Rieckhoff, Herbert

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Herbert Rieckhoff (25. Dezember 1898 - 30. November 1948).jpg

Herbert Joachim Rieckhoff (Lebensrune.png 25. Dezember 1898 in Berlin; Todesrune.png 30. November 1948 in Eßlingen am Neckar) war ein deutscher Offizier des Deutschen Heeres, der Freikorps (Grenzschutz Ost), der Vorläufigen Reichswehr, der Polizei und der Wehrmacht, zuletzt Generalleutnant der Luftwaffe und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges.

Werdegang

Militärverdienstkreuz (Österreich) für Leutnant Herbert Rieckhoff, 1917.jpg
Oberst Herbert Rieckhoff.jpg
Oberst Herbert Rieckhoff II.jpg

Herbert Rieckhoff diente zuerst bei der Marine-Infanterie, dann bei der Infanterie des Heeres und schließlich bei der Fliegertruppe. 1925 erhielt er als Polizei-Leutnant eine Fliegerausbildung, scheint aber Beobachter geblieben zu sein. Einen Einsatz als Flugzeugführer ist nicht bekannt, aber nicht auszuschließen. Allerdings war schon im Oktober 1931 eine Klemm L 25 b, c/n 336, späteres Kennzeichen D-YGOR, auf Polizei-Hauptmann Herbert Rieckhoff/Weimar in die Luftfahrzeugrolle eingetragen. Dies würde wiederum doch für eine Tätigkeit als Flugzeugführer sprechen.

Am 1. Mai 1932 trat er der NSDAP bei, im Juli 1932 wurde er Angehöriger der Allgemeinen SS und Führer eines SS-Fliegersturms. 1933, 1935 und 1936 nahm er am Deutschlandflug, 1934 an Segelflugwettbewerbe. 1933 mit einer KL L25cVII HM 60, 1935 als einer von sieben Besatzungen des Reichsluftfahrtministeriums auf einer Arado Ar 66c. As 10c.

Seit 1933, wohnhaft in Weimar, war er Mitglied im Deutschen Luftsportverband (als DLV-Fliegerkommandant Führer der Landesgruppe XI[1]), am 1. Juni 1934 trat er von der Polizei zu Luftwaffe über – spätestens jetzt gehörte er nicht mehr der SS an. Als Luftwaffen-Hauptmann der Reichswehr wurde er Abteilungsleiter an der Deutschen Verkehrfliegerschule (DVS) und nach deren Auflösung beim Kommando der Luftwaffenschulen in Berlin. Am 1. April 1937 wurde er Kapitän der 8. Staffel/III. Gruppe/Kampfgeschwader 152 (unter Alfred Mahncke) in Schwerin. Am 4. Februar 1938 wurde er Chef der Abteilung I/Luftwaffengruppenkommando 2. Seit dem 1. April 1938 war er Generalstabsoffizier der Luftwaffe und wurde Ia des Luftwaffengruppenkommandos 2. Am 1. Juli 1938 wurde er dann Leiter der Führungs-Abteilung I des Luftflotten-Kommandos 2, am 1. Februar 1939 dann Ia der neuen Luftflotte 2.

