Nationalkomitee Freies Deutschland

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General der Infanterie Paul Völckers unterschreibt das Manifest des NKFD. Zuschauer (sitzend): Generalleutnant Hans Traut, Generalmajor Günther Klammt, Generalleutnant Kurt-Jürgen Freiherr von Lützow, Generalleutnant Rudolf Bamler; Zuschauer (stehend): Generalleutnant Vincenz Müller, Generalleutnant Eberhard von Kurowski, Generalmajor Alexander Conrady, Generalmajor Gerhard Lindemann, Generalmajor Herbert Michaelis, Generalmajor Friedrich-Carl von Steinkeller, Generalmajor Gottfried von Erdmannsdorff, General der Infanterie Friedrich Gollwitzer, Generalmajor Claus Müller-Bülow, Generalmajor Adolf Trowitz, Generalmajor Aurel Schmidt

Das sogenannte Nationalkomitee „Freies Deutschland“ (NKFD) war eine sowjet-bolschewistische Organisation für deutsche Überläufer und Verräter, die von Stalin auf einer Konferenz am 12. und 13. Juli 1943 in Krasnogorsk bei Moskau unter Vorsitz von Erich Weinert gegründet wurde.

Erläuterung

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Die Organisation hatte die Aufgabe, durch Greuelpropaganda und andere Formen der psychologischen Kriegsführung die Wehrkraft und Moral der deutschen Truppe zu brechen (→ Wehrkraftzersetzung). Stellvertreter war Heinrich Graf von Einsiedel.

Das Organ des NKFD war die Wochenzeitung „Freies Deutschland“, die am 19. Juli 1943 vom Journalisten Rudolf Herrnstadt und dem Schriftsteller Alfred Kurella erstmals herausgegeben wurde. Inhalt war das sogenannte „Manifest an die Wehrmacht und das deutsche Volk“, das als angebliche Ziele des NKFD die Zerschlagung der deutschen Regierung, sofortiger Friedensschluß und in Folge dessen ein „freies und unabhängiges“ Deutschland propagierte. Dazu forderte das NKFD unter Mitwirkung der Kommunisten Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht über den Radiosender „Freies Deutschland“ das deutsche Volk zum Staatsstreich gegen die eigene Führung auf. Weitere Maßnahmen waren Lautsprecherdurchsagen und Flugblattabwürfe über der Front, um die Wehrmachtssoldaten zur Einstellung der Kämpfe und zum Überlaufen zu bewegen. Um die eigentlichen bolschewistischen Absichten zu verschleiern, wurden die Pamphlete generell in schwarz-weiß-rot gehalten. Davon ließen sich in typisch deutscher Gutgläubigkeit auch deutsche Nichtkommunisten blenden wie z. B. das NKDF-Mitglied Walter von Seydlitz-Kurzbach.

Wortlaut des Manifestes

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Manifest des Nationalkomitees „Freies Deutschland“ an die Wehrmacht und an das deutsche Volk

Die Ereignisse fordern von uns Deutschen unverzügliche Entscheidung. In dieser Stunde höchster Gefahr für Deutschlands Bestand und Zukunft hat sich das Nationalkomitee „Freies Deutschland“ gebildet.

Dem Nationalkomitee gehören an: Arbeiter und Schriftsteller, Soldaten und Offiziere, Gewerkschafter und Politiker, Menschen aller politischen und weltanschaulichen Richtungen, die noch vor einem Jahre einen solchen Zusammenschluß nicht für möglich gehalten hätten.

Das Nationalkomitee bringt die Gedanken und den Willen von Millionen Deutschen an der Front und in der Heimat zum Ausdruck, denen das Schicksal ihres Vaterlandes am Herzen liegt.

Das Nationalkomitee erachtet sich als berechtigt und verpflichtet, in dieser Schicksalsstunde im Namen des deutschen Volkes zu sprechen, klar und schonungslos, wie die Lage es erfordert.

Hitler führt Deutschland in den Untergang.

