Netzedistrikt
Unter dem Netzedistrikt verstand man von 1772 bis 1807 den durch die Erste Teilung Polens an Preußen gekommenen nordwestlichen Teil Polens, der der Länge nach von der Netze durchströmt wird. Er umfaßte 9.350 km² mit 180.000 Einwohnern.
Preußische Inbesitznahme
Die Grenzen wurden 1776, d.h. vier Jahre nach Inbesitznahme, durch eine preußisch-polnische Kommission berichtigt und im folgenden Jahr festgelegt. Der Bezirk wurde in folgende vier (adlige) landrätliche Kreise eingeteilt.
Nach Tilsiter Frieden 1807 / Wiener Kongreß 1815
Der Teil des Netzedistrikts zwischen den Flüssen Netze, Küddow und Drage hatte im 14. und 15. Jahrhundert zur Neumark gehört. Darin liegen u. a. die Städte Tietz, Deutsch Krone, Friedland, Filehne, Schloppe und Zempelburg.
1776 lagen noch die beiden neumärkischen adligen Güter Petzenick und Prochno mitten im landrätlichen Kreis Deutsch Krone. Ein anderes Stück des Netzedistrikts zwischen Pommerellen, der Küddow und der Netze bis nach Nakel und von dort bis zur Weichsel hatte im 13. Jahrhundert zu Pommerellen gehört.
Der Netzedistrikt wurde zunächst als eigene preußische Verwaltungseinheit behandelt, dann aber bereits 1775 zu Westpreußen geschlagen und damit dem Königreich Preußen einverleibt. Der Adel des Netzedistrikts hat 1786 zusammen mit dem westpreußischen Adel in Königsberg die Huldigung gegenüber König Friedrich Wilhelm II. geleistet.
Durch den Frieden von Tilsit mußte Preußen fast den gesamten Netzedistrikt an das neugebildete Herzogtum Warschau abtreten, erhielt es aber durch den am 3. Mai 1815 in Wien mit Rußland geschlossenen Vertrag zurück. Der größere Teil wurde 1815 zum Regierungsbezirk Bromberg, der kleinere Teil zum Regierungsbezirk Marienwerder geschlagen.
Vor 1701:
Herzogtum Preußen (1618) |
Markgrafschaft Brandenburg |
Hinterpommern (1648) |
Herzogtum Magdeburg (1680) |
Fürstentum Halberstadt (1648) |
Herzogtum Kleve (1609) |
Grafschaft Mark (1609) |
Grafschaft Ravensberg (1609) |
Fürstentum Minden (1648)
Außereuropäische Kolonien:
Groß Friedrichsburg (1683) |
St. Thomas (1685) |
Arguin (1685) |
Krabbeninsel (1693)
Nach 1701: Fürstentum Neuenburg (1707) | Vorpommern | Grafschaft Ostfriesland | Erbfürstentümer in Schlesien (1742) | Grafschaft Glatz (1763) | Polnisch Preußen, Netzedistrikt (1772) | Südpreußen (1793) | Neuostpreußen, Neuschlesien (1795) | Erbfürstentum Münster (1803) | Erbfürstentum Paderborn (1803)
Im 19. Jh. aufgelöst: Netzedistrikt | Südpreußen | Neuostpreußen | Neuschlesien | Niederrhein | Jülich-Kleve-Berg | Preußen
1772/1822 bis ins 20. Jh.: Ostpreußen | Westpreußen | Brandenburg | Pommern | Posen | Sachsen | Schlesien | Westfalen | Rheinland
1850/68 bis ins 20. Jh.: Hohenzollernsche Lande | Schleswig-Holstein | Hannover | Hessen-Nassau
Im 20. Jh. gebildet: Niederschlesien | Oberschlesien | Groß-Berlin | Posen-Westpreußen | Halle-Merseburg | Kurhessen | Magdeburg | Nassau