Friedrich Wilhelm I. (Brandenburg)
Friedrich Wilhelm von Brandenburg ( 16. Februar 1620 in Cölln an der Spree, gehört heute zu Berlin; 29. April 1688 in Potsdam) aus dem Haus Hohenzollern war von 1640 bis zu seinem Tode Markgraf von (oder zu) Brandenburg, Herzog in Preußen sowie Erzkämmerer und Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Die pragmatisch-entschlossene und reformfreudige Regierungspolitik des deutschen Feldherrn ebnete den Weg für den späteren Aufstieg Brandenburg-Preußens zur Großmacht und der Hohenzollern zu einem der führenden deutschen Herrscherhäuser, weswegen der Walhalla-Genosse auch ab 1675 den Beinamen der Große Kurfürst trug.
- „Gedencke dass du ein Teutscher bist!“ — Der Große Kurfürst
Inhaltsverzeichnis
Wirken
Auszug
Zu seinem Wirken heißt es:
- „Im großen Krieg war auch Brandenburg willenlos zwischen den kämpfenden Fronten hin- und hergezerrt worden. Als aber 1640 Friedrich Wilhelm den Kurfürstenthron bestieg, fühlte der Staat mit einem Male einen jungen, brennenden Ehrgeiz zur Macht über sich. – Zielsicher spürte der junge Fürst jeder Möglichkeit nach, seine Macht zu erweitern.
- Von Frankreich, Polen und Schweden immer wieder in enge Grenzen zurückgescheucht, griff er dennoch nach jedem Stück Erde, darauf er sich festsetzen konnte. Von seinen Ständen, dem widerspenstigen Adel und der kleinlichen Bürgerschaft, bei jedem Plane gestört, festigt er dennoch den schwächlichen Staat im Inneren, bis er einsatzbereit seinen Befehlen gehorcht. Rücksichtslos schwankt er in seiner äußeren Politik von einem Bündnis zum anderen, nur von dem Flammengedanken an die Größe des eigenen Staates gepeitscht.
- Er schafft sich ein brauchbares Heer und führt es bei Warschau und Fehrbellin zu ersten leuchtenden Siegen. Er verbraucht sich im Dienst für die kommende brandenburgisch-preußische Macht. Er rüstet mit jedem Plan und jedem Gedanken den einzigen Staat, der in einer Welt des Verfalls die Zukunft in sich trägt. In Strenge und Straffheit hat Preußen sich auf den schweren Weg zur Macht gezwungen, als die alte staatliche Ordnung ins geschichtliche Nichts sank.“[1]
Großer Kurfürst
Seit 1674, als der Reichskrieg gegen Frankreich schon beschlossen war, führte er den Titel eines Generalleutnants. Den Beinamen Großer Kurfürst führte Friedrich Wilhelm erst ab 1675. Er war eine Auszeichnung für den Sieg über die Schweden in der Schlacht bei Fehrbellin selbigen Jahres. Wenn die Staatsbibliothek zu Berlin den Spender der Bibliothek zu Cölln an der Spree von 1661 als „der Große Kurfürst“" bezeichnet, ist das falsch.[2] Da es keinen weiteren Kurfürsten Friedrich Wilhelm gab, wurde auch die Numerierung nicht nötig.
Erst mit Friedrich Wilhelm I. als König in Preußen ab 1713 begann die Numerierung. Weiter war das auseinanderhalten des "„von“ und „in“ in der damaligen Zeit wichtig. Man war Herzog in Preußen oder König in Preußen, da das souveräne Preußen außerhalb des Reichsgebietes lag und nach dem Zweiten Frieden von Thorn ein Lehen des Königreichs Polen war. Mit dem von in Verbindung mit dem Reichsgebiet Brandenburg wäre es nur zu Streitigkeiten mit den Herzögen und Königen im Teutschen Reich gekommen. Erst Friedrich II. (1740–1786) nannte sich König von Preußen.
Politisches und wirtschaftliches Wiederauferstehen
Seine Tätigkeit ermöglichte Preußens Aufstieg zur Großmacht. Ihm zu Ehren wurde die erste deutsche Kolonie Preußens in Afrika Groß-Friedrichsburg genannt.
Nachkommen
- Aus erster Ehe
Am 7. Dezember 1646 heiratete Kurfürst Friedrich Wilhelm in Den Haag Prinzessin Luise Henriette von Oranien, Tochter des niederländischen Statthalters Friedrich Heinrich von Oranien und seiner Gattin Gräfin Amalie zu Solms-Braunfels.
