Hammerbande (Linksextremismus)
Die „Hammerbande“ ist eine gewalttätige, linksextreme Gruppierung aus dem Raum Sachsen, welche politische Gegner mit Hämmern malträtiert. Mutmaßlicher Kopf der Bande ist Lina Engel. Die Bundesanwaltschaft erhob am 14. Mai 2021 vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichtes Dresden Anklage gegen vier Beschuldigte.
Inhaltsverzeichnis
Wirken
Spätestens im August 2018 schloß sich Lina Engel, einer spätestens zu diesem Zeitpunkt in und um Leipzig gegründeten linksextremistischen Gruppierung an. Ausschlaggebend für diese Gruppierung war eine von allen Mitgliedern geteilte militante linksextremistische Ideologie. Vor diesem Hintergrund führte die auch überregional vernetzte Gruppierung gewaltsame Angriffe gegen Personen durch, die aus ihrer Sicht dem Nationalen Widerstand angehörten. Die Aktionen wurden intensiv vorbereitet. Sie schlossen etwa im Vorfeld die Ausspähung der Lebensgewohnheiten der ausgewählten Tatopfer ein.
Seit Anbeginn ihrer Zugehörigkeit zu der Gruppierung nahm Engel eine herausgehobene Stellung innerhalb dieser ein. Unter anderem übernahm sie bei körperlichen Übergriffen das Kommando, bereitete deren Ausführung vor und stellte ihr Kraftfahrzeug als Fluchtmittel zur Verfügung. R. und Mohr schlossen sich der Vereinigung spätestens im September 2019 an. Arning stieß spätestens im Dezember 2019 dazu.
Unter wechselnder Beteiligung mit anderen Personen begingen die Angeschuldigten verschiedene schwere Straftaten.
Anklage
Die Bundesanwaltschaft erhob am 14. Mai 2021 vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichtes Dresden Anklage gegen Lennart Arning, Lina Engel, Jannis R. und Jonathan Mohr wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung (§ 129 Abs. 1 StGB). Gegen Engel besteht zudem der hinreichende Tatverdacht der Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung in einem Fall, der gemeinschaftlichen gefährlichen Körperverletzung in fünf Fällen (§ 223 Abs. 1, § 224 Abs. 1 StGB), des besonders schweren Landfriedensbruchs (§ 125 Abs. 1 Nr. 1, § 125a Satz 2 Nr. 2 StGB), des räuberischen Diebstahls (§ 252 StGB), der Sachbeschädigung (§ 303 StGB) sowie der Urkundenfälschung (§ 267 Abs. 1 StGB).
Gegen die weiteren Angeschuldigten werden neben der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung ebenfalls weitere Delikte zur Last gelegt: Arning wird gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung in einem Fall, Sachbeschädigung sowie Urkundenfälschung, R. gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung in zwei Fällen, besonders schwerer Landfriedensbruch sowie Sachbeschädigung und Mohr gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung in zwei Fällen, besonders schwerer Landfriedensbruch sowie Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung vorgeworfen.
Anklagepunkte
1. Am 30. Oktober 2018 überfiel die Vereinigung zu fünft eine der rechten Szene zuzurechnende Person in Wurzen. Das Opfer wurde zunächst durch Sprünge in den Rücken zu Fall gebracht und gewürgt. Sodann erfolgten Schläge unter anderem gegen den Oberkörper und den Kopf des am Boden liegenden Geschädigten mit Fäusten und Teleskopschlagstöcken. Dies führte zu erheblichen, potentiell lebensbedrohlichen Verletzungen. Lina E. unterstützte die Tatausführung, indem sie vorab die Umgebung des Tatorts auskundschaftete.
2. Am 8. Januar 2019 verübte Lina E. zusammen mit vier weiteren Angreifern eine körperliche Attacke auf eine Person in Leipzig-Connewitz. Dabei wurde der Geschädigte mittels Faustschlägen zu Boden gebracht und dort mit zusätzlichen Tritten sowie dem Einsatz eines Schlagwerkzeugs gegen Kopf und Rumpf massiv, potentiell lebensgefährlich verletzt. Während des Angriffs hielt Lina E. unbeteiligte Anwesende mit einem vorgehaltenen Reizstoffsprühgerät davon ab, dem Geschädigten zu Hilfe zu eilen.
