Ruyter, Michiel de
Michiel Adrianszoon de Ruyter ([miˈxil ˈaːdrijaːnˌsoːn də ˈrœy̯tər]; 24. März 1607 in Vlissingen; 29. April 1676 tödlich verwundet an Bord seines Schiffes nahe Syrakus, begraben am 18. März 1677 in der Nieuwe Kerk, Amsterdam) war ein niederdeutscher Admiral („Großadmiral von Holland und Westfriesland“). Er war der berühmteste und einer der wohl fähigsten Admirale der Geschichte der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (bis 1648). Ihm zu Ehren wurde eine Büste in der Ruhmeshalle Walhalla aufgestellt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Als viertes von 13 Kindern des armen Brauknechts Adriaen Michielszoon und dessen Frau Aagje Jansdochter besuchte der junge de Ruyter nur wenige Schulen. Bereits im Alter von 10 Jahren gab der Vater ihn bei der Reederei Lampsen in eine Seiler-Lehre. Da de Ruyter lieber Seemann werden wollte, wechselte er 1618 mit dem Einverständnis der Eltern und des Lehrherren den Lehrberuf und verdingte sich als Schiffsjunge an Bord eines Schiffes der wohlhabenden Familie Lampsins, wo er in harten Folgejahren das Seemannshandwerk von der Pike auf erlernte. Bereits 1622, im Alter von 15 Jahren, war seine Lehrzeit beendet, und er wurde Matrose. Statt weiter zur See zu fahren, trat er in das Heer des Prinzen Moritz von Oranien ein, um gegen die Spanier zu kämpfen. Die See ließ ihn jedoch nicht los, und so heuerte er anschließend auf einem niederländischen Kriegsschiff an. De Ruyter erhielt seine Feuertaufe im Kampf gegen die Spanier und wurde durch einen Lanzenstich beim Enterkampf am Kopf verletzt. Dies sollte bis zu seiner tödlichen Verwundung im Jahr 1676 seine einzige Verwundung bleiben.
Im Zuge weiterer Kampfhandlungen geriet de Ruyter in spanische Gefangenschaft, konnte jedoch auf abenteuerliche Weise fliehen und erreichte mittellos wieder die Heimat. Nach englischen Quellen war de Ruyter zwischen 1923 und 1931 erneut für die Familie Lampsins tätig, diesmal als Spion. In niederländischen Quellen gibt es darauf keinen Hinweis, wo er in diesen Jahren tätig war, allerdings sprach de Ruyter fließend Irisch. Offiziell erhielt er auf einem Schiff der Lampsen-Reederei eine Stelle, diesmal als Steuermannsschüler. Am 16. März 1631 heiratete de Ruyter Maria Velters (nl. Maayke Velders), die Tochter eines Bauern, welche jedoch am 31. Dezember 1631 bei der Geburt einer Tochter verstarb. Die Tochter selbst folgte ihrer Mutter drei Wochen später.
Trotz dieser familiären Tragödie schaffte er es, das Steuermannsstudium zu einem erfolgreichen Abschluß zu bringen. Danach bereiste er wahlweise das Mittelmeer und die Barbareskenküste. In dieser Zeit nannte er sich selbst „Machgyel Adriensoon“, wie sein Name im seeländischen Dialekt, welchen er selbst sprach, hieß. Mit dem Schiff „Den Graeuwen Heynst“ der Lampsins Reederei ging er auf Kaperfahrt und verdingte sich als Freibeuter. De Ruyter war vermutlich ein Spitzname, dem man ihm gab. Auf jeden Fall verwendete er ihn zu diesem Zeitraum noch nicht. „Ruyten“ oder „ruiten“ bedeutet in veraltetem Niederländisch etwa „rauben“, „plündern“. In der Folge arbeitete de Ruyter von 1633 bis 1935 als Zweiter Wachoffizier auf Kapitän Jochem Janssens Walfangschiff „De Groene Leeuw“ der Grönländischen Kompagnie und bewährte sich auf Fangfahrten bis Grönland, Spitzbergen und Jan Mayen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er noch kein Kommando über ein eigenes Schiff gehabt.
