Dier, Erhard Amadeus

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Professor Erhard Amadeus Dier war mehr als 40 Jahre lang Mitglied des konservativen Wiener Künstlerhauses. Sein Buchschmuck für viele Werke verschiedener Autoren war gefragt, so z. B. für Fritz Stübers „Die Märchenwiese“ (1954). Sein Werk war vielseitig: Banknotenentwürfe, Kunst am Bau, Tapeten, Kirchenfenster, Zeichentrickfilme usw., aber auch die Komposition von Filmmusik.

Erhard Robert Ernst Prihoda bzw. ab 1918 Erhard Dier (er nahm den Namen seiner Ehefrau Poldy an), genannt Amadeus-Dier (Lebensrune.png 8. Februar 1893 in Wien; Todesrune.png 25. September 1969[1] in Klosterneuburg, Niederösterreich), war ein deutscher Maler, Illustrator, Graphiker, Lithograph und Porzellanmaler. Den Zweiten Weltkrieg erlebte er als gefeierter Künstler in Berlin. Angaben der Nachkriegszeit, in denen er als Widerstandskämpfer gefeiert wird, sind hanebüchen.

Werdegang

„Zwolf Fantasien aus ernsten Tagen“ (1919)
Ex libris et notis Poldy Dier
„Mädchentorso“ (1942)

Ausbildung

Prihoda (Přihoda) besuchte nach dem Untergymnasium zwei Jahre lang die Staatsgewerbeschule, die bis 1903 unter der Leitung von Camillo Sitte stand. Fünf Wochen nahm er Privatunterricht bei Robert Scheffer, bevor er im Oktober 1910 als Schüler in die Allgemeine Malerschule an der Akademie der bildenden Künste in Wien unter der Leitung von Prof. Rudolf Bacher eintrat. Von Oktober 1910 bis Juni 1913 war er ordentlicher Student an der Akademie in Wien, wie seine Jahreszeugnisse vom 10. Juli 1911, 28. Juni 1912 und 28. Juni 1913 belegen. Im Anschluß daran studierte er vier Semester Musik.

Erster Weltkrieg

Über seinen Aufenthaltsort und Einsatz während des Ersten Weltkrieges fehlen jegliche Belege.

Zwischenkriegszeit

Im Frühjahr 1921 erfolgte die Aufnahme als ordentliches Mitglied in die Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens. Bis zum Juni dieses Jahres hatte Dier Aufenthalte in Spanien, Italien, Deutschland und der Schweiz absolviert und war Mitarbeiter der humoristischen Wochenzeitschrift „Die Muskete“ und der Illustrierten „Wiener Mode“, beim Verlag Westermann, bei Velhagen & Klasnig und der Zeitschrift „Belvedere“. Berichterstattungen über ihn gab es u. a. in „Die Dame“ (1925) und „Die Woche“ (1927, 1929).

Am 22. November 1928 wurde Dier Opfer eines Verkehrsunfalls und geriet auf Grund seiner daraus folgender monatelanger vollständiger Arbeitsunfähigkeit in eine finanzielle Notlage. Schmerzensgeld vom beteiligten Autobusunternehmen, ein monatlicher Heilkostenbeitrag sowie ein gewährtes Darlehen vom Zentralverband bildender Künstler Österreichs erleichterten die Situation nur gering. In Folge stellte der Taufpate von Diers Sohn, Arnold Bachwitz, ein von ihm publiziertes Werk des Künstlers in einer Auflage von 2.100 Stück zum Verkauf im Künstlerhaus zur Verfügung mit dem Wunsch, die Erträge „zu Gunsten der Familie Amadeus Dier zu verwenden.“ Es handelte sich hierbei um das Album „Alt-Wien“, das von Dier illustriert wurde.

Schweiz und Berlin

Dier zog sich im Sommer 1931 in die Schweiz zurück, die ihm nach seinem schweren Unfall als Ruheplatz diente, der ihm die gewünschten künstlerischen Resultate ermöglichen sollte. Von Luzern und Locarno, wo er logierte, ausgehend baute sich Dier einen Kundenkreis in der Schweizer Gesellschaft und im Kunsthandel auf und nannte in seiner Korrespondenz u. a. Winterthur als Anhaltspunkt. 1938 unternahm Dier Reisen nach Prag, Spanien und Italien bevor er sich im selben Jahr in Charlottenburg bei Berlin niederließ.

Nationalsozialismus

1937 (mit seinem Werk „Turmbau zu Babel“), 1938 und erneut 1941 nahm er als nationalsozialistischer Künstler an der Großen Deutschen Kunstausstellung in München teil. Der Verein Berliner Künstler stand einer Aufnahme Diers offen gegenüber, und von Seiten des Genossenschaft bildender Künstler Wiens wurde die Doppelmitgliedschaft akzeptiert. Von 1937 bis 1943 arbeitete Dier als Entwerfer für die Porzellanmanufaktur „Rosenthal“ und als Bilddramaturg der Deutschen Zeichenfilm-Gesellschaft.

Nachkriegszeit

1946 wurde ihm in Wien, wo er wieder wohnte, der Professorentitel verliehen. 1948 stellte Dier im Wiener Künstlerhaus aus und im Juni 1949 folgte die Verleihung der Goldenen Medaille des Künstlerhauses für das bei der Frühjahrsausstellung gezeigte Selbstporträt. 1955 erhielt Dier den „Mauthner-Markhof-Preis“ des Institutes zur Förderung der Künste in Österreich. 1963 wurde Dier mit dem „Goldenen Lorbeer“ der Genossenschaft bildender Künstler Wiens ausgezeichnet. Im Alter von fast 70 Jahren nahm Dier noch die Verwirklichung eines Gesamtkunstwerkes in Angriff: einen Marionettenfilm nach dem Grimm-Märchen „Der Fischer und seine Frau“ mit selbst komponierter Musik und Dialogen des Schriftstellers Alexander Lernet-Holenia[2] sowie den Marionettenfilm „Sterntaler“.

