Lichtenberg (Ortsteil)
Staat: | Deutsches Reich |
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Landkreis: | Lichtenberg |
Einwohner (2011): | 32.497 |
Bevölkerungsdichte: | 4.642 Ew. p. km² |
Fläche: | 7 km² |
Postleitzahl: | Lichtenberg |
Lichtenberg befindet sich seit 1945 entweder unter Fremdherrschaft oder wird durch die BRD oder BRÖ staatsähnlich verwaltet. | |
Bundesland: | Berlin |
Lichtenberg ist ein Ortsteil von Berlin im gleichnamigen Bezirk Lichtenberg.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Der Ortsteil Lichtenberg liegt etwa in der Mitte des Verwaltungsbezirks Lichtenberg. Im Norden wird er von der Storkower Straße sowie der Landsberger Allee, im Osten von der Rhinstraße begrenzt. Im Süden bildet der Verlauf der S-Bahn-Linie S5 die Grenze des Ortsteils, im Westen die Vulkanstraße sowie der Verlauf der Ringbahn.
Geschichte
Ältere Zeit
Das Angerdorf Lichtenberg entstand im Zuge der deutschen Kolonisation des Barnim um 1230. Es wurde jedoch erst am 24. Mai 1288 urkundlich in einem Grenzvertrag erwähnt, in dem der Streit über die Grenze zwischen dem zu Berlin gehörenden Dorf Stralau und dem Dorf Rosenfelde beigelegt wurde. Die Bezeichnung Lichtenberg wurde von den großen Waldgebieten abgeleitet, die zu dieser Zeit den Barnim bedeckten. Der Name deutet darauf hin, daß die Siedlung Lichtenberg in diesen Wäldern auf einer erhöht gelegenen, hellen Lichtung entstand.
Im 13. Jahrhundert wurde die Lichtenberger Dorfkirche am heutigen Loeperplatz errichtet. Dieser alte Dorfkern bildet noch heute das historische Zentrum des Bezirkes. 1364 befand sich Lichtenberg überwiegend im Besitz der Familie von Rüthenick, deren Vorfahren vermutlich an der Gründung des Dorfes beteiligt waren. (An der Bezeichnung Rutnikstraße noch heute erkennbar). 1375 war Alt-Lichtenberg 62 Hufen groß (etwa 1000 Hektar) und besaß einen „Krug“ (Wirtshaus).
1391 wurde Lichtenberg – wie andere Dörfer im Umkreis – von der Stadt Berlin gekauft und damit ein Kämmereidorf. Die Berliner Ratskämmerei verfügte dadurch über Ober- und Untergerichtsbarkeit in Lichtenberg und betrieb im Ort ein Vorwerk (Gutswirtschaft). 1527 besaß Lichtenberg 60 Hufen. Um 1620 wurde eine Schmiede errichtet. Die Bevölkerung wuchs in den ersten Jahrhunderten kaum. 1624 werden 219 Bewohner gezählt.
Jüngere Zeit
Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) traf das Dorf hart. Das Vorwerk wurde während des Krieges vollständig ruiniert und konnte erst nach dem Wiederaufbau 1688 wieder verpachtet werden. Ein 1652 verfaßter Bericht des Landreiters Ulrich Gärtner an den Großen Kurfürsten spricht von nur noch neun Hufnern und neun Kossäten in Lichtenberg gegenüber 17 Hufnern und 13 Kossäten im Jahr 1624.
Erst 1696 erhöhte sich die Zahl der Vollbauernhöfe wieder auf zwölf, 1705 auf 13 und schließlich ab 1744 bis in das 19. Jahrhundert auf 14. Mit den zusätzlichen elf Kossätenstellen war Lichtenberg im Vergleich zu anderen Dörfern dieser Zeit relativ groß. Um 1750 wurde in Lichtenberg eine Windmühle errichtet, 1771 folgte die Gründung der Colonie Friedrichsberg in der Lichtenberger Gemarkung. Im Jahr 1777 wurde neben der Kirche auf dem Dorfanger eine Schule erbaut und mit einer geräumigen Stube (…) zum Seidenbau ausgestattet, um so einen finanziellen Zuschuß von der königlichen Regierung zu erlangen. 1778 wurden im Ort zwei Brunnen und 1795 zwei Pumpen angelegt.
Im Jahr 1783 wurde das Gut aus der Feld- und Flurgemeinschaft mit dem Dorf abgetrennt und in Erbpacht gegeben, die Ländereien erfuhren eine Teilseparation. 1806 wurde das Gut teilweise und 1815 schließlich ganz vom Staatskanzler Karl August von Hardenberg gekauft.
1783 entstand der Lichtenberger Kietz auf einem schon 1571 als „Kietzer Lacken“ bezeichneten Flurstück durch den Bau von vier Doppelhäusern für acht Büdner an der heutigen Lückstraße.
