Lüderitz, Adolf

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Adolf Lüderitz, Lichtbild aus dem Jahre 1884

Franz Adolf Eduard Lüderitz (Lebensrune.png 16. Juli 1834 in Bremen; Todesrune.png zwischen 22. und 24. Oktober 1886 im Oranje-Fluß in Südwestafrika) war ein deutscher Tabakgroßhändler, Afrikaforscher und erster deutscher Landbesitzer im späteren Deutsch-Südwestafrika, heute Namibia, und somit der Gründungsvater des Schutzgebietes.

Werdegang

Denkmal für Adolf Lüderitz auf der Haifischinsel

Nach der Schulausbildung absolvierte er die Prima der Handelsschule in Bremen und begann 1851 eine Lehre im väterlichen Geschäft. Im April 1854, nach dem Lehrabschluß, ging er in die Vereinigten Staaten, um sich in den Südstaaten mit dem Tabakanbau vertraut zu machen. Anschließend ging er via Veracruz nach Colima an die Westküste Mexikos, wurde Kommis bei dem deutschen Kaufmannsunternehmen „Rücker, Motz & Co.“. Er pachtete später eine „Roncho“, wo er Pferde-, Maultier- und Viehzucht betrieb, wurde jedoch während des im Dezember 1857 beginnenden Bürgerkrieges ausgeplündert und mußte das Land verlassen.

Völlig mittellos kehrte er via Panama und Neuyork am 6. August 1859 nach Bremen in die Firma seines Vaters zurück. Sein Vater, ein aus Hannover stammender Bremer Tabakhändler, war Eigentümer der renommierten Rohtabakhandlung F. A. E. Lüderitz. Die Ehe mit einer reichen Bremerin machte Adolf finanziell unabhängig. Nach dem Tod seines Vaters 1878 übernahm er die Leitung der Firma, erwarb ein Landgut und führte ein Leben halb als Tabakhändler und halb als Gutsherr.

Schließlich wandte er sich überseeischen Unternehmungen zu und konnte bereits im Frühjahr 1882 den Hauptanteil einer Handelsniederlassung in Lagos (Goldküste) erwerben. Im Mai 1883 schloß sein Bevollmächtigter Heinrich Vogelsang mit dem Namakapitän Joseph Frederiks in Bethanien einen Vertrag, durch den die Bucht von Angra Pequeña (Lüderitz-Bucht mit dem heutigen Lüderitz) mit Umgebung an Lüderitz abgetreten wurde; im August 1883 folgte ein weiterer Vertrag, durch den er die Küste von der Mündung des Oranjeflusses bis 26° südl. Br. und 20 Meilen landeinwärts erhielt. Nachdem Lüderitz wiederholt vergeblich bei der Reichsregierung um den Schutz seiner Erwerbungen nachgesucht hatte, bedeutete die Erklärung des Reichsschutzes vom 24. April 1884 den definitiven Schritt zu einer deutschen Kolonialpolitik.

Schutzgebiet

Grabplatten deutscher Soldaten (auf der Innenseite der Schutzmauer) am Adolf-Lüderitz-Denkmal in der Lüderitzbucht in Deutsch-Südwestafrika

Die Schutztruppe geht auf Lüderitz’ Bemühen zurück, Schutz durch das Deutsche Kaiserreich für seine Länder zu bekommen. Die deutsche Admiralität der Kaiserlichen Marine entsandte die Kriegsschiffe SMS „Elisabeth“ und SMS „Leipzig“. Landungstruppen hißten unter Beteiligung von Vertretern der Firma Lüderitz und des Nama-Kaptein Josef Frederiks mit seinen Ratsleuten am 7. August 1884 die deutsche Flagge und stellten das Gebiet unter deutschen Schutz. Erster Reichskommissar wurde Gustav Nachtigal, Deutsch-Südwestafrika war von 1884 bis 1915 eine deutsche Kolonie.

Wirken

Zu seinem Wirken heißt es:

Als Deutschland Kolonien erwarb, stand er zugleich vor einer Notwendigkeit und einer Gefahr: dem Zwange, herrenlosen Besitz in Übersee zu ergreifen, konnte es schwerlich entgehen, wenn es in einem Zeitalter, das der Weltwirtschaft frönte, sich gleichberechtigt behaupten wollte; doch mit dem Eintritt in diesen Wirtschaftskampf förderte es zugleich den Kapitalismus, der die Frage der Kolonien nicht vom Standpunkt der staatlichen Macht, sondern allein nach der finanziellen Brauchbarkeit beurteilt. In der Geschichte Deutsch-Südwests zeigt sich der Zwiespalt zwischen dem kapitalistischen Nutzen und dem Hoheitsgedanken des Staates besonders klar. Der Bremer Großkaufmann Lüderitz hatte die besten Plätze der südwestafrikanischen Küste erworben. Dann hatte das Reich Küste und Hinterland unter staatlichen Schutz gestellt: der Staat hatte somit dem Kaufmann gedient. Lüderitz selber war ein kühner, wagender Mann, mit dem weiten Blick des Hanseaten begabt, ein Mensch der Hingabe bis zum Forschertod in den Brandenburgswellen bei der Oranjemündung. Die Kolonie, zu deren Erwerb er den Anlaß gab, gedieh erst dann, als der Einfluß der kapitalistischen Siedlungsgesellschaften, die durch Bodenspekulationen den Aufstieg hemmten, gebrochen und dem Staat die Oberhoheit gesichert war.[1]

Siedlungskolonie

Hauptsächlich am Widerstand Englands scheiterte Lüderitz’ weitergehender Plan, seinen südwestafrikanischen Besitz quer durch Südafrika bis zur Santa-Lucia-Bai an der Ostküste zu einer großen transkontinentalen südafrikanischen Siedlungskolonie – zur Aufnahme des deutschen Auswandererstromes – auszudehnen. In der Folgezeit schickte Lüderitz mehrere Expeditionen aus, die einerseits weitere Kaufverträge mit Häuptlingen abschließen und zum anderen nach nutzbaren Rohstofflagerstätten forschen sollten. Insgesamt erwarb er ein Gebiet von 580.000 km² mit etwa 200.000 Einwohnern. Da seine Unternehmungen inzwischen sein kleines Betriebskapital und sein Privatvermögen aufgezehrt hatten und sich seine Erwartungen rascher Gold- und Diamantenfunde nicht erfüllten, stand er bald vor dem finanziellen Ruin. Schließlich mußte er am 3. April 1885 sein „Lüderitzland“ für 300.000 Mark in bar und 200.000 Mark in Anteilscheinen an die neu gegründete Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika verkaufen.

Tod

Mit finanzieller Unterstützung der Kolonialgesellschaft stellte Lüderitz 1886 eine neue Expedition zusammen, die die Möglichkeiten einer neuen Ansiedlung an der Mündung des Oranje-Flusses erkunden sollte. Er nahm selbst an den Erkundungsfahrten ins südliche Namaland teil. Am 13. Juni 1886 landete Lüderitz in Angra Pequeña, begleitet vom Bergbauingenieur Dr. Heinrich Theodor Iselin (1847–1929) aus Basel, dem schottischen Bergmann Hodgkins und dem Bootsmann Steingröver. Man suchte hauptsächlich nach Mineralien wie Kupfer und Salz, doch Lüderitz wollte auch die Bewässerungsmöglichkeiten am Ufer des Flusses erkunden. Die Expedition erreichte die Nasab-Drift am Oranjefluß und befuhr dann wochenlang den mächtigen Strom in zwei mitgebrachten zerlegbaren Booten. Sie untersuchten dessen Ufer und riskierten oft ihr Leben in den Stromschnellen und Felsen des wilden Flußlaufes.

Am 20. Oktober (nach anderen Quellen schon am 20. September) 1886 bestieg Lüderitz zusammen mit seinem Gefährten, Matrose und Steuermann Joseph Steingröver aus Bremen, ein Faltboot aus Segelleinwand, mit dem er die Küste vor der Oranje-Mündung untersuchen wollte.

„Der im Mai nach Südwest zurückgekehrte Lüderitz trat im August eine Ochsenwagenreise an, die über Aus und Bethanien nach Nabasdrift am Oranje führte. Der Zweck dieser Expedition war die Erforschung des genannten Flusses und seiner Ufergegenden. Begleitet wurde der kühne Unternehmer von dem aus Basel stammenden Bergingenieur Iselin, welcher für die Erkundung von Bergbaumöglichkeiten bestimmt war und zu seiner Unterstützung den Bergmann Hoskins mitnahm. Der Bremer Schiffssteuermann Steingröver sollte mit seiner Erfahrung zur See helfen, den Oranjefluß auf seine Schiffbarkeit hin zu untersuchen. Ausgerüstet war die Expedition mit einem auseinandernehmbaren Segeltuchboot, denn als Nebenzweck reizte den Forschungsgeist des Hanseaten eine Besichtigung der vor der Südwester Küste liegenden britischen Inseln. Als fünfter dieser Expedition wurde der Bremer Kaufmann Otto Grote genannt, der an einer geeigneten Stelle am nördlichen Flußufer eine Handelsniederlassung errichten sollte. Von Nabasdrift fuhren die vier Männer flußabwärts weiter, und nach Überwindung von 52 Stromschnellen erreichten sie am 17. Oktober Ariesdrift. Hier haben sie aus irgendeinem Anlaß verweilt bis zum 19. Oktober. Von diesem Tage ist der letzte Brief Lüderitz’ datiert, in welchem er von seinen Erlebnissen und Beobachtungen auf dem bisherigen Teil seiner Reise berichtete und auch erwähnte, daß hier kein eingeborener Bote erreichbar sei, der einen Auftrag nach Aus bringen könne, daß die dort wartenden Ochsenwagen nach hier zurückkämen. Mit Sonnenaufgang des nächsten Tages, also am 20. Oktober, sind dann Lüderitz und Steingröver alleine weitergefahren und am 21. an der Farm Körte Doorn gelandet, auf der sie vom Besitzer Raynier Coetzee gastlich aufgenommen und in abendlicher Unterhaltung von diesem auf das dringendste gewarnt wurden, eine sehr gefahrvolle Fahrt in einem kleinen Segeltuchboot auf die See hinaus zu unternehmen. Coetzee hat später ausgesagt, daß er als Kenner der dortigen Küstengefahren alles versucht habe, die beiden Seefahrer von ihrem waghalsigen Plan abzuhalten, aber Lüderitz habe angegeben, schon die Unmöglichkeit, von hier aus seinen Ochsenwagen zu erreichen, um auf diesem über Land nach Angra Pequena zurückzufahren, zwinge ihn, die Bootsfahrt an der Küste entlang zu unternehmen. Der Seemann Steingröver habe dazu gemeint, seine lange Erfahrung zur See sage ihm, daß keine Gefahr vorläge. Bei dem schönsten Wetter sind beide weitergerudert und haben am 22. Oktober die Mündung des Oranjeflusses erreicht, an der sie mehrere Fischer bei der Arbeit antrafen. Bei der Ausfahrt in die offene See setzte schwerer Sturm ein, und so wird denn vermutet, daß die kühnen Seefahrer in ihrem nur 80 Pfund wiegenden Segeltuchboot diesem Unwetter zum Opfer fielen. Gründliche, lang andauernde Nachforschungen seitens seiner Freunde waren erfolglos geblieben. Seit diesem Tage ist der unternehmungsfrohe, tatkräftige Hanseate Adolf Eduard Lüderitz verschollen.“[2]

