Garschönthal

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Garschönthal

Staat: Deutsches Reich
Gau: Niederdonau
Einwohner (1930): 732
Höhe: 218 m ü. NN
Koordinaten: 48° 44′ 36″ N, 16° 42′ 4″ O
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Garschönthal befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von der Tschechei vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
Ortsansicht von Garschönthal um das Jahr 1900

Garschönthal ist ein ehemals selbständiger deutscher Ort in Südmähren, Sudetenland. Seit 1964 ist Garschönthal ein Ortsteil der Stadt Feldsberg.

Geschichte

Mittelalter

Garschönthal dürfte um die Mitte des 11. Jahrhunderts entstanden sein. Dieser Landstrich war Königsgut, wichtig für die Verteilung und wurde nur als Lehen vergeben.

1269 ist „Garssenthal“ in einem Stiftungsbrief erstmals erwähnt. Agnes, die Mutter des Truchsessen Albero von Feldsberg (ein Seefelder) stiftete demnach für das Kloster in Imbach (im Kremstal) jährlich drei Pfund von ihren Gütern in Garschönthal.

In kirchlicher Hinsicht unterstand das Gebiet den Bischöfen von Passau, später gewann das Chorherrenstift von Klosterneuburg immer mehr an Einfluß. Auch die Babenberger hatten Besitzungen und bemühten sich um mehr Einfluss, da sie versuchten, die Grenzen ihrer Länder zu sichern. Den Pfarrchroniken verdanken wir meist die Kenntnisse über die Geschichte der umliegenden Dörfer, in denen die Herrschaft oft wechselte und es nicht selten einige Grundherren nebeneinander gab.

1386 kam der Ort zur Herrschaft Liechtenstein. 1419 verlieh Hartmann von Liechtenstein dem Mathias von Garsenthal mehrere Güter. Während der Hussitenkriege, wurden die Dörfer im offenen Land zwischen 1421 und 1440 Opfer von Raubzügen.

Neuzeit

Auch im Dreißigjährigen Krieg und in den Kriegen gegen das Osmanische Reich (Türkenkriege) kam es zu Plünderungen. 1466 verkauften die Brüder Hans und Heinrich Härlinger ihre Güter in Garschönthal und Schrattenberg an Johann von Liechtenstein.

Garschönthal gehörte lange zur Pfarrei Falkenstein und später zur Pfarre Steinebrunn. Seit 1615 wurden Kirchenbücher über den Ort geführt. In der Zeit der Reformation hatten die evangelischen Fünfkirchner ihrer Pfarrei Steinebrunn die Dotation entzogen worauf die Pfarrei aufgelassen wurde. 1719 wurde Garschönthal in die Pfarrei Drasenhofen eingegliedert, doch 1759 der Pfarrei Schrattenberg zugeteilt. Der Zehent mußte allerdings weiter nach Falkenstein geliefert werden. Dadurch kam es zu langwährenden Konflikten. Ab 1783 kam Garschönthal endgültig zur Pfarrei Schrattenberg. Die Konflikte blieben aber weiter bestehen.

1841 wurde eine größere Kapelle errichtet. Im Jahr 1848 endete die Grundherrschaft. Bald darauf wurden neue politische Verwaltungsbezirke gebildet. Garschönthal war Bestandteil des Bezirkes Mistelbach im Erzherzogtum unter der Enns (Niederösterreich).

In den preußisch-österreichischen Auseinandersetzungen im Jahr 1866 wurde die Cholera durch preußische Soldaten eingeschleppt, der 37 Ortsbewohner zum Opfer fielen.

Mit Hilfe der Fürsten Liechtenstein wurde 1883 die Kapelle in ein Gotteshaus mit Kirchturm umgebaut. Dies entspricht auch dem heutigen Erscheinungsbild.

Erst 1928, nach der 1918 erfolgten Aufrichtung des Kunststaates Tschecho-Slowakei und der neuen Staatsgrenze wurde Garschönthal bei Feldsberg eingepfarrt (Diözese Brünn). Politisch gehörte Garschönthal nun zum Bezirk Nikolsburg, der nach der Angliederung an das nationalsozialistische Deutsche Reich 1938 mit Teilen der Bezirke Auspitz und Göding zum Kreis Nikolsburg wurde.

Der Zweite Weltkrieg forderte 38 Opfer aus dem Ort.

