Laage, Karl Ernst

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Prof. Dr. Karl Ernst Laage

Karl Ernst Laage (Lebensrune.png 9. Juni 1920 in Kiel; Todesrune.png 11. Juli 2017 in Husum) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht – zuletzt Oberleutnant der Reserve der Heeresartillerie – und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges sowie promovierter Philologe, Latinist[1] und Germanist. Der Fachautor und Herausgeber Prof. Dr. Laage galt als einer der renommiertesten Kenner Theodor Storms und weltweit als der Begründer der modernen Storm-Forschung.[2]

Leben

Karl Ernst Laage, der eigentlich Architekt werden wollte, wollte nach dem Abitur an der Kieler Gelehrtenschule studieren, was jedoch 1940 durch seine Einberufung zur Wehrmacht unterbrochen wurde. Als junger Offizieranwärter und später Offizier war er mit einem Artillerie-Regiment des Heeres an der Ostfront. Als Batterieführer der 3. (bis zur Auflösung der Batterie im August 1944) und dann der 1. (mit nur noch drei recht abgenutzten Haubitzen) erwies sich Leutnant der Reserve Lage inmitten des Zusammenbruchs der Verteidigungslinie mit seiner Beobachtungsstelle als besonders kühn, seine Männer (insbesondere die Geschützführer) und er bildeten laut Verleihungsantrag einen Fels in der Brandung. Hauptmann der Reserve Heinz Eduard Tödt (selbst Ritterkreuzträger und zuletzt Major der Reserve), bis August 1944 selbst Chef der 1. Batterie und nach Ausfall des Kommandeurs der I. Abteilung dessen Vertreter und somit Abteilungsführer, schlug Laage für das Ritterkreuz vor, der Vorschlag wurde für besonders verwegenes Verhalten befürwortet.[3]

Von Juli bis Oktober 1944 folgten die Rückzugskämpfe der 30. Infanterie-Division bis ins Baltikum. Die Division kämpfte in der „Marienburg“-Stellung, focht am Embach und zog sich im Oktober über Riga nach Kurland zurück, so auch Laages Artillerie-Regiment, das der Division unterstellt war.

Die 1. Kurland-Schlacht im Kurland-Kessel erlebte die Division nördlich Vainode und ostwärts Preekuln. In der 2. Kurland-Schlacht kämpften die Soldaten nordostwärts von Preekuln, danach erfolgte die Verlegung südostwärts von Libau. Die letzten Kriegsmonate des Jahres 1945 kämpfte die Division am Barta-Abschnitt westlich von Skuodas und südostwärts von Preekuln. Nach der Kapitulation marschierte die Division zunächst in Richtung der deutschen Reichsgrenze nach Krottingen, bis sie Anfang Juni von sowjetischen Truppen auseinandergerissen und in Gefangenschaft geführt wurde.

Gefangenschaft

Auch Laage geriet 1945 bei den Bolschewisten in Kriegsgefangenschaft, mußte viele Jahre als Zwangsarbeiter schuften, wurde am 20. Dezember 1949 letztmalig verhört und kehrte am 31. Dezember 1949 in die Heimat zurück.

„Weißt Du, dass heute mein Tag ist? [...] Der Tag, an dem ich verhört wurde. An dem sich entschied, ob ich nach fünf Jahren Gefangenschaft zurück durfte nach Deutschland, oder ob sie mich dabehalten. Ja, das war mein Tag, der 20. Dezember 1949. Da wurde ich hinaufbefördert in die siebte Etage eines Hochhauses. Und, stell Dir vor, da sitze ich am Tisch, so wie wir hier. Links sitzt die Dolmetscherin, und dort, wo Du jetzt bist, der Major. Und als ich näher hinschaute, sah ich, dass das Protokoll, das ich fünf Jahre zuvor unterschrieben hatte, dort liegt. In der Gefangenschaft mussten wir alle einen vierseitigen Bogen ausfüllen. Darin wurde alles festgehalten: Wo man gekämpft hatte, in welcher Einheit und so weiter. Man hatte mir damals gesagt: Behalten Sie alles im Kopf, was Sie jetzt ausfüllen. Und dann kamen die nun an Stellen, von denen ich noch genau wusste, was ich damals gesagt hatte. Die wollten mich natürlich überführen, dass ich die Unwahrheit sage. Nach dem Verhör traf ich meinen russischen Vorgesetzen, der sagte zu mir: Sie sind durch! Und dann wurde ich am 24. Dezember verladen und bin am letzten Tag des Jahres noch schnell über die Grenze gejagt worden.“[4]