An den Fronten:

Die Niederlagen seit 7 Monaten sind ohne Beispiel in der deutschen Geschichte: Stalingrad, Don, Kaukasus, Libyen, Tunis. Hitler allein trägt die Verantwortung für diese Niederlagen. Er steht immer noch an der Spitze der Wehrmacht und des Reiches. Über Tausende von Kilometern Frontlänge verzettelt, stehen die deutschen Armeen weit entfernt von ihrer Heimat, gestützt auf Bundesgenossen, deren Kampfwert und Zuverlässigkeit von vornherein fragwürdig waren, den Schlägen einer von Woche zu Woche stärker werdenden Koalition ausgesetzt. Die Armeen Englands und Amerikas stehen vor den Toren Europas. Bald wird Deutschland nach allen Seiten zugleich kämpfen müssen. Die geschwächte deutsche Wehrmacht, immer enger eingekreist von übermächtigen Gegnern, wird und kann auf die Dauer nicht standhalten. Der Tag des Zusammenbruches naht

In der Heimat:

Deutschland selbst ist heute zum Kriegsschauplatz geworden. Städte, Industriezentren und Werften in steigendem Maße zerstört. Unsere Mütter, Frauen und Kinder verlieren Heim und Habe. Das freie Bauerntum ist entrechtet. Die totale Mobilisierung ruiniert die Handwerker und die Gewerbetreibenden und bringt das arbeitende Volk um seine letzten gesunden Kräfte.

Seit Jahren hat Hitler, ohne Willensbefragung des Volkes, diesen Eroberungskrieg vorbereitet. Hitler hat Deutschland politisch isoliert. Er hat die drei größten Mächte der Welt gewissenlos herausgefordert und zum unerbittlichen Kampf gegen die Hitlerherrschaft zusammengeschlossen. Er hat ganz Europa zum Feind des deutschen Volkes gemacht und dessen Ehre besudelt. So ist er verantwortlich für den Haß, der Deutschland heute umgibt.

Kein äußerer Feind hat uns Deutsche jemals so tief ins Unglück gestürzt wie Hitler. Die Tatsachen beweisen: Der Krieg ist verloren. Deutschland kann ihn nur noch hinschleppen um den Preis unermeßlicher Opfer und Entbehrungen. Die Weiterführung des aussichtslosen Krieges würde das Ende der Nation bedeuten.

Aber Deutschland darf nicht sterben! Es geht jetzt um Sein oder Nichtsein unseres Vaterlandes.

Wenn das deutsche Volk sich weiter willenlos und widerstandslos ins Verderben führen läßt, dann wird es mit jedem Tag des Krieges nicht nur schwächer, ohnmächtiger, sondern auch schuldiger. Dann wird Hitler nur durch die Waffen der Koalition gestürzt. Das wäre das Ende unserer nationalen Freiheit und unseres Staates, das wäre die Zerstückelung unseres Vaterlandes. Und gegen niemanden könnten wir dann Anklage erheben als gegen uns selbst.

Wenn das deutsche Volk sich jedoch rechtzeitig ermannt und durch seine Taten beweist, daß es ein freies Volk sein will und entschlossen ist, Deutschland von Hitler zu befreien, erobert es sich das Recht, über sein künftiges Geschick selbst zu bestimmen und in der Welt gehört zu werden. Das ist der einzige Weg zur Rettung des Bestandes, der Freiheit und der Ehre der deutschen Nation.

Das deutsche Volk braucht und will unverzüglich den Frieden. Aber mit Hitler schließt niemand Frieden. Niemand wird auch nur mit ihm verhandeln. Daher ist die Bildung einer wahrhaft deutschen Regierung die dringendste Aufgabe unseres Volkes. Nur sie wird das Vertrauen des Volkes und seiner ehemaligen Gegner genießen. Nur sie kann den Frieden bringen.

Eine solche Regierung muß stark sein und über die nötigen machtmittel verfügen, um die Feinde des Volkes, Hitler und seine Gönner und Günstlinge, unschädlich zu machen, mit Terror und Korruption rücksichtslos aufzuräumen, eine feste Ordnung zu schaffen und Deutschland nach außen hin würdig zu vertreten. Sie kann nur aus dem Freiheitskampf aller Volksschichten hervorgehen, gestützt auf Kampfgruppen, die sich zum Sturz Hitlers zusammenschließen. Die volks- und vaterlandstreuen Kräfte in der Armee müssen dabei eine entscheidende Rolle spielen.

