Friedrich I. (Preußen)
Friedrich I. in Preußen ( 11. Juli 1657 in Königsberg; 25. Februar 1713 in Berlin) wurde infolge des Todes Friedrich Wilhelms von Brandenburg ab dem 9. Mai 1688 zunächst Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg und Herzog von Preußen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Ab dem 18. Januar 1701 trug er mit Friedrich I. in Preußen als erster Hohenzoller den Titel König in Preußen.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Der Frieden von Oliva (1660) garantierte die Souveränität des Kurfürsten von Brandenburg im Herzogtum Preußen. 1701 erhob sich Friedrich III. von Brandenburg, u. a. Regimentschef der Königlich Preußischen Armee, als Friedrich I. durch Selbstkrönung zum König in Preußen (bis 1713).[1] Gleichzeitig stieg Österreich nach dem Sieg über die Türkenbelagerung am Kahlenberg (1683) und dem Frieden von Karlowitz (1699) zur europäischen Großmacht auf. Er hieß allerdings nicht König „von“ Preußen, weil er nur einen Teil von Preußen (Ostpreußen) zu seinem Herrschaftsgebiet zählen konnte.
Friedrich I. war es, der durch die Überlassung des Marschall von Schomberg an dessen einstigen Feind Wilhelm III. von Oranien-Nassau (von Schombergs ehemaligen Kriegsgegner aus dem französisch-niederländischen Krieg) die Befreiung Englands,[2] und durch die Sendung einer Anzahl seiner besten Regimenter nach Holland den Schutz der Staaten der Großen Allianz[3] ermöglichte. Friedrich I. führte den altdeutschen Schlachtruf „Gott mit uns“ als Wahlspruch des preußischen Heeres ein.
Heeres- und Wirtschaftsreform
Die Kurfürstlich Brandenburgische Armee, die er in einer Stärke von etwa 30.000 Mann von seinem Vorgänger überkommen hatte, wurde von ihm nach und nach (1701, 1704, 1707) bis auf nahezu 50.000 Mann gebracht. Es wurde zugleich der Versuch gemacht, neben der Armee, der „regulären Miliz“, eine Landwehr oder „Landmiliz“ aufzustellen (1704), die in vier National-Regimenter geteilt etwa 10.000 Mann betragen und zur Verteidigung der Landesfestungen und der Grenze dienen sollte. Wenngleich dies letztere Institut von Friedrich Wilhelm I. bald wieder aufgehoben wurde, so diente es doch dazu, den militärischen Geist der Bevölkerung zu einer Zeit rege zu erhalten, in der die Staaten ringsum nur mit Söldnerheeren ihre Fehden auskämpften; daneben in der Bevölkerung den Gedanken wachzuhalten, daß sie auch persönlich für ihre Freiheit einzustehen verpflichtet sei. Die Heeresverwaltung machte während der großen Kriege im Westen wesentliche Fortschritte. An die Stelle des früheren Dualismus zwischen dem obersten Heerführer und dem Kriegsminister (Generalcommissar) trat die völlige Unabhängigkeit des letzteren und die trefflichen Persönlichkeiten, die dieses Ressort unter Friedrich verwalteten, Joachim Ernst von Grumbkow und Daniel Ludolf von Danckelman (→ Danckelmansches Siebengestirn) verstanden es, durch eine stetige, besonnene Reform des Bestehenden, Aushebung, Ausrüstung und Exerzitium des Heeres mustergültig zu gestalten.
Die in zahllosen Kämpfen und Siegen bewährte Armee war zugleich unwillkürlich das beste Organ für die Ausbreitung des Staatsgedankens, den die neue Monarchie verkörperte. Sie erschien seit 1701 nur noch unter dem Namen der königlich preußischen Armee, ihre Führer als preußische Offiziere; die einzelnen Territorien, aus denen sie sich rekrutierte, wurden preußische Provinzen genannt, unbekümmert darum, daß dieser Name nur einem nicht zum Reich gehörigen Gebiet zukam, daß sämtliche Reichslande aber rechtlich im Kaiser, nicht im Kurfürsten von Brandenburg ihren obersten Herrn hatten. Schon die Bedürfnisse eines so großen stehenden Heeres, dessen Unterhalt aus den Domäneneinkünften in erster Reihe zu decken war, führten mit Notwendigkeit auf die Erhöhung der Einkünfte durch Verbesserung der Wirtschaft und Verbreitung der Kultur. Gerade in den Zeiten der Königskrönung, die den Sinn des jungen Monarchen für neue Ideen besonders empfänglich machten, war es, daß es dem genialen Kammerrat Christian Freiherr von Luben[4] gelang, mit seinen seit Jahren gehegten Plänen auf Aufhebung der Leibeigenschaft, Aufteilen des gesamten Domänenbesitzes in Erbpacht, Kolonisierung des unangebauten Landes in großem Maßstabe durchzudringen.
Die meist richtigen Ideen Lubens, die bei einer von eng definierten fiskalischen Gesichtspunkten freien Behandlung und einer uneigennützigen und wachsamen Verwaltung zu glänzenden Resultaten hätten führen müssen, hatten zwar den Erfolg, die Aufhebung der Erbuntertänigkeit für alle Folge als ein notwendiges Postulat hinzustellen, auch manche Wirtschaftsreformen den Anhängern des Alten gegenüber siegreich durchzuführen. Ihr eigentlicher Kern aber, die Parzellierung und die Vererbpachtung der Domänen, führte in der ihm gegebenen Ausdehnung, die die Grundlagen des Staatshaushalts zu erschüttern drohte, und unter der obersten Leitung des unredlichen Grafen von Wittgenstein zu so bedrohlichen Folgen, daß der König nach Verlauf eines Jahrzehnts (Ende 1710) die Vererbpachtung sistierte und bald ganz zu dem alten System der Zeitpacht zurückkehrte. Abgesehen davon, daß diese Versuche für alle folgenden Zeiten wohltätige Fingerzeige gaben, trugen auch sie zur Brechung des bisherigen starren Partikularismus der einzelnen Provinzen mächtig bei.
Ehrung
Im Spiegelsaal von Versailles wurde Wilhelm I. am 18. Januar 1871 – am 170. Jahrestag der Königskrönung Friedrichs I. – zum ersten Deutschen Kaiser proklamiert.
Familie und Ahnen
Nachkommen
Erste Ehe: 1679 heiratete er in Potsdam Prinzessin Elisabeth Henriette von Hessen-Kassel (1661–1683).
- 1. Kind: Luise Dorothee (1680–1705) ∞ 1700 Landgraf Friedrich von Hessen-Kassel
Zweite Ehe: 1684 heiratete er in Herrenhausen Prinzessin Sophie Charlotte von Hannover (1668–1705).
- 2. Kind: Friedrich August (1685–1686)
- 3. Kind: Friedrich Wilhelm I. (1688–1740) ∞ 1706 Prinzessin Sophie Dorothea von Hannover
Dritte Ehe: 1708 heiratete er in Berlin Herzogin Sophie Luise von Mecklenburg-Schwerin (1685–1735), welche kinderlos blieb.
Vorfahren
Ahnentafel Friedrich I. (Preußen) | ||||||||
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Ururgroßeltern |
Kurfürst |
Herzog |
Pfalzgraf und Kurfürst |
Statthalter der Niederlande |
Graf |
Gaspard II. de Coligny (1519-1572) |
Graf |
Graf |
Urgroßeltern |
Kurfürst |
Pfalzgraf und Kurfürst |
Statthalter der Niederlande |
Graf | ||||
Großeltern |
Kurfürst |
Statthalter der Niederlande | ||||||
Eltern |
Kurfürst | |||||||
Friedrich I. (1657-1713), König in Preußen |
Auszeichnungen (kleine Auswahl)
- Ordenskette des Königlich Preußischen Ordes vom Schwarzen Adler
- Ritter des Hosenbandordens
- Träger des Elefanten-Ordens
Literatur
- PDF Christian Heinrich Gütther: Leben und Thaten Herrn Friederichs des Ersten, Königes in Preußen, Markgrafen zu Brandenburg, des Heil. Röm. Reichs Erzkämmerers und Churfürsten [et]c. [et]c. [et]c. Aus bewährten Urkunden, sonderlich aus Münzen und Schaustücken, in einer chronologischen Ordnung abgefasset, 1750
- PDF Werner Hahn: Friedrich, der erste König in Preussen. Im Jahre 1851 dem Einhundert und Fünfzigjährigen Königreich, 1851
- Julius Großmann: „Jugendgeschichte Friedrichs I., ersten Königs in Preußen“ in: „Hohenzollern-Jahrbuch. Forschungen und Abbildungen zur Geschichte der Hohenzollern in Brandenburg-Preussen“, 1900 (PDF-Datei)
Fußnoten
Friedrich I. (1701–1713) • Friedrich Wilhelm I. (1713–1740) • Friedrich II. (1740–1786) • Friedrich Wilhelm II. (1786–1797) • Friedrich Wilhelm III. (1797–1840) • Friedrich Wilhelm IV. (1840–1861) • Wilhelm I. (1861–1888) • Friedrich III. (1888) • Wilhelm II. (1888–1918)
Albrecht I. der Bär (1134–1170) • Otto I. (1170–1184) • Otto II. (1184–1205) • Albrecht II. (1205–1220) • Johann I. (1225–1266) • Otto III. (1225–1266) • Otto IV. mit dem Pfeil (1266–1304) • Johann II. (1285–1287) • Woldemar (1305–1319) • Ludwig I. der ältere Brandenburger (1323–1351) • Ludwig II. der Römer (1351–1365) • Otto V. der Faule (1365–1373) • Wenzel (1373–1378) • Sigismund (1378–1397) • Jobst von Mähren (1397–1411) • Friedrich I. (1411–1440) • Friedrich II. Eisenzahn (1440–1471) • Albrecht III. Achilles (1471–1486) • Johann I. Cicero (1486–1499) • Joachim I. Nestor (1499–1539) • Joachim II. Hektor (1539–1571) • Johann Georg (1571–1598) • Joachim Friedrich (1598–1608) • Johann Sigismund (1608–1620) • Georg Wilhelm (1620–1640) • Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst (1640–1688) • Friedrich III. (I.) (1688–1713) • Friedrich Wilhelm I. (1713–1740) • Friedrich II. (1740–1786) • Friedrich Wilhelm II. (1786–1797) • Friedrich Wilhelm III. (1797–1840) • Friedrich Wilhelm IV. (1840–1861) • Wilhelm I. (1861–1888) • Friedrich III. (1888) • Wilhelm II. (1888–1918)