„E. A. Dier wurde Ende des 19. Jahrhunderts in Wien geboren, an der hiesigen Akademie der bildenden Künste ausgebildet und war über 40 Jahre lang Mitglied Vereinigung des Wiener Künstlerhauses. Er war ein Traditionalist, dessen Leistungen auf dem Gebiet der Porträtmalerei, des Blumenstilllebens, der Genreszenen und historischer Darstellungen bzw. der Buchillustration, Radierzyklen und Exlibris zu finden sind. Seine stilistischen Vorbilder liegen im 18. und 19. Jahrhundert sowie zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn im Symbolismus und Jugendstil. Im Zeitraum zwischen 1930 und 1945 lebte Dier in der Schweiz und in Deutschland und entfremdete sich zunehmend von seinen Malerkollegen in der Heimat und den dort stattfindenden Entwicklungen. Das Band zur Heimat versuchte er trotz der räumlichen Trennung stets zu stärken, in dem er dem typisch Österreichischem, dem Barock und dem Biedermeier eine Vorrangstellung in seinem Werk einräumte. Er wählt seine Vorbilder sehr selektiv und rezipierte hauptsächlich die Arbeiten jener Kollegen, die ebenso wie er einen geschichts- und heimatsbezogenen Stil schätzten. Trotzdem, oder gerade deshalb, hinterlässt sein Werk einen eher inkonsequenten und oft sogar trivialen Eindruck. Diese Beobachtung ist prinzipiell kein isoliertes Phänomen, sondern reiht Dier in jene Künstlergeneration des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die den Schritt in eine neue Zeit ungern tat. Diers permanente Messung an Anderen und der Drang zu einer allgemeinen Akzeptanz führten dazu, dass seinem Oeuvre individuelle und innovative Züge weitgehend fehlen, und er so auch in Zukunft nur eine Nebenrolle im kunsthistorischen Diskurs besetzen wird.“[3]

Tod

Am 25. September 1969 verstarb Professor Erhard Amadeus Dier in Wien.

Ruhestätte

Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof in Weidling bei Klosterneuburg.

Familie

Erhard kam am 8. Februar 1893 als Sohn des Architekten Robert Prihoda und dessen Frau Berta, geborene Tredl (Todesrune.png 1915), in Wien zur Welt. Seine Geschwister waren Maria Margarete (Lebensrune.png 1886) und Ivo (Lebensrune.png 1887). Vater Robert Prihoda wurde am 12. Juli 1857 als Sohn des Major-Auditors der Gemeinsamen Armee Johann Prihoda und dessen Frau Henriette, geb. Krabetz in Pressburg geboren. Am Beginn seiner Ausbildung dürfte er die Technische Hochschule in Prag besucht haben. Von 1879 bis 1881 war er an der Technischen Hochschule in Wien in der Bauschule bei Ferstel und König inskribiert und legte 1881 seine 2. Staatsprüfung mit Auszeichnung ab. Anschließend studierte er bis 1882/83 an der Akademie der bildenden Künste bei Friedrich von Schmidt. Während seiner beruflichen Tätigkeit war Prihoda in der Baukanzlei von Schmidt vor allem bei der Errichtung des Wiener Rathaus tätig, außerdem arbeitete er auch in den Ateliers von Flattich, Schallhamer, Raschka, Wieser und Lotz. Ungefähr im Jahr 1885 ging er eine Bürogemeinschaft mit Josef Nemecek ein und gründete die Firma „Prihoda und Nemecek, Architekten und Stadtbaumeister in Wien“. Das Büro befand sich in Wien 6, Damböckgasse 6. Prihoda hat während seiner Bürogemeinschaft mit Nemecek zahlreiche Wohnhäuser in Wien sowie auch Hotels und Miethäuser in Karlsbad ausgeführt. Er starb 1903 an Gehirnschlag in Wien und ließ die Familie finanziell sehr angespannt, vermutlich mittellos zurück.[4]

Ehen

1. Ehe

1916 gaben Erhard und Leopoldine „Poldy“ Prihoda, geb. Dier, ihre Vermählung mittels einer selbst gestalteten Anzeige bekannt. Am 30. November 1918 legte Erhard den Familiennamen Prihoda endgültig ab und nahm offiziell den Geburtsnamen seiner Frau an.[5]

Am 1. April 1923 wurden Erhard und Leopoldine Eltern eines Sohnes. Für Wolfgang Maria Dier (1923–1987), der am Ostersonntag (1. April 1923) zur Welt kam, gestaltete sein Vater eine Geburtsanzeige mit österlichem Motiv. Die junge Familie lebte im 12. Wiener Gemeindebezirk, Grünbergstraße 27. Das Atelier befand sich damals in der Fichtnergasse 6 im 13. Bezirk Wiens. Die Ehe wurde später entweder geschieden

2. Ehe

Am 20. März 1943 heiratete Erhard Amadeus Dier die damals 37jährige in Wien geborene Stephanie Kugler.

Fußnoten

  1. Nach vereinzelten Meldungen Todesdatum: 29. September 1969
  2. Der deutsche Schriftsteller Alexander Lernet-Holenia (1897–1976) war während des Zweiten Weltkrieges Chefdramaturg der Heeresfilmstelle in Berlin. 1949 wurde er von Dier porträtiert.
  3. Doris Ebner: Erhard Amadeus Dier (1893–1969), Diplomarbeit, Wien 2008
  4. Robert Prihoda, Architektenlexikon
  5. Manfred Neureiter: Lexikon der Exlibriskünstler, S. 144