Gerth, Walter
Walter Gerth 14. Dezember 1914 in Kassel; 10. Januar 1995[1] ebenda) war ein deutscher Offizier der SS, zuletzt SS-Sturmbannführer der Reserve der Waffen-SS und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Der 1,83 m große Walter Gerth, dessen Vater Theodor Lehrer war, trat nach dem Abitur als Volontär bei der Firma Henschel und Sohn ein. Er war seit Oktober 1933 schon als 19-Jähriger Mitglied der Sturmabteilung (bis Oktober 1937), absolvierte vom 11. September 1934 bis 30. März 1935 seinen Arbeitsdienst, kam wieder zu seiner Lehrfirma, trat im September 1935 der Wehrmacht als Freiwilliger bei (Artillerie-Regiment 27; bis September 1937, entlassen als Wachtmeister der Reserve und Reserve-Offizier-Anwärter), trat am 1. April 1937 in die SS (SS-Nr.: 372.351; nach Akte April 1937, nach Ritterkreuzvorschlagsliste war der Übertritt von SA zur SS im Oktober 1937, ggf. mit Rangdienstalter vom 1. April 1937) und am 1. September 1937 in die NSDAP ein.
Vom Oktober 1937 bis 1939 studierte er an der Technischen Hochschule Danzig fünf Semester Maschinenbau, da es sein großer Traum war, Ingenieur zu werden. Er sprach ein gutes Englisch und war Mitglied beim Verein „Lebensborn“.
Zweiter Weltkrieg
Am 1. September 1939 kam Gerth zur SS-Verfügungstruppe und nahm im Rahmen der SS-Heimwehr „Danzig“ als Zugführer einer Maschinengewehr-Kompanie am Polenfeldzug teil. Im Westfeldzug 1940 erwarb er das Eiserne Kreuz, 2. Klasse. Am 5. März 1943 wurde Gerth von SS-Oberführer Hermann Priess, Kommandeur des SS-Totenkopf-Artillerie-Regiments, für die Verleihung des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes vorgeschlagen.
Ritterkreuz und Ostfront
Das Ritterkreuz wurde Gerth verliehen für seine überragende Leistungen während der Schlacht bei Charkow. Am 9. November 1943 wurde Ritterkreuzträger Walter Gerth zum SS-Hauptsturmführer befördert. Am 11. August 1944 zum sechsten Mal bei den schweren Abwehrkämpfen der SS-Division „Totenkopf“ schwer verwundet, kehrte er nicht mehr zu seiner Stammdivision zurück.
Nach Lazarettaufenthalt und Genesung übernahm er im Januar 1945 die Führung der neu aufgestellten SS-Artillerie-Lehr-Abteilung im SS-Artillerie-Ausbildungs- und Ersatz-Regiment (bei dem er seit 20. Oktober 1944 geführt wurde) mit drei Batterien leichter Feldhaubitzen an der SS-Artillerieschule II in Beneschau, die anstelle des bisherigen SS-Artillerie-Lehr-Regimentes gebildet wurde. Die Lehr-Abteilung wurde ab dem 1. Februar 1945 in III. Abteilung/SS-Artillerie-Ausbildungs-Regiment 1 umbenannt.
Endkampf
Da Gerths SS-Akte noch Anfang Februar 1945 aktualisiert wurde und er zu diesem Zeitpunkt noch als SS-Hauptsturmführer d.R. geführt wurde, ist anzunehmen, daß seine Beförderung zum SS-Sturmbannführer der Reserve vermutlich zwischen Ende Februar und Ende März 1945 erfolgte.