Vertreibung der Deutschen 1945/46

Ansicht von Garschönthal (vor der Vertreibung)

Viele der deutschen Dorfbewohner flohen vor den einsetzenden tschechischen Gewaltexzessen über die nahe Grenze nach Österreich oder wurden von militanten Tschechen („Revolutionsgardisten“) „wild“ vertrieben. 1946 erfolgte die „organisierte“ Deportation der restlichen deutschen Bevölkerung im Zuge des „Potsdamer Abkommens“ nach Westdeutschland. 85 Prozent (546) der vertriebenen Bewohner konnten in Österreich eine Bleibe finden, die restlichen 15 Prozent (75) zogen in andere Landesteile Deutschlands und zwei wanderten nach Australien aus. Es gibt die folgende Aufteilung der Garschönthaler in Österreich nach 1945: Wien (161), Schrattenberg (50), Steinabrunn (38), Hauskirchen (24), Drasenhofen (23), Mistelbach (19), Wilfersdorf (16), Poysbrunn (15), Wetzelsdorf (11) und Zistersdorf (11).

Zum Gedenken an die Vertreibung der Garschönthaler Bevölkerung wurde am Mistelbacher Friedhof ein Gedenkstein errichtet.

In den kommenden Jahrzehnten wurde das Dorf sukzessive aufgegeben, da es nahe an der „tschechoslowakisch“-österreichischen Staatengrenze lag und somit am „Eisernen Vorhang“, dessen Grenzbefestigungen ab den 1950er Jahren aufgebaut worden waren.

1964 wurde Garschönthal nach Feldsberg eingemeindet. Die 40 oder 50 tschechischen Neusiedler bewohnten einige wenige Häuser, die übrigen verfielen und wurden ausgeschlachtet. Der konfiszierte Grund wurde einer Kolchose zwangsübertragen. Über die Ruinen des alten Dorfes waren Robinien und Weiden gewachsen.

Wirtschaft und Infrastruktur (vor der Vertreibung)

Landwirtschaft: Feld-, Obst- und Weinbau. Meist mittlere und Kleinbauern. Vielseitiger Anbau begünstigt durch das Klima, wobei der Weinbau eine besondere Rolle spielte; der Absatz, bedingt durch die Abgelegenheit, war mit großen Schwierigkeiten verbunden, besonders in der Zeit der Wirtschaftskrise der Zwischenkriegszeit. Der Weinbau der Liechtensteiner beschäftigte meist einheimische Arbeitskräfte. Der Herrschaftswald wurde später gerodet, die gewonnenen Flächen an die Bauern verpachtet.

Gewerbe: Kleingewerbe. Die meisten Gewerbetreibenden waren zugleich auch Nebenerwerbsbauern. Es gab Greissler, Wagnermeister, Schmiede, Bäckerei, Gasthaus, Tischlerei, Schuhmacher, Schneider und Zimmerei. Die Ziegelei mit rund 60 Arbeitsplätzen wurde in den 1930er Jahren aufgelassen, die meist zugezogenen Arbeiter wanderten wieder ab.

Einrichtungen: zweiklassige Schule (Neubauten 1833, 1867, 1888, erste Schule 1783 nachweisbar), Gemeindebücherei, Armenhaus, Freiwillige Feuerwehr (1897), Raiffeisenkasse (1902), einige Vereine.

Kulturerbe

  • Filialkirche „St. Stanislaus“ (zu Feldsberg): wurde 1842 nach Plänen des Architekten Josef Popelak als Kapelle anschließend an den schon bestandenen Glockenturm angebaut. Die Erweiterung zur Kirche erfolgte 1883. In ihr befindet sich eine Glocke mit dem Bild der hl. Elisabeth von 1790, eine zweite Glocke wurde von Bartl Koffer in Wien 1850 gegossen. Im Jahr 1993 wurde der Bau mit Hilfe der Erzdiözese renoviert und wieder eingeweiht.
  • Pfarrhof von 1920
  • Kapelle aus dem 17. Jahrhundert beim Friedhof
  • Christophorus-Statue im Park neben der Kirche
  • sieben Bildstöcke in der Umgebung
  • Kriegerdenkmal (1920)
  • Statue des Kaisers Franz Joseph I. (nach dem Ersten Weltkrieg von Tschechen zerstört)

Siegel

Die Garschönthal betreffenden Urkunden bis zum 16. Jahrhundert trugen die Siegel der jeweiligen Herrschaftsinhaber. Ein eigenes Dorfsiegel, welches auch später als Gemeindestempel verwendet worden wäre, konnte nicht nachgewiesen werden.

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 598 598 0 0
1890 650 648 0 2
1900 706 697 5 4
1910 657 648 3 9
1921 702 621 12 69
1930 732 630 52 50
1991 142
2001 142

Literatur

  • Wilhelm Szegeda: Heimatkundliches Lesebuch des Schulbezirks Nikolsburg, 1935, approbierter Lehrbehelf, Lehrerverein Pohrlitz Verlag, Garschönthal S. 41
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren, Garschönthal: S. 10; C. Maurer Verlag, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden, Garschönthal, S. 64, Josef Knee,Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens Bd. 3, Garschönthal: S. 222f; C. Maurer Verlag,Geislingen/Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0
  • Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A bis Z, Garschönthal, S. 87f; Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2006