Niederschlesien

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Flucht.jpg Niederschlesien befindet sich seit 1945 unter polnischer Fremdherrschaft. Die einheimische deutsche Bevölkerung wurde entweder ermordet oder vertrieben und deren Eigentum gestohlen.
Niederschlesische Flagge

Niederschlesien (schlesisch: Niederschläsing) umfaßt die beiden schlesischen Regierungsbezirke Liegnitz und Breslau.

Geschichte

Niederschlesien mit dem derzeit (2013) unter BRD-Verwaltung befindlichen Teil
Polnisches Pamphlet, welches das deutsche Niederschlesien, in völliger Verkehrung der historischen Gegebenheiten, als „urslavische, von Polen durch den germanischen, imperialistischen Drang abgerissene Gebiete“ bezeichnet.

Teilung

Am 14. Oktober 1919 wurde Schlesien in zwei eigenständige Provinzen geteilt: Niederschlesien mit der Landeshauptstadt Breslau und Oberschlesien mit der Landeshauptstadt Oppeln.

Niederschlesische Ostmark

„Im In- und Auslande kennt man im allgemeinen nur das Unrecht an Oberschlesien. Die Tatsache, daß Niederschlesien fast 1/6 von Oberschlesien an Polen verlorenen Flächen ohne Abstimmung an Polen abtreten mußte, ist selbst manchem Schlesier noch unbekannt. Durch diese Abtretung, die größer als die Ostpreußens an Polen ist, wurden 90 Gemeinden mit 27 500 deutschen Einwohnern und über 200 000 Morgen dem deutschen Mutterlande entrissen. […] Die ungeheure slawische Flut, deren brandende Wogen die Grenzdämme schon jetzt zu unterspülen drohen, wird mit elementarer Gewalt in das Grenzland hereinbrechen und alles Deutschtum und alle deutsche Kultur vernichten. Die Landeshauptleute der Ostprovinzen haben in ihrer Denkschrift auf diese große nationale Gefahr mit den eindringlichen Worten hingewiesen: ‚Alles ist umsonst, wenn durch die Verelendung auch noch der letzte Grundpfeiler des Deutschtums, die Bodenständigkeit der Bevölkerung in der Ostmark, vernichtet wird‘. […] Die niederschlesischen Kreise Guhrau, Militsch-Trachenberg, Groß Wartenberg und Namslau haben in ihrer Lage und in ihrem Umfang durch den Friedensvertrag von Versailles große Veränderungen erfahren. Zunächst hat das Schicksal der ehemaligen Provinz Posen diese Kreise zu Grenzkreisen gemacht. Außerdem haben alle vier Kreise durch denselben Friedensvertrag bedeutsame Gebietsverluste erlitten. Die vier Grenzkreise bilden nun die niederschlesische Ostmark. Die vier Grenzkreise gehören als ein Teil Nordostschlesiens in das Gebiet des norddeutschen Flachlandes. Der Verlauf ihrer Hauptflüsse, ihre Tieflandsgebiete und ihre Hügel berechtigen uns zu dieser Eingruppierung. Die Hügel der niederschlesischen Ostmark sind Teile des sogenannten ‚schlesischen Landrückens‘; ihr wichtigster Fluß ist die Bartsch; Weide und Stober gehören nur in kurzen Strecken in unser Gebiet hinein. Das Tal der Bartsch und der Landrücken sind die Grundelemente der Landschaft der niederschlesischen Ostmark. Ihre Hauptaufbauformen sind also Tal und Höhenrücken; als dritte Oberflächenform gesellt sich die Hochfläche hinzu. Eine Übersicht, die von Norden nach Süden fortschreitet, führt uns zunächst in Hochflächengebiete nördlich der Bartsch, als wichtigstem, zu der Hochfläche von Guhrau. dann in das Tal der Bartsch. Das Bartschtal wird in der Enge von Militsch von Hügeln eingefaßt, es erweitert sich zum Trachenberger Becken, verengt sich bei Herrnstadt wiederum, um sich südlich der Guhrauec Hochfläche aufs neue zu erweitern. Der Landrücken, dem nördlich von Trebnitz und Festenberg Hochflächen vorgelagert sind, gehört mit den Festenberger Höhen und den Hügeln südlich von Militsch zu unserer Ostmark. Das Landrückenvorland südlich der Linie Kempen–Oels geht in das Flachland von Weide und Stober über. Die niederschlesische Ostmark ist in ihren Oberflächenformen entscheidend von der Eiszeit beeinflußt worden. Wir erkennen in ihr die typischen Formen der Eiszeit: