklich, weil immer Krach „bei Professors“ ist. Der Professor ist etwas dick geworden und nachlässig, er hat überhaupt eine ganze Menge Fehler, aber sie kommen aus der Nachlässigkeit – nicht aus der Lieblosigkeit. Denn der Professor liebt sein „Harfenengelchen“ über alles, und Angelika liebt ihren Paul, und trotzdem „kabbeln“ sie sich immer wieder. – Und noch etwas: Der Professor schnarcht. Es stört Angelika sehr, aber sie sagt es ihm nicht, denn sie will ihn nicht kränken. Früher war Angelika mit dem Vetter ihres Mannes verlobt. Dulong ist ein eleganter, charmanter Mann und hat alle jene Fehler nicht, die man bei Paul findet. Aber er hat auch nicht seine Herzensgüte. Dies hat Angelika erkannt, als sie ihre Verlobung löste und Paul heiratete. Später hat ouch Dulong geheiratet. Aber er und seine Frau Lou sind nicht glücklich geworden. Jeder geht seine eigenen Wege, und die Leute sagen, wie gut und friedlich diese Ehe sei – im Gegensatz zu der „bei Professors“.

Dann ist da noch Fred, der junge Freund von Angelika und Lou. Er liebt Angelika und schwärmt für Lou, aber beide halten ihn kurz. Er spielt mit ihnen Pingpong und macht jeden Unsinn mit; er ist noch nicht so erwachsen und männlich wie der Professor und Dulong. Aber er ist ein guter Kamerad für alle. Das Modehaus „Chuang & Co.“ hat Paul und Angelika zu einem Gesellschaftsabend eingeladen, und Dulong hat Angelika ein traumhaft schönes Kleid „aus Reklamegründen“ dazu geschenkt. Das paßt Paul gar nicht, und da die Stimmung „bei Professors“ einmal wieder recht gespannt ist, steigert er sich in eine Eifersucht hinein, die unbegründet ist. Aber auch Angelika ist eifersüchtig, als Paul sehr intensiv mit Lou zu plaudern scheint. Dabei hat die kluge Lou sich vorgenommen, dem Professor einmal tüchtig die Wahrheit zu sagen. Nämlich, daß es nicht die Aufgabe des Ehemannes ist, seine Frau ständig zu schulmeistern und sie wie ein liebes, dummes Kind zu behandeln. Soviel männliche Arroganz verträgt keine Frau. Und er soll auch endlich einmal wissen, daß er schnarcht und daß Angelika darunter leidet. Der Professor ist tief betroffen. Er wird und muß eine Lösung finden, denn er wünscht doch nichts sehnlicher, als daß seine kleine Frau glücklich ist.

Er entschließt sich zu einer Operation. Doch da diese nicht ungefährlich ist, soll Angelika erst davon erfahren, wenn alles vorbei ist.

Er verfällt auf die naheliegende, aber nicht sehr glückliche Idee, seiner Frau vorzuschwindeln, daß er verreise. Dulong übernimmt es, an seiner Stelle aus Capri Karten an Angelika zu senden, die Paul vorher noch schreibt. Und da auch Dulong glaubt, daß Paul einmal einen kleinen Urlaub von der Ehe nimmt, sieht er für sich hier eine Chance, Angelika zurückzugewinnen. Neben Pauls Karten schickt er selbst ihr eine anonyme, die Angelika glauben läßt, daß ihr Mann sie betrügt. Da sie weiter noch erfährt, daß auch Lou verreist ist, will sie sich selbst Klarheit verschaffen und fährt nach Capri.

Anstelle von Paul und Lou trifft sie dort Dulong. Völlig verzweifelt, daß ihr Mann sie belogen hat, verwirrt aus einem Gefühl, das zwischen Liebe und Haß, zwischen Schmerz und Rache schwankt, überläßt sie sich ihren Erinnerungen und den Tröstungen des alten Freundes Dulong. Da ist der ewige Zauber der südlichen Insel, da sind die lauen Sommernächte am Meer, da ist die blaue Stunde der Dämmerung, der Vielfalt der Gefühle, der Träume und der Sehnsüchte. Die blaue Stunde bedeutet für Angelika die Entscheidung ihres Lebens.

Angelika, Paul und Dulong treffen sich zu Hause wieder. Ehe Dulong und der Professor sich aussprechen können, zwingt Angelika ihren Mann, über seine Reise nach Capri zu sprechen. Lächelnd lügt dieser das Blaue von Capris azurnem Himmel herunter. Er mag vor Dulong nicht sagen, wo er herkommt und was geschehen ist. Wenn er jetzt lügt, so nur noch für eine kleine Weile, und mit der Wahrheit wird er Angelika versöhnen. Aber noch immer denkt Paul nur an sich. Er versteht Angelikas Aufregung nicht, und er erstarrt, als sie ihm nun alles ins Gesicht schleudert – daß sie alles wisse, daß er sie belogen und daß sie die Konseguenzen daraus gezogen habe. Sie selbst sei in Capri gewesen – mit Dulong.

Als Paul wieder klar denken kann, ist Angelika verschwunden. In der gemeinsamen Angst und Suche nach ihr, in den Vorwürfen der beiden Männer kommt die Wahrheit heraus. Angelikas Herz war stärker als jedes andere Gefühl, sie war aus Capri geflohen, zurück in ihr Heim, denn nur dort ist ihr Platz. Nun haben sie die Lügen ihres Mannes daraus vertrieben.

Ziellos irrt Angelika durch die Straßen, bis Fred sie findet und zu Lou bringt. Dorthin kommen auch Paul und Dulong, und nun klärt sich alles auf, die kleinen und die großen Lügen, die Angst und die Eifersucht. Angelika und Paul machen ihre zweite Hochzeitsreise nach Capri. Sie verzeihen sich dort das Vergangene und versprechen sich alles für die Zukunft, die schwierig und schön sein wird, weil sie sich lieben. Sie werden zwar beide wieder in ihre alten Fehler zurückfallen, und es wird noch oft zu einem „Ehekrach“ kommen. Aber sie wissen, daß es der ewige Kampf um die Liebe ist und um den geliebten Menschen. Denn dort, wo die Liebe zu hoffen und zu fürchten aufhört, erlischt auch ihr Feuer.

Quelle: Illustrierte Film-Bühne, Nr. 1869