Kampfgeschwader 30
Das Kampfgeschwader 30 (KG 30) war ein Kampfgeschwader der Luftwaffe, das auch als „Adler-Geschwader“ bekannt war. Der Geschwaderstab entstand am 15. November 1939 in Greifswald. Die I. Gruppe bildete sich am 22. September 1939 in Jever, als die dort stationierte I. Gruppe des Kampfgeschwaders 25 umbenannt wurde. Drei Tage später wechselte die I. Gruppe auf ihren vorgesehenen Heimathorst nach Greifswald. Eine II. Gruppe entstand am 1. Dezember 1939 in Barth. Dort wurde auch einen Monat später die III. Gruppe aufgestellt. Im Herbst 1940 entstand die IV. (Ergänzungs-)Gruppe in Ludwigslust. Das Geschwader war mit Junkers Ju 88 ausgestattet. Die Geschwaderkennung war 4D.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
- Die Geschichte des Kampfgeschwaders 30 begann am 22. September 1939, als in Jever die I. Gruppe des Kampfgeschwaders 30 zur I. Gruppe des Kampfgeschwaders 30 umbenannt wurde. Die Gruppe war mit der Junkers Ju 88 A ausgerüstet und damit die erste Gruppe der Luftwaffe mit diesem Flugzeugmuster. Am 16. Oktober 1939 griff die I. Gruppe Schiffsziele im Firth of Forth an und beschädigte dabei die leichten Kreuzer "Southampton" und "Edinburgh" sowie den Zerstörer "Mohawk" leicht. Bei dem Angriff wurden zwei Junkers Ju 88 abgeschossen, darunter die Maschine des Gruppenkommandeurs. Am 17. Oktober griffen vier Maschinen der I. Gruppe Scapa Flow an und konnten das Schulschiff "Iron Duke" beschädigen. Ein Flugzeug ging bei dem Angriff verloren. Am 15. November 1939 folgte in Greifswald die Aufstellung eines Geschwaderstabes und am 1. Dezember 1939 in Barth die Aufstellung einer II. Gruppe.
- Zu Beginn des Jahres 1940 lag das Kampfgeschwader 30 mit seinem Stab und der I. Gruppe in Greifswald und mit der II. Gruppe in Barth. Am 1. Januar 1940 wurde in Barth zudem mit der Aufstellung der III. Gruppe Am 2. April 1940 griffen der Stab und die II. Gruppe mit 10 Junkers Ju 88 A den britischen Flottenstützpunkt Scapa Flow an, wobei zwei Flugzeuge verloren gingen. Der Angriff blieb ansonsten erfolglos. Am Folgetag beteiligten sich vier Ju 88 der 5. Staffel an Angriffen gegen Seeziele, die jedoch erfolglos blieben. Zur Vorbereitung auf den Norwegenfeldzug verlegten der Geschwaderstab sowie die I. und II. Gruppe Anfang April 1940 nach Westerland, die III. Gruppe nach Barth. Am 9. April 1940 flogen 47 Junkers Ju 88 des Geschwaders Angriffe gegen britische Flotteneinheiten vor Bergen, die so zum Rückzug zwingen werden konnten. Bei den Angriffen gingen vier Flugzeuge verloren. Der britische Zerstörer "Gurkha" konnte versenkt und die Kreuzer "Southampton" und "Glasgow" wurden leicht beschädigt. Am 17. April gelang es der II. Gruppe des Geschwaders, den britischen schwere Kreuzer "Suffolk" schwer zu beschädigen. Am 19. April 1940 konnte die II. Gruppe den Kreuzer "Emile Bertin" vor Namsos beschädigen. Bei einem Angriff der II./KG.30 auf Schiffsziele bei Narvik am 18. Mai 1940 erhielt das britische Schlachtschiff "Resolution" einen 1000-kg Bombentreffer, der 3 Decks durchschlug. In Vorbereitung auf den Westfeldzug verlegten der Geschwaderstab sowie die I. und II. Gruppe nach Oldenburg, die