Luftschiff Zeppelin 129 „Hindenburg“
Der Zeppelin LZ 129 „Hindenburg“ war das größte steuerbare Flugobjekt, das je gebaut wurde. Es wurde vom damaligen deutschen Staatsbetrieb Deutsche Zeppelin-Reederei 1936 hergestellt. Die Jungfernfahrt des zu Ehren Paul von Hindenburgs getauften Luftschiffes fand im März 1936 statt. Nur ein Jahr darauf, am 6. Mai 1937, explodierte es beim Anflug auf Lakehurst in den VSA. 36 Menschen kamen bei dieser größten Katastrophe der Luftschiffahrt ums Leben.
Inhaltsverzeichnis
Daten
Die Räume für die Passagiere befanden sich auf zwei Decks im Inneren des Auftriebskörpers. Die Gondel diente nur noch zur Steuerung und zur Aussicht. Die Länge des Zeppelins betrug 245 Meter und der größte Durchmesser 41 Meter. Mit diesen Dimensionen hatte er fast die Ausmaße der Titanic (269 Meter Länge und 28 Meter Breite).
Der Zeppelin entstand unter der Leitung von Hugo Eckener. Chefkonstrukteur war Ludwig Dürr. Die Innenausstattung stammte vom deutschen Architekten Fritz August Breuhaus de Groot. Die Wandmalereien wurden von Otto Arpke gestaltet.
Obwohl das Schiff mit brennbarem Wasserstoff befüllt werden mußte, da die VSA die Lieferung von nichtbrennbarem Helium verweigerten, gab es sogar einen Raucherraum. Dieser hatte eine eigene Belüftung, die aus Sicherheitsgründen einen leichten Überdruck erzeugte, damit von außen keine brennbaren Gase eindringen konnten. Dort befand sich auch das einzige Feuerzeug an Bord. Vor dem Raucherraum war eine kleine Bar eingerichtet.
Prof. F.A. Breuhaus: „Das fliegende Hotel“:
Technische Daten
- Länge: 246,7 m
- Durchmesser: 41,2 m
- Höhe: 44,7 m
- Gesamtbreite: 46,8 m
- Gaszellenvolumen: 200.000 Kubikmeter
- Traggas: 190.000 Kubikmeter
- Leermasse: 118 t
- Startmasse: 220 t (maximal 242 t)
- Nutzlast: 11 t
- Treibstoff: 88.000 l
- Schmierstoff: 4.500 l
- Wasserballast: 40.000 l
- Antrieb: 4 x DB LOF 6 V16-Dieselmotor (je 1.200 PS bei max.1.400 U/min)
- Reisegeschwindigkeit: 125 km/h
- Reichweite: 16.000 km
Erläuterungen
Statt des bis dahin verwendeten brennbaren Wasserstoffs sollte Helium in die 16 regelbaren Traggaszellen gefüllt werden. Zu dieser Zeit konnte das Gas jedoch nur aus den VSA importiert werden, das als Abfallprodukt bei der Erdölförderung anfiel. Da man dort den Export des Heliums verbot, mußte das in Deutschland verfügbare Wasserstoffgas verwendet werden. Statt der bisher verwendeten Goldschlägerhaut - aus Rinderblinddärmen hergestellt - wurde zur Abdichtung der Zellen eine gelatineartige Masse verwendet. Für den Antrieb kamen erstmals speziell entwickelte wassergekühlte Dieselmotoren von Daimler-Benz zum Einsatz, die paarweise unter dem Rumpf angeordnet, vier vierflügelige Heine-Druckpropeller aus Holz mit einem Durchmesser von 6 Metern in 700 Umdrehungen pro Minute versetzten. Mittels spezieller Getriebe konnten die Luftschrauben sowohl vor- als auch rückwärts laufen.
Der Treibstoff und das Schmieröl lagerte in Aluminiumtanks neben den Laufstegen im Inneren der Hülle. Die Flughöhe und -lage wurde mittels wassergefüllter Tanks reguliert. Für die Landung waren druckluftgefederte Landeräder vorgesehen. Die Rumpfhülle aus Baumwollbahnen war mit Cellonlack wetterbeständig gemacht, dem Aluminiumpulver beigemischt war, um der Aufheizung durch Sonnenlicht entgegenzuwirken. Diese spiegelnd-silbrige Oberfläche verhalf dem riesigen Luftschiff neben dem konstanten Brummen der Motoren zu einer unbeschreiblichen Wirkung. Zum Schutz gegen ultraviolette Strahlen war die Hülle auf der inneren Oberseite mit Eisenoxidlack beschichtet. Am 19. März 1936 an die „Deutsche Zeppelin-Reederei“ übergeben, erfolgte vom 26. bis 29. März 1936 eine Deutschlandfahrt zusammen mit LZ 127 „Graf Zeppelin“. Die erste Fernfahrt über den Atlantik nach Rio de Janeiro begann bereits zwei Tage später. Am 6. Mai 1936 hob der Zeppelin zur ersten Passagierfahrt nach Neu York ab. Dort machte er nach 61,5 Stunden am 9. Mai am Ankermast in Lakehurst fest.