Nachkriegszeit

Nach den langen Jahren der Kriegsgefangenschaft trug sich der 30jährige Laage, der nun in die Fußstapfen des Vaters treten wollte, für ein Lehramtsstudium in den Fächern Latinistik, Germanistik und Slawistik ein (Kiel und Tübingen) und wurde 1956 mit einer Dissertation zum Thema „Der Friedensgedanke in der augusteischen Dichtung“ zum Dr. phil. promoviert. Im selben Jahr trat er als Studienassessor ins Altsprachliche Gymnasium in Husum ein. Von 1956 an war er fast 30 Jahre lang als Lehrer tätig (zuletzt als Direktor der Hermann-Tast-Schule in Husum), bevor er 1985 als pensionierter Oberstudiendirektor Honorar-Professor (Literaturprofessor) an der Kieler Universität wurde und bis 1995 blieb. Auch in den letzten Jahren lud er regelmäßig zum Literaturkurs in die Volkshochschule ein.

Er war von 1965 bis 1991 zunächst Sekretär und wissenschaftlicher Leiter der Theodor-Storm-Gesellschaft. Von 1991 bis 2003 leitete er die Gesellschaft als Präsident, seit 2003 war er ihr Ehrenpräsident. Zu seinen zahlreichen Verdiensten um den Dichter Theodor Storm gehört der Aufbau des Husumer Storm-Museums, das er ab 1972 gemeinsam mit Nachkommen des Dichters aufbaute, sowie des heutigen Storm-Zentrums, parallel baute er das inzwischen international renommierte Storm-Archiv in Husum auf. Ganz maßgeblich initiierte Prof. Laage die moderne Storm-Forschung, nicht zuletzt durch die von ihm und Dieter Lohmeier herausgegebene kommentierte vierbändige Ausgabe von Storms Werken. Zugleich hat Laage auf den Spuren Storms die Landschaft Nordfrieslands wie kaum ein anderer kulturell erschlossen und geprägt – so zum Beispiel durch zahlreiche Vorträge, Exkursionen und viele bekannte Publikationen. An seiner Seite immer seine Gemahlin, die alle seine Texte mit ihrer Schreibmaschine erstellte.

„Inzwischen jedoch war sein Vater Sekretär der jungen Storm-Gesellschaft geworden,[5] der seinen cand. phil. gern zu Fachfragen hinzuzog. So wurde der junge Laage allmählich zum Experten: 1966 folgt er dem Vater auf den Sekretärsposten, kann 1967 die grundlegende Studie zu Storm und Turgenjew publizieren und steht auch gleich international im Blickpunkt: 1967 jährte sich des Dichters Geburtstag zum 150. Male, das Husumer Symposium dazu wird zur Feuertaufe des neuen Sekretärs. Im Laufe dieser 25-jährigen Tätigkeit wächst die Gesellschaft von 200 auf 1500 Mitglieder, erwirbt Storms Wohnhaus und baut es zu Museum und Forschungsarchiv aus. Dabei kamen Laage die guten Kontakte zu den Enkeln des Dichters zunutze, besonders zu Elisabeth Spethmann. Das unscheinbare Manuskript, das sie ihm eines Tages aushändigte, wurde unter seiner Redaktion zum spektakulären jüngsten Beitrag zur Storm-Forschung – ein Gespensterbuch! Wie die Brüder Grimm ihre Märchen hatte der junge Dichter seit 1843 Spukgeschichten aus dem Volk, von Freunden und Kollegen für ein Buch gesammelt. Die Veröffentlichung scheiterte in den Wirren des Befreiungskampfes um Schleswig-Holstein, in dessen Verlauf Storm nach Potsdam fliehen musste. Das Manuskript geriet in Vergessenheit. Nun liegt es doch noch vor, das ‚Neue Gespensterbuch‘ (Boyens Verlag, Heide 2011), eines von 20 Büchern, die Laage über ‚seinen‘ Dichter veröffentlicht hat, doch keineswegs das letzte. 2012, zum 40. Gründungstag des Storm-Hauses, will er die Geschichte von Wohnhaus und Museum erzählen. Und dann? ‚Der Mensch Theodor Storm müsste weiter erforscht werden. Das war ein ganz schwieriger Charakter‘, skizziert Laage weitere Pläne. Er ist übrigens das letzte Gründungsmitglied des Rotary Club Husum und beim Meeting immer präsent, wenn ihm seine Geschäfte denn Zeit dazu lassen.“[6]

