Mickley, Karl
Karl Mickley ( 1. Oktober 1910 in Kalbe an der Saale; 25. Januar 1987) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Major der Reserve des Heeres, letzter Kampfgruppenkommandeur von Marienburg und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges. Im Weltnetz wird gemutmaßt, daß Karls jüngerer Bruder Eichenlaubträger Major Hubert Mickley war, dies läßt sich jedoch nicht verifizieren.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Nach vereinzelten Quellen trat Mickley schon 1934 der Reichswehr bei.
Zweiter Weltkrieg
Mickley kämpfte lange Zeit als Zugführer und Kompaniechef im Schützen-Regiment 304, das im August 1940 nach dem Westfeldzug aufgestellt wurde. Am 5. Juli 1942 wurde das Regiment in Panzer-Grenadier-Regiment 304 umbenannt.
1942 kam er zum Marsch-Bataillon 23 bzw. wurde Kommandeur des Feld-Bataillons T5 im Tunesienfeldzug, wo er dem Grenadier-Regiment 756 der 334. Infanterie-Division (später der Kampfgruppe „Schmid“ der Division „Hermann Göring“) unterstellt war. Spätestens beim Unternehmen „Ochsenkopf“ am 25. Februar 1943 (Offensive der Korpsgruppe Weber bis 4. März 1943) wurde das Feld-Bataillon auch als Battalion „Mickley“ bezeichnet.
Endkampf um Westpreußen
Zuletzt kämpfte Mickley in der Festung Marienburg. Nach zahlreichen Quellen war er ab Ende Februar 1945 letzter Kommandeur der Kampfgruppe (darunter Volkssturm) der zur Festung erklärten Stadt während Ritterkreuzträger Oberst Karl Brassert Kommandant des Brückenkopfes Marienburg mit Quartier in Altmünsterberg wurde (später Kommandeur des Grenadier-Regimentes 62). Kommandeur der Reste der 7. Infanterie-Division und Kommandant in der Festung war Generalleutnant Friedrich-Georg von Rappard, der persönlich, wie mitkämpfende Zeugen berichteten, „ein MG übernahm, um mit uns gemeinsam den eindringenden Feind zu bekämpfen“ (am 29. Januar 1946 wurde von Rappard auf dem Leninplatz in Welikije Luki durch Hängen ermordet), Deichhauptmann war Gustav Fieguth senior. Fieguth berichtete 1954 noch seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft:
- „In den ersten Tagen des Februar erfuhr ich, daß mein letzter Sohn auch in der Marienburg steckte. Ich habe ihn dort so manche Nacht aufgesucht [...] Der Russe hatte die Stadt einschließlich der Trümmer der Niederen Lauben bis zur Burg besetzt. Unsere Infanterie hielt die zerschossene Burg und die Trümmer der Hohen Lauben.”
Im Januar 1945 verfügte die Kampfgruppe über 2.500 Mann, im Februar nicht einmal mehr 2.000, im März 1945 nur noch wenige Hunderte. Noch am Morgen des 25. Januar 1945 suchten deutsche Soldaten in allen Häusern der 30.000-Einwohner-Stadt nach alten Leuten, um sie in Sicherheit zu bringen. Nicht alle waren transportfähig, viele hatte resigniert. Noch am selben Tag fingen die Angriffe an.
- „Am 26. Januar 1945 drangen sechs von den USA gelieferte Sherman-Panzer der Roten Armee in die Stadt Marienburg vor, um die Brücken über die Nogat einzunehmen. Der erste Stahlkoloß wurde von einer außerhalb des Schloßgrabens in Stellung gegangenen deutschen 8,8-cm-Flak vernichtet, während die nachfolgenden fünf Panzer von der Wehrmauer aus mit Panzerfäusten abgeschossen wurden. Weitere Panzerangriffe folgten.“
Ziel war es, den Sowjets so lange es nur ging, den Weg nach Danzig zu versperren. Eine unglaubliche Heldentat, denn 50.000 bolschewistische Rotarmisten standen vor den Toren der deutschen Ordensstadt mit 2 sowjetische Infanterie-Divisionen, einem Panzer-Regiment und zahlreiche Unterstützungstruppen.