Am 1. Juli 1636 heiratete de Ruyter in zweiter Ehe Kornelia „ Neeltje“ Engels, eine Bürgerstochter aus wohlhabendem Hause. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor, von denen eines nach der Geburt starb. Die anderen erhielten die Namen Adriaen (1637), Neeltje (1639), Aelken (1642) und Engel (1649).
Aufgrund seiner Erfahrungen als Seemann und Soldat wurde ihm 1637 von den Reedern und Kaufleuten seiner Geburtsstadt Vlissingen das Kommando über ein kleines Kriegsschiff mit zehn Kanonen zur Bekämpfung der Dünkirchner Piraten übergeben, die niederländische Handelsschiffe aufbrachten. Die Vlissinger wählten gut, denn de Ruyter führte den Kampf gegen die Seeräuber mit großem Erfolg.
Anschließend übernahm er erneut als Kapitän ein Handelsschiff der Lampsen-Reederei und unternahm 1640 zwei Reisen nach Brasilien und Westindien. Auf diesen Fahrten korrigierte er die oft noch ungenauen Seekarten dieser Gewässer. Für eine Weile arbeitete er als „Schipper“ (Kapitän) des Handelsschiffes „Vlissinge“, um in der Folge von der Seeländischen Admiralität das Kommando über die „Haze“, ein zur Fregatte umgebautes Handelsschiff mit 26 Kanonen aus der Flotte Arnold (Aertus) Gijsels van Lier, zu übernehmen. Diese kämpfte im 1641 ausgebrochenen Restaurationskrieg an der Seite der Portugiesen für deren Unabhängigkeit von Spanien. Als Konteradmiral und Befehlshaber der Nachhut verhinderte er in der Seeschlacht bei Kap St. Vincent am 4. November 1641 durch seinen Einsatz die Vernichtung der niederländischen Flotte.
Nach seiner Rückkehr kaufte er sich sein eigenes Schiff, die „Salamander“, und war während der nächsten zehn Jahre zwischen 1642 und 1652 als Handelsschiffskapitän und Kaufmann der Lampsen-Reederei vor allem bei den Westindischen Inseln (Karibik) und im Mittelmeer bei Marokko tätig. In dieser Zeit brachte er es zu beträchtlichem Wohlstand. Mehrmals gelang es ihm durch sein nautisches Können, Schiff, Fracht und vor allem die Besatzung in schweren Stürmen zu retten. Während dieser Zeit wuchs auch sein Ansehen bei den niederländischen Kapitänen und Seeleuten, da er regelmäßig christliche Sklaven auf eigene Rechnung aus dem Joch arabischer Händler freikaufte.
1649 schenkte ihm seine Frau Kornelia einen Sohn namens Engel. Aus diesem sollte später auch ein Seemann werden: Vize-Admiral Engel Michielszoon de Ruyter ( 2. Mai 1649 – 27. Februar 1683). Um 1650 starb seine Frau Kornelia überraschend. Am 8. Januar 1652 heiratet de Ruyter zum dritten Mal. Seine Frau Anna van Gelder, die Witwe eines auf See gebliebenen Kapitäns, schenkte ihm nochmals zwei Töchter. Er erwarb ein Haus in Vlissingen und entschied sich, in den Ruhestand zu treten.
Erster Englisch-Niederländischer Krieg (1652–1654)
Mit dem Ersten Englisch-Niederländischen Seekrieg begann 1652 die eigentliche militärische Karriere de Ruyters. Gefragt, ob er als Geschwaderkommandeur privat finanzierte Kriegsschiffe führen wolle, verneinte er zunächst mit Nachdruck. Als er sich letztendlich doch überreden ließ, bewährte er sich erneut unter dem Oberbefehl Admiral Maarten Tromps. Er führte erfolgreiche Gefechte, u. a. 1652 vor Plymouth, und gewann gegen Vize-Admiral George Ayscue die Seeschlacht bei Kentish Knock, die Seeschlacht bei Dungeness sowie 1653 während der 3-Tage-Schlacht vor Ouder Gabbard und bei der Seeschlacht bei Scheveningen (nl.: Zeeslag bij Ter Heyde), in der Admiral Tromp durch einen englischen Scharfschützen den Tod fand.
1655–1663
Nach dem Ende des Krieges kommandierte de Ruyter im Juli 1655 von seinem Flaggschiff „Tijdverdrijf“ ein Geschwader von acht Kriegsschiffen. Mit diesem sicherte er einen Konvoi von 55 Handelsschiffen durch das von Korsaren gefährdete Mittelmeer. Weiterhin kaperte er die aus Brasilien kommende portugiesische Zuckerflotte. 1655 zog de Ruyter mit seiner Familie von Vlissingen nach Amsterdam. Danach gelang ihm auf Streifzügen vor der Barbareskenküste die Gefangennahme einiger berüchtigter Korsaren. Nach Verhandlungen über ein Friedensabkommen mit dem unabhängigen Piratenstaat der Alawiden in der alten Phönizierstadt Salé kehrte de Ruyter im Mai 1656 nach Hause zurück.
Die expansiv-aggressiven Pläne Karls X. von Schweden bedrohten trotz ausverhandelten Friedensvertrages dänische Handelsrouten in der Ostsee. Außerdem waren die Schweden in Polen eingefallen. 1659 entschieden sich die Vereinigten Provinzen daher, das bedrängte Dänemark und das Königreich Polen-Litauen im Zweiten Nordischen Krieg zu unterstützen. De Ruyter wurde mit seinem Schlachtschiff „Tijdverdrijf“ ausgesandt und erreichte den Öresund am 8. Juni 1656, um hier Admiral Jacob van Wassenaer Obdams Ankunft abzuwarten. Nach dessen Eintreffen und Übernahme des Kommandos wurden de Ruyter und ein Teil der niederländischen Flotte ausgesandt, um das belagerte Danzig zu befreien, welches ohne Blutvergießen gelang. Dieser Handstreich ermöglichte nur einen Monat später die Unterzeichnung eines Friedensabkommens.
Trotzdem dauerte die aggressive Politik Schwedens an, und die Vereinigten Provinzen entschieden sich, erneut eine Flotte unter dem Befehl Admiral van Wassenaer Obdams in die Ostsee zu entsenden, um die wichtigen Handelsrouten zu sichern und die Dänen zu entlasten – diesmal ohne de Ruyter, denn dieser sperrte zu dieser Zeit gerade den Hafen von Lissabon. Am 8. November endete die Seeschlacht im Öresund – in welcher Admiral Witte de With fiel – mit einem niederländischen Sieg. Dies führte zu einer wesentlichen Entlastung Dänemarks, da die schwedische Marine zur Beendigung der Blockade Kopenhagens gezwungen war. Trotzdem waren die Schweden weit von einer Niederlage entfernt, und so sahen sich die Vereinigten Provinzen genötigt, den militärischen Druck aufrechtzuerhalten. Im Frühjahr 1659 entsandten die Niederländer eine zweite Flotte unter dem Kommando von Vizeadmiral de Ruyter, um die schwedischen Nachschublinien zu kappen und das permanent bedrohte Kopenhagen endgültig zu entsetzen. Mit der Eroberung der Festung Nyborg auf Fünen durch eine von de Ruyter kommandierte niederländisch-dänische Streitmacht zogen sich die Schweden von den dänischen Inseln zurück. Für diese heroischen Waffentaten wurde er vom dänischen König Frederick III. – welcher später sein Freund wurde – zum Ritter geschlagen. In den Jahren 1661 bis 1663 sicherte de Ruyter die Handelsrouten im Mittelmeer und optimierte die Ausbildung der niederländischen Schiffsbesatzungen und die eigene Taktik.
Zweiter Englisch-Niederländischer Krieg (1665–1667)
Nachdem Karl I. von England mittellos auf den Thron zurückgekehrt war, initiierte er mit der Royal African Company aus Machtstreben und reiner Profitgier den Zweiten Englisch-Niederländischen Krieg. Mit seiner immer stärker werdenden Marine steigerte sich auch Englands Raublust. Schon 1664, ein Jahr bevor die Feindseligkeiten offiziell eröffnet wurden, schlug sich de Ruyter für die Niederlande vor der westafrikanischen Sklavenküste mit der Seemacht England. Er eroberte niederländische Schiffe und Forts sowie die niederländische Kolonie Guinea, welche einer der größten maritimen Beutegreifer, Admiral Sir Robert Holmes, besetzt hatte, zurück, um dann über den Atlantik zu segeln und die englischen Kolonien in Nordamerika zu plündern.