Die Beziehungen zu Berlin intensivierten sich erst im späten 18. Jahrhundert, als mehrere wohlhabende Familien, Offiziere und hohe Beamte aus Berlin in Lichtenberg Landsitze und Villen errichteten. Unter diesen befand sich auch der Gouverneur von Berlin, General W. J. H. Graf von Möllendorff, der um 1780 seinen schloßartigen, wenn auch nur einstöckigen Landsitz baute. Dabei wurden nicht nur der große Saal und weitere Zimmer des „Möllendorff'schen Schlösschens“ prächtig ausgemalt, sondern auch ein Park und ein Wirtschaftshof angelegt. Auf diese Weise wurde Lichtenberg zum zeitweiligen Wohnort einiger wohlhabender Familien aus Berlin und durch seine neu entstandene Gastronomie zugleich ein beliebtes Ausflugsziel für die Berliner Bevölkerung.
Am 11. November 1898 wurde nach zweijähriger Bauzeit das Rathaus Lichtenberg fertiggestellt. Das neugotische Backsteingebäude kostete seinerzeit 396.335 Mark und ist noch heute das Rathaus des Verwaltungsbezirks Lichtenberg.
Eine erhebliche Vergrößerung der Bevölkerung sowie einen starken Zuwachs an industriellen und gewerblichen Unternehmen erfuhr die Stadt Lichtenberg 1912 durch die Eingemeindung der Landgemeinde Boxhagen-Rummelsburg.
Durch die Gründung von Groß-Berlin wurde die Stadt Lichtenberg 1920 nach Berlin eingemeindet und ist seitdem der namengebende Ortsteil für den im selben Jahr gegründeten Berliner Bezirk Lichtenberg. Zum Zeitpunkt der Eingemeindung galt Lichtenberg als das mit Abstand am weitesten urbanisierte ehemalige Dorf des östlichen Berliner Umlands. Es brachte bei der Vergrößerung Berlins eine Grundfläche von mehr als 1.000 Hektar und eine hochentwickelte städtische Struktur ein.
Die Bombardierung von Lichtenberg
Wie alle Stadtbezirke Berlins wurde 1944/45 auch Berlin-Lichtenberg mehrfach und schwer bombardiert. Die Besonderheit war, daß das Ostberliner Braunkohlekraftwerk „Klingenberg“ sich teilweise in amerikanischem Eigentum befand. So behielten sich die Amerikaner die Bombardierung von Berlin-Lichtenberg vor. Dies bedeutete, daß Kraftwerk „Klingenberg“ wurde verschont und die eingesparten Bomben wurden zusätzlich auf die Lichtenberger Arbeiterviertel abgeworfen.
Seit 1990
Durch den politischen und wirtschaftlichen Wandel im Jahr 1990 sowie wegen häufig qualitativ und preislich nicht weltmarktfähiger Produkte wurden die meisten Betriebe nun schrittweise abgewickelt. Übrig blieben kleine oder mittelständische Handwerksbetriebe; neu hinzugekommen sind zahlreiche Einkaufszentren (Landsberger Allee 358, Möllendorffpassagen, Ringcenter II, Ringcenter III, Mauritius-Kirch-Center) sowie Autohäuser (Peugeot-Zentrale, Skoda und Ford).
In der Perspektive sind die Fertigstellung des neuen Tagungs- und Kongreßhotels an der Storkower Straße (ehemalige Landsberger Arkaden) sowie der Ausbau der Flächen südlich der Landsberger Allee als Wirtschaftsmagneten geplant. Insbesondere sollen von der Ansiedlung eines IKEA-Möbelhauses, für das die Baugenehmigung im Februar 2008 erteilt wurde, weitere starke Impulse ausgehen.
Zur Stärkung kleiner und mittlerer Unternehmen sowie Einrichtungen der Tourismus- und tourismusnahen Wirtschaft im Bezirk besteht seit 2007 das Projekt Tourismusmarketing Lichtenberg. Es wird vom Wirtschaftskreis Hohenschönhausen-Lichtenberg getragen und durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert. Zu den bisher erfolgten Maßnahmen gehören Infoveranstaltungen für Touristiker, ein Promotionauftritt auf der Internationalen Tourismus-Börse Berlin 2009 und die Erstellung eines Touristenportals.
Aus Anlaß der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Stadtrecht ließ die Bezirksverwaltung ein touristisches Leitsystem erarbeiten, dessen Finanzierung die Wall AG übernommen hatte. Die am 1. April 2008 an neun verschiedenen Orten des Bezirks aufgestellten Metallstelen informieren in Bild und Text über die Geschichte und Sehenswürdigkeiten.
Bekannte, in Lichtenberg geborene Personen
- Kurt Borm (1909–2001), SS-Hauptsturmführer und Arzt in Sonnenstein in Pirna
- Herbert Gehrke ( 1910), SA-Führer
- Heinz Max Korn (1920–2000), Oberfeldmeister im Reichsarbeitsdienst (Flakartillerie) und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
- Hans Kempin (1913–1992), SS-Standartenführer
- Gesine Lötzsch (geb. 1961), DDR- und BRD-Politikerin (SED, PDS, Die Linke)
- Friedrich Peine (1871–1952), Politiker (SPD)
- Heinz Werner (1914–1944), Major und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
Siehe auch