Lorenzo, Giovanni di
Giovanni di Lorenzo ( 9. März 1959 in Stockholm) ist ein italienischstämmiger halbdeutscher Journalist, Moderator und derzeit Chefredakteur der Wochenzeitschrift „DIE ZEIT“ und Herausgeber des „Tagesspiegels“.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Giovanni di Lorenzo, röm.-kath., wurde am 9. März 1959 in Stockholm als Sohn des Italieners Carlo di Lorenzo und der Deutschen Marianne Matull geboren. Sein Vater ist Geschäftsführer einer Synchronisationsfirma, seine Mutter Psychotherapeutin. Seine Kindheit verbrachte er zunächst in Rimini, dann in Rom. Später, als die Eltern sich trennten, kam er nach Hannover, wo die Familie seiner Mutter lebte. Zu seinen Vorfahren gehört der Schriftsteller Wilhelm Matull („Liebes, altes Königsberg“, „Von Grafen, Pastoren und Marjellchen“). Als seine Mutter nach seinem 18. Geburtstag wieder nach Italien ging, blieb Giovanni di Lorenzo in Hannover. Nach dem Abitur, das er 1979 an einem neusprachlichen Gymnasium in Hannover ablegte, studierte Giovanni di Lorenzo von 1981 bis 1987 Kommunikationswissenschaft, Neue Geschichte und Politik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München (Abschluß: M.A.). Seine mit „sehr gut“ bewertete Magisterarbeit schrieb er über die „Strategie und Aufstieg des Privatfernsehens in Italien am Beispiel der Networks[1] von Silvio Berlusconi“.
Wirken
Erste journalistische Erfahrungen sammelte Di Lorenzo von 1979 bis 1982 bei der „Neuen Presse“ in Hannover. Obwohl er die Aufnahme in die Deutsche Journalistenschule München bestanden hatte, entschied er sich 1981 lieber für die Aufzeichnung der Lebensgeschichte eines „rechten Terroristen“ in Deutschland, die zunächst von der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ als Dossier und später als Buch im Rowohlt-Verlag unter dem Titel „Stefan, 22, deutscher Rechtsterrorist: ‚Mein Traum ist der Traum von vielen‘“ veröffentlicht wurde.[2]
Als sogenannter Experte für die rechtsgerichtete Jugendszene in die Fernsehsendung „Live aus dem Alabama“ des Bayerischen Rundfunks (BR) eingeladen, gefiel sein Auftreten dort so gut, daß ihm 1984 die Moderation der Jugendsendung angeboten wurde. Außerdem moderierte er den ARD-Jugendabend des BR. 1985 bekam er einen Beratervertrag beim „Süddeutschen Verlag“ für die Neugestaltung der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) und des „Münchner Stadtanzeigers“ als Mitarbeiter des Basler Grafikers Karl Gerstner. Er blieb sowohl der SZ verbunden, für die er von 1987 bis 1994 politischer Reporter im Ressort Innenpolitik und von 1994 bis 1998 Leiter des Reportage-Ressorts „Die Seite Drei“ war, als auch dem Fernsehen, in dem er 1988/89 in der zehnteiligen Serie „Briefe aus Italien“ als Moderator und Darsteller zu sehen war.[2] Daneben moderiert er seit 1989 auch die Fernsehsendung „III nach 9“ von Radio Bremen. Außerdem war er von 1989 bis 1990 Dozent an der Universität München.
Nachdem er mehrere hoch dotierte Angebote von Privatsendern abgelehnt hatte, wurde Di Lorenzo im Januar 1999 als Nachfolger von Gerd Appenzeller und Walther Stützle allein zuständiger Chefredakteur des Berliner „Tagesspiegels“. Di Lorenzo feilte an Sprache und Überschriften und stellte bis Ende 2003 95 neue [linksliberale] Redakteure und Autoren ein.[2] Im hart umkämpften Berliner Markt steigerte und stabilisierte das zum Holtzbrinck-Konzern gehörende Blatt („Handelsblatt“, „Wirtschaftswoche“, „ZEIT“) als einzige der großen Berliner Abonnement-Zeitungen seine Auflage, von rund 139.000 im Jahr 1995 auf rund 143.000 im Jahr 2004[3]. 2003 verbuchte der „Tagesspiegel“ trotz sinkender Werbeerlöse das beste Geschäftsjahr seit Übernahme der Zeitung durch die Verlagsgruppe von Holtzbrinck. Aus den roten Zahlen konnte sich das chronisch defizitäre Blatt allerdings auch unter Di Lorenzo nicht befreien. Der von Di Lorenzo energisch unterstützte Versuch von Holtzbrinck, den „Tagesspiegel“ verlagswirtschaftlich mit der „Berliner Zeitung“ zu fusionieren, wurde vom Bundeskartellamt in zwei Entscheidungen im Dezember 2002 und Januar 2004 untersagt. Die für 2004 angekündigte komplette optische und inhaltliche Überarbeitung der Zeitung konnte Di Lorenzo nur noch teilweise begleiten, da er zum 15. August 2004 die Position des alleinigen Chefredakteurs bei der „ZEIT“ übernahm.[2] Nachdem bereits seit zwei Jahren solche Wechsel-Gerüchte kursiert waren, gelangte die offizielle Mitteilung dann kurz zuvor an die Öffentlichkeit und wurde von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (16. Juni 2004) unter dem Titel „Es war an der Zeit“ publiziert.