Im Jahr 1665 wurde de Ruyter von der niederländischen Admiralität zum Admiralleutnant ernannt und zum Befehlshaber der Flotte der Generalstaaten berufen.
Ende April 1665 kreuzte de Ruyter mit seiner Flotte von 13 Schiffen südwestlich vor Barbados. In der Carlisle Bay eröffnete er das Feuer auf vor Anker liegende englische Schiffe und versenkte einige von ihnen. Leider gelang es ihm nicht, die Festungsbatterien zum Schweigen zu bringen, und so erlitt auch seine Flotte erheblichen Schaden. Zwecks Überholung steuerte er deshalb Französisch-Martinique an.
Nachdem seine Schiffe wieder flottgemacht worden waren, kaperte er nördlich von Martinique einige englische Schiffe und lieferte Nachschub an die niederländische Kolonie Sint Eustatius. Durch die in permanenten Gefechten erlittenen Schäden entschied er sich gegen einen Angriff auf Neu York (früher Neu Amsterdam) und die Wiedereinnahme der Kolonie Neu-Niederlande. Auf seinem Weg zurück nach Europa kreuzte de Ruyter vor Neufundland, um den Engländern mehrere Handelsschiffe und eine Fischfangflotte abzunehmen. Diese, während dessen nicht träge, legten sich unter dem Kommando von Edward Montagu, 1. Earl of Sandwich bei der Doggerbank auf die Lauer, um die eintreffenden Konvois aus den niederländischen Kolonien abzupassen. Nachdem der Earl von Sandwich davon Wind bekommen hatte, daß eine niederländische Flotte unter dem Kommando von Vize-Admiral de Ruyters aus Amerika über Schottland kommend die Häfen der Vereinigten Provinzen ansteuerte, hoffte er diesen Hemmschuh der englischen Expansion abzufangen. Er verfehlte die Niederländer jedoch, und de Ruyter lief am 6. August 1665 in Delfzijl/Delfziel ein.
Die englischen Schiffe suchten vergebens nach Beute, erfuhren aber von neutralen Schiffen, daß sich ein großer, reich beladener niederländischer Konvoi der Niederländischen Ostindien-Kompanie im Hafen von Bergen befand, welchen sie in der Schlacht von Bergen kapern wollten. Die Engländer holten sich gegen den niederländischen Kommandanten Pieter de Bitter blutige Köpfe, und de Ruyter bekam den Auftrag, einen Geleitzug von Bergen in die Niederlande zu führen. Die Viertageschlacht vom 11. Juni bis 14. Juni 1666 zwischen der Küste von Flandern und der Mündung der Themse endete mit einer saftigen Niederlage für die Engländer und wurde zu einem der größten Siege de Ruyters, der von seinem – mittlerweile berühmten – Flaggschiff „De Zeven Provinciën“ befehligte. Die Niederländer verloren nur vier Schiffe, die Engländer jedoch 23. Im Jahr 1667 folgte ein verwegener Vorstoß in die Themse, der als Überfall im Medway in die Geschichte einging und bis Chatham (Kent) reichte. Dabei versenkten die Niederländer mehrere englische Kriegsschiffe und zerstörten etliche der die Fahrrinne deckenden Landbatterien. Das Linienschiff „HMS Royal Charles“ wurde erobert und als Beute mitgeführt. In London brach angesichts der Nähe der Niederländer Panik aus – für die Engländer eine beschämende Niederlage.
De Ruyter wollte die Engländer weiter unter Druck setzen und plante einen Überfall auf den englischen Ankerplatz bei Harwich. Dieser mußte jedoch von ihm aufgegeben werden, nachdem sein Angriff auf den Marine-Vorposten Landguard Fort gegen Ende des Krieges abgewiesen worden war. Der Frieden von Breda vom 31. Juli 1667 beendete den Zweiten Englisch-Niederländischen Krieg zwischen dem Königreich England und der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande. Zwischen 1667 und 1671 wurde de Ruyter von Ratsherr Johan de Witt – welcher den Friedensvertrag von Breda ausverhandelte – verboten, zur See zu fahren, um sein Leben nicht zu gefährden. 1669 scheiterte ein Anschlag eines Parteigängers Cornelis Tromp (interner Konkurrent de Ruyters) auf de Ruyters Leben, als dieser versuchte, ihn mit einem Brotmesser im Eingang einer Gebäudehalle zu erstechen.
