Schramm, Percy Ernst

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Prof. Dr. phil. Percy Ernst Schramm

Percy Ernst Schramm (Lebensrune.png 14. Oktober 1894 in Hamburg; Todesrune.png 21. November 1970 in Göttingen) war ein deutscher Reserveoffizier des Deutschen Heeres (Leutnant der Reserve), der Freikorps (Freiwillige Wachabteilung Bahrenfeld), der Reichswehr (Oberleutnant der Reserve) und der Wehrmacht (zuletzt Major) sowie Staatsrechtler und promovierter Historiker.

Leben

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Percy Ernst Schramm mit dem Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste.jpg
Percy Ernst Schramm, Gedenktafel in der Universität Göttingen.jpg

Schramm entstammte einer angesehenen und seit 1665 in Hamburg ansässigen Kaufmannsfamilie. Er wurde als Sohn des Rechtsanwaltes und späteren Zweiten Hamburger Bürgermeisters Max Schramm in Hamburg geboren.

Nachdem er von 1914 bis 1918 als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatte, studierte er von 1918 bis 1922 in Hamburg, München und Heidelberg Geschichtswissenschaft. Er promovierte 1922 in Heidelberg mit einer Arbeit über Kaiser Otto III.. 1924 erfolgte die Habilitation in Heidelberg. Sein zweibändiges Kaiser, Rom und Renovatio (1929) Werk brachte ihm den akademischen Durchbruch. Noch im selben Jahr wurde er Professor für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Göttingen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1963 lehrte.

Bei der Reichspräsidentenwahl von 1932 setzte er sich als Vorsitzender des Göttinger Hindenburg-Ausschusses für die Wiederwahl des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg ein. Dem Nationalsozialismus stand er gespalten gegenüber. Rassismus und Antisemitismus lehnte er ab, doch bewunderte er Adolf Hitler für seine außenpolitischen Erfolge.

Schramm war seit Mai 1934 Mitglied der Reiter-SA und trat im Mai 1939 in die NSDAP ein, in der Universität trat er in der Uniform der Reiter-SA auf. Neben seinen umfangreichen historischen Arbeiten wurde er vor allem durch seine Funktion während des Zweiten Weltkrieges bekannt.

Einerseits beteiligte er sich am NS-Projekt Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften, andererseits war er im Oberkommando der Wehrmacht (OKW) für die Führung des Kriegstagebuchs verantwortlich. Diese Funktion übte er als Nachfolger von Helmuth Greiner aus, welcher aufgrund von Denunziation am 22. April 1943 seines Amtes enthoben wurde.

Bis zur Kapitulation 1945 führte Schramm, anfangs noch mit Hilfe Greiners, das Kriegstagebuch des OKW (Wehrmachtführungsstab). Nach dem Krieg übernahm er die Herