Kramarsch, Karl
Kar[e]l Krama[r]sch, auch Kramar, Kramarz oder Kramář ( 27. Dezember 1860 in Hochstadt an der Iser; 26. Mai 1937 in Prag) war ein deutschfeindlicher tschechischer Jurist, Hochgradfreimaurer,[1] Vorsitzender des tschechischen Nationalausschusses und von 1918 bis 1919 erster Ministerpräsident des Kunststaates Tschecho-Slowakei.
In seinem „Entwurf eines Slawischen Reiches“ hatte Kramarsch bereits 1914 die Idee eines tschechischen Korridors zur Adria in seiner großslawischen Reichsidee untergebracht.[2]
- „Im Guten und im Schlechten wird die Geschichte von willensstarken Männern gemacht, nicht vom ‚souveränen Volk‘. Einer der unermüdlichsten und tatkräftigsten Drahtzieher war der Tscheche Dr. Karl Kramarsch, der ‚die Maske der Loyalität so täuschend trug, daß kein einziger der vielen österreichischen Staatsmänner ihn zu durchschauen vermochte.‘ Der Kramarsch-Prozeß (vom 21.6.1916 bis 20.11.1916) enthüllte das geheimnisvolle Treiben des gefährlichen Mannes. Aber er wurde von dem verblendeten Kaiser Karl begnadigt; seitdem warf er ohne Scheu die Maske ab, trat immer offener für sein hochverräterisches Ziel ein, die Gründung eines selbständigen tschechischen Reiches. Im August 1918 durfte ein Slawenkongreß in Laibach stattfinden, wo zusammenhängende Slawenreiche von Danzig bis Triest gefordert wurden.“[3]
Zusammen mit Eduard Benesch als deren „Außenminister“ bildete Kramarsch nach dem Siege der Entente die interimistische tschecho-slowakische Regierung und war bei den Friedensverhandlungen und dem Friedensschluß von Versailles zugegen. Während er 1919 noch in Paris weilte, wurde er in Prag von der Linken unter Masaryk vom Ministerpräsidentenamt gestürzt und dafür Vlastimil Tusar eingesetzt.
- „Er war zeitlebens Panslawist und hatte jenen Plan eines großrussischen Reiches ausgearbeitet, dessen Westgrenze auf der Linie Stettin-Berlin-Dresden-Nürnberg-Regensburg verlief. (Er war damit immer noch entgegenkommender als der Planzeichner des russischen Vertrauensmannes Klofac, Hanus Kuffner, der nach dem Sieg der Alliierten dem deutschen Volk alles in allem nur eine Reservation im Dreieck Hamburg–Thüringen–Emden zubilligte.)“[4]
Woodrow Wilson, Masaryk, Klofac und Kramar auf einer tschechischen antideutschen Hetzkarte
Die Führer der Tschechen, Kramarsch, Kaizl († 1910) und Masaryk setzten es durch, daß am 13. Juli 1908 abermals in Prag ein allslawischer Kongreß stattfand. Der kluge Kramarsch wollte nicht offen der Wiener Regierung den Kampf ansagen, was ihm seine Landsleute sehr verdachten. [...] Kramarsch, Scheiner, Raschin waren von den österreichischen Behörden bereits vor Beneschs Abreise wegen Hochverrat verhaftet [...] So war die „Maffia“ wohl ihrer Führer beraubt, aber nichtsdestoweniger entfaltete sie ihre verderbliche Tätigkeit in großem Umfange. Die Aufgabe der Verschwörer bestand zunächst darin, die tschechischen Soldaten im österreichischen Heere zur Fahnenflucht und zum überlaufen zu verleiten. Von Anfang an wurde diese Aufgabe mit dem besten Erfolge erledigt. Viele Tausende und abermals viele Tausende von Tschechen, die an die Ost- oder Westfront geführt wurden, erhoben vor dem Feinde die Hände und ließen sich gefangen nehmen. Sodann wurde die Einrichtung eines umfassenden Nachrichten- und Spitzeldienstes mit Erfolg betrieben. Mit gefälschten Namen und Pässen reisten die Agenten hin und her, brachten regelmäßig chiffrierte Meldungen über die schweizerische Grenze. Sogar beim österreichischen Innenminister saß ein tschechischer Spitzel! Die kaiserliche Regierung war gar nicht in der Lage, das Todesnetz, das sie umspannte, bis in seine feinsten Fäden zu erkennen und zu zerreißen.
Kramarsch wurde zwar vor ein Kriegsgericht gestellt, und ein Hochverratsprozeß von ungeheuren Maßen rollte ab. Aber der Tscheche und seine Genossen wußten, daß der Tod unerbittlich seine Hand nach ihnen streckte. Kramarsch verteidigte sich als ein guter Österreicher: er habe nur den Staat der Habsburger vor der Aussaugung durch Deutschland bewahren wollen und empfohlen, nicht Deutschland, sondern Rußland als Bundesgenossen zu wählen. Das Kriegsgericht schenkte Kramarschs Worten keinen Glauben, doch zu spät kamen die Österreicher nun zur Erkenntnis. Ein Jahr lang dauerte der aufregende und aufwühlende Prozeß.