Dritter Englisch-Niederländischer Krieg (1672–1674) und De Ruyters Soldatentod
Es dauerte nicht lange, und der Engländer setzte seinen damaligen Weltmarktkonkurrenten wieder unter Druck. Im Dritten Englisch-niederländischen Seekrieg führte De Ruyter wieder das Kommando über die niederländische Flotte. Er siegte in der Seeschlacht von Solebay am 7. Juni 1672, in der Doppelseeschlacht von Schooneveld vor der Scheldemündung vom 7.–14. Juni 1673 und vor Texel am 21. August 1673. Mit diesen spektakulären Siegen konnte De Ruyter eine drohende Blockade bzw. eine Invasion der Niederlande durch die vereinigte englisch-französische Flotte verhindern. Speziell für ihn wurde der neue Rang eines „General-Admiralleutnant“ geschaffen, zu welchem er 1675 befördert wurde.
Erneut nahm er in der Karibik den Kampf auf, diesmal gegen die Franzosen. Am 19. Juli 1674 an Bord seines Flaggschiff „De Zeven Provinciën“ führte er eine mächtige Flotte von achtzehn Kriegsschiffen, neun Frachtschiffen und fünfzehn Truppentransportern mit 3.400 Soldaten. Bei dem Angriff auf Fort-de-France auf Martinique wurde seine Flotte von einer Flaute überrascht, die den zahlenmäßig weit unterlegenen Franzosen Zeit verschaffte, um ihre Abwehr auszubauen. Am nächsten Tag verhinderten neu plazierte Sperren de Ruyters Angriff und Einfahrt in den Hafen. Dennoch gingen die niederländischen Soldaten an Land und versuchten ohne Unterstützung der Flottengeschütze, die französischen Befestigungen auf den steilen Klippen zu nehmen. Dieser Angriff wurde seitens der Verteidiger blutig abgewiesen; innerhalb von zwei Stunden waren 143 Soldaten der Flotte gefallen und 318 verwundet. Die Franzosen hatten im Vergleich nur 15 Mann verloren. So verließ de Ruyter Martinique Richtung Norden nach Dominica und Nevis, um dann mit seiner von Krankheiten geschwächten Mannschaft nach Europa zurückzukehren.
Im Jahre 1676 übernahm er das Kommando über eine vereinigte niederländisch-spanische Flotte, welche den Auftrag hatte, den von den Franzosen unterstützen Aufstand von Messina niederzuwerfen. De Ruyter bekämpfte die französische Flotte in der Seeschlachten von Stromboli und bei Augusta, seiner 39. Seeschlacht. Bei Augusta erzwang er ein Unentschieden gegen eine überlegene französische Flotte unter Admiral Duquesne. Während der Kampfhandlungen am 22. April 1676 wurde de Ruyter durch eine Kanonenkugel der rechte Fuß zerschossen. An den Folgen dieser schweren Verwundung starb Michiel de Ruyter am 29. April 1676 an Bord seines Flaggschiffs „Eendracht“.
Bei der Heimführung des Leichnams erwiesen alle Schiffe, die der niederländischen Flotte begegneten, dem toten Admiral mit Flaggensenkung und Salutschüssen die letzte Ehre. Amsterdam erlebte am 18. März 1677 eine der größten Staatsbegräbnisse seiner Geschichte. De Ruyters Leichnam wurde in der „Nieuwe Kerk“ in Amsterdam begraben. Als Oberbefehlshaber folgte ihm sein Konkurrent Cornelis Tromp im Jahre 1679 nach.
