Heidenreich, Elke
Elke Heidenreich ( 15. Februar 1943 in Korbach als Elke Helene Rieger) ist eine deutsche Autorin, Kabarettistin, Moderatorin und Journalistin. Sie zählte lange Zeit zu den einflußreichsten Persönlichkeiten des Literaturbetriebs, ihre Empfehlungen hatten im weiblichen Teil des Fernsehpublikums etwa den Rang von Kaufbefehlen. Sie vermied akademisch geschraubte Urteile und verfocht keine modernistischen Stilforderungen, sondern ließ sich von Büchern überwältigen.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Herkunft
Elke Helene Heidenreich, geb. Riegert, wurde am 15. Februar 1943 als Tochter eines Automechanikers und Tankstelleninhabers in Korbach/Waldeck geboren. Sie wuchs in Essen auf.[1]
Ausbildung
Nach der Trennung ihrer Eltern verließ sie 1958 ihr Elternhaus und wurde das Pflegekind einer evangelischen Pfarrfamilie. 1963 legte sie das Abitur in Bonn ab. In München, Hamburg und Berlin studierte sie anschließend Germanistik, Theatergeschichte und Religionswissenschaft, zuletzt auch Publizistik und widmete sich eine Zeitlang einem Dissertationsprojekt zum Thema Barocktheater.
Wirken
Zusammen mit Bernd Schroeder begann Heidenreich 1971, Hörspiele für den Bayerischen Rundfunk (u. a. „Die Geburtstage der Gaby Hambacher“) zu schreiben, arbeitete an „Kindlers Literaturlexikon“ mit, und als freie Mitarbeiterin (Autorin) war sie für Presse, Funk und Fernsehen tätig, u. a. beim Hörfunksender SWF3.
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1976 erfand sie die Kunstfigur „Else Stratmann“. Elke Heidenreich stellte die „schnoddrige Metzgersgattin aus Wanne-Eickel“, die aus Kleinbürgersicht über zeitgenössische Themen schwadroniert, in über 4.000 Beiträgen für das Radio, aber auch auf Kleinkunstbühnen, Sprechplatten und im Fernsehen beim „Aktuellen Sportstudio“ im ZDF und bei den Olympischen Spielen von Los Angeles und Seoul dar.
Elke Heidenreich moderierte zahlreiche Gesprächs- und Hörfunksendungen – verhalf dabei u. a. 1984 Konrad Beikircher zum Durchbruch – und war als Kolumnistin („Also…“ für die Zeitschrift Brigitte) tätig. In den 1990er Jahren profilierte sie sich im literarischen Bereich. Von April 2003 bis Oktober 2008 führte sie durch die ZDF-Sendung Lesen!, in der sie sechs- bis achtmal im Jahr Neuerscheinungen vorstellte und Bücher empfahl.
Des weiteren spielte sie 2003 in dem Kinofilm „Raumpatrouille Orion – Rücksturz ins Kino“ als Nachrichtenoffizier Helma Krap mit.[2] Hin und wieder betätigte sie sich auch als Synchronsprecherin, etwa für Nelly Frijda in der Rolle der „Ma Flodder“ in Flodder – Eine Familie zum Knutschen (1987).
2006 gab Heidenreich im Auftrag der Brigitte eine Edition heraus, die sich in ihrer Zielgruppe insbesondere an Frauen richtet, und folgte damit Beispielen wie der Süddeutsche Zeitungs-Bibliothek oder der Stern-Krimi-Bibliothek. Sie äußerte ihre Abneigung gegen neuere Werke älterer Autoren wie Günter Grass oder Martin Walser, die sie als „ekelhafte Altmännerliteratur“ bezeichnete.[3] Die Reaktion der beiden Autoren fiel ebenso scharf aus.[4]
Ebenfalls in Brigitte veröffentlichte sie im November 2004 einen Artikel mit dem Titel: „Ich muss mir eine anstecken“,[5] in dem sie staatlich verordnete Rauchverbote „hysterische Verbote“ nannte.
Rauswurf beim ZDF
Nachdem Marcel Reich-Ranicki mit seiner Verweigerung der Annahme des Deutschen Fernsehpreises 2008 für sein Lebenswerk öffentlich Kritik an der Veranstaltung und am Fernsehangebot in der BRD geübt hatte, formulierte auch Heidenreich in einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. Oktober 2008 eine scharfe Kritik. Dabei griff sie neben Thomas Gottschalk, dem Moderator des Gala-Abends, auch die Arbeit des Intendanten, des Programmdirektors und des Kulturdirektors des ZDF an. Die Preisverleihung selbst bezeichnete sie dabei als „kulturlos“ und „armselige, grottendumme Veranstaltung“, Reich-Ranickis Reaktion und die Ablehnung des Preises dagegen als „Lichtblick“.[6]
Trotz erheblicher Gegenkritik aus der Senderführung,[7] legte sie in einem zweiten Artikel vom 19. Oktober 2008 noch einmal nach.[8] Infolgedessen beendete das ZDF am 23. Oktober 2008 die Zusammenarbeit mit Elke Heidenreich mit sofortiger Wirkung. Die beiden für jenes Jahr noch geplanten Ausgaben ihrer Sendung „Lesen!“ würden nicht mehr produziert, teilte der Sender mit.
Programmdirektor Thomas Bellut sagte: „[…] Frau Heidenreich [hat] […] das ZDF sowie einzelne seiner Mitarbeiter persönlich in nicht mehr hinzunehmender Weise öffentlich herabgesetzt“.[9] Ausgerechnet Marcel Reich-Ranicki, in dessen Horn Elke Heidenreich gestoßen hatte, klatschte Beifall: „Es war naheliegend“, sagt er über den Rauswurf der „Lesen!“-Moderatorin. „Sie hat gesagt: ›Ich schäme mich, dass ich für diesen Sender arbeite‹. Aber dann muss man ihr sagen: ›Adieu, Sie brauchen sich nicht mehr zu schämen.‹“[10]
Heidenreich schloß mit der Aufforderung an das ZDF: „Von mir aus schmeißt mich jetzt raus.“ Dieser Aufforderung kam der Sender schließlich nach.[11] Außerdem wollte sie angeblich die Laudatio auf Reich-Ranicki halten.ref>Ausgelesen: ZDF trennt sich von Elke Heidenreich, Der Spiegel, 23. Oktober 2008</ref>
2009 begann Elke Heidenreich in der Verlagsgruppe Random House einen eigenen, auf Musik spezialisierten Verlag.[12]
Zwist mit Denis Scheck
Heidenreich nannte den prätentiösen Denis Scheck, der für die ARD (unter Verwendung einer Mülltonne) periodisch die Spiegel-Bestsellerliste bewertet, ein „Rolltreppendickerchen“.[13] Sie soll glauben, daß er sie als „Alte Schachtel“ bezeichnete, sie sei aber nicht gemeint gewesen. Für Scheck ist Heidenreich keine Kollegin, weil er sie nicht als Literaturkritikerin sieht. Für sie sei Literatur ein Mittel gegen seelische Blessuren, dazu sei Literatur aber nicht da, belehrte Scheck das Fernsehpublikum.[14]
„Jungsbuch“
Als Heidenreich in ihrer Sendung „Lesen!“ den Roman „Moby Dick“ vorstellte, gestand sie widerwillig ein, daß dieser ein Jungsbuch sei.
Heidenreich im Weltnetz
Elke Heidenreich wechselte 2008 vom ZDF ins Weltnetz. Ihre Sendung „Lesen!“ wird einmal im Monat auf der Seite „litcolony.de“ präsentiert. Dahinter verbergen sich die Macher des Kölner Literaturfestes „Litcologne“. Das ZDF hatte sich von der Moderatorin getrennt, weil sie erklärt hatte, sie schäme sich, dort zu arbeiten. Die Äußerungen seien etwas zu kraß gewesen, räumte Elke Heidenreich ein. Sie bedauere aber nichts und sei sicher, daß sie im Weltnetz bald mehr Zuschauer habe als im Fernsehen.[15]
Familie
1965 heiratete sie Gert Heidenreich, trennte sich später von ihm und heiratete 1972 Bernd Schroeder, von dem sie seit 1995 ebenfalls getrennt lebt. Sowohl mit Gert Heidenreich als auch mit Bernd Schroeder arbeitet die kinderlose Elke Heidenreich bis heute zusammen. Sie lebt in Köln und in der Eifel.
Sonstiges
Heidenreich ist Unterstützerin der deutschfeindlichen Initiative „Arsch huh, Zäng ussenander“.
Auszeichnungen
- 1980: Goldene Kamera
- 1982: Wilhelmine-Lübke-Preis
- 1984: Goldene Europa
- 1985: Adolf-Grimme-Preis
- 1996: Kalbacher Klapperschlange für Nero Corleone
- 1996: Medienpreis für Sprachkultur
- 1997: Vlag en Wimpels
- 1997: Prix de la lecture à deux voix
- 1998: Mildred L. Batchelder Award für Nero Corleone. A Cat’s Story
- 2002: Offenbacher Literaturpreis
- 2003: Journalistenpreis des Deutschen Mittelstands
- 2003: Großer Kulturpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland
- 2003: Bambi für die Sendung „Lesen!“
- 2006: Adolf-Grimme-Preis Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes
- 2008: Hans Bausch Mediapreis
Werke
- Veröffentlichungen
- Darf’s ein bißchen mehr sein?, 1984
- Geschnitten oder am Stück?, 1985
- Kein schöner Land – ein Deutschlandlied in sechs Sätzen, 1985
- Mit oder ohne Knochen?, 1986
- Unternehmen Arche Noah, 1986
- „Also …“ – Kolumnen aus der Brigitte, 1988
- Kolonien der Liebe, 1992
- Nero Corleone, 1995
- Am Südpol, denkt man, ist es heiß, 1998
- Sonst noch was (Illustrationen von Bernd Pfarr), 1999
- „Der Ohrenzeuge“ von Elias Canetti (zusammen mit Konrad Beikircher), 2001
- Der Welt den Rücken (Kurzgeschichten), 2002
- Rudernde Hunde (Kurzgeschichten, gemeinsam mit Bernd Schroeder), 2002
- Schlafes Mörder – über Shakespeares Macbeth (zusammen mit Tom Krausz), 2002
- Nurejews Hund – Was Sehnsucht vermag, 2002
- Erika – oder der verborgene Sinn des Lebens, 2002
- Mit unseren Augen – Reisegeschichten (zusammen mit Tom Krausz), 2007
- Die Liebe, 2008
- Eine Reise durch Verdis Italien, 2008
- Hörspiele und Drehbücher
- Die Geburtstage der Gaby Hambacher (zusammen mit Bernd Schroeder, 1971)
- Nestwärme (1972)
- Sonntagsgeschichten mit Anna (1974)
- Die Herausforderung (1975)
- Gefundenes Fressen (zusammen mit Bernd Schroeder, 1976)
- Verführungen (1979)
- Freundinnen (1980)
- Tour de Ruhr (1981)
- Unter deutschen Dächern (1983)
- Glückspilze (1984)
- Kein schöner Land (1984)
- Dreifacher Rittberger (1987)
- Nero Corleone (1995)
- Nurejews Hund (2005) – Hörspiel, ausgezeichnet mit dem Hörkules 2006
- Vorworte zu Werken anderer (Auswahl)
- Silone, Ignazio: Severina (1994)
- Ohlbaum, Isolde: Autoren Autoren. Ein Bilderbuch (2000)
- Parker, Dorothy: New Yorker Geschichten (2003)
- Stefan Bollmann: Frauen, die lesen, sind gefährlich (2005)
- Stefan Bollmann: Frauen, die schreiben, leben gefährlich (2006)
- Bernd Pfarr: Die Herren der Schöpfung (2006)
Filme
- Raumpatrouille Orion – Rücksturz ins Kino, Spielfilm 2003
- Elke Heidenreich: Ganz so leicht muss es auch nicht sein. Dokumentation, Deutschland, 58 Min., 2004, ein Film von Claudia Müller, Produktion: SWR, Inhaltsangabe von 3sat
Verweise
- litcolony.de – Heidenreich im Weltnetz – „Lesen!“ geht weiter!
- Die Sendung Lesen beim ZDF
- Bibliographie aller Titel bei Rowohlt
- Elke Heidenreich-Biographie bei „Who’s who“
- Schwanstein – „Raumpatrouille Orion – Rücksturz ins Kino“