Memmert, Friedrich
Friedrich „Fritz“ Memmert ( 5. Februar 1917 in Woquard/Krummhörn; 12. Dezember 2003 in Hamburg) war ein deutscher Unteroffizier der Wehrmacht, zuletzt Feldwebel des Heeres und Ritterkreuzträger im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Friedrich Memmert wurde am 5. Februar 1917 in Woquard im Kreis Krummhörn geboren. Seine Jugend verbrachte er in Emden und erlernte hier den Beruf des Klempners.
Zweiter Weltkrieg
Mit Beginn des Krieges wurde er in Hamburg-Harburg zu den Pionieren eingezogen. Er erhielt als Unteroffizier und Zugführer der 2. Kompanie des Pionier-Bataillons 20 der 20. Panzergrenadier-Division am 9. Juni 1944 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.
Kurz vor Kriegsende wurde er Verbindungsoffizier seines Bataillons und kehrte nach kurzer Kriegsgefangenschaft zu seiner Familie nach Harburg zurück.
Sturm zum Ritterkreuz
- „Es war an einem kalten Morgen am Fluß Bug in Polen, der Schnee lag in diesen Märztagen 1944 noch hoch und ein eisiger Wind pfiff von Osten über das weiße, von Kusseln[1] besetzte und von seichten Mulden durchzogene Gelände. Die Russen bildeten an dieser Stelle, die im Zug unserer dünnen deutschen Verteidigungslinie kaum besetzt war, überraschend einen Brückenkopf. Rasch wurden einige Kompanien Infanterie und Pioniere, zu denen ich gehörte, zusammengezogen, um das im Plan der deutschen Strategie wichtig gewordene Gelände zu behaupten. Ich war gerade an diesem Morgen aus dem Lazarett entlassen worden und ein Kamerad hatte mich mit einem B-Krad zurück zu meiner Einheit gebracht. Wir waren gerade angekommen, da bekam ich von Hauptmann Heinrich Keese (späterer Eichenlaubträger Pi.Btl.20 mot.) den Befehl, mit meinem Pionierzug eine Stellung, deren Mittelpunkt ein alter Betonbunker war, einzudrücken.
- Mein Zug war nur ca. 18 Mann stark, aber meine Männer hatten alle Fronterfahrung und ich konnte mich voll auf sie verlassen. Als Zugführer spornte ich sie an, und wir trieben die überlegenen feindlichen Kräfte bis Mittag gute 500 m weit zurück. Als wir unsere Munition verschossen hatten, mußten wir in unsere Ausgangsstellung zurück. Die Russen arbeiteten sich darauf hin wieder vor und am nächsten Morgen gelang es ihnen, an einer Nahtstelle zwischen der Infanterie und unseren Pionieren in die deutsche HKL einzubrechen. Ich lag mit meinem Haufen in Reservestellung und erhielt wiederum von Hauptmann Keese den Befehl, diesen Einbruch zu bereinigen. Es war ein ungleicher Kampf, der uns bevorstand, da ich nur noch 15 Männer zur Verfügung hatte und der Gegner gut eine halbe Kompanie stark war! Mit drei Kameraden arbeitete ich mich durch das Kusselgelände[2] an den Mittelpunkt des gegnerischen Widerstandes, den Bunker, heran. Über unseren niedergeduckten Köpfen pfiffen die Geschosse der MG-Garben, aber die Mulden im Gelände boten uns immer wieder guten Schutz. Ich sagte meinen Männern, sie sollten mit lauten Hurra-Rufen angreifen, was wir auch gleich in die Tat umsetzten. Wir stürmten aus der Flanke mit starkem MG-Feuer auf den Bunker zu. Zwei von den schweren MG-Gruppen der Russen, die den Bunker deckten, wurden durch überraschenden Vorstoß sofort außer Gefecht gesetzt und die übrigen türmten.
- Ich ging mit meinem MG gleich auf dem Bunker in Stellung, da ich von dort eine gute Übersicht hatte. Nach einer halben Stunde aber griffen die Russen mit Pak, Maschinengewehren und Gewehren an und belegten uns mit starkem, gut liegendem Feuer. Durch dieses Sperrfeuer waren noch zwei Kameraden zu mir gestoßen. Teufelskerle, dachte ich mir, als wir uns kurz mit Handzeichen verständigten. Mit unseren eigenen leichten Waffen und den in Stellung (Bunker) vorgefundenen schweren Maschinengewehren und der in Massen vorgefundenen Munition schlugen wir die heranstürmenden Feinde ab. In den Stunden von ca. 8 bis 14 Uhr griffen die Russen fünfmal mit immer stärkerem Aufgebot an, zuletzt war der Gegner gut 1 1/2 Kompanien stark! Meine Männer und ich wehrten uns verbissen und unser gut liegendes MG-Feuer riß große Lücken in die feindlichen Reihen. Wenn Gruppen durchbrachen, wußten wir uns auch im Nahkampf zu behaupten. Am frühen Nachmittag merke ich, daß ein stärkerer deutscher Angriff vorgetragen wurde und ich faßte den Entschluß, ebenfalls mit meinen Männern zum Angriff überzugehen. Ich mobilisierte die letzten Kräfte meiner Kameraden und mit lautem Hurra und einem gewaltigen Feuer griffen wir gemeinsam an. So wurden zwei neue Höhen gewonnen, die den feindlichen Brückenkopf soweit eingeengt hatten, daß die Russen ihn zwei Tage später aufgeben mußten! Zu diesem Zeitpunkt wußte ich nicht, welch hohe strategische Bedeutung mein Angriff und unser Ausharren hatte. Erst ein Vierteljahr später erfuhr ich es und bekam für meinen Einsatz am 9. Juni 1944 von Generalleutnant Jauer das Ritterkreuz überreicht. Nach Abschreiten der Front und vor den noch angetretenen Kameraden sagte er zu mir: ‚Unteroffizier Memmert, sie haben sich vorgearbeitet wie auf dem Kasernenhof‘.“ — Friedrich Memmert
Tod
Feldwebel Friedrich Memmert starb am 12. Dezember 2003 in Hamburg und wurde am 20. Dezember 2003 beigesetzt. Sein letzter Wunsch war:
- „Vergeßt die alten Soldaten nicht!“
Auszeichnungen (Auszug)
- Deutsches Schutzwall-Ehrenzeichen
- Eisernes Kreuz (1939), 2. und 1. Klasse
- Allgemeines Sturmabzeichen in Silber
- Nahkampfspange in Silber
- Verwundetenabzeichen (1939) in Bronze, Silber und Gold
- Panzervernichtungsabzeichen
- Kriegsverdienstkreuz (1939), II. Klasse mit Schwertern
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 9. Juni 1944 als Unteroffizier und Stoßtrupp- sowie Zugführer in der 2. Kompanie/Pionier-Bataillon 20 (motorisiert)/20. Panzergrenadier-Division