Tod

Oberleutnant d. R. a. D. Oberstudiendirektor i. P. Prof. Dr. phil. Karl Ernst Laage, Ehrenbürger Husums, langjähriger Vorsitzender und seit 2003 Ehrenpräsident der Theodor-Storm-Gesellschaft, verstarb am 11. Juli 2017 im Alter von 97 Jahren.

„Zu seinen zahlreichen Verdiensten um den Dichter Theodor Storm gehört der Aufbau des Husumer Storm-Museums sowie des heutigen Storm-Zentrums. Ganz maßgeblich hat Laage die moderne Storm-Forschung initiiert, nicht zuletzt durch die von ihm und Dieter Lohmeier herausgegebene kommentierte vierbändige Ausgabe von Storms Werken. Die Storm-Gesellschaft ist sehr traurig über seinen Tod, der sie kurz vor Theodor Storms 200. Geburtstag am 14. September ganz besonders trifft. Sie ist zugleich dankbar für die Lebensleistung Karl Ernst Laages und wird sein Andenken in Ehren halten.“[7]

Zitate

  • „Husum ist sehr stolz auf seinen Ehrenbürger, der sich in höchstem Maße um die Stadt und die Allgemeinheit verdient gemacht hat. Professor Laage ist der beste Beweis dafür, dass Arbeit den Geist jung und wach hält.“ — Uwe Schmitz, Bürgermeister, anläßlich Laages 95. Geburtstages
  • „Viele inspirierende Bücher zu Theodor Storm sind Karl Ernst Laage zu verdanken. Vor allem aber gäbe es das Storm-Zentrum in der Wasserreihe nicht ohne seinen großen Einsatz, schon gar nicht in dieser Form: Ein exzellenter Grund, auch einen langen Weg nach Husum in Kauf zu nehmen.“ — Tilman Spreckelsen, Theodor-Storm-Preisträger 2014
  • „Für mich ist Karl Ernst Laage von 1995 an, als ich an die Universität Kiel kam, bis in seine letzten Lebensjahre hinein ein Lehrer, ein Mentor und ein Freund gewesen. Ich bin dankbar dafür, ihn gekannt, mit ihm intensiv an Storms Werk gearbeitet zu haben und auf seinen Wunsch sein Nachfolger in der Storm-Gesellschaft geworden zu sein. [...] Mit seinem großen Lebenswerk hat Prof. Laage den Dichter Theodor Storm aus der Vereinnahmung durch eine provinzielle und rückwärtsgewandte Heimatkunst befreit und wieder im Zusammenhang der Weltliteratur sichtbar gemacht, der er angehört – von den frühen Arbeiten über Storm und Turgenjew über die mustergültige Neuedition von Thomas Manns Storm-Essay bis zu den Büchern über den reisenden, den politischen, den Zeitgenossen Storm. Und er hat all das in einer Sprache getan, die seine Einsichten allen neugierigen Lesern ebenso anschaulich vermittelt wie seinen wissenschaftlichen Kollegen.“ — Prof. Heinrich Detering, Literaturwissenschaftler
  • „Wir verlieren mit Karl Ernst Laage unseren großen Baumeister, die internationale Storm-Forschung ihren Pionier. Vor seiner Lebensleistung, seiner Akribie und seiner Hingabe an den Gegenstand stehen wir mit Bewunderung, Dank und der Verpflichtung, das von ihm Begonnene weiterzuführen. Mir persönlich war er ein heiterer, gelassener und immer hellsichtiger Ratgeber, auf dessen Eingebungen ich mich immer verlassen konnte.“ — Prof. Dr. Philipp Theisohn, Präsident der Theodor-Storm-Gesellschaft
  • „Ich bin tief betroffen und traurig, weil er mir ans Herz gewachsen war. Wissenschaftlich hat er unheimlich viel getan für ‚seinen Storm‘. Ich nenne ihn bewußt Vater der Storm-Stadt, daher auch die Ehrenbürgerschaft – und sein Werk bleibt das Fundament aller zukünftigen Arbeit.“ — Peter Empen, Bürgervorsteher[8]