Die SS-Artillerie-Lehr-Abteilung (inzwischen III./SS-Artillerie-Ausbildungs-Regiment 1) sollte sich Ende März / Anfang April 1945 dem SS-Artillerie-Regiment 38 (unter SS-Obersturmbannführer Hinrich Horns)[2] der 38. SS-Grenadier-Division „Nibelungen“ unterstellen, aber wie aus Berichten von Gerth an Wolfgang Vopersal (1927–1992; Freiwilliger der 3. SS-Panzer-Division „Totenkopf“, später Dokumentar und Archivar der HIAG) aus dem Jahre 1974 hervorgehen, erreichte die Abteilung das Regiment nicht mehr (vermutlich war die die SS-Artillerie-Lehr-Abteilung als II. Abteilung vorgesehen):
- „Angaben über das Artillerie-Regiment der Division ‚Nibelungen‘ kann ich leider nicht geben, da wir die Division nie erreichten [...] Die Lehrabteilung der Artillerie-Schule Beneschau bestand aus der Stabsbatterie und drei Batterien leFH 18. [...] An Namen sind mir noch geläufig: Erwin Höke (Battr.Fhr.), Richard Baehr (Adjutant) und Erich Appel (Techn. Fhr.) [...] Gegen Ende März 1945 wurde die Abteilung verladen und der Transport ging in Richtung Schwarzwald. Zielbahnhof war Freiburg. Dort angekommen, ließ ich nur einen Pkw entladen und machte mich auf den Weg, die Division ‚Nibelungen‘ zu suchen. Auf den Höhen am Titisee erfuhr ich, daß die Division nach Grafenwöhr verlegt hatte. Das wurde nun auch das neue Ziel unseres Transportes. [...] Unterwegs erfuhren wir, daß der Amerikaner inzwischen den Weg dorthin gesperrt hatte. Also Kursänderung Richtung Passau [...] In Plattlingen auf den Bahnhof wurde unser Transport durch sechs Wellen Bomber schwer getroffen. Aus den ohnehin nur mäßig ausgerüsteten drei Batterien wurde mit den verbliebenen Geschützen und Fahrzeugen zwei Batterien sehr behelfsmäßig zusammengestellt. Z. T. mußten Privatfahrzeuge eingezogen werden. Da der Amerikaner inzwischen nördlich der Donau in Richtung Passau vorgestoßen war, klappte es mit den Befehlsverhältnissen bei den Heeres-Einheiten südlich der Donau nicht mehr so richtig. Die Folge davon war, daß unsere zwei Batterien nicht zusammen eingesetzt wurden. Einzeln mußten sie jeweils die Heereseinheiten unterstützen, die am meisten Hilfe brauchten. Die zwangsläufig einsetzenden Absetz- und Rückzugsbewegungen gingen in allgemeiner Richtung Süden oder Südosten. Nach meiner Erinnerung war es der Raum südostwärts Arnstorf, wo ich mit zwei Geschützen ohne Munition und mit einigen Fahrzeugen völlig vom Amerikaner eingeschlossen war. Nachdem Geschütze und Fahrzeuge unbrauchbar gemacht worden waren, zogen wir restlichen etwa 20 Mann nachts über die Vormarschstraßen der Amerikaner hinweg in eine entlegenere Gegend. In einem einsamen kleinen Gehöft entließ ich dann die Männer in ihre Heimat, um auf diese Weise der Gefangenschaft zu vermeiden.“
Familie
Am 1. Dezember 1942 heiratete Gerth seine Verlobte Ilse, geb. Niedermeyer ( 20. April 1918 in Marienwerder). 1943 ist der Ehe ein Sohn entsprossen.
Bildergalerie
Auszeichnungen (Auszug)
- SS-Untersturmführer d. R. am 9. November 1940
- SS-Obersturmführer d. R. am 20. April 1942 (Rangdienstalter mit Wirkung vom 20.04.1941)
- SS-Hauptsturmführer d. R. am 9. November 1943
- SS-Sturmbannführer der Reserve (vermutlich zwischen Ende Februar und Ende März 1945)
- Deutsches Reichssportabzeichen in Bronze
- SS-Julleuchter
- Ehrennadel der SS-Heimwehr Danzig
- Eisernes Kreuz (1939) 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse am 3. Juni 1940
- 1. Klasse 14. März 1942
- Allgemeines Sturmabzeichen, I. Stufe am 17. Juni 1942
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“ am 12. Juli 1942
- Verwundetenabzeichen (1939) in Schwarz, Silber und Gold
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 31. März 1943 als SS-Obersturmführer der Reserve und Chef der 7. Batterie/SS-Panzer-Artillerie-Regiment 3 „Totenkopf“/SS-Panzer-Grenadier-Division „Totenkopf“/Heeresdetachement „Kempf“/Heeresgruppe Süd
Verweise
- Gerth, Walter, ww2awards.com (englischsprachig)