Grundmoränen, Endmoränen, Talgebiete und Sandflächen. Zunächst wäre die Frage zu klären, ob die voreiszeitliche Oberfläche in irgendeiner Weise in der heutigen noch wirksam ist und ob die vom Eise geschaffenen Formen durch die gegenwärtigen Kräfte der Natur verändert worden sind. Es ist festgestellt worden, daß in Nordostschlesien jüngere Ablagerungen die Schichten der Voreiszeit verhüllen. Aber durch Bohrungen im schlesischen Landrücken zeigte es sich, daß dieser voreiszeitliche Schichten von großer Mächtigkeit aufweist. Er ist also nicht nur als Staumoräne aufzufassen, sondern er war schon vor der Eiszeit als Höhenzug ausgebildet. Auch an anderen Stellen, in den Hügeln südlich und nördlich von Militsch, auf der Guhrauer Hochfläche ist man durch Bohrungen auf voreiszeitliche Schichten gestoßen. Das Diluvium, das heute das Tertiär verhüllt, wechselt aber von Ort zu Ort in der Mächtigkeit. Es ist anzunehmen, daß die Bartschniederung nicht von den Eisschmelzwassern als Erosionsrinne gebildet wurde, sondern daß sie schon vor der letzten nordischen Vereisung eine flache Senke darstellte, die an drei Stellen von Ausläufern des schlesischen Landrückens überquert wurde, und zwar an den Stellen, denen heute das Herrnstädter Tal, das Sulau-Militscher Tal und die Talwasserscheide zwischen Bartsch und Prosna entsprechen. Im einzelnen ergeben sich folgende Formen aus der Eiszeit. Als Grundmoränengebiet ragt die Südposener Hochfläche mit der Guhrauer Hochfläche in die niederschlesische Ostmark hinein. […] Unsere niederschlesische Ostmark zerfällt in folgende natürliche Landschaften: 1. in die Hochflächen und Ebenen, die von der Südposener Hochfläche nach Niederschlesien hineinreichen, 2. in die Niederung der Bartsch, 3. in die Hügel des Landrückens. An diese Landschaften schließt sich das Flachland der Weide und des Stöbers an. Es ist ein Übergangsgebiet, im SW zur mittelschlesischen Ackerebene, im SO zu den großen Waldungen Oberschlesiens. Die moderne Geographie spürt auch der Seele einer Landschaft nach, sie sieht nicht nur das Einzelne in der Landschaft für sich, sie versucht die Einzelheiten zu einem Wesensbilde zusammenzuschauen. Was ergibt sich da für unsere niederschlesische Ostmark mit ihren fast tischgleichen Ebenen, ihren weiten Tälern und sanften Hügeln, wo Ackerfluren und Wiesen und Wälder miteinander wechseln? Sie ist eine herbe und schlichte Landschaft. Sie hat aber trotz der Veränderung und Arbeit durch den Menschen ihren natürlichen Charakter bewahrt. In dem Sinne ist sie eine Landschaft von ‚starkem Charakter‘. […] So wie im Auslande das deutsche Volkstum seinen Rückhalt an der deutschen Schule findet, so bildet auch im Grenzlande ein wohl ausgebautes Schulwesen sicherste Gewähr für Erhaltung und Förderung deutschen Wesens und deutscher Kultur. Deshalb hat im letzten Jahrzehnt das Schulwesen auch an der mittelschlesischen Ostgrenze verstärkte Pflege erfahren. Es bedurfte einer solchen Betreuung auch ganz besonders, da die Kulturpolitik der Vorkriegszeit sich im wesentlichen der Provinz Posen und des innerschlesischen Raumes angenommen hatte. So waren hier im neuen, nur dünn bevölkerten Grenzgebiet, in dem der Großgrundbesitz vorherrscht, die überwiegend einklassigen und Halbtagsschulen zum großen Teil in ganz unzulänglichen Räumen untergebracht. Ein großzügiges Bauprogramm hat in den letzten Jahren in Herrnstadt, Militsch, Tschirnau, Wehrse stattliche Volksschulbauten für mehrklassige Systeme erstehen lassen, die durch Einbau von Bädern, Versammlungsräumen, Lehrküchen und Jugendherbergen über den Rahmen der Schule hinaus Kulturstätten geworden sind. In ihrer sachlichen, aber künstlerisch hoch erfreulichen inneren Gestaltung sind sie ebenso wie die vielen neugebauten kleinen Dorfschulen, die auch alle Bedingungen zur Pflege deutscher Kultur erfüllen, ein Schmuck der deutschen Grenze geworden.“[1]

