Landwehr
Die Landwehr (z. T. auch als Landmiliz, Bürgergarde oder Landsturm bezeichnet) war neben dem Stehenden Heer ein Teil der Streitkräfte. In einzelnen Ländern gab es zeitweise dafür auch den Begriff Landmiliz oder Landsturm. Ab 1813 verband sich im Befreiungskampf in einigen deutschen Staaten, wie Preußen, Hannover, Hessen und anderen, mit der Errichtung der Landwehr die erstmalige Einführung der allgemeinen Wehrpflicht.
In anderen deutschen Staaten blieb die Aufstellung der Landwehr jedoch damals noch gleichbedeutend mit der Einziehung von Freiwilligen (Landsturm und Freikorps, freiwillige Jäger) oder irregulären Milizverbänden des Volksheeres. Die Landwehr ist ein Begriff des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Ergänzend dazu gab es noch den Begriff der „Seewehr“ für die Marine.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Zuge der Befreiungskriege erging ein Aufruf an alle Freiwilligen zur Abwehr des französischen Überfalls auf Deutschland. Diese erste Organisationsform von eigentlichen Zivilisten war die Vorstufe der späteren Wehrpflicht. Ursprünglich in Preußen eingeführt, gab es später auch in anderen deutschen Teilgebieten Landwehreinheiten. Schöpfer der Landwehr war Gerhard Johann David von Scharnhorst. Er wandelte das ursprüngliche Söldnerheer in ein stehendes Volksheer um und bereitete so die Organisation der Landwehr und die Befreiung Deutschlands vom französischen Joch des Napoleons vor.
- „An den Erfolgen des Feldzuges 1815 hatte die Landwehr wieder ihren besonderen Antheil gehabt, so daß die neuesten Erfahrungen wohl geeignet waren, die Überzeugung von der Vortrefflichkeit der Grundsätze, welche man für das preußische Wehrsystem aufgestellt, nur um so stärker zu befestigen. Es wurde daher nach dem Friedensschluß ungesäumt Hand angelegt, um die fernere Konsolidierung zu fördern, und ein wichtiges Ausführungsgesetz für die am 3. September 1814 gegebenen Grundlagen zu erlassen. Es war dies die nachstehende Landwehr-Ordnung vom 21. November 1815.“[2]
Berliner Landwehr bei Langensalza (Gedicht)
„Berliner Landwehr bei Langensalza (27. Juni 1866)“ ist ein Gedicht von Theodor Fontane in Gedenken an die Schlacht bei Langensalza:
- Berliner Landwehr, Gewehr in Hand,
- Steht bei Langensalza in Sonnenbrand,
- Ein Staub, eine Hitze, es perlt der Schweiß,
- Berliner Landwehr, wird Dir’s zu heiß?
- „Is nich!“
- Die Hannoveraner sprengen heran,
- Zweitausend gegen achthundert Mann,
- Zweitausend Reiter sprengen her:
- Ergieb Dich, Landwehr, streckt das Gewehr!
- „Is nich!“
- Zweitausend Reiter haben gesiegt,
- Was hilft’s, Hannover unterliegt.
- „Trink mit, Kamerad, aus meinem Glas!“
- „„Wir dachten, ihr trügt uns einen Haß!““
- „Is nich!“
K. k. Landwehr
Die kaiserlich-königliche Landwehr (auch: k. k. Landwehr) bestand von 1869 bis 1918 (im Ersten Weltkrieg als Teil der kaiserlichen und königlichen Armee) aus den Territorialstreitkräften der cisleithanischen Reichshälfte, die als Pendant zur königlich ungarischer Landwehr aufgestellt wurden. Die beiden Landwehren bildeten mit der Gemeinsamen Armee und der k. u. k. Kriegsmarine die Bewaffnete Macht bzw. Wehrmacht Österreich-Ungarns.
Im Gegensatz zum Deutschen Reich, wo sich die Landwehr größtenteils aus Reservisten und Ungedienten zusammensetzte, bestand die kaiserlich-königliche Landwehr aus regulären Verbänden. Sie war etatmäßig voll aufgestellt und nicht teilmobil oder gekadert. Die Landwehr ist nicht mit dem Landsturm zu verwechseln.[3]
Bei Kriegsausbruch 1914 bestand die k. k. Landwehr aus:
- 35 Infanterie-Regimentern
- 2 Gebirgs-Infanterie-Regimentern (4. und 27. k.k. Landwehr-Infanterie-Regiment; beide Regimenter gehörten der k. k. Gebirgstruppe an)
- 3 Tiroler Landesschützen-Regimentern (seit 1917 „k. k. Kaiserschützen“)
- 1 Reitende Tiroler Landesschützen-Division (in Bataillonsstärke - Divisionen als Großverband hießen Infanterie-Truppendivision)
- 1 Reitende Dalmatiner Landesschützen-Division
- 6 Ulanen-Regimenter
- 8 Feldkanonen-Divisionen
- 8 Feldhaubitz-Divisionen
Literatur
- Eduard Fleck: Preußens Landwehr in ihren Einrichtungen (1854); PDF-Datei
- E. Lange: Geschichte der preußischen Landwehr seit Entstehung derselben bis zum Jahre 1856 (PDF-Datei 17MB)
- R. Bräuner: Geschichte der Preußischen Landwehr: Historische Darstellung und Beleuchtung ihrer Vorgeschichte, Errichtung und späteren Organisation (1863); PDF-Datei 13MB
- Dr. Ferdinand Pflug: „Das preußische Landwehrbuch - Der Aufstand eines ganzen Volkes“, Nachdruck der Originalausgabe von 1863, Melchior-Verlag, ISBN: 978-3-939791-17-1 (Bestellmöglichkeit)