Eine solche Regierung muß den Krieg sofort abbrechen, die deutschen Truppen an die Reichsgrenzen zurückführen und Friedensverhandlungen einleiten, unter verzicht auf alle eroberten Gebiete. So wird sie den Frieden erzielen und Deutschland in die Gemeinschaft gleichberechtigter Völker zurückführen. Erst sie schafft dem deutschen Volke die Möglichkeit, im Frieden seinen nationalen Willen frei zu bekunden und seine Staatsordnung souverän zu gestalten.

Das Ziel heißt: Freies Deutschland.

Das bedeutet:

Eine starke demokratische Staatsmacht, die nichts gemein hat mit der Ohnmacht des Weimarer Regimes, eine Demokratie, die jeden Versuch des Wiederauflebens von Verschwörungen gegen die Freiheitsrechte des Volkes oder gegen den Frieden Europas rücksichtslos schon im Keim erstickt.

Restlose Beseitigung aller auf Völker- und Rassenhaß beruhenden Gesetze, aller unser Volk entehrenden Einrichtungen des Hitlerregimes. Aufhebung aller gegen die Freiheit und Menschenwürde gerichteten Zwangsgesetze der Hitlerzeit.

Wiederherstellung und Erweiterung aller politischen Rechte und sozialen Errungenschaften der Schaffenden, Freiheit des Wortes, der Presse, der Organisation, des Gewissens und der Religion.

Freiheit der Wirtschaft, des Handels und des Gewerbes. Sicherung des Rechtes auf Arbeit und des rechtmäßig erworbenen Eigentums, Rückgabe des durch die nationalsozialistischen Machthaber geraubten Hab und Guts an die Eigentümer, beschlagnahme des Vermögens der Kriegsschuldigen und der Kriegsgewinnler, Güteraustausch mit anderen Ländern als gesunde Grundlage eines gesicherten nationalen Wohlstandes. Sofortige Befreiung und Entschädigung aller Opfer des Hitlerregimes.

Gerechtes, schonungsloses Gericht über die Kriegsverbrecher, über die Anführer, ihre Hintermänner und Helfer, die Deutschland ins Verderben, in Schuld und Schande stürzten. Amnestie jedoch für alle Hitleranhänger, die sich rechtzeitig durch ihre Taten von Hitler lossagten und der Bewegung für ein freies Deutschland anschließen.

Vorwärts, Deutsche, zum Kampf für ein freies Deutschland!

Wir wissen: Opfer sind unvermeidlich. Aber sie werden um so geringer sein, je entschlossener der Kampf gegen Hitler geführt wird. Die Opfer im Kampf um Deutschlands Befreiung werden tausendfach geringer sein als die sinnlosen Opfer, die eine Fortsetzung des Krieges erfordert.

Deutsche Soldaten und Offiziere an allen Fronten!

Ihr habt die Waffen! Bleibt unter den Waffen! Bahnt Euch mutig unter verantwortungsbewußten Führern, die eins sind mit Euch im Kampf gegen Hitler, den zur Heimat, zum Frieden.

Schaffende Männer und Frauen in der Heimat!

Ihr seid die Mehrheit! Macht sie zur Stoßkraft durch Organisation! Bildet Kampfgruppen im Betrieb, im Dorf, im Arbeitslager, auf den Hochschulen, überall, wo Ihr zusammenkommt! Leistet Hitler keine Gefolgschaft mehr! Laßt Euch nicht mehr mißbrauchen zur Mithilfe an der Verlängerung des Krieges. Kämpft mit allen Mitteln, jeder auf seine Weise, an seinem Platz im gesellschaftlichen Staats- und Wirtschaftsleben!