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Karl Ernst Laage, Spurensuche in Moskau und Twer - Erinnerungen an Menschen, Gebäude und Arbeitslager.jpg

Werke (Auswahl)

  • Theodor Storm in Husum und Nordfriesland. Ein Führer durch die Stormstätten, 1979
  • Theodor Storm – Sämtliche Werke in vier Bänden, Frankfurt am Main 1988 (Jahrhundertausgabe)
  • Theodor Storms Welt in Bildern, 1996
  • Theodor Storm – Viola tricolor1, 1996
  • Unterwegs mit Theodor Storm: Ein literarischer Reiseführer, 2002
  • Spurensuche in Moskau und Twer – Erinnerungen an Menschen, Gebäude und Arbeitslager, 2006
  • Russland – gestern und heute: Persönliche Begegnungen, 2009
  • An's Haff nun fliegt die Möwe. Auf Theodor Storms Spuren, 2010
  • Theodor Storms „Neues Gespensterbuch“: Beiträge zur Geschichte des Spuks, 2011
  • Theodor Storm. Der Dichter und sein Haus, 2012
  • Theodor Storm privat, 2013
  • Theodor Storm auf Sylt und seine „Sylter Novelle“, 2015
  • Theodor Storm – Leben und Werk, Husum Verlag, 9., erweiterte und überarbeitete Auflage 2015, ISBN 978-3-88042-650-4
  • Begegnungen mit Theodor Storm, Boyens Buchverlag (2015), ISBN 978-3804214200
  • Sie rettete die ganze Stadt!: Literarische Verwandlungen einer Nordsee-Sage, 2016
  • Theodor Storm zum 200. Geburtstag: Aufsätze, Untersuchungen, Dokumente, 2017

Literatur

  • Gerd Eversberg: Vor der Deichnovelle habe ich einige Furcht – Storms letzter Schreibprozeß im Spiegel der „Schimmelreiter“-Textzeugen in: G. E. u. a. (Hgg.): Stormlektüren. Festschrift für Karl Ernst Laage zum 80. Geburtstag, Würzburg 2000, S. 323–348

Verweise

Fußnoten

  1. Wissenschaftler der lateinischen Sprache und Literatur
  2. Zu Storm kam der gebürtige Kieler eher zufällig, doch dafür beeinflußte dieser sein Leben umso nachhaltiger. Erste Berührungspunkte gab es schon in der Kindheit. So las sein Vater Carl dem Sohn regelmäßig aus Storms „Der kleine Häwelmann“ vor. Und als Junge tobte Laage immer um das Grab des Dichters herum, das dem Haus seiner Großeltern genau gegenüberlag.
  3. Heinz Eduard Tödt: Wagnis und Fügung, Lit Verlag (2013)
  4. Wie ich zu Storm kam – Karl Ernst Laage im Gespräch mit Christian Demandt, Theodor-Storm-Gesellschaft, 26. Januar 2017
  5. Carl Laage war von 1950 bis 1966 Sekretär der Storm-Gesellschaf.
  6. Karl Ernst Laage, RC Husum – Der Dichter und sein Redakteur, Rotary Magazin 8/2011
  7. Für die Theodor-Storm-Gesellschaft: Prof. Dr. Philipp Theisohn, Präsident der Theodor-Storm-Gesellschaft und Dr. Christian Demandt, Sekretär der Theodor-Storm-Gesellschaft
  8. Zum Tode von Karl Ernst Laage
  9. Der Ring ist mit den Handgravuren „Hans Momsen 2015“ und „Karl Ernst Laage“ verziert. Außerdem erscheint auf der 750er-Goldfläche der Schattenriß Theodor Storms in schwarzem Onyx, umrandet von einer silbernen Schiene.