Oberstleutnant Rieckhoff war zu Beginn des Zweiten Weltkrieges Ia der Luftflotte 2 unter Hellmuth Felmy bei der Reichsverteidigung im Westen. Beim Westfeldzug 1940 diente er dann am Feind. Am 17. August 1940, inzwischen Oberst, wurde er als Nachfolger von Walter Loebel Kommodore des Kampfgeschwaders 30, das sich im Rahmen des X. Fliegerkorps beim Luftflottenkommando 5 beim Unternehmen „Adlerangriff“ befand. Am 21. Oktober 1940 wurde er dann Kommodore des Kampfgeschwaders 2, mit der er am Balkanfeldzug und am Ostfeldzug. Er zeichnete sich bei seiner Führung über Griechenland und Kreta, aber auch an der Ostfront aus. Vom 22. Juni 1941 an beteiligte sich das Geschwader am Durchbruch durch die Grenzbefestigungen ostwärts und südostwärts Suwalki mit der 9. Armee und der Panzergruppe 3. Vom 25. Juni bis zum 1. Juli 1941 wurde das Kampfgeschwader während der Kesselschlacht von Grodno-Bialystock und Minsk sowie dem Vorstoß der Panzergruppe 3 über Lepel-Witebsk auf Smolensk eingesetzt. Anschließend flog das Geschwader Einsätze für die Panzergruppe 2 beim Kampf um die Dnjepr-Übergänge. Diese Einsätze dauerten bis zum 20. Juli und wurden dann von der Kesselschlacht von Smolensk abgelöst. Vom 6. bis 14. August unterstützte das Geschwader die 16. Armee beim Übergang über den Mschaga-Abschnitt. Anschließend wurde das Geschwader im Nordabschnitt bei Nowgorod und südlich des Ilmensees eingesetzt, gefolgt von Einsätzen zur Unterstützung der Panzergruppe Schmidt auf Schlüsselburg. Vom 9. bis 16. September wurde dann die Panzergruppe 4 bei ihrem Vorstoß auf Leningrad unterstützt. Anschließend griff das Geschwader russische Einheiten am Ladogasee an und beteiligte sich vom 2. bis 7. Oktober 1941 an der Kesselschlacht von Wjasma. Vom 8. Oktober bis zum 1. November folgte das Unternehmen „Taifun“, der Vorstoß auf Moskau. Schon am 5. Juli 1941 erhielt er für seine Leistungen das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.