3. Am 19. Oktober 2019 verübten die Angeschuldigten Lina E., Jannis R. und Jonathan M. zusammen mit etwa zehn bis 15 weiteren Personen einen Anschlag auf den Inhaber und fünf Besucher einer Gaststätte in Eisenach. Die Gaststätte wurde als Ziel ausgewählt, da es sich hierbei um einen mutmaßlichen Treffpunkt der „rechten Szene“ handelte. Lina E. und Jonathan M. drangen mit einem Teil der anderen Mittäter in die Räumlichkeiten ein. Anschließend griffen sie ihre Opfer unter anderem mit Schlagstöcken, Reizstoffsprühgeräten und Faustschlägen an und fügten ihnen hierdurch zum Teil erhebliche Verletzungen zu. Zudem zerstörten sie mehrere Fensterscheiben und Teile des Inventars. Währenddessen bewachten Jannis R. und andere Personen aus der Gruppe der Angreifer den Zugang zur Gaststätte, um eine ungestörte Ausführung des Anschlags zu gewährleisten.
4. Zur Vorbereitung eines weiteren körperlichen Angriffs auf den Inhaber der vorgenannten Gaststätte entwendete die Angeschuldigte Lina E. am 13. Dezember 2019 aus einem Leipziger Baumarkt zwei Hämmer. Nach dem Verlassen des Kassenbereichs wurde sie allerdings von einem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes angehalten. Um zu entkommen sowie die Hämmer zu behalten, versetzte Lina E. dem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes einen Stoß in den Bauch und riss sich von ihm los. Kurze Zeit später konnte sie aber gestellt werden.
5. Trotz dieses Rückschlags setzte die Angeschuldigte Lina E. zusammen mit mindestens sieben weiteren Tatgenossen, darunter der Angeschuldigte Lennart A., den von der Vereinigung für den 14. Dezember 2019 geplanten Angriff auf den Inhaber der Gaststätte um. Hierzu observierte die Gruppe die Gaststätte und folgte dem Opfer in jener Nacht bis zu dessen Wohnung in Eisenach. Dort setzte Lina E. ein Reizstoffsprühgerät gegen den Geschädigten ein, während die anderen Mittäter mit Schlagstöcken, einem Hammer, einem Radschlüssel und Stangen auf ihn einschlugen. Anschließend griff die Gruppe auch die drei Begleiter des Opfers an, welche sich in ihr Kraftfahrzeug geflüchtet hatten. Mit ihren Schlagwerkzeugen beschädigten die Angreifer zunächst den Pkw. Sodann versprühten sie durch zertrümmerte Scheiben Reizstoff in das Fahrzeuginnere und schlugen vielfach mit Fäusten auf die Geschädigten ein. Zudem rammten sie ihre mitgeführten Stangen und Schlagstöcke wiederholt in Richtung der Geschädigten. Diese wurden dabei erheblich verletzt. Lina E. kommandierte die Aktion und sorgte zusammen mit Lennart A. für deren Koordination. Der Angeschuldigte Jonathan M. stellte hierfür ein Fahrzeug zur Verfügung.
Nach dem Angriff flüchteten Lina E. und Lennart A. mit dem PKW von Lina E., an dem sie zuvor entwendete Kennzeichen angebracht hatten.
6. Am 15. Februar 2020 beteiligten sich die Angeschuldigten Lina E., Jannis R. und Jonathan M. als Teil einer aus insgesamt etwa 15 bis 20 Personen bestehenden Gruppe an einem Überfall auf sechs Personen am Bahnhof in Wurzen. Die Opfer befanden sich auf dem Rückweg von einer Gedenkveranstaltung in Dresden anlässlich des 75. Jahrestags der Bombardierung der Stadt und gehörten zum Teil dem äußeren Anschein nach zur „rechten Szene“. Zur Ausführung der Tat überwachten Lina E. und ein weiterer Mittäter die später Geschädigten auf deren Zugfahrt von Dresden nach Wurzen. Während dieser Zugfahrt informierte Lina E. die anderen in Wurzen postierten Mittäter fortlaufend telefonisch über den Reiseverlauf. In Wurzen angekommen, wurden die Opfer von den ihnen zahlenmäßig überlegenen Angreifern, darunter Jannis R. und Jonathan M., aus einem Hinterhalt abgepasst. Als sie die Flucht ergriffen, setzten ihnen die Angreifer mit Schlagwerkzeugen und Pfefferspray nach. Vier der Angegriffenen wurden unter anderem mit gegen den Kopf zielenden Schlagstock- und Faustschlägen zu Boden gebracht. Am Boden liegend erhielten sie Tritte gegen den Kopf sowie weitere Schläge mit Teleskopschlagstöcken. Hierdurch erlitten sie erhebliche, potentiell lebensgefährliche Verletzungen. Lina E. leistete zu dem Überfall auch insoweit einen Beitrag, als sie anderen Mittätern ihren PKW zur An- und Abreise vom Tatort zur Verfügung stellte.
