Massaker von Marienburg

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Informationstafel am Marienburger Grabfeld auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Glinna für die Opfer des Massakers von Marienburg 1945

Das Massaker von Marienburg war ein zwischen Januar und März 1945 an der deutschen Bevölkerung Marienburgs verübtes Massaker. Mehrere Tausend Deutsche wurden ermordert, ca. 2.000 gelten noch als vermißt (Stand: 2016).

Vorgeschichte

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die deutschen Einwohner Marienburgs aus ihrer Stadt bereits vor dem Eintreffen der feindlichen Truppen am 25. Januar 1945 evakuiert und Richtung Danzig in Marsch gesetzt. Etwa 3.000 deutsche Zivilisten waren jedoch geblieben und wollten ihre Heimatstadt nicht verlassen. Die Zurückgebliebenen fielen der einrückenden Roten Armee zum Opfer. Ein Teil überlebte es, der Rest galt seitdem offiziell als vermißt.

Das Massaker

Der deutsche Blutzoll war hoch: Die Kampfgruppe der „Festung Marienburg“ unter Major der Reserve Karl Mickley war beinahe restlos vernichtet, Zivilisten wurden abgeschlachtet, Frauen bestialisch vergewaltigt. Angehörige der deutschen „Kampfgruppe Marienburg“ fanden bei einem Ausfall die Leichen zahlreicher älterer Frauen vor, alle mit dem Beil erschlagen.

Bis zu 500 Kinder und unzählige Männer und Frauen wurden vom Feind beim Massaker von Marienburg ermordet und nach dem Krieg heimlich verscharrt.

Nach dem Morden und Schänden war das Leiden der Deutschen, die in und um Marienburg ausgeharrt hatten, nicht zu Ende. Die Russen forderten jeden Mann und die meisten Jungen als Zwangsarbeiter, aber auch Frauen nach Wahl, wenn sie die Massenvergewaltigungen, den Hunger und die Krankheiten überlebt hatten. Wer den Russen nicht zum Opfer fiel, erlebte dann die Untaten der polnischen Miliz. Max Domming, späterer Referent im Parteivorstand der SPD, berichtete später, daß Hunderte Frauen und Kinder „wie ein Schwall Wasser“ von der polnischen Miliz mit Stöcken hastig in die Stadt zur Sklavenarbeit getrieben wurden, die „Kolonne endete und endete nicht“. Domming erinnerte sich, daß ein etwa 12jähriger Junge, „blaß und ärmlich“, gestürzt war und alle über ihn „hinwegtrampelten, ohne daß sich jemand um ihn kümmerte. Als ich gehen mußte, lag er immer noch da“.

Wer von den Deutschen am Ende überlebt hatte, mußte Marienburg verlassen. Stolz vermeldete am 3. November 1947 die zuständige Behörde des neueingerichteten Bezirks, der Kreis Marienburg sei „zu fast 100 Prozent von Deutschen gesäubert“.

Entdeckung der Opfer

Seit Mitte der 1990er Jahre wurden die bei Bauarbeiten immer wieder aufgefunden Massengräber von Deutschen öffentlich bekannt (bereits 1996 wurden 178 Leichen auf dem Gelände der Burg entdeckt, neun Jahre später exhumierten Spezialisten die Knochen von 123 weiteren Toten an der südlichen Burgmauer, unter ihnen waren fünf Frauen und sechs Kinder), wie viele vor 1996 gefunden wurden, aber eine Berichterstattung unterblieb, ist nicht mehr belegt.

2008

Im Oktober 2008 wurde das bisher größte Massengrab bei Aushubarbeiten für das Fundament eines neuen Luxushotels gefunden, persönliche Gegenstände fehlten völlig, die Leichen nackt, geschändet und ausgeraubt, keine Brillen, keine Gürtel, keine Goldzähne und vor allem keine Kleidung, etwa 100 Schädel wiesen Einschußlöcher auf, ebenso konnten Verbrennungen festgestellt werden.

„Diese Leute starben auf eine so unmenschliche Art, wurden so unmenschlich verscharrt, daß wir sie in Würde und Respekt beerdigen müssen.“ — Piotr Szwedowski von der Stadt Marienburg gegenüber der Nachrichtenagentur AP, 2009

Opferzahl

Insgesamt 2.116 Menschen, wie 2009 aus einem Gutachten des polnischen Instituts des Nationalen Gedenkens (IPN) hervorging, konnte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bergen und auf eine deutsche Kriegsgräberstätte überführen: 377 Kinder, 1.001 Frauen und 381 Männer, während bei 352 Toten es nicht mehr möglich war, Alter oder Geschlecht zu ermitteln, da die Opfer mit Baggern ausgegraben worden waren. Ebenso gefundene Tierknochen hatte man bereits aussortiert, so daß die anfangs vermutete Zahl von 2.500 Toten korrigiert werden mußte. Gerichtsmediziner behaupten, der Großteil der gefundenen Toten sei durch Krankheiten, Unternäherung oder Erfrierungen ums Leben gekommen. Der Fundort des Massengrabes wurde später wieder zugeschüttet und mit Gras besät.

Verweise