Das Urteil der letzten Instanz Über Kramarsch, ein stattlicher Band, lautete auf Todesstrafe. Es gipfelte in folgenden Ausführungen:
„Das erstrichterliche Urteil stellte fest, daß Kramarsch in der panslawistischen Propaganda und der tschechischen russophilen Bewegung durch bewußtes Zusammenwirken mit auf die Zertrümmerung der Monarchie abzielenden Bewegungen sich vor und nach Ausbruch des Krieges gegen den eigenen Staat betätigte. Sowohl im feindlichen wie im neutralen Auslande setzte eine weitverzweigte, organisierte revolutionäre Propaganda ein, die auf Bildung eines von Österreich-Ungarn unabhängigen tschechischen Staates mit allen Mitteln, wie Herausgabe von Zeitschriften, die beinahe ausschließlich dem Lostrennungsgedanken gewidmet sind, Veröffentlichung von Aufrufen, Veranstaltung von Kongressen und Organisation tschechischer Freiwilligenlegionen in Rußland, Frankreich und England hinarbeitete. Nach der gerichtlichen Überzeugung sind auf das Treiben des Angeklagten jene beklagenswerten Erscheinungen zurückzuführen, die im Laufe des Krieges bei einem Teile der tschechischen Bevölkerung zutage getreten und dem erfolgreichen Abschluß des Krieges bedeutende Hindernisse in den Weg legten. In dieser Hinsicht wird insbesondere hingewiesen auf die Vorbereitung hochverräterischer russischer Proklamationen in Böhmen und Mähren, auf Sympathiekundgebungen für den Feind, auf die zahlreichen strafgerichtlichen Verfolgungen wegen politischer Delikte, ferner auf die geringe Beteiligung der tschechischen Bevölkerung an den Kriegsanleihen, an der Kriegsmetallsammlung und an den Sammlungen für das Rote Kreuz. Tatsächliche Vorkommnisse, wie die Indienststellung tschechischer Freiwilligenkorps im feindlichen Ausland, das pflichtvergessene Verhalten tschechischer Kriegsgefangener, die Unverläßlichkeit von Mannschaften einzelner Truppenkörper, staatsgefährliche, gegen die militärische Dienstpflicht verstoßende Exzesse bei einzelnen tschechischen Truppen im Hinterlande und Etappenraum, belasten nach Überzeugung der Gerichte sowohl Kramarsch als seine Genossen.“
Das Urteil wurde an Kramarsch nicht vollstreckt. Kaiser Franz Joseph begnadigte ihn zu einer Kerkerstrafe. [...] Im November 1916 starb der greise Kaiser von Österreich.
Sein Nachfolger war Kaiser Karl, ein Mann, der wenig deutsch empfand und den Slawen gegenüber eine sehr freundliche Nationalitätenpolitik betrieb. Eine seiner ersten Handlungen war eine Amnestie gegen die verurteilten Tschechen. Wenige Tage vor Weihnachten 1916 gab er Doktor Kramarsch und den anderen verurteilten tschechischen Hochverrätern die Freiheit zurück. Karl glaubte, auf diese Weise den Tschechen seine antideutschen Sympathien zu beweisen und ihre Freundschaft zu gewinnen. Aber es brachte ihm keinen Segen. Mit neuen Kräften, zu viel tieferen und schrecklicheren Folgen führend, konnte die Unterminierung Böhmens und Mährens betrieben werden. Die Deutschböhmen waren verzweifelt.
Inzwischen unternahmen Masaryk, Benesch und der Slowake Stefànik das schwere Werk, mit Hilfe von Journalisten und Gelehrten die Diplomaten und Völker Frankreichs und Englands auf die Existenz eines gänzlich unbekannten, aber dennoch vorhandenen tschechoslowakischen Volkes hinzuweisen, dessen Knechtung unter die Herrschaft Österreichs zu bejammern und seine Wiederherstellung in den „historischen Grenzen“, d. h. mit Einschluß Deutschböhmens und Karpathorußlands, zu fordern. [...] Die Tschechoslowaken holen zum letzten Schlage aus: Am 3. Juli 1918, einige Tage, nachdem Frankreich den neuen Staat in den von ihm geforderten „historischen Grenzen“ anerkannt hat, nimmt die Vollversammlung des Tschechenklubs einen sozialdemokratischen Antrag an, gegen das Ministerium Seidler sei Anklage zu erheben wegen Verletzung der Verfassung, begangen durch die Errichtung der böhmischen Kreishauptmannschaften. Zehn Tage später bildete sich in Prag der Tschechoslowakische Nationalausschuß, dessen Präsident Kramarsch ist, während Klofatsch Vizepräsident und der Sozialdemokrat Soukup Schriftführer werden.
Über die Amnestie und deren schreckliche Folgen:[5]
Die Riege der Verbrecher:
Gustav Habermann, Frantisek Stanek, Karel Kramar, Edvard Benes, Vaclav Klofac
Literatur
- Hans Meiser: Tschechen als Kriegstreiber: Kramasch, Masaryk, Benesch – Zerstörer Europas (Kurze Buchvorstellung, Bestellmöglichkeit)
- PDF Friedrich Wichtl: Dr. Karl Kramarsch. Der wahre Anstifter des Weltkrieges