III. Gruppe verblieb in Marx. Das Geschwader unterstand dem IV. Fliegerkorps beim Luftflottenkommando 2 und unterstützte den Angriff des Heeres in den Niederlanden. Nach der Kapitulation der niederländischen Truppen verlegte die I. Gruppe noch im Mai nach Amsterdam-Schiphol. Am 17. Juni versenkten Flugzeuge der II. Gruppe von Le Cilot aus den britischen Truppentransporter "Lancastria" in der Loire-Mündung, wobei zwischen 3.500 und 6.500 alliierte Soldaten ums Leben kamen. Nach dem Ende des Westfeldzuges nahm das Kampfgeschwader 30 im Rahmen des X. Fliegerkorps beim Luftflottenkommando 5 an der Luftschlacht um England teil. Hierzu war das Geschwader in Eindhoven (Stab), Aalborg-West (I. und III. Gruppe) und Grove (II. Gruppe) stationiert. Am 15. Oktober 1940 wurde die III. Gruppe zur Ergänzungs-Kampfgruppe 6 umgewandelt und schied aus dem Geschwaderverband aus. Am gleichen Tag wurde als Ersatz die III. / Kampfgeschwader 4 zur neuen III. / Kampfgeschwader 30 umbenannt. […]
- Von Anfang 1944 bis Mai 1944 nahmen die I. und II. Gruppe von Eindhoven aus, am Unternehmen Steinbock teil. Die III. Gruppe war zur Auffrischung in Leck. Nach der alliierten Landung in der Normandie griffen ab Juli 1944 die I. Gruppe von Le Culot und die II. von Couvron in die Abwehrkämpfe ein. Sich dem allgemeinen Rückzug anschließend, änderten sich die Liegeplätze häufig. Die III. Gruppe wurde am 8. Juni 1944 in Varel aufgelöst. Am 23. November 1944 wurde das Geschwader in Kampfgeschwader (Jagd) 30 umbenannt. Gleichzeitig erfolgte in Pardubitz die Aufstellung einer neuen III. Gruppe, ausgerüstet mit der Messerschmitt Bf 109 G. Die IV. Gruppe wurde aufgelöst. Das Geschwader wurde im Raum Böhmen-Mähren versammelt und sollte dort auf die Messerschmitt Me 262 umgerüstet werden.
- Zu Beginn des Jahres 1945 lag das Kampfgeschwader (J) 30 in Budweis, Fürth, Königgrätz und Pardubitz, um hier auf die Messerschmitt Me 262 umgerüstet zu werden. Mangels verfügbarer Flugzeuge sollte das Geschwader dann auf "Mistelflugzeuge" (Gespannflugzeuge Ju 88 mit Bf 109 oder Fw 190) umgeschult und gegen russische Kraftwerke im Ural eingesetzt werden. Hierzu kam es auf Grund der Kriegslage nicht mehr und das Geschwader wurde zu einzelnen Einsätzen an den Oderbrücken eingesetzt. Am 18. April 1945 wurde das Geschwader aufgelöst.[1]
Kommandeure
Geschwaderkommodore
Dienstgrad | Name | Zeit |
---|---|---|
Oberstleutnant | Walter Loebel | 15. November 1939 bis 16. August 1940 |
Oberst | Herbert Rieckhoff | 17. August 1940 bis 20. Oktober 1940 |
Oberstleutnant | Erich Bloedorn | Oktober 1940 bis Mai 1943 |
Oberstleutnant | Wilhelm Kern | 18. Mai 1943 bis 10. September 1943 |
Oberstleutnant | Sigmund-Ulrich von Gravenreuth | September 1943 bis 16. Oktober 1944 |
Oberst | Bernhard Jope | Oktober 1944 bis Februar 1945 |
Oberst | Hanns Horst Heise | Februar 1945 bis April 1945 |
Gruppenkommandeure
- I. Gruppe
- Hauptmann H. Pohle, 22. September 1939 bis 16. Oktober 1939
- Hauptmann Fritz Doench, 16. Oktober 1939 bis Juni 1940
- Hauptmann Heinrich Lau, 1941
- Hauptmann Jacob Schmidt, ? bis 26. April 1942
- Hauptmann Konrad Kahl, 26. April 1942 bis ?