Olympia-Botschafter 1936
Der Zeppelin war Olympia-Botschafter für die Olympischen Sommerspiele 1936. Am Eröffnungstag der Olympischen Spiele, dem 1. August 1936, startete das imposante Luftschiff vom Flughafen Frankfurt Rhein-Main aus nach Berlin. Ziel war das Reichssportfeld. Kurz vor der Eröffnung der Olympischen Spiele überquerte das LZ 129 das Berliner Olympiastadion. Eine Landung fand nicht statt, jedoch wurde von Bord über dem Tempelhofer Flugfeld Post abgeworfen.
Insgesamt unternahm der „Hindenburg“ 10 Fahrten in die VSA und 7 Fahrten nach Rio de Janeiro. Bis Jahresende wurden in 3.000 Flugstunden 1.600 Passagiere befördert. Eine Hin- und Rückreise kostete zwischen 720 und 810 US-Dollar, was etwa 10.000 Euro entspricht. Die „Fahrt“ nach Neu York dauerte im Durchschnitt 59 Stunden. Der Rückweg war meist nach rund 47 Stunden beendet. Die Passagierkabinen waren dabei in der Regel mehr als ausgebucht.
Millionärsflug 1936
Am 9. Oktober 1936 erfolgte von Lakehurst, VSA, aus der renommierte „Millionärsflug“ des Luftschiffes „Hindenburg“, als 72 einflußreiche VS-Amerikaner (Militärs, Medienvertreter, aber vor allem reiche Wirtschaftsführer), an einem zehneinhalbstündigen Luxusflug über Neuengland teilnahmen. VS-Medien erfanden den Begriff „Millionaires Flight“, da die Insassen schon damals einen wirtschaftlichen Wert von rund einer Milliarde US-Dollar aufwiesen. Der Flug sollte dazu dienen, Investitionen in den den deutsch-amerikanischen Zeppelindienst zu fördern. Zu den hochrangigen Teilnehmern gehörten u. a. Eddie Rickenbacker (Chef Eastern Air Lines), Winthrop W. Aldrich (Vorstandsvorsitzender der Chase National Bank), Paul W. Litchfield (Präsident Goodyear), Richard Southgate (Protokollchef der VSA) und Nelson Rockefeller (Enkelsohn von John D. Rockefeller senior, späterer Gouverneur von Neu York und Vizepräsident der VSA).[1] An der Seite des Botschafters Hans Luther bemühte sich auch der deutsche Marineattaché Konteradmiral Robert Witthoeft-Emden um das Wohlwollen der Passagiere.
Innovationen der Luftreise
Anfang 1937 wurden die zwei Passagierdecks mit 50 Betten im Inneren der Luftschiffhülle für 72 Reisende erweitert. Die Gondel unter dem Luftschiffkörper diente mit der Kommandobrücke ausschließlich der Steuerung und Navigation. Neben den Passagierkabinen und Mannschaftsräumen gab es an Bord ein Promenadendeck, das durch Fenster auf beiden Seiten Ausblick bot, einen Gesellschaftsraum mit Lesezimmer, einen Speisesaal und Küche, einen Funkraum sowie Toilettenanlagen. Das einzige Feuerzeug an Bord befand sich im extra belüfteten Rauchsalon mit Bar. Neben den Duschen für Besatzung und Passagiere stellte die kulinarische Versorgung der Reisenden und ein speziell angefertigter „Blüthner“-Flügel aus Aluminium ein absolutes Novum dar. Das Instrument war aus extra leichtem Aluminium gefertigt und wog nur etwa 180 kg. Er wurde jedoch im Zuge des Umbaus auf die höhere Passagierkapazität aus Gewichtsgründen entfernt. Im Jahre 1943 wurde das Instrument bei einem anglo-amerikanischen Terrorangriff auf Leipzig zerstört.