Lexikon der Wehrmacht

Grabstätte des Generalleutnants auf dem Esslinger Eberhaldenfriedhof; Endgrablage: Feld 10, Reihe 5, Grab 6. Bildquelle: WW2 Gravestone
„Herbert Rieckhoff trat am 11. Januar 1915 in das I. Ersatz-See-Bataillon in Kiel ein. Am 16. Mai 1915 wurde er in das 2. Marine-Infanterie-Regiment versetzt und am 26. August 1915 in das Ersatz-Bataillon des 7. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 69. Von September bis November 1915 folgte ein Fahnenjunker-Kursus in Döberitz, während dem er am 1. Oktober 1915 zum Unteroffizier befördert wurde. Am 5. November 1915 wurde er dann in das Ersatz-Bataillon des Badischen Leib-Grenadier-Regiments Nr. 109 versetzt, bis er am 9. Januar 1916 in das 7. Rheinische Infanterie-Regiment Nr. 69 zurückkehrte. Am 22. März 1916 zum Fähnrich befördert, wurde er am 15. Mai 1916 an der Front verwundet wurde. Nach einem Lazarett-Aufenthalt, während dessen er am 8. Juli 1916 zum Leutnant befördert wurde, kam er am 8. September 1916 zurück zu seinem Regiment. Am 17. Februar 1917 wurde er erneut verwundet und bei seiner Rückkehr am 16. März 1917 Kompanie-Offizier. Im Juni 1917 erkrankte er dann so schwer, dass er erneut in ein Lazarett verlegt werden musste. Von dort wurde er am 18. August 1917 wieder in das I. Bataillon des 7. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 69 versetzt, bevor er am 20. November 1919 zur Ausbildung als Ausbilder zur Fliegerersatz-Abteilung 12 versetzt wurde. Dieser Ausbildung schloss sich ab dem 18. Februar 1918 eine Ausbildung an der Beobachterschule Thorn sowie ab dem 30. März 1918 bei der Artillerieflieger-Schule an. Am 2. Mai 1918 wurde er dann zum Armeeflugpark 3 kommandiert, um dann ab dem 10. Mai 1918 als Beobachter bei der Flieger-Abteilung A 229 eingesetzt zu werden. Im August erkrankte er schwer und wurde in die Fliegerersatz-Abteilung 13 versetzt. Am 3. Januar 1919 kehrte er an die Front zurück und wurde Beobachter bei der Flieger-Abteilung 414 [Anm.: Grenzschutz-Flieger-Abteilung Nr. 414 unter Albert Mühlig-Hofmann], ab dem 15. Mai 1919 bei der Flieger-Abteilung 400 [Anm.: Grenzschutz-Flieger-Abteilung Nr. 400]. Am 14. August 1919 wurde er in das 7. Rheinische Infanterie-Regiment Nr. 69 versetzt und krankheitsbedingt beurlaubt, bis er am 31. März 1920 aus dem Militärdienst entlassen wurde. Im Anschluss trat er am 12. August 1920 als Polizei-Leutnant in die Schutzpolizei Stettin ein. Er wurde Zugführer bei der 8. Bereitschaft der Schutzpolizei Stettin und am 7. August 1922 zum luftpolizeilichen Überwachungsdienst Pommern im Oberpräsidium Stettin. Am 1. Oktober 1923 folgte die Beförderung zum Polizei-Oberleutnant und die Verwendung als Lehrer an der Polizeischule Hannover-Münden. Es folgte die Verwendung als Referent beim Kommando der Schutzpolizei Stettin ab dem 1. April 1924, im luftpolizeilichen Sonderdienst beim Kommando der Schutzpolizei Stettin ab dem 1. Februar 1925 und beim luftpolizeilichen Überwachungsdienst in Berlin ab dem 1. Oktober 1925. Am 1. Juni 1926 zum Polizei-Hauptmann befördert, wurde er am gleichen Tag als Hilfsreferent und Abteilungsleiter bei der Thüringischen Landespolizei und im Thüringischen Wirtschaftsministerium. Am 1. Januar 1934 stieg er zum Oberregierungsrat im Thüringischen Wirtschaftsministerium auf und wurde Leiter der Abteilung Luftfahrt. Am 31. Dezember 1933 schied er aus dem Polizeidienst aus und trat am 1. Juni 1934 als Hauptmann in die Luftwaffe ein. Er wurde Abteilungsleiter an der Deutschen Verkehrsfliegerschule bzw. beim Kommando der Luftwaffenschulen in Berlin und am 1. September 1935 zum Major befördert. Zwischen dem 1. April 1937 und dem 31. März 1938 war er Staffelkapitän in Schwerin, wo er am 1. Februar 1938 zum Oberstleutnant befördert wurde. Anschließend wurde er in den Generalstab des Luftwaffengruppenkommandos 2 versetzt, ab dem 1. Februar 1939 des Luftflotten-Kommandos 2. Am ersten Mobilmachungstag, dem 26. August 1939, wurde er Ia im Generalstab der Luftflotte 2. Am 17. August 1940 wurde er Kommodore des Kampfgeschwaders 30, zwei Tage später folgte die Beförderung zum Oberst. Ab dem 21. Oktober 1940 war er Kommodore des Kampfgeschwaders 2. Für die Erfolge des Geschwaders wurde ihm am 5. Juli 1941 das Ritterkreuz verliehen. Ab dem 13. Oktober 1941 war er Chef des Generalstabes der Luftflotte 1 [Anm.: sein Nachfolger wurde am 1. März 1943 Hans-Detlef Herhudt von Rohden]. Hier wurde ihm am 17. August 1942 das Deutsche Kreuz in Gold verliehen. Am 23. Februar 1943 zum Fliegerführer 1 ernannt, folgte am 1. März 1943 die Beförderung zum Generalmajor. Am 19. Januar 1944 wurde Herbert Rieckhoff Kommandeur der Luftkriegsakademie Berlin-Gatow, wo er am 1. Juli 1944 zum Generalleutnant befördert wurde. Am 21. September 1944 wurde er zum Kommandierenden General und Befehlshaber im Luftgau V in Stuttgart ernannt.“[2]