- Wilhelm Heinrich ( 21. Mai 1648; 24. Oktober 1649)
- Karl Emil, Kurprinz von Brandenburg ( 16. Februar 1655; 7. Dezember 1674)
- Friedrich III./I., Kurfürst von Brandenburg, König in Preußen ( 11. Juli 1657; 25. Februar 1713)
- Amalia ( 19. November 1664; 1. Februar 1665)
- Heinrich ( 19. November 1664; 26. November 1664)
- Ludwig, Prinz von Brandenburg ( 8. Juli 1666; 8. April 1687)
- Aus zweiter Ehe
Am 14. Juni 1668 heiratete Friedrich Wilhelm auf Schloß Gröningen in Gröningen bei Halberstadt die verwitwete Herzogin Dorothea von Braunschweig und Lüneburg, geborene Prinzessin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, Tochter des Herzogs Philipp von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg und dessen Gattin Prinzessin Sophie Hedwig von Sachsen-Lauenburg.
Kurfürstin Dorothea erwarb zur Absicherung ihrer Söhne die Herrschaften Schwedt und Wildenbruch. Die Nachkommen aus dieser Ehe trugen ab 1701 die Titel Prinz in Preußen, Markgraf zu Brandenburg und wurden bis zum Erlöschen dieser Nebenlinie im Jahre 1788 gemeinhin als Markgrafen von Brandenburg-Schwedt bezeichnet. Dorothea versuchte zeitweilig erfolgreich, den Kurfürsten dazu zu bewegen, das Erbe an den brandenburgischen Stammlanden unter ihren leiblichen Söhnen aufzuteilen. Dadurch kam es zu einem über zehn Jahre andauernden Streit mit dem Kurprinzen Friedrich.
- Philipp Wilhelm, Statthalter des Herzogtums Magdeburg, Herr der Herrschaft Schwedt-Wildenbruch ( 19. Mai 1669; 19. Dezember 1711)
- Maria Amalia ( 26. November 1670; † 17. November 1739)
- Albrecht Friedrich, Herrenmeister des Johanniterordens zu Sonnenburg ( 24. Januar 1672; 21. Juni 1731)
- Karl Philipp ( 5. Januar 1673; 23. Juli 1695)
- Elisabeth Sophie ( 5. April 1674; 22. November 1748)
- Dorothea ( 6. Juni 1675; 11. September 1676)
- Christian Ludwig, Statthalter im Fürstentum Halberstadt ( 24. Mai 1677; 3. September 1734)
Reiterdenkmal in Berlin
Auf einem marmorverkleideten Sockel erhebt sich majestätisch, weithin sichtbar, in erhabener Ruhe und Einfachheit, wie ein Fels in dem wogenden Meere des Riesenverkehrs das Reiterbild des Begründers der preußischen Monarchie.
Die mächtige Gestalt des großen Brandenburgers erscheint in halb römischer, halb dem Geschmacke seiner Zeit angemessener Tracht. Die breite Brust umschließt der eiserne Panzer. Das Haar der mächtigen Allongeperücke wallt ihm bis zur Schulter herab. Das gewaltige Löwenhaupt dem Schlosse seiner Ahnen zugerichtet, die rechte Hand mit dem Kommandostabe gebieterisch ausgestreckt, während unter dem Druck der nervigen Linken das mächtige Roß ruhig und fromm einherschreitet, so tritt der Kurfürst dem Beschauer entgegen als der geborene Herrscher, wie der Feldherr bei der Heerschau, als die mächtige Persönlichkeit, welche noch der traurigen Zeit des Dreißigjährigen Krieges Brandenburg-Preußen zu einem Kulturstaat erhob.
Einen starken Gegensatz zu der ruhigen Majestät und Erhabenheit dieses Fürstenbildes bilden die heftig bewegten Sklavenfiguren an den vier Ecken des Sockels, ungebärdige, trotzige Gestalten, von denen nur eine das Antlitz gnadeflehend zu dem gewaltigen Herrscher emporhebt. Diese Gestalten stellen teils die von dem Kurfürst bekämpften und besiegten feindlichen Gewalten dar, teils deuten sie auf die sittliche Kraft und unbeugsame Willensstärke, mit welcher er schon in seiner Jugend seine Leidenschaften bezwang.
