Rühle von Lilienstern, Hans Joachim

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SS-Hauptsturmführer d. R. Dr. rer. pol. Rühle von Lilienstern

Hans Joachim Rühle von Lilienstern (Lebensrune.png 9. Januar 1915 in Fritzlar; Todesrune.png 26. November 2000 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Feldwebel der Reichswehr und Reserveoffizier der SS und Leutnant der Reserve der Wehrmacht, zuletzt SS-Hauptsturmführer der Reserve der Waffen-SS und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges sowie Ökonom der Nachkriegszeit.

Werdegang

Ritterkreuzverleihungszeremonie für Wolfgang Joerchel; von links: Jürgen Wagner, ein Kriegsberichter, Joerchel, Hans Collani, Dietrich Ziemssen und Hans Joachim Rühle von Lilienstern, Frühjahr 1944
  • Abitur am Realgymnasium in Hildburghhausen
  • 1. Juni 1932 Eintritt in den NS-Schülerbund unter Theodor Adrian von Renteln bzw. ab dem 16. Juni 1932 Baldur von Schirach
    • am 20. Mai 1933 beging die Hitlerjugend feierlich die Überführung des NS-Schülerbundes in ihre Organisation
  • Januar 1933 Eintritt in die NSDAP (Mitgliedsnr. 3.287.913) und Allgemeine SS (SS-Nr. 151.372)
  • Teilnahme am Reichsparteitag („Kongreß des Sieges“) vom 30. August bis 3. September 1933
  • 1934 Beginn des Studiums in München
    • er hat als SS-Oberscharführer und Student der Volkswirtschaft das SS-Mannschaftshaus in München geführt
  • November 1934 bis Oktober 1935 Wehrdienst im II. (Schützen-)Bataillon/Infanterie-Regiment Meiningen
    • als Feldwebel der Reserve entlassen
  • 1. Oktober 1935 dem SS-Oberabschnitt Süd unterstellt
  • 1. November 1935 3. Sturm/I. Sturmbann/1. SS-Standarte in München; als Schulungsleiter eingesetzt
  • 1. Mai 1936 6. Sturm/II. Sturmbann/1. SS-Standarte in München; als Schulungsleiter eingesetzt
  • 1. April 1937 vom Rasse- und Siedlungshauptamt beim Reichsstudentenführer als Reichsreferent für die SS-­Mannschaftshäuser vorgeschlagen und zugleich zum Referenten im Amt für politische Erziehung bestimmt
    • Der Chef des Rasse-­ und Siedlungshauptamtes beurteilte ihn als einen „unserer begabtesten Wissenschaftler“
  • 1938 Abschluß des Studiums als Diplom-Volkswirt; danach in der Chemischen Industrie tätig.
  • 1938 nach Teilnahme an Reserveübungen zum Leutnant der Reserve des Heeres der Wehrmacht befördert
  • 1. November 1938 dem Ergänzungs-Reserve Amt der Waffen-SS unterstellt
  • 1. März 1939 Führer im Persönlichen Stab des RFSS (SS-Mannschaftshäuser)
  • 23. Mai 1941 beim Stab der Dienstelle des SS-Obergruppenführers August Heißmeyer
  • 1942 Promotion zum Dr. rer. pol.

Zweiter Weltkrieg

Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs nahm er als Angehöriger der SS-Verfügungsdivision am Westfeldzug 1940 teil. Zu Beginn des Ostfeldzuges war er als SS-Obersturmführer d. R. Führer des Kriegsberichter-Zugs 2 der SS-Totenkopf-Division. Ab 1942 war er in der Arisierungsdienststelle des Reichskommissariat Niederlande eingesetzt. Seit dem 5. März 1943 war Rühle von Lilienstern als Führer der 1. Kompanie Frontoffizier der 4. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Brigade „Nederland“ an der Ostfront und wurde dann im November 1943 Führer des I. Bataillons. Zu seinen wichtigsten Untergebenen im SS-Freiwilliges Panzer-Grenadier-Regiment 48 „General Seyffardt“ war Hans Robert Jauß (Führer der 4. Kompanie; zuletzt SS-Hauptsturmführer der Reserve), der nach dem Krieg promovierte und sich habilitierte. Die Männer pflegten bis zu Jauß’ Tod 1997 eine enge Freundschaft. Im Juni 1944 wurde er zur Leitung der politisch-weltanschaulichen Schulung zur SS-Junkerschule Bad Tölz abkommandiert, Jauß wurde als Inspektionschef auf den SS-Truppenübungsplatz Böhmen abkommandiert (als Lehrgruppenkommandeur der Lehrgruppe C wird er erst ab dem Oktober 1944 geführt), wo sich die SS-Panzergrenadier-Schule Prosetschnitz/Kienschlag inzwischen befand und ab dem 1. Juni 1944 auch die SS-Junkerschule Prag-Dewitz. Im Juli 1944 wurde das Regiment der beiden Männer am Brückenkopf Narwa aufgerieben, beim I. Bataillon galten rund dreiviertel der Männer als gefallen oder vermißt, Jauß’ 4. Kompanie, die sein langjähriger Kamerad SS-Untersturmführer Ewald Kolbe (), traf es besonders grausam, nur zwei Mann konnten entkommen. Beide Männer waren erschüttert, als sie die Nachricht erhielten, und blieben dies auch in den vielen Jahren danach, wie Jauß noch 51 Jahre am 10. Mai 1995 schrieb. Bei Kriegsende kommandierte Rühle von Lilienstern seit März 1945 im Endkampf um Deutschland das III. Bataillon/SS-Grenadier-Regiment 95/38. SS-Grenadier-Division „Nibelungen“. Die Brigade mit 5.000 Mann (Divisionsstärke erreichte sie nie) bestand vorwiegend aus Junkerschülern (SS-Oberjunkern). Kurze Zeit wurde die SS-Brigade „Nibelungen“ von Junkerschulkommandeur Richard Schulze-Kossens geführt, der dann, als SS-Brigadeführer Heinz Lammerding eintraf, Rühle von Liliensterns Regiment führte. Allerdings ist es militärhistorisch strittig, ob die vorgesehenen Kommandeure Heinz Lammerding und dann Karl Reichsritter von Oberkamp jemals die Brigade/Division erreichten.

