Roos, Karl
Karl Philipp Roos ( 7. September 1878 in Surburg, Kreis Weißenburg, Elsaß-Lothringen, Deutsches Reich; ermordet 7. Februar 1940 in Champigneulles, Meurthe-et-Moselle, Frankreich) war ein deutscher Lehrer, Germanist und Politiker aus dem Elsaß, Oberbürgermeister der Stadt Straßburg und Freiheitskämpfer für die Unabhängigkeit Elsaß-Lothringens.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Bildung
Karl Philipp Roos wurde am 7. September 1878 in Surburg, Kreis Weißenburg, im Unterelsaß geboren. Sein Vater war Lehrer. Der Junge besuchte zuerst das Gymnasium in Schlettstadt und studierte dann an den Universitäten in Freiburg im Breisgau und Straßburg. Mit seiner Arbeit über „Fremdwörter in den elsässischen Mundarten“ promovierte er 1903 zum Doktor der Philosophie.
Nach bestandenem Staatsexamen wirkte er als Lehrer in Straßburg, Mülhausen, Barr und Markirch im Elsaß und darauf an Gymnasien in Westfalen und im Gymnasium der elsässischen Generation, die auf der deutschen Universität starke, für das ganze Leben richtunggebende Eindrücke empfing.
Der Germanist und Politiker Roos setzte sich für die Unabhängigkeit seiner Heimat ein. Er widersetzte sich dem französischen Vorhaben, der Elsaß- lothringischen Bevölkerung Sprache und damit Seele zu berauben und Französisch als alleinige Amts- und Schulsprache im Elsaß einzuführen. Besonders für ihn als Germanisten diente die Sprache nicht nur als Kommunikationsmedium, sondern für ihn war Sprache auch das Sinnbild der Überlieferung von fernsten Vorfahren. Er sah daher in seiner elsässischen Muttersprache (Mundart) ein besonderes Kulturgut, das es zu erhalten galt und den Nachkommen unangetastet und sauber hinterlassen werden mußte.
Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg rückte Karl Roos am 3. Mobilmachungstag als Vizefeldwebel in das Kaiserliche Heer ein. In den Kämpfen gegen die Franzosen um Antorf verdiente er sich das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Als Leutnant und Kompanieführer in Belgien und Lützelburg mußte er dann wegen eines Ohrenleidens aus dem Frontdienst ausscheiden.
Weimarer Republik
Nach dem Ersten Weltkrieg ging er in seine deutsch-elsässische Heimat zurück, arbeitete wieder als Lehrer und übernahm als Rektor die Hertel'sche Handelsschule. Kurze Zeit später wechselte er ins Saarland und wurde dort als Inspektor für die neu eingerichteten französischen Schulen ernannt.
Weil er mit der französischen Assimilierungspolitik im Elsaß nicht einverstanden war, trat er schon nach kurzer Zeit von seinem Schulaufsichtsposten zurück. Als Heimatrechtler und Journalist wandte er sich nunmehr verstärkt der elsässischen Politik zu und wurde bald darauf auch Landesvorsitzender der Unabhängigen Landespartei für das Elsaß.
Aufgrund seiner politischen Tätigkeit, die sich gegen die französische Politik richtete, wurde Karl Roos im Jahr 1927 trotz Abwesenheit angeklagt und im Urteil des Colmarer Komplottprozesses zu 15 Jahren Kerkerhaft verurteilt, wie auch Dr. Friedrich Robert Ernst. Da er sich zur Zeit des Prozesses in der neutralen Schweiz aufhielt, konnte er sich zwar vorerst diesem politischen Urteil entziehen, allerdings stellte er sich noch 1928 der französischen Justiz. In einem Prozeß in Besancon wurde er vom Vorwurf des Hochverrats freigesprochen. Noch während seiner sieben Monate dauernden Untersuchungshaft wurde Karl Roos in den Straßburger Stadtrat gewählt.
Justizmord
Vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, am 4. Februar 1939, ließen ihn die Franzosen erneut verhaften und diesmal unter der Anklage der Spionage für den Feind ins Militärgefängnis von Nanzig (Nancy) bringen. Der Prozeß gegen ihn begann am 23. Oktober und endete am 26. Oktober mit dem Todesurteil wegen Hochverrats.
Am 7. Februar 1940 wurde Karl Roos von einem französischen Erschießungskommando auf dem Militärgelände von Champigneulles bei Nanzig ermordet. Gegenüber dem kommandierenden französischen Oberst Marcy hatte er zuvor nochmals protestiert und gesagt:
- „Sie wissen sehr gut, daß ich unschuldig bin.”
Er nahm Abschied von dem anwesenden Geistlichen mit den Worten:
- „Ich sterbe getreu meinem Glauben, meiner Heimat und meinen Freunden.”
Seine letzten Worte waren:
- „Jesu! Dir mein Leben! Jesu! Dir mein Tod!”
Die Frau und Schwestern von Karl Roos wurden einige Monate später im Zuge des Frankreichfeldzuges aus dem französischen KZ Epinal (wie viele andere Verurteilte des ursprünglichen „Colmarer Komplottprozesses“ auch) nach Drängen von Robert Ernst durch die Wehrmacht befreit.
Sein Grab
Auf dem Friedhof von Champigneulles wurde er bestattet. Am 19. Juni 1941, Frankreich war besiegt worden, wurde seine Leiche zurück ins Elsaß überführt und auf der Hünenburg (bei Saverne) begraben. Als die Franzosen 1945 wieder ins Elsaß kamen, entfernten sie seine sterblichen Überreste von der Hünenburg und verscharrten sie an einem bisher unbekannten Ort. Der Sarkophag wurde von französischen Truppen in den Burggraben gestürzt.
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914), II. Klasse
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Nach der Eroberung Frankreichs 1940 trug die Place Kléber in Straßburg ab August 1940 seinen Namen als „Karl-Roos-Platz“
- Die Studentenverbindung „Alsatia Straßburg“ an der Reichsuniversität Straßburg trug ab 1941 den Ehrennamen Kameradschaft „Karl Roos“
- Zahlreiche Plätze, Straßen und Schulen wurden nach Dr. Roos benannt
Veröffentlichungen
- Die Fremdwörter in den elsässischen Mundarten. Ein Beitrag zur elsässischen Dialektforschung. Heitz, Straßburg 1903
- Politik und Gewaltpolitik in Elsaß-Lothringen. Eine Schrift zur Lehr und Wehr; aus Anlaß der Autonomistenverfolgung um Weihnachten 1927. Fricke, Zürich 1928
- Unser Elsässerditsch (Schriften des Elsässischen Volksbildungsvereins 1). Straßburg 1938
- Unser Elsaß in Haushumor und Spruchweisheit. Hünenburg-Verlag, Neuweiler 1940
Literatur
- A. K. Busch: Blutzeugen – Beiträge zur Praxis des politischen Kampfes in der Weimarer Republik, Nordland-Verlag Deutsche Stimme, ISBN 978-3935102209
- Friedrich Spieser-Hünenburg: Im Banne des Straßburger Münsters: Karl Roos, in: Ernst Adolf Dreyer / Heinz W. Siska (Hg.): Kämpfer, Künder, Tatzeugen. Gestalter deutscher Größe. 3 Bde., Zinnen-Verlag, München–Wien–Leipzig 1942, Bd. II, S. 339–361
- P. C. Ettighoffer: Erschossen zu Nanzig. Das aufrechte Leben und heldenhafte Sterben eines deutschen Mannes, Hünenburg Verlag, Straßburg 1942
- Hermann Liese: Ich kämpfe, Eher-Verlag, München 1943, ISBN 978-3935102209