In der Mitte des Sockels, zwischen den beiden vorderen Eckfiguren, ein prächtig modelliertes Wappenschild aus Bronze, unter diesem die bronzene Widmungstafel mit folgender Inschrift in lateinischer Sprache:
- DIVO FRIDERICO GUILELMO MAGNO
- S. R. I. ARCHIC. ET ELECT. BRANDENB.
- SUO PATRIAE EXERCITUUM PATRI OPT. MAX. INCLYTO
- QUUM lNCOMPARABILIS HEROS DUM VIXIT AMOR ORBIS
- AEQUE AC TERROR HOSTIUM EXTITISSET
- HOC PIETATIS ET GLOR. AETERNAE MONUM.
- L. M. Q. P. (Libenter meritoque prorsus)
- PRIMUS E SUA STIRPE REX BORUSS.
- AN. A. CH. N. CIDIDCCIII.
- „Dem erhabenen Friedrich Wilhelm dem Großen, des heiligen römischen Reiches Erzkämmerer und brandenburgischen Kurfürsten, seinem wie des Vaterlandes und des Heeres trefflichsten, berühmten Vater, der ein unvergleichlicher Held, während seines Lebens die Liebe der Menschen, aber auch ein Schrecken der Feinde gewesen, setzte dies ewige Denkmal der Verehrung gern und nach vollem Verdienste Friedrichs, erster König von Preußen, aus seinem Stamme, im Jahre n. Chr. Geburt 1703.“
Die Reliefs auf der östlichen und westlichen Seite stellen mit ihren Sinnbildern und allegorischen Gestalten das Kurfürstentum beziehungsweise das Königtum dar, darauf hindeutend, wie sich erst auf der durch den großen Kurfürsten begründeten Macht das Königtum aufbauen konnte.
Auf der östlichen Seite ist das Kurfürstentum durch eine mit der Kurkrone und dem Szepter geschmückte weibliche Gestalt gekennzeichnet. Eine Fortuna schwebt auf sie zu, umgeben von den Tugendgestalten der Religion, Tapferkeit (Herakles) und der Vaterlandsliebe. Letztere ist personifiziert durch Mutius Scävola, jenen heldenhaften Römer, der, um seine Standhaftigkeit und Vaterlandsliebe zu beweisen, ruhig seine rechte Hand in ein neben ihm loderndes Opferfeuer streckte. Im Hintergrund das alte Schloß als Repräsentant der Kurfürstenzeit.
Auf dem westlichen Relief eine auf dem Throne sitzende, mit der Krone geschmückte weibliche Gestalt, einen Palmenzweig in der Hand haltend. Zwei allegorische Figuren übergeben ihr die Abbildungen zur „Langen Brücke“.
Im Hintergrunde das unter Friedrich I. erbaute königliche Schloß als Repräsentant des Königtums. Am Boden der Flußgott Spree. Auf der Rückseite, dem Wasser zu, eine in den Marmorsockel eingelassene Bronzetafel mit der Inschrift:
- „Errichtet unter König Friedrich I. im Jahre 1703. Der Sockel erneuert unter Kaiser Wilhelm I I. im Jahre 1896.“
Höhe des Reiterstandbildes 2,90 m, des Sockels 2,70 m, des ganzen Denkmals 5,60 m. Kosten des Reiterstandbildes 126.000 M., des gesamten Denkmals 180.000 M.
Das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten ist eins der hervorragendsten plastischen Werke der Welt, das idealste Denkmal Berlins und die bedeutendste Schöpfung der Spätrenaissance. Mit seiner erhobenen Einfachheit und majestätischen Ruhe, der trefflichen Abstimmung feiner Maße, der glücklichen Harmonie der Hauptfiguren mit den Sockelgestalten, bringt es in künstlerisch vollendeter Durchbildung die mächtige Herrscherpersönlichkeit des Großen Kurfürsten zu vollendeter Wirkung.
