Kutschkau, Ernst
Ernst Kutschkau ( 23. November 1910 in Saalfeld, Ostpreußen; 4. Februar 1947 in Chatelineau, Belgien) war ein deutscher Unteroffizier der Wehrmacht, zuletzt Oberfeldwebel der Reserve und Ritterkreuzträger mit Nahkampfspange in Gold des Zweiten Weltkrieges.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Ernst Kutschkau wurde am 23. November 1910 im Ostpreußischen Saalfeld (Kreis Mohrungen) als eines von zehn Kindern geboren. Mit Ende seiner schulischen Ausbildung wurde er Fabrikarbeiter.[1]
Militärischer Werdegang
Ab 1934 gehörte Kutschkau der Heeresreserve der Reichswehr an und nahm als Freiwilliger an Wehrübungen teil. Erst im Herbst 1940 nach dem Westfeldzug wurde er jedoch als Gefreiter eingezogen.
Im Rahmen der 21. Infanterie-Division kam er an der Nordfront im Osten zum Einsatz und erlebte dort die schweren Kämpfe durch das Baltikum sowie die Schlachten am Wolchow- und Ladogasee.
Anfang September erhielt er das Eiserne Kreuz 2. Klasse und übernahm, zum Unteroffizier befördert, die Führung einer Gruppe der 2. Kompanie des Grenadier-Regiments 3. Obwohl er sich mehrmals bewährte und auch entsprechende Auszeichnungen trug, wurde er erst nach der Beförderung zum Oberfeldwebel mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Kutschkau, Führer eines Zuges, wehrte dabei mehrere Infanterieangriffe im Raum Pleskau ab. Kurze Zeit später übernahm er Anfang 1944 die Führung der 6. Kompanie, mit der er die folgenden schweren Rückzugskämpfe aus dem Raum Leningrad antrat.
Im April 1944 gelang es Kutschkau mit seiner Kompanie, die Höhe 35,8 gegen die Angriffe eines gesamten gegnerischen Regiments zu halten. Die Soldaten der Kompanie waren auch durch tagelanges Trommelfeuer und Scharfschützeneinsätze nicht kleinzukriegen. Mit nur 47 Grenadieren gelang dies Kutschkau. Kutschkau, in den vergangenen Monaten stets die Seele des Widerstandes, wurde so innerhalb der Divisionen zu einer geachteten Person, bei der selbst Bataillons- und Regimentskommandeure Ratschläge einholten. Sein Regimentskommandeur Oberstleutnant Hilgendorff, selbst Ritterkreuzträger, hätte Kutschkau liebend gerne zum Offizier befördert, doch eignete sich dieser dazu wohl nicht. Der Kommandeur des II. Bataillons war Fritz Lemke, der im Sommer 1944 jedoch fiel. Für seine unermüdlichen erfolgreichen Einsätze erhielt Ernst Kutschkau am 16. April 1944, als Oberfeldwebel und Führer der 6. Kompanie des Grenadier-Regiments 3, das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.
Als im Sommer 1944 die Front der gesamten Heeresgruppe Nord durch Angriff mehrerer Stoßarmeen ins Wanken geriet, entstand durch einen schnellen Panzervorstoß an die Ostseeküste der Brückenkopf Kurland, in dem 27 deutsche Divisionen des Heeres, der Waffen-SS und der Luftwaffe monatelang aushielten. Die 21. Infanterie-Division Kutschkaus hatte dabei jedoch das Glück, südlich dieses Vorstoßes zu stehen und wurde nicht in den Kurland-Brückenkopf hineingezogen.
Im Herbst und Winter 1944 führte er seine 6. Kompanie durch sämtliche Ostpreußenschlachten, hielt bei Goldap und Gumbinnen immer wieder Positionen in aussichtslosen Situationen, eroberte verloren gegangene Stellungen im Gegenangriff zurück und wurde als Reserve des Regiments zum Rettungsanker. Dafür wurde er mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet und auf Druck seiner Vorgesetzten am 11. März 1945, als Oberfeldwebel und Führer der 6. Kompanie, mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnet. Kutschkau war damit einer von nur 28 Unteroffizieren des Heeres, denen diese hohe Auszeichnung zuteil wurde.