- „Zwölf Tage nach dem Beginn der sowjetischen Großoffensive erschien am 24. Januar 1945 die Rote Armee vor Marienburg. Einen Tag später verließ der letzte mit Flüchtlingen beladene Güterzug Marienburg Richtung Westen. Kurz darauf formierte sich die Verteidigung von Stadt und Burg zur ‚Kampfgruppe Marienburg‘. Sie bestand aus zusammengewürfelten Einheiten von Heer, Luftwaffe, Marine und Volkssturm. Ihre Stellungen bezog sie auf den Wehrgängen der Burg und in den Lauben, den Bogengängen der Patrizierhäuser am Markt. Sechs Wochen hielt die Kampfgruppe – unter hohen Verlusten – dem Ansturm der Roten Armee stand. Die Soldaten der Kampfgruppe Marienburg erkannten, so berichtete später einer von ihnen, Gustav Fieguth junior, den Sinn ihres Aushaltens darin, Zehntausende ost- und westpreußische Flüchtlinge nicht den Sowjets in die Hand fallen zu lassen. Am 4. Februar 1945, als im auf der Krim gelegenen Badeort Jalta die Konferenz der alliierten Staatschefs Roosevelt, Churchill und Stalin über die Aufteilung Deutschlands und Europas begann, meldete der Wehrmachtbericht: ‚Die Verteidiger der Marienburg und der Stadt Elbing wehrten zahlreiche sowjetische Angriffe ab.‘ Die feindliche Aufforderung vom 10. Februar 1945, bis zum 12.Februar die Burg aufzugeben, bleibt ohne Ergebnis. Erst in der Nacht vom 9. auf den 10. März 1945 muß die Kampfgruppe Marienburg die noch in deutscher Hand befindlichen Hohen Lauben und die Burg räumen. Danach werden die Brücken über die Nogat gesprengt. Die Marienburg-Kämpfer setzen den Kampf im Kessel um Danzig und Gotenhafen fort, in dem sich außer Wehrmachtverbänden und wohl über 100.000 Verwundeten noch rund eineinhalb Millionen Bewohner sowie ost- und westpreußische Flüchtlinge befinden, die es mit Hilfe der Kriegsmarine vor dem sowjetischen Zugriff zu retten galt.“
Durch das Halten der Burg und der Brücken wurde es möglich, hinter der Nogat Kräfte heranzuführen. So konnte Danzig bis zum 30. März 1945 gehalten werden und bestand bis zum 9. Mai 1945 ein Brückenkopf, von dem aus ungezählte Menschen bis Kriegsende über See den Westen erreichten. Schon im Juni 1944 war Marienburg zur „Festung” erklärt worden. Am 16. Oktober 1944 hatte die Rote Armee erstmals die deutsche Reichsgrenze überschritten. Das Massaker im ostpreußischen Nemmersdorf wurde zum Synonym für die Greuel, die die sowjetische Besetzung bedeutete. Am 10. März 1945 konnten sich kleine teile der Kampfgruppe absetzen, die gefallenen Kameraden wurden zuvor im Burggraben beigesetzt.
Das Massaker von Marienburg
Nachkriegszeit
Nach Krieg und russische Kriegsgefangenschaft engagierte sich der Spätheimkehrer Major d. R. a. D. Karl Mickley für Kameraden, denen es noch schlechter ging als ihm. Er war Mitglied der OdR und von 1959-1964 1. Kassenprüfer beim Hilfswerk Ritterkreuz e. V. Celle, wo er schon vor dem Krieg mit seiner Ehefrau gewohnt hatte.
Auszeichnungen (Auswahl)
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. Klasse
- Eisernes Kreuz (1939) 2. und 1. Klasse
- Infanterie-Sturmabzeichen in Silber
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- Ärmelband „Afrika“
- Nahkampfspange in Bronze
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 13. Juni 1941 als Oberleutnant der Reserve und Chef der 7. Kompanie/Schützen-Regiment 304/2. Panzer-Division
- Deutsches Kreuz in Gold am 7. Juli 1942 als Hauptmann der Reserve und Chef der 7. Kompanie/Schützen-Regiment 304/Schützen-Brigade 2
Literatur
- Gustav Fieguth: Marienburg 1945 – Kampf um Stadt und Burg, Schild-Verlag (1985), ISBN 978-3880140851