Kriegsgefangenschaft

Am 2. April 1945 erkrankt oder verwundet noch in die Führerreserve versetzt, befand er sich zum Kriegsende, so die eine Variante der Geschichte, im Luftwaffen-Lazarett (o) 3/VII in Bad Wiessee rund 50 km südlich von München. Als solcher geriet er liegend in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft. Die Bewachung war lückenhaft, und als er sich kräftig genug fühlte, entkam er, vermutlich mit anderen, und gelangte nach gewißen Strapazen in die Schweiz. Nach seinen eigenen Schilderungen, die ggf. dem Eigenschutz dienten, wurde er Anfang April 1945 als Kommandierender General des Luftgau-Kommandos V in Stuttgart abgesetzt und mußte im Raum Bodensee Wohnsitz nehmen. Dies trifft so nicht ganz zu, denn das Luftgau-Kommando V, der Luftflotte Reich unter Hans-Jürgen Stumpff unterstellt, wurde aufgrund des nahenden Feindes aufgelöst, das Gebiet übernahm eine Außenstelle (Baltringen, südlich von Ulm) des Luftgau-Kommandos VII in Markt Schwaben.

Als die Franzosen immer näher rückten, soll es ihm gelungen sein, mit seinem Fahrer in die Schweiz zu fahren. Hier wurde er interniert und schrieb, angeblich freiwillig und „objektiv“, sein Buch „Trumpf oder Bluff? 12 Jahre Deutsche Luftwaffe“:

„Die Niederlage der Luftwaffe und die Niederlage Deutschlands wurden dadurch besiegelt, daß die Westmächte die richtigen Prinzipien der Führung von Luftstreitkräften anwandten und die Fehler der deutschen Führung vermieden. Die Russen haben ihre eigene Taktik verfolgt. Sie haben nach einigen mißglückten Versuchen auf operative Luftkriegführung verzichtet. Sie lag ihnen nicht. Der Krieg im Osten hätte auch ohne russische Luftstreitkräfte den gleichen Verlauf genommen. Im Westen dagegen haben die Luftflotten der Amerikaner und Briten kriegsentscheidend gewirkt und den Sieg ihrer Heere vorbereitet. Den Phantasten und Dilettanten der deutschen höchsten Führung standen nüchterne und kühle Rechner gegenüber. Rolle und Weg der deutschen Luftwaffe spiegeln im Kleinen das Schicksal des ganzen deutschen Volkes wider: Falsch erzogen, über sich selbst getäuscht, hochgepeitscht, überfordert und schließlich zusammenbrechend. […] Wo steht nun Deutschland, wo stehen seine Soldaten, und was werden sie tun? Werden sie auf der Seite der Gestrigen bleiben, die sich bemühen, immer wieder ameisenhaft das eben Zerstörte auf die gleiche Art aufzubauen? Oder haben sie aus der Vergangenheit gelernt, werden sie die Folgerungen ziehen? Es ist nicht meine Aufgabe, in diesem Buch die politischen Möglichkeiten und Notwendigkeiten zu erörtern, die sich für Deutschland mit der Wiederkehr der Ordnung in Europa ergeben. Eines aber ist sicher: Weder Form noch Ziele des Staates der Deutschen dürfen in Zukunft wieder zum Alpdruck für die Welt werden.“

David Irving beruft sich in „Die Tragödie der deutschen Luftwaffe“ auf Rieckhoffs Werk. In militärhistorischen Kreisen wird jedoch öfters bezweifelt, daß Rieckhoff tatsächlich der Verfasser dieser Propagandaschrift war, die nicht 1945, sondern erst nach seinem Tode unter seinem Namen veröffentlicht worden sein soll. Fest steht, daß Rieckhoff von den Schweizern interniert wurde, um am 28. Oktober 1946[3] schließlich doch an die Alliierten ausgeliefert zu werden, um dann, gesundheitlich schwer angeschlagen, am 5. März 1948 aus der Gefangenschaft entlassen zu werden.

Beförderungen

Auszeichnungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

Verweise

Fußnoten

  1. Landesgruppe XI: Thüringen (einschl. Thüringische Landesteile Sondershausen und Allstedt, Reg.-Bez. Erfurt, Krs. Ilfeld); Rieckhoff, Weimar, Marienstr. 5
  2. Rieckhoff, HerbertLexikon der Wehrmacht
  3. In der Schweiz Internierte SS-Offiziere (Kleine Anfrage 1946)
  4. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchives, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena, 2. Auflage 2007, ISBN 978-3-938845-17-2