Drittes Reich

Am 1. April 1938 wurden die beiden Provinzen wieder zusammengeführt.

Zweiter Weltkrieg

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges (1945) wurde die einheimische deutsche Bevölkerung von den Polen aus dem größten Teil des niederschlesischen Gebietes vertrieben oder dort ermordet.

Bedeutende Städte

Deutscher Name Polnischer Name Schlesischer Name Einwohner
(2012)
Beuthen an der Oder Bytom Odrzański Beuthn on derr Auder 4437
Breslau Wrocław Brassel/Gruß Brassel 631.377
Bunzlau Bolesławiec Bunzel 39.992
Frankenstein Ząbkowice Śląskie Franksteen 15.904
Glatz Kłodzko Glootz/Glooz/Gloatz 28.517
Glogau Głogów Glauge 69.127
Goldberg in Schlesien Złotoryja Gulprich 16.447
Grünberg in Schlesien Zielona Góra Grienberg 119.182
Guhrau Góra Guhre 12.509
Hirschberg im Riesengebirge Jelenia Góra Herschbrig/Herschbrich 83.097
Jauer Jawor Jauer 24.150
Landeshut in Schlesien Kamienna Góra Landshutt 20.448
Lauban Lubań Laubn 22.194
Liegnitz Legnica Liegnz 102.708
Lüben Lubin Liebn 74.886
Löwenberg Lwówek Śląski Lamrich 9364
Militsch Milicz Militsch 11.931
Neumarkt in Schlesien Środa Śląska Neumorkt/Neumoarkt 9239
Oels Oleśnica Oels 37.237
Ohlau Oława Ohle 32.022
Ost-Görlitz Zgorzelec Ust-Gerltz 32.332
Polkwitz Polkowice Polkwitz 22.730
Reichenbach im Eulengebirge Dzierżoniów Reichenboch 34.704
Schweidnitz Świdnica Schweinz 60.023
Strehlen Strzelin Strahla 12.589
Trebnitz Trzebnica Trepnitz 12.727
Waldenburg Wałbrzych Walmbrig/Walmbrich 119.216
Wohlau Wołów Wohle 12.605
Zobten am Berge Sobótka Zota 7027

Siehe auch

Literatur

  • Bruno Salomon: Die Niederschlesische Ostmark und der Kreis Kreuzburg O/S, Deutscher Kommunal-Verlag, Berlin-Friedenau 1927
  • Rolf O. Becker: Niederschlesien 1945. Die Flucht – Die Besetzung, Aufstieg-Verlag (Klappentext)

Fußnoten

  1. Aus Niederschlesiens Ostmark, Sonderabdruck aus „Schlesische Monatshefte“, IX. Jahrg., Heft 5, Mai 1932 (archiviert)
Provinzen Preußens
Preußen

Im 19. Jh. aufgelöst: Netzedistrikt • Südpreußen • Neuostpreußen • Neuschlesien • Niederrhein • Jülich-Kleve-Berg • Preußen

1772/1822 bis ins 20. Jh.: Ostpreußen • Westpreußen • Brandenburg • Pommern • Posen • Sachsen • Schlesien • Westfalen • Rheinland

1850/68 bis ins 20. Jh.: Hohenzollernsche Lande • Schleswig-Holstein • Hannover • Hessen-Nassau

Im 20. Jh. gebildet: Niederschlesien • Oberschlesien • Groß-Berlin • Posen-Westpreußen • Halle-Merseburg • Kurhessen • Magdeburg • Nassau