Am Abend des – je nach Quelle – 22. oder 23. Oktober 1886 gingen sie an Land, dabei stießen sie auf sechs Hottentotten, darunter Jan Toontjes (Hirte für Karl Brandt), gegen den später ermittelt wurde und der am 12. März 1887 eine vereidigte Aussage machte. Die beiden „reichen Europäer“ sollen die Hottentotten angeheuert haben, Vorräte auszuladen, alles nach Alexanderbai (etwa fünf Kilometer südlich der Mündung des Oranje-Flusses ) zu tragen und ein Lager zu errichten. Am nächsten Morgen sollen Lüderitz und Steingröver gefrühstückt haben, ließen sich von den Hottentotten ins Wasser schieben, die See war laut Toontjes ruhig. Die Deutschen ruderten, dann, nach einer halben Meile, zogen sie die Ruder ein und segelten. Ihr Ziel: Rückkehr nach Angra Pequena. Nachmittag soll eine frische Brise aufgekommen sein. Dies läßt manche vermuten, daß das Boot kenterte und die beiden ertranken, andere gehen aber davon aus, daß die Hottentotten die beiden ausraubten und ermordeten. Lüderitz, der am 19. Oktober 1886 seinen letzten Brief an seine Frau „Herzens Emmy“ schrieb und per Bote nach Kapstadt bringen ließ, und Steingröver wurden nie wieder gesehen.

Familie

Adolf Lüderitz war ein Sohn des wohlhabenden Bremer Tabakhändlers Franz Adolf Eduard (F. A. E.) Lüderitz (Lebensrune.png 28. März 1801 in Celle; Todesrune.png 1. März 1878 in Bremen) und dessen Gemahlin Henriette Wilhelmine, geb. Schüssler aus Oldenburg, die Eltern waren Lutheraner. Sohn Franz Adolf wurde am 3. September 1834 getauft.

1866 heiratete er die vermögende Bremerin Emilie „Emmy“ Elise von Lingen, mit ihr hatte er drei gemeinsame Kinder: Franz Adolf Eduard (Lebensrune.png 18. Januar 1868), George (Lebensrune.png 2. Februar 1869) und Carl August (Lebensrune.png 18. Mai 1874).

Sein jüngerer Bruder war August Georg Heinrich Lüderitz (1838–1922), der den Reichskommissar Heinrich Göring bei den Vertragsverhandlungen mit Kaptein Maharero (1820–1890) unterstützte. Im nach den Gebrüdern Lüderitz benannten „Lüderitzland“ und der „Lüderitzbucht“ standen Denksteine der Schaffens- und Tatkraft deutscher Pioniere, Adolf und August Lüderitz, in Afrika.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • Zur Erinnerung an den Begründer deutscher Ansprüche in Südwestafrika verlieh die Kolonialgesellschaft der Bucht von Angra Pequena („Kleine Bucht“) den Namen Lüderitzbucht.
  • Die Stadt an der Lüderitzbucht wurde Lüderitz genannt.
  • Anfangs wurden sämtliche von Lüderitz erworbenen Gebiete an der Südwestküste Afrikas unter der Bezeichnung Lüderitzland zusammengefaßt.[3]
  • Die deutsche Reichspost brachte 1934 eine Briefmarkenserie zu Ehren mehrerer Personen der deutschen Kolonialgeschichte heraus. Darunter befand sich auch Adolf Lüderitz.
  • Die deutsche Kriegsmarine benannte ein 1939 vom Stapel gelaufenes Schnellbootbegleitschiff, die „Adolf Lüderitz“, nach ihm.

Literatur

Fußnoten

  1. Karl Richard Ganzer: Das deutsche Führergesicht. 200 Bildnisse deutscher Kämpfer und Wegsucher aus zwei Jahrtausenden, Lehmanns-Verlag, München 1937
  2. H. E. Lenssen: Chronik von Deutsch-Südwestafrika 1893–1915, Sagittarius-Verlag, Pretoria, Südafrika 1953
  3. Rochus Schmidt: Deutschlands Kolonien. Band 2, Berlin: Verlag des Vereins der Bücherfreunde Schall & Grund, 1898, S. 262 (Nachdruck durch Weltbild Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-8289-0301-0)