7. Schließlich planten die Angeschuldigten zusammen mit anderen Mitgliedern der Vereinigung für den 8. Juni 2020 einen körperlichen Übergriff auf eine Person in Leipzig. Hierzu kundschafteten Lina E. und Jannis R. einige Tage zuvor die Lebensumstände dieser Person aus. Dabei verschafften sie sich auch Zutritt zur Wohnanschrift sowie zu Nachbarhäusern. Für weitere Ausspähaktionen mietete Lina E. ein Fahrzeug an. Am ausersehenen Tattag hielten sich Lina E., Lennart A., Jannis R. und Jonathan M. zum Einsatz bereit. Bedingt durch polizeiliche Gefahrenabwehrmaßnahmen konnte der Angriff nicht wie geplant durchgeführt werden.
8. Am 2. Oktober 2018 verübte Lina E. als Mitglied der kriminellen Vereinigung zusammen mit drei anderen Tätern eine Attacke auf eine der rechten Szene zuzuordnende Person in Leipzig Gohlis. Die Angreifer passten den Geschädigten am frühen Morgen beim Verlassen seiner Wohnung ab und brachten ihn zunächst mit Tritten zu Fall. Sodann schlugen und traten sie auf das am Boden liegende Opfer ein. Zudem versprühten sie Pfefferspray. Der Geschädigte erlitt Verletzungen im Gesicht sowie einen Kniescheibenbruch.[2]
Opfer
- Maximilian A. (Eisenach; Thüringen)
- Nils A. (Eisenach; Thüringen)
- Enrico Böhm (Leipzig-Gohlis; Sachsen)[3][2] – (nachträglich mitangeklagt)
- Brian E. (Leipzig-Paunsdorf; Sachsen)
- Alexander Kurth (Leipzig; Sachsen) – (nicht mitangeklagt)
- Istvan R. (Leipzig-Großzschocher; Sachsen) – (nicht mitangeklagt)
- Leon R. (Eisenach; Thüringen)
- Axel Radestock (Leipzig-Möckern) – (nicht mitangeklagt)
- Paul Rzehaczek (Eilenburg; Sachsen) – (nicht mitangeklagt)
- Cedric S. (Wurzen; Sachsen)
- Robert S. (Eisenach; Thüringen)
- Lucas Z. (Wurzen; Sachsen)
Mutmaßliche Täter
- Lennart Arning
- Lina Engel
- Jonathan Mohr
- Johann Guntermann
- Jannis R. (geb. 1985)
Siehe auch
Verweise
- Nadine Randowski-Böhme: Antifas im Knast: Das sind die Terroristen aus Connewitz – Erster Teil, Compact, 16. April 2021
- Nadine Randowski-Böhme: EXKLUSIV: Antifas im Knast: Wie Medien aus linken Terroristen Justizopfer machen wollen – Zweiter Teil, Compact, 17. April 2021
- Marcel Dettmer: Der Fall Lina Engel: Das ist die ganze Strafakte der brutalen Antifa-Hammerbande (Teil 1), Compact, 4. Mai 2021
- Marcel Dettmer: Der Fall Lina Engel: Exklusiv! Finanzierte sich die Antifa-Bande mit Drogen-Deals? (Teil 2), Compact, 5. Mai 2021
- avosTV: Linker Terrorismus in Deutschland - Teil 1 - Die Anschlagsopfer - In Bewegung Spezial, YouTube, 31. Juli 2021
Literatur
- Paul Klemm / Mario Alexander Müller: Der blonde Engel in Compact (Hg.): COMPACT-Spezial 29: Antifa – Die linke Macht im Untergrund, Werder (Havel) 2021, S. 30 ff. (Bestellmöglichkeit)