Vom Kurfürstendenkmal unsere Blicke auf das Ecke König- und Burgstraße belegene Kaufhaus „Alte Post“ richtend, erblicken wir an der Wasserfront dieses Gebäudes die Bronzestandbilder von Kurfürst Friedrich I., Albrecht Achilles, König Friedrich I. und Friedrich dem Großen. Dann uns westwärts dem alten Königsschlosse zuwendend, zeigt sich unserm Auge mitten auf dem Schloßplatze der monumentale Schloßbrunnen.[3]
Ehrende Namensgebungen
Nach ihm benannt waren u.a.:
- SMS „Großer Kurfürst“ (1913), Großlinienschiff
- SMS „Großer Kurfürst“ (1875), Panzerschiff
- Großer Kurfürst (Schiff, 1899), Passagierschiff
- Großer Kurfürst Heringsfischerei, Loggerfischerei
- Leib-Kürassier-Regiment „Großer Kurfürst“ (Schlesisches) Nr. 1
Literatur
- Menno Aden: Staatsgründungen und Staatenreformer aus dem germanischen und deutschen Kulturraum. Eckartschrift 237, ISBN 978-3-902350-74-9 [108 S.]
- Johann Gustav Droysen: Der Staat des Großen Kurfürsten, 1870 (PDF-Dateien: Band 1, Band 2, Band 3)
- Martin Spahn: Die Wiedergeburt Deutschlands im 17. Jahrhundert: der Grosse Kurfürst (1902) (PDF-Datei)
- PDF Friedrich Foerster: Friedrich Wilhelm, der grosse Kurfürst, und seine Zeit, eine Geschichte des preussischen Staates während der Dauer seiner Regierung, 1855
- Richard Schück: Brandenburg-Preußens Kolonial-Politik unter dem Großen Kurfürsten und seinen Nachfolgern 1647–1721 (PDF-Dateien Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!, beide Bände haben denselben Namen):
- Die Geschichte der See- und Kolonialmacht des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg (PDF-Datei)
- Richard George: Hie gut Brandenburg alleweg! Geschichts- und Kulturbilder aus der Vergangenheit der Mark und aus Alt-Berlin bis zum Tode des Großen Kurfürsten, Berlin 1900 (Netzbuch)
- Paul Wentzcke: Der Große Kurfürst, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hg.): Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Zweiter Band, S. 7–19
- Hans Henning Freiherr Grote: Preußens Erwecker: Der große Kurfürst, in: Ernst Adolf Dreyer / Heinz W. Siska (Hg.): Kämpfer, Künder, Tatzeugen. Gestalter deutscher Größe. 3 Bde., Zinnen-Verlag, München–Wien–Leipzig 1942, Bd. I, S. 163–178
- Gerhard von Pelet-Narbonne (Hg.): Erzieher des Preussischen Heeres, 1905–1907 Band 1: Friedrich Wilhelm. Der Große Kurfürst von Brandenburg (PDF-Datei)
Fußnoten
Albrecht I. (1517–1568) • Albrecht II. Friedrich (1568–1577) • Georg Friedrich (1577–1603) • Joachim Friedrich (1598–1608) • Johann Sigismund (1608–1620) • Georg Wilhelm (1620–1640) • Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst (1640–1688) • Friedrich III. (1608–1620)
Albrecht I. der Bär (1134–1170) • Otto I. (1170–1184) • Otto II. (1184–1205) • Albrecht II. (1205–1220) • Johann I. (1225–1266) • Otto III. (1225–1266) • Otto IV. mit dem Pfeil (1266–1304) • Johann II. (1285–1287) • Woldemar (1305–1319) • Ludwig I. der ältere Brandenburger (1323–1351) • Ludwig II. der Römer (1351–1365) • Otto V. der Faule (1365–1373) • Wenzel (1373–1378) • Sigismund (1378–1397) • Jobst von Mähren (1397–1411) • Friedrich I. (1411–1440) • Friedrich II. Eisenzahn (1440–1471) • Albrecht III. Achilles (1471–1486) • Johann I. Cicero (1486–1499) • Joachim I. Nestor (1499–1539) • Joachim II. Hektor (1539–1571) • Johann Georg (1571–1598) • Joachim Friedrich (1598–1608) • Johann Sigismund (1608–1620) • Georg Wilhelm (1620–1640) • Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst (1640–1688) • Friedrich III. (I.) (1688–1713) • Friedrich Wilhelm I. (1713–1740) • Friedrich II. (1740–1786) • Friedrich Wilhelm II. (1786–1797) • Friedrich Wilhelm III. (1797–1840) • Friedrich Wilhelm IV. (1840–1861) • Wilhelm I. (1861–1888) • Friedrich III. (1888) • Wilhelm II. (1888–1918)