Busch, Ernst (1900)
Friedrich Wilhelm Ernst Busch ( 22. Januar 1900 in Kiel; 8. Juni 1980 in Bernburg) war ein deutscher Sänger, Schauspieler und Regisseur. In Deutschland wurde das Schlagwort „Ami – go home!“ in der Anfangsphase des Kalten Krieges durch ein gleichnamiges Lied von Ernst Busch (zu der Melodie von Tramp! Tramp! Tramp!, arrangiert von Hanns Eisler) bekannt;[1] er fand sich auch auf frühen Propagandaplakaten der DDR wieder.[2]
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Ernst Busch wurde 1900 als Sohn des Maurers Friedrich Busch und dessen Ehefrau Emma in Kiel geboren. Nach dem Besuch der Knaben-Volksschule in Kiel absolvierte er ab 1915 eine Ausbildung zum Maschinenschlosser auf der Krupp’schen Germania-Werft seiner Heimatstadt, wo er anschließend bis zu seiner Arbeitslosigkeit im Jahre 1921 als Werftarbeiter tätig war. 1917 trat er der Sozialistischen Arbeiterjugend bei. 1918 nahm er an der Kieler Matrosenrevolte teil und schloß sich der SPD an. 1919 wurde er Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). Später wurde er zum bekanntesten Agitprop-Sänger der KPD. Ab 1919 nahm Ernst Busch Schauspiel- und Gesangsunterricht.
Wirken
Ein erstes Engagement fand Ernst Busch 1921 am Stadttheater Kiel, wo er auch als Funktionär der Bühnengenossenschaft tätig wurde. Zusammen mit Gustaf Gründgens, Hans Söhnker und Bernhard Minetti wirkte er in Opern sowie klassischen und zeitgenössischen Stücken mit und konnte sich zum Charakterdarsteller entwickeln. Zwischen 1924 und 1927 folgten Engagements am Stadttheater Frankfurt/Oder und an der Pommerschen Landesbühne. 1927 zog er nach Berlin, wo er an der Piscator-Bühne engagiert war und ab 1929 in der Künstlerkolonie wohnte.
Ernst Busch war an der Uraufführung von Brechts „Dreigroschenoper“ beteiligt. Man nannte ihn, in Anlehnung an den Opernsänger Richard Tauber, den „KP-Barrikaden-Tauber“. 1933 ging er in die Sowjetunion und wurde dort Propagandist bei Radio Moskau. Von 1937 bis 1939 kämpfte er als Rotbrigadist für den Anschluß Spaniens ans Sowjetreich. 1943 wurde er von der französischen Regierung an Deutschland ausgeliefert. Hier erhielt er sieben Jahre Haft. Gustaf Gründgens hatte sich für ihn eingesetzt. Schwer verletzt überstand Ernst Busch einen Terrorangriff alliierter Bomber. Er wurde in einem Berliner Militärhospital gesundgepflegt.
Nach 1945 wirkte er als SED-Propagandist, u. a. am Deutschen Theater. Er war am Aufbau des Schallplattenverlages „Lied der Zeit“ beteiligt, wurde mit dem Karl-Marx-Orden, dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold und mit mehreren sowjetischen Auszeichnungen bedacht (darunter die Lenin-Medaille).
Ehrungen
- Vaterländischer Verdienstorden in Silber, 1960[3] in Gold, 1965[4]
- Nationalpreis der DDR, 1956, 1966 und 1979 (I. Klasse für Kunst und Literatur)
- Karl-Marx-Orden, 1970[5]
- Internationaler Lenin-Friedenspreis, 1972
- Sowjetischer Orden der Völkerfreundschaft, 1975
- Kunstpreis des FDGB, 1977
- Gedenktafel in der Künstlerkolonie Berlin
- 1981 wurde die renommierte Schauspielschule in Ost-Berlin zu seinen Ehren in Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ umbenannt.