- Oberst Alerich Hofmann, ? bis 28. Dezember 1942
- Major Freiherr von Blomberg, ? bis 28. Oktober 1943
- Hauptmann Schulz, 1943 bis 1944
- Major Carl-Heinz Antonius Greve, 1. März 1945 bis 3. Mai 1945
- II. Gruppe
- Hauptmann Claus Hinkelbein, 17. November 1939 bis Juni 1940
- Hauptmann von Symonski, Juni 1940 bis 8. Oktober 1940
- Hauptmann Erich Hass, 9. Oktober 1940 bis 16. Oktober 1940
- Hauptmann Sigmund-Ullrich Freiherr von Gravenreuth, Oktober 1940 bis 11. April 1942
- Hauptmann Erich Stoffregen, 11. April 1942 bis 14. Januar 1943
- Major Pflüger, 1943 bis 1944
- Hauptmann Carl-Heinz Antonius Greve, 25. Juli 1944 bis 1. März 1945
- III. Gruppe
- Hauptmann Mahrenholtz, 1. Januar 1940 bis 1940
- Hauptmann Crüger, 1940
- Hauptmann Kollewe, 1940
- Major Hackbarth, ? bis 9. September 1940
- Major Schumann, 1941 bis August 1941
- Hauptmann Hans-Joachim Herrmann, August 1941 bis 19. Juli 1942
- Major Werner Baumbach, Juli 1942 bis Dezember 1942
- Major Helmut Störchel, Dezember 1942 bis 1944
- IV. Gruppe
- Hauptmann Heinrich Paepke, 27. Oktober 1940 bis 9. Februar 1941
- Hauptmann Martin Schumann, 10. Februar 1941 bis 8. Juni 1942
- Major Heinrich Lau, 9. Juni 1942 bis 11. September 1942
- Hauptmann Gerhard Molkentin, 1. Oktober 1942 bis 16. Januar 1943
- Major Konrad Kahl, 13. November 1942 bis 26. Juli 1943
- Major Wilhelm Kuschke, 27. Juli 1943 bis 23. November 1944
Bekannte Geschwaderangehörige (Auswahl)
- Arved Crüger (1911–1942), fiel 1942 als Geschwaderkommodore des Kampfgeschwaders 77 im Mittelmeerraum und war Ehemann der Schauspielerin Carola Höhn
- Kurt Dahlmann (1918–2017), war von 1958 bis 1978 Chefredakteur der Allgemeinen Zeitung in Namibia
- Richard Frodl (1921–2002), war von 1977 bis 1982 als Generalleutnant der Luftwaffe der Bundeswehr, Amtschef des Luftwaffenamtes
- Carl-Heinz Antonius Greve (1920–1998), war ab 1974 als Generalleutnant der Luftwaffe der Bundeswehr, Commander der 4. Allied Tactical Air Force (ATAF)
- Hanns Horst Heise (1913–1992), war ab Oktober 1968 als Brigadegeneral der Luftwaffe der Bundeswehr, Kommandeur des „Deutschen Luftausbildungskommandos in den USA“
- Klaus Hinkelbein (1909–1967), war von 1966 bis 1967 als Generalmajor der Luftwaffe der Bundeswehr, Kommandeur der 4. Luftwaffendivision
- Wolfgang Kessler ( 1922), war von 1977 bis 1983 als Generalmajor der Luftwaffe der Bundeswehr, Befehlshaber im Wehrbereich VI
- Herbert Rieckhoff (1898–1948), war Autor des Buches Trumpf oder Bluff?, 12 Jahre Deutsche Luftwaffe
- Peter Wilhelm Stahl (1913–2001), war Oberstleutnant der Luftwaffe der Bundeswehr und Luftfahrtautor