Wir haben in unserer Geschichte ein großes Vorbild. Vor hundertdreißig Jahren wandten sich, als noch deutsche Truppen als Feinde auf russischem Boden standen, die besten Deutschen, vom Stein, Arndt, Clausewitz, Yorck und andere, von Rußland aus über die Köpfe verräterischer Machthaber hinweg an das Gewissen des deutschen Volkes und riefen es auf zum Freiheitskampf. Gleich ihnen werden wir all unsere Kraft und auch unser Leben einsetzen, alles zu unternehmen, was den Freiheitskampf unseres Volkes entfaltet und den Sturz Hitlers beschleunigt.

Der Kampf für ein freies Deutschland erfordert Mut, Tatkraft und Entschlossenheit. Vor allem Mut. Die Zeit drängt, Rasches Handeln tut not. Wer aus Furcht, Kleinmut oder blindem Gehorsam weiter mit Hitler geht, handelt feige und hilft Deutschland in die nationale Katastrophe treiben. Wer aber das Gebot der Nation höherstellt als den Befehl des „Führers“ und Leben und Ehre für sein Volk einsetzt, handelt mutig und hilft das Vaterland vor seiner tiefsten Schmach erretten.

Für Volk und Vaterland! Gegen Hitler und seinen Krieg!

Für sofortigen Frieden!

Für die Rettung des deutschen Volkes!

Für ein freies unabhängiges Deutschland!

Quelle: Freies Deutschland, Nr. 1, 19. Juli 1943.


Aufruf „An Volk und Wehrmacht“

Der wehrzersetzende Aufruf „An Volk und Wehrmacht“ wurde in Moskau am 8. Dezember 1944 von 50 vaterlandsverräterischen in sowjetischer Kriegsgefangenschaft befindlichen deutschen Generälen unterzeichnet; hier ein Auszug:

„Deutsche! Aus tiefer Sorge um die Zukunft unseres Volkes, um unsere heißgeliebte Heimat und um den Fortbestand Deutschlands wenden wir deutschen Generale zusammen mit vielen hunderttausenden Soldaten und Offizieren aus russischer Kriegsgefangenschaft uns in letzter Stunde an Euch, deutsche Männer und Frauen. Unser ganzes Volk ist jetzt restlos in den zerstörenden Kampf hineingeworfen: An allen Fronten verbluten die Männer vom Greis bis zum Knaben, in der Heimat leiden Frauen und Kinder unter der zunehmenden Wucht feindlicher Luftangriffe im härtesten Arbeitseinsatz. Noch nie hat ein Krieg so unsagbares Unglück über unser Vaterland gebracht! Die Stunde des Zusammenbruchs unter der erdrückenden Übermacht der vereinigten Gegner rückt immer näher. In diese Lage hat Adolf Hitler Deutschland geführt! Er hat unser Volk mit nationalen und sozialen Versprechungen betrogen. Nur durch eine gewaltige Aufrüstung beseitigte er die Arbeitslosigkeit, wir aber sahen darin einen allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung. Im Taumel der ersten Erfolge erkannten wir nicht die schwere Gefahr der maßlosen Pläne Hitlers, die uns in diesen unheilvollen Krieg hineinführten. Wir sind getäuscht und mißbraucht worden. Wir waren seine blinden Werkzeuge und wurden schließlich seine Opfer. Der Staatsmann Hitler hat in der Heimat eine schrankenlose Willkürherrschaft errichtet. Er hat jeden mit anderen Ländern geschlossenen Vertrag gebrochen und die deutsche Wehrmacht, auf ihre Gehorsamstreue bauend, für seine Eroberungspläne und zur Unterdrückung anderer Völker eingesetzt. Auf seinen Befehl haben Himmlers Henker in den besetzten Ländern unmenschliche Grausamkeiten verübt und damit die Ehre des deutschen Namens vor der Welt mit Schande bedeckt. Der Krieg ist verloren!“[1]

Unterzeichner

Bekannte Mitglieder (Auswahl)

Siehe auch

Literatur

  • Peter Straßner: Verräter. Das Nationalkomitee „Freies Deutschland“. Keimzelle der sogenannten DDR, Schild-Verlag, München-Lochhausen 1960

Verweise

Fußnoten

  1. Abgedruckt in: Freies Deutschland. Organ des Nationalkomitees „Freies Deutschland“, 2. Jahr- gang, Nr. 50, 10. Dezember 1944, S. 1.