Zwei schwenkbare Treppen ermöglichten einen bequemen Zugang am Boden. Der Chefkonstrukteur Ludwig Dürr und der Architekt F. A. Breuhaus de Groot konnten aus Gewichtsgründen nur den Aufenthaltsräumen ein komfortables und luxuriöses Ambiente wie auf einem Ozeandampfer verschaffen. Die Schlafkabinen mit jeweils einem Doppelstockbett und ausklappbarem Waschbecken waren dagegen spartanisch eingerichtet. Die Besatzung teilte sich 54 Schlafplätze. Für eine Funkverbindung über maximal 8.000 km sorgten ein LW- und ein KW-Gerät. Die Antenne war 200 Meter lang. Die sichere Navigation wurde mit einem Zielflug- und zwei Peilempfängern gewährleistet. Auf 63 Fahrten legte LZ 129 über 337.000 km zurück. Die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit wurde, durch günstigen Wind bedingt, mit 157 km/h erreicht.
Innenansichten
Zeppelin-Weltfahrten
Sämtliche Seiten des Albums „Zeppelin-Weltfahrten“ III. Buch LZ 129 „Hindenburg“ ohne Vorwort und Inhaltsverzeichnis:
(Bilder in gerade noch lesbarer Qualität, zum Vergrößern anklicken)
Spekulationen über die Unglücksursache
Am 6. Mai 1937 kam es dann bei der Landung in Lakehurst zur Katastrophe, als sich die Wasserstoff-Füllung im Heck entzündete. Von den 95 Menschen an Bord kamen dabei 36 zu Tode. Die 17.609 Postsendungen verbrannten fast vollständig. Bis heute ist nicht geklärt, was das Unglück letztlich ausgelöst hatte.
Allgemein wird angegeben, daß es eine statische Entladung gegeben haben soll, da der Zeppelin zuvor eine Gewitterfront durchquert hatte. Dem gegenüber steht, daß die Halteseile bereits seit mehreren Minuten den Boden berührt hatten und eine elektrostatische Entladung somit, wenn überhaupt, bereits unmittelbar beim Kontakt der Seile mit dem Boden hätte erfolgen müssen. Dem Augenschein zufolge entstand der Primärbrand auch im hinteren Bereich, in dem sich keine Gaszellen befanden.
Die „Graf Zeppelin“, das kleinere Schwesterschiff des LZ 129, war jedoch zuvor jahrelang im Postdienst nach Brasilien gefahren, hatte tropischen Gewittern und Regengüssen getrotzt und niemals war es dabei zu dem Funkenphänomen gekommen. Allerdings verfügte dieses nicht über den neuartigen „Cellon“ genannten Harzlack, der, mit Aluminiumpulver vermischt, auf die Baumwollhülle des LZ 129 aufgetragen und anschließend glattpoliert wurde. Zwischen der Hülle und dem Gerüst soll es zu einem Potentialunterschied gekommen sein, der dann den Funken auslöste.
Dennoch ist auch ein Anschlag nicht auszuschließen. Bereits einen Monat vor dem Unglück kam es zu Anschlagsdrohungen:
- „Der Brief kam aus Milwaukee. Er trug das Datum des 8. April 1937 und war an die Deutsche Botschaft in Washington gerichtet. Eine Mrs. Kathie Rauch beschwor den ‚lieben Herrn Botschafter‘: ‚Bitte, benachrichtigen Sie die Zeppelin-Gesellschaft in Frankfurt am Main, daß der Zeppelin ‚Hindenburg‘ auf seinem Flug in ein anderes Land durch eine Zeitbombe zerstört werden wird.‘ Und: ‚Dies ist kein Scherz. Wenn Sie Menschenleben retten wollen, dann stoppen Sie diese Flüge.‘“[2]
Nach dem Unglück kam der aufstrebende deutsche Luftschiffbau vollständig zum Erliegen.
Im Bericht des deutschen Untersuchungsausschusses heißt es zu den möglichen Ursachen des Unglücks:[3]
- Für die Entzündung dieses Gemisches sind 2 Fälle denkbar:
- a) Infolge elektrischer atmosphärischer Störungen war z. Zt. der Landung des Luftschiffes das Potentialgefälle in der Nähe des Bodens so hoch, daß es nach Erdung des ganzen Schiffes an der Stelle seiner stärksten Erhöhung, nämlich am Heck, zu Büschelentladungen und damit zur Zündung geführt hat.