Nachkriegszeit

Nach Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft wurde Rühle von Lilienstern als Honorarprofessor an der Technischen Hochschule Stuttgart angestellt. Des Weiteren war er Wirtschaftsberater und Geschäftsführer des Rationalisierungs-Kuratoriums der Deutschen Wirtschaft in Frankfurt. Von 1969 bis 1976 war er Mitglied des Beirats der Friedrich-Naumann-Stiftung. Dennoch wurde ihm seine Vergangenheit immer wieder vorgehalten:

„Hans Rühle von Lilienstern, 59, Geschäftsführer des Rationalisierungs-Kuratoriums der Deutschen Wirtschaft (RKW) in Frankfurt, sagte einen Vortrag ab, den er Anfang Oktober heim Internationalen Produktivitätskongreß in der Wiener Hofburg zu halten gedachte. Grund: Er wolle in ‚keiner Weise der Republik Österreich schaden‘. Hintergrund: Wiens Nazi-Jäger Simon Wiesenthal hatte dem österreichischen Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger ein wohlassortiertes Dossier übermittelt. Daraus geht hervor, daß Professor Dr. Hans Rühle, seit 9. Januar 1933 NSDAP-Mitglied mit der Nummer 3287 913, die SS-Laufbahn bis zum Sturmbannführer absolvierte. 1942 wurde er der Arisierungs-Dienststelle des Reichskommissars in Holland zugeteilt. Und auch in der Funktion eines Kommandeurs der SS-Junkerschule in Bad Tölz sei er tätig gewesen. Der Kongreß-Veranstalter, das österreichische Zentrum für Wirtschaftlichkeit und Produktivität, konterte nur halbherzig. Man stehe mit Rühle ‚schon seit vielen Jahren in einem engen Erfahrungsaustausch‘. Er habe dabei ‚weder mit Worten noch in seinem Verhalten auf seine beschriebene, 30 Jahre zurückliegende Vergangenheit schließen lassen‘.“[1]

Tod

Der verheiratete Familienvater[2] Prof. Dr. Hans Joachim Rühle von Lilienstern verstarb am 26. November 2000 in Frankfurt am Main.

Familie

Hans Joachim war der Sohn von Dr. med. Dr. rer. nat. h. c. Hugo Rühle von Lilienstern (Lebensrune.png 9. Juli 1882) und dessen Gemahlin Marie, geb. Lüttich. Seine Kusine war die bekannte Historikerin, Dunkelgräfin-Forscherin und Buchautorin Helga Rühle von Lilienstern (Lebensrune.png 14. Oktober 1912 in Berlin; Todesrune.png 7. April 2013 in Hildburghausen).