Die bisher in Personalunion auch als Chefredakteure fungierenden jüdischen Herausgeber Josef Joffe und Michael Naumann, die der zwischenzeitlich darbenden Wochenzeitschrift wieder zu einer Auflagensteigerung (2004 ca. 460.000) und Gewinnen (2003: 3 Mio. Euro) verholfen hatten, zogen sich auf die Funktion schreibender Herausgeber zurück. Di Lorenzo, der dem „Tagesspiegel“ neben Hellmuth Karasek und Hermann Rudolph als Mitherausgeber verbunden blieb, nahm für seine neue Aufgabe in Hamburg auch die „Tagesspiegel“-Mitarbeiter Christoph Amend und Stephan Lebert mit, die für neue Konzepte und die Betreuung der Reporter zuständig zeichneten.[2]
„3 nach 9“
„Giovanni di Lorenzo umgibt sich in der Radio Bremen Fernsehsendung „3 nach 9“ mit wechselnden jungen Frauen.“[4] 1998 präsentierte sich di Lorenzo mit Amelie Fried bei „3 nach 9“. Bis zum Ausscheiden von Fried im August 2009 moderierten sie die „Talkshow“ gemeinsam. Seit September 2009 war die Schriftstellerin Charlotte Roche die zweite Moderatorin des Formats. Im Januar 2010 „trennte“ sich Roche „einvernehmlich“ von di Lorenzo und dessen Sendung.
Lorenzo moderierte bis zum Sommer 2010 mit sechs verschiedenen Kolleginnen. Den Auftakt machte Sandra Maischberger, danach folgten unter anderem die Opernsängerin Annette Dasch, die Schauspielerin Maria Furtwängler und die Köchin Sarah Wiener.[4]
Wahlbetrug mit Doppelter Staatsbürgerschaft
Vor laufender Kamera erzählte Giovanni di Lorenzo, er habe gleich zweimal einen Stimmzettel bei der Europawahl 2014 abgegeben. Dafür bekam er eine Strafanzeige wegen Wahlbetrugs.[5][6]
Sonstiges
Di Lorenzos erster Zeitungsartikel erschien unter dem Pseudonym Hans Lorentz, da der verantwortliche Redakteur Di Lorenzos Namen für einen Künstlernamen hielt und dieser ihm zu phantasievoll erschien.
Auszeichnungen
- 1989: Stipendium des German Marshall Fundation
- 1994: Adolf-Grimme-Preis in Silber
- 1994: Theodor-Wolff-Preis (für eine Integrations-Reportage über den kriminellen Samuel Meffire der erster dunkelhäutiger Polizist in Sachsen war), vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (6.000 Euro dotiert). Der Preis erinnert an den langjährigen jüdischen Chefredakteur des „Berliner Tageblatts“, Theodor Wolff.
- 2001: Bambi (für die „Lichterkette“)
- 2001: Silbermedaille der Stadt München „München leuchtet“
- 2001: „Goldene Feder“ der Bauer Verlagsgruppe
- 2001: Preis der europäischen Presse – Sirmione/Catullo
- 2005: „Premio Ischia“
- 2006: „Zeitungsjournalist des Jahres“ des Medienmagazin V.i.S.d.P.
- 2006: Medienpreis für Sprachkultur
- 2007: Hildegard-von-Bingen-Preis
- 2007: Chefredakteur des Jahres des „Medium Magazins“
Mitgliedschaften / Ämter
Giovanni Di Lorenzo war Mitinitiator und Sprecher der linksgerichteten Bürgerinitiative „München – eine Stadt sagt nein“, die am 6. Dezember 1992 die erste „Lichterkette“ in Deutschland organisierte. Er ist prominenter Unterstützer und Initiator des antideutschen Links-Portals „Netz gegen Nazis“ und Kuratoriumsmitglied von „Reporter ohne Grenzen“.
Familie
Seit 2005 ist er mit der deutschen Fernsehmoderatorin Sabrina Staubitz (RTL 2: „hotzpotz“, „Die Dicksten Dinger“) liiert. Am 20. Februar 2008 kam ihre gemeinsame Tochter zur Welt.
Di Lorenzo besitzt die italienische und die BRD-Staatsbürgerschaft, letztere seit 2004.[7]