- b) Nach Abwerfen der Landetaue wurde die Oberfläche der Außenhülle des Luftschiffes wegen der geringeren elektrischen Leitfähigkeit des Außenhüllenstoffes weniger gut geerdet als das Gerippe des Luftschiffes. Bei raschen Änderungen des atmosphärischen Feldes, wie sie bei einem Nachgewitter die Regel und auch im vorliegenden Fall anzunehmen sind, entstanden dann Potentialdifferenzen zwischen Stellen der Außenseite der Hülle und dem Gerippe. Falls diese Stellen hinreichend feucht waren, was gerade in der Gegend der Zellen 4 und 5 infolge der vorangegangenen Durchfahrt durch ein Regengebiet wahrscheinlich war; konnten diese Potentialdifferenzen einen Spannungsausgleich durch einen Funken herbeiführen, der möglicherweise die Zündung eines über den Zellen 4 oder 5 vorhandenen Wasserstoff-Luftgemisches verursachte.
Am 28. September 1938 wurde mit „LZ 130“ eine Testfahrt im Auftrage des RLM unter Kapitän Albert Sammt durchgeführt, wobei untersucht werden sollte, ob elektrostatische Aufladungen zum Unglück von LZ 129 „Hindenburg“ geführt haben konnten. Dazu wurde diese Fahrt extra bei Gewitter durchgeführt. Die Fahrt dauerte fast 26 Stunden und es wurden dabei über 2.500 Kilometer zurückgelegt. Die angebliche elektrostatische Aufladung der Hülle, die als Unglücksursache von Lakehurst propagiert wurde, war dabei, trotz aller Bemühungen, nicht reproduzierbar.
Liste der Besatzungsmitglieder
- Offizier
- Max Pruss
- Albert Sammt
- Heinrich Bauer
- Walter Ziegler
- Ernst Lehmann ( aufgrund des Unglücks)
- Anton Wittemann
- Navigator
- Max Zabel
- Christian Nielsen
- Franz Herzog
- Kurt Bauer
- Funkoffizier
- Willy Speck ( aufgrund des Unglücks)
- Herbert Dowe
- Franz Eichelmann ( aufgrund des Unglücks)
- Egon Schweikart
- Bordingenieur
- Fahrstuhlführer
- Steuermann
- Elektriker
- Mechaniker
- Walter Bahnholzer ( aufgrund des Unglücks)
- Eugen Bentele
- August Deutschle
- Rudy Bialas ( aufgrund des Unglücks)
- Jonny Doerflein
- Adolf Fischer
- Albert Holderried ( aufgrund des Unglücks)
- Richard Kollmer
- Robert Moser ( aufgrund des Unglücks)
- Alois Reisacher ( aufgrund des Unglücks)
- Theodor Ritter
- Raphael Schädler
- Willy Scheef ( aufgrund des Unglücks)
- Josef Schreibmüller ( aufgrund des Unglücks)
- Wilhelm Steeb
- Alfred Stöckle ( aufgrund des Unglücks)
- German Zettel
- Hüllenspezialist
- Betreuer
- Heinrich Kubis
- Wilhelm Balla
- Fritz Deeg
- Max Henneberg
- Severin Klein
- Eugen Nunnenmacher
- Max Schulze ( aufgrund des Unglücks)
- Emilie Imhoff ( aufgrund des Unglücks)
- Schiffsarzt
- Dr. Kurt Rüdiger
- Koch
- Xaver Maier
- Richard Müller ( aufgrund des Unglücks)
- Albert Stöffler
- Alfred Grözinger
- Fritz Flackus ( aufgrund des Unglücks)
- Werner Franz
Filmbeiträge
1937 - Unser „HINDENBURG“ - Farbkollage (Ohne Ton):
Literatur
- Zeppelin-Weltfahrten, Band 3, LZ 129 Hindenburg
- Rolf Brandt: Mit Luftschiff „Hindenburg“ über den Atlantik - Das Buch vom Sieg eines deutschen Gedankens, Berlin 1936
- Werner von Langsdorff: LZ 129 „Hindenburg“ - Das Luftschiff des deutschen Volkes, 1936 (Netzbuch)
- Barbara Waibel: LZ 129 Hindenburg - Luxusliner der Lüfte, Sutton-Verlag, ISBN ISBN 978-3866805859
- Walter-Eberhard Freiherr von Medem: Kabinenjunge Werner Franz vom Luftschiff „Hindenburg“, Franz Schneider Verlag, Leipzig (1942)
Verweise
- Stereoskopische Bilder
- Bilder der Innenausstattung, technische Daten. Skizzen usw. (englischsprachig) Achtung! Enthält geschichtsverfälschende antideutsche Propaganda!
- Die Hindenburg-Katastrophe, Verschwörung oder nicht?
- Bilder von Mannschaft und Passagieren (englischsprachig)
- Bericht des deutschen Untersuchungsausschusses über das Unglück des Luftschiffes „Hindenburg“ am 6. Mai 1937 in Lakehurst, USA, vom 2. November 1937