Hugo Rühle von Lilienstern

Geboren wurde Hans’ Vater Hugo Rühle von Lilienstern am 9. August 1882 auf Schloß Bedheim im gleichnamigen Ort nahe Hildburghausen in Südthüringen. Bedheim liegt malerisch am Fuße der Gleichberge, zweier tertiärer Vulkanstotzen im südlichen Vorland des Thüringer Waldes. Schon seit frühester Jugend galt Rühles Interesse der Naturwissenschaft, besonders der Geologie und Paläontologie. Schon als zehnjähriger sammelte er Fossilien aus der Trias der Umgebung von Bedheim. Zeitlebens sollte er sich ausschließlich mit dem Fossilinhalt seiner näheren Heimat beschäftigen. In den Jahren 1903 bis 1909 absolvierte Rühle eine militärärztliche Ausbildung an der Kaiser-Wilhelm-Akademie in Berlin. Im Ersten Weltkrieg diente er als Sanitätsoffizier. Nach dem Krieg begann Rühle mit seiner Tätigkeit als Landarzt in Bedheim, wo er sich unter den Einwohnern und der Bevölkerung der umliegenden Gegend außerordentlicher Beliebtheit erfreute. Durch seine Fähigkeit, andere für Sinn und Wesen seiner Forschung und Sammeltätigkeit zu gewinnen und durch immer wieder spürbare Bescheidenheit schaffte er sich einen Kreis von Helfern und Freunden um sich, die ihn in seiner Schaffenskraft unterstützten. Bereits Mitte der 20er Jahre war er , insbesondere durch eine umfassende Sammlung der Flora des Lettenkeupers und Schilfsandsteins weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannt. Er sammelte nicht nur, sondern bearbeitete die Fossilien auch wissenschaftlich, beschrieb mehrere Arten. Am 1. August 1934 wurde sein Paläontologisches Heimatmuseum eröffnet. Zweck des Museums war nach Rühles Verständnis jedoch nicht, eine Schausammlung einzurichten, als vielmehr Bildungs- und Forschungsstätte zu sein. Im Zweiten Weltkrieg war Rühle von Lilienstern zunächst Musterungsarzt in Hildburghausen. Ende 1940 wurde er Chefarzt des Reservelazaretts in Erfurt, wo er nebenbei an einer Zusammenstellung der Saurier und Fährten Thüringens arbeitete. 1941 wurde er Arzt der deutschen Besatzungsmacht in Paris. Im März 1943 kam er aufgrund einer notwendigen Operation (Hautkarzinom) zurück in die Heimat. Die Genesung nach dem Eingriff machte nur langsam Fortschritte. Im August 1943 wurde er dann als Chefarzt nach Friedrichroda versetzt. Im Herbst 1943 wurde er anläßlich der 200-Jahrfeier der Universität Erlangen zum Dr. rer. nat. h. c. ernannt. Mitte November 1944 erkrankte Rühle an einer schweren Lungenentzündung, die eine Herzerkrankung nach sich zog. Am 3. Oktober 1945 wurde Oberstabsarzt Hugo Rühle von Lilienstern nach der Besetzung Thüringens durch die Rote Armee verhaftet und trotz seines Alters und seiner leidenden Gesundheit in die Sowjet Union verschleppt, was einem Todesurteil gleich kam. Dort verstarb er am 8. Juli 1946 im Stadtlazarett von Tscherepowez, nordöstlich von Moskau.

Zu Rühles 110. Geburtstag wurde im Schloßgarten zu Bedheim ein Gedenkstein gesetzt. Eine weitere Würdigung erfuhr der Naturforscher und Saurierentdecker dadurch, daß „Halticosaurus liliensterni“ zusammen mit der einzigartigen „Schwalbennestorgel“ der St. Kilians-Kirche als Wahrzeichen der Ortschaft in das Bedheimer Wappen aufgenommen worden ist.

Auszeichnungen (Auszug)

SS-Beförderungen

Schriften (Auswahl)

  • Bildung wird Schicksal. Deutsche Folgerungen aus der amerikanischen Wirtschaftspraxis. Gespräche mit Managern und Professoren, Forkel, Stuttgart 1962
  • Konkurrenzfähiger durch zwischenbetriebliche Kooperation, Forkel, Stuttgart 1963
  • Japan – Konkurrent oder Partner?, Forkel, Stuttgart 1963
  • Praktische Beispiele zwischenbetrieblicher Kooperation (mit Armin Hermann und Joachim Neumann), Forkel, Stuttgart 1964
  • Strukturwandel in der Wirtschaft, Hirt, 1965
  • Die Industriewirtschaft von morgen, 1965
  • Kooperation, München 1970
  • Planung und Organisation der Kooperation, in: Erik Boettcher (Hrsg.): „Theorie und Praxis der Kooperation“, Mohr Verlag, Tübingen 1972
  • Die informierte Unternehmung, Erich Schmidt Verlag, Berlin 1972
  • Konkurrenzfähiger durch bessere Informationen – Grundlagen zur Entscheidungspraxis in der Unternehmung, Erich Schmidt Verlag, Berlin 1974
  • Kooperationspartner Staatshandel. Ein Ratgeber für Kooperationsvorhaben mit Ländern des Ostblocks und der Dritten Welt, Erich Schmidt Verlag, Berlin 1977
  • Logistik, eine Aufgabe der Unternehmenspolitik – Ein Round Table-Gespräch (als Herausgeber), Duncker & Humblot, 1987
  • Mittelbetriebe und Kleinbetriebe auf der Suche nach neuen Märkten, 3. Auflage, 1989
  • Zulieferer aus dem Handwerk haben Zukunft, Holzmann Medien, Bad Wörishofen 1992, ISBN 978-3778303191
  • Aufbau und Durchführung des Auslandsgeschäfts, Luchterhand Verlag GmbH, 1995, ISBN 978-3787543021
  • Führen ohne Stäbe, Schäffer-Poeschel Verlag, 1999, ISBN 978-3791003368

Verweise

Fußnoten

  1. PERSONALIEN, DER SPIEGEL, 23. September 1974
  2. Zu seinen Kindern gehörte Ursula Rühle-Bolster.