Noch vor der Verleihung des Deutschen Kreuzes in Gold war er für 50 Nahkampftage mit der seltenen Nahkampfspange in Gold ausgezeichnet worden. Kutschkau ist damit einer der höchst ausgezeichneten Unteroffiziere des deutschen Heeres. Im Zuge der Verleihung der Nahkampfspange in Gold wurde er laut Befehl aus der Front gezogen und als Ausbilder an die Heeres-Unteroffizierschule Hannover versetzt. Dort kam er jedoch nach nur wenigen Wochen erneut zum Kampfeinsatz.
Endkampf
Unter Führung des Schulkommandeurs, des Ritterkreuzträgers Oberstleutnant Lier, kam Kutschkau so an der deutschen Westfront zum Einsatz und erlebte letzte Abwehrerfolge im geschichtsträchtigen Teutoburger Wald und bei Oldenburg. Lier erhielt dafür noch kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges das Eichenlaub, wovon er aber nichts mehr erfuhr.
Nachkriegszeit
Kutschkau geriet in britische Kriegsgefangenschaft, wobei die Kampfgruppe „Lier“ (Unteroffizierschule Jauer, Fahnenjunkerschule Hannover und Reserveoffizierbewerber (ROB) Regiment XI) völkerrechtswidrig an Belgien übergeben wurde, wo er mit seinen Kameraden als Zwangsarbeiter in den Kohlebergwerke des Feindes schuften mußte.
Tod
Ernst Kutschkau soll am 4. Februar 1947 im Lager Chatelinieau (wo auch sein Bruder Paul Kriegsgefangener war) einem Herzinfarkt („Herzversagen“) erlegen sein. Andere Gerüchte besagen, er sei als deutscher Soldat einem Anschlag belgischer Soldaten zum Opfer gefallen. Denkbar ist auch, daß er, wie so viele andere auch, elendig verhungert ist. Er ruht auf dem Soldatenfriedhof Lommel; Endgrablage: Block 58, Grab 260.
Zum Andenken von Hans Klein
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1939) 2. und 1. Klasse
- Infanterie-Sturmabzeichen in Silber
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- Panzerkampfabzeichen
- Deutsches Kreuz in Gold am 9. März 1945 als Oberfeldwebel der Reserve und Führer der 6. Kompanie/Grenadier-Regiment 3
- Verwundetenabzeichen (1939) in Schwarz und Silber
- Nahkampfspange in Gold
- in Bronze am 1. August 1943
- in Silber am 15. Mai 1944
- in Gold am 1. Februar 1945 als Oberfeldwebel der Reserve und Kompanieführer der 6./Grenadier-Regiment 3
- Namentliche Nennung im Wehrmachtbericht am 18. März 1944
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub
- Ritterkreuz am 16. April 1944 (2980. Verleihung) als Oberfeldwebel der Reserve und Führer der 6./Grenadier-Regiment 3[3]
- Eichenlaub am 11. März 1945 (777. Verleihung) als Oberfeldwebel der Reserve und Führer der 6./Grenadier-Regiment 3[4]
Ehrungen
- Ehrenbürger von Saalfeld (Ostpreußen)
- Grundstück am Ufer des Ewingsees mit Segelboot und eingerichtetes Bootshaus (Geschenk der Stadt Saalfeld gemeinsam mit der Kreisstadt Mohrungen)
Verweise
- Oberfeldwebel der Reserve Kutschkau, Ernst, Das-Ritterkreuz.de
- Kutschkau, Ernst, Lexikon der Wehrmacht
- Kutschkau, Ernst, ww2awards.com (englischsprachig)
Fußnoten
- Geboren 1910
- Gestorben 1947
- Deutscher Oberfeldwebel
- Oberfeldwebel (Heer der Wehrmacht)
- Träger des Deutschen Kreuzes in Gold
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub
- Erwähnung im Wehrmachtbericht
- Träger der Nahkampfspange in Gold
- Ritterkreuzträger mit Nahkampfspange in Gold
- Kriegsgefangener
- Person Ostpreußen