Persönlichkeit
Michiel de Ruyter war ein echter Seegermane: lernfreudig, beharrlich, zähen Willens und freiheitsliebend. Trotz beträchtlichen Vermögens, welches er ehrlich erwarb, war er zeit seines Lebens ein bescheidener und tief religiöser Mann, der sich in erster Linie für drei Dinge interessierte: die Bibel, die Familie und das Meer.
Seine vorsichtige Natur und Fürsorglichkeit bewegten de Ruyter immer wieder dazu, als Flottenkommandeur mit Vorsicht zu agieren und unnötig hohe Opfer zu vermeiden. Seine einfache Herkunft und seine natürliche Autorität, welche ihn zum geborenen Führer machten, erlaubten ihm einen jovialen Umgang mit seinen Untergebenen, für deren Sorgen und Nöte er immer ein offenes Ohr hatte. Von Soldaten und Seeleuten hoch geachtet, wurde ihm der Ehrenname „Bestevaer“ gegeben, was in etwa „Großvater“ bedeutet. Abschließend bleibt zu sagen, daß sich die Person und Persönlichkeit Michiel Adrianszoon de Ruyters – ganz besonders in der heutigen Zeit des geistigen und moralischen Verfalls – bestens als Vorbild für jeden echten Niederländer bzw. Europäer germanischer Herkunft eignet.
Ehrungen und Erinnerungen
Art und Weise der Ehrung | Bildliche Darstellung (so vorhanden) | |
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Admiral de Ruyters Leben gehört (noch) zum offiziellen Lehrstoff im niederländischen Schulunterricht. | ||
„Michiel de Ruyter“, ein niederländischer Film aus dem Jahr 2015 von Roel Reiné über den Admiral. Anm.: Man darf hoffen, daß es sich bei dieser Produktion um ein gelungenes Werk handelt, gab es doch bei der Filmpremiere Proteste von Linksextremisten, welche die angebliche Verherrlichung der Kolonialmacht Niederlande und die Darstellung de Ruyters als Held kritisierten, obwohl dieser nach deren Auffassung eine Ikone des Sklavenhandels gewesen sei. Eine – für heutige Zeiten – überraschende Gegendemonstration fand in Form von mehreren aufrechten ehemaligen niederländischen Marinesoldaten (Mariniers) statt, für die de Ruyter zu Recht eine heldenhafte Charaktergestalt der niederländischen Geschichte darstellt | ||
2007 wurde in den Niederlanden offiziell des 400. Geburtstages de Ruyters gedacht. Am 23. März wurde in seinem Geburtsort Vlissingen das „Michiel de Ruyter-Jahr“ mit einem Festakt eröffnet. Mehrere Konzerte, Ausstellungen und eine Wettfahrt der Großsegler fanden in den folgenden Monaten statt. Im ganzen Land stand der niederländische Seeheld auf verschiedensten Feiern im Mittelpunkt. | ||
Admiral M. de Ruyter auf einer Medaille zum Gedenken seines 300. Todesjahres nach der Seeschlacht bei Augusta | ||
2004 wurde de Ruyter bei einer Abstimmung des niederländischen Fernsehsenders „Katholieke Radio Omroep“ zum siebtgrößten Niederländer gewählt. | ||
Der niederländische Komponist Gerard Boedijn setzte Michiel de Ruyter in seiner 1950 erschienenen Konzertouvertüre für Blasorchester „Michiel Adriaanszoon“ ein klingendes Denkmal. | ||
„De Ruyter“ ist ein Traditionsname in der niederländischen Marine. | ||
„De Ruyter“ ist der Traditionsname des SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Regiments 49 der 23. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nederland“ (niederländische Nr. 1). | ||
Nicolaas Aartsma setzte mit seiner 1943 erschienen Biographie „Michiel de Ruyter - Großadmiral von Holland und Westfriesland 1607 – 1676 - Ein Heldenleben in Pflichterfüllung für das Vaterland“ ein Denkmal. | ||
Denkmäler von ihm stehen in Vlissingen und im ungarischen Debrecen. | ||
Pieter de Frans, Geisteswissenschafter und Professor der Eloquenz, Geschichte und des Griechischen am Athenaeum Illustre zu Amsterdam hielt eine Trauerrede auf de Ruyter während der Bestattungsfeierlichkeiten in der Nieuwe Kerk zu Amsterdam. |