- Zum 100. Geburtstag wurde sein Grab in der Abt. 36-28/29 auf dem Friedhof Berlin-Pankow III zum Ehrengrab des Senats von Berlin. Vor dem Eingang dieses Friedhofs in der Leonhardt-Frank-Straße, unweit seiner letzten Wohnung, wurde eine Stele mit einem von dem Schauspieler Eberhard Esche gestifteten Relief Ernst Buschs enthüllt.
- Im August 1992 wurde das Ernst-Busch-Haus in Berlin-Pankow als Gedenkstätte geschlossen und sein Inventar in Müllcontainern entsorgt. Das Grundstück wurde an die Alteigentümer zurückgegeben.
Nach Ernst Busch sind Straßen in Berlin-Pankow (seit 29. April 1985) und im westsächsischen Werdau sowie ein Platz in seiner Heimatstadt Kiel (seit 2. September 2011)[6] benannt. Auch eine Sprachheilschule in Chemnitz und mehrere Chöre, z. B. der Ernst-Busch-Chor Berlin, tragen seinen Namen.
Werke
Filmographie
- Kinderrepublik Seekamp, Propagandafilm für die SPD, 1927
- Katharina Knie – die Tochter des Seiltänzers, 1929
- Die Dreigroschenoper, 1931. Busch singt Zweites Dreigroschenfinale, Ballade von Mackie Messer, Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens.
- Gassenhauer, 1931. Es singen die Comedian Harmonists, Busch hat eine kurze Soloeinlage.
- Das Lied vom Leben, 1931. Busch singt Kessel-Song, Über das Seefahren, Anrede an ein neugeborenes Kind, Baby, wo ist mein Baby?, mit den Comedian Harmonists.
- Kameradschaft, 1931.
- Die Koffer des Herrn O.F., 1931. Busch singt Meine Damen, meine Herren, Hausse-Song.
- Niemandsland, 1931. Busch singt Für das bißchen täglich Brot, Im Wald, wo’s Echo schallt, Kriegs-Song. Das Schlußlied Arbeiter, Bauern, nehmt die Gewehre zur Hand wurde von der Zensur verboten.
- Razzia in St. Pauli, 1932. Busch singt das Lied vom Heer der Hafenarbeiter.
- Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt?, 1932. Busch singt Solidaritätslied, Lied für Sportkämpfer.
- Strafsache van Geldern, 1932
- Die Zwei vom Südexpreß, 1932
- Eine von uns, 1932. Busch singt Nur auf die Minute kommt es immer an, Der erste Schritt vom rechten Weg.
- Das Meer ruft, 1933. Busch singt Der brave Peter – als wir von Carravals kamen.
- Dood Water, 1934. Coppa Istituto Luce per la miglior fotografia, Biennale Venedig. Busch singt den Prolog zum Film.
- Kämpfer, 1936. Busch singt Die Moorsoldaten.
- Das Lied der Ströme, 1954. Busch und Paul Robeson singen Lied der Ströme/Song of the Rivers.
- Fünf Patronenhülsen, 1960. (Busch singt Die Jarama-Front)
- Mutter Courage und ihre Kinder, 1961. Busch und Helene Weigel singen Bettellied der großen Geister, Mutter Courages Lied.
- Die Ermittlung – Oratorium in 11 Gesängen, 1966 (Fernsehfilm)
- Ich war neunzehn, 1968. Busch singt Am Rio Jarama.
- Goya – oder der arge Weg der Erkenntnis, 1971.
- L’età della pace (dt. Zeit des Friedens), 1974. Ernst Busch singt Bandiera Rossa.
Dokumentarfilme:
- 1967: Vorwärts die Zeit! Skizzen und Lieder mit Ernst Busch. Regie: Karl Gass, (35 Min.)
- 1970: Ernst Busch – Arbeitersänger (60 Min.)
- 1979: Vergeßt es nie, wie es begann. Ernst Busch 1927–1948. Unversöhnliche Erinnerungen. Klaus Volkenborn/Karl Siebig/Johann Feindt (92 Min.)
- 1982: Busch singt – Sechs Filme über die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. DEFA, Gruppe 67. Regie: Konrad Wolf (320 Min.)
- 2000: Ich bin Ernst Busch. Regie: Sebastian Eschenbach und Peter Voigt, Sprecher: Klaus Löwitsch, (60 Min.)
Unvollendete Filmprojekte:
- Rotes Deutsches Wolgaland, 1936/37. Die Filmaufnahmen in Gorki wurden nach der Verhaftung von Carola Neher durch den Geheimdienst abgebrochen. Erwin Piscator, der sich kurzfristig in Paris aufhielt, wurde durch Arthur Pieck telegraphisch gewarnt, in die Sowjetunion zurückzukehren. Durch Vermittlung von Wilhelm Pieck begab sich Ernst Busch zu den Internationalen Brigaden nach Spanien.
- Gespenster, 1956. Die Realisierung scheiterte an zu hohen Tantiemenforderungen der Ibsen-Erben, da konvertierbare DM-Währung und nicht DDR-Währung gefordert wurde.
Lieder
- Partisanen vom Amur – deutsche Nachdichtung zusammen mit KuBa, Ernst Busch-Solidaritätslied (1931)
- Einheitsfrontlied
- Der heimliche Aufmarsch
Diskographie (Auswahl)
- Chronik in Liedern, Kantaten und Balladen
- Streit und Kampf
- Roter Oktober
- Die goldenen Zwanziger
- Echo von links
- Hoppla, wir leben
- Es brennt
- Spanien 1936–1939
- An die Nachgeborenen
- Ist das von gestern
- Zu guter Letzt
- Lied der Zeit – Originalaufnahmen 1946–1953
- Wie könnten wir je vergessen
- Fort mit den Trümmern
- Fragen eines lesenden Arbeiters
- Du mußt die Führung übernehmen
- Eure Träume gehen durch mein Lied
- Originalaufnahmen aus den 1930er Jahren
- Der rote Orpheus
- Der Barrikaden-Tauber
- Ernst Busch singt und spricht
- Brecht: Songs, Lieder, Gedichte
- Tucholsky/Eisler: Merkt ihr nischt!
- Seemannslieder: Eines alten Seebären Schwanensang
- Texte von Villon, Lenz und Goethe: Ernst Busch – verehrt und angespien – Busch
- Lieder der Arbeiterklasse & Lieder des spanischen Bürgerkriegs
- Tucholsky, Eisler, Wedekind
- Ernst Busch singt und spricht Erich Kästner
- Ernst Busch, 1960 live in Berlin, edel 0014692 BCB. Feier zu seinem 60. Geburtstag in der Akademie der Künste, Berlin, begleitet von Hanns Eisler und Grigori Schneerson am Klavier.
- Legenden, Lieder und Balladen 1914-1934 gesungen von Ernst Busch, Text: Bertolt Brecht (erschienen 1965)
Hörspiele
- 1929: Friedrich Wolf: SOS … rao rao … Foyn – „Krassin“ rettet „Italia“ (Fjodor) – Regie: Alfred Braun (Hörspiel – RRG)
- 1932: Hermann Kasack: Der Ruf (Martin) – Regie: Edlef Köppen (Hörspiel - RRG)
- 1932: Bertolt Brecht: Die heilige Johanna der Schlachthöfe (Vorarbeiter Smith) – Regie: Alfred Braun (Hörspiel - Funk-Stunde Berlin)
- 1939: Enst Ottwalt: Kalifornische Ballade (Flämischer Rundfunk)
- 1947: John Boynton Priestley: Die fremde Stadt (Gesang) – Bearbeitung und Regie: Hedda Zinner (Berliner Rundfunk)
Fußnoten
- Geboren 1900
- Gestorben 1980
- Deutscher Schauspieler
- Deutscher Sänger
- Deutscher Regisseur
- KPD-Mitglied
- SED-Mitglied
- Interbrigadist
- Person im Spanischen Bürgerkrieg
- Träger des Vaterländischen Verdienstordens in Gold
- Träger des Karl-Marx-Ordens
- Träger des Nationalpreises der DDR I. Klasse für Kunst und Literatur
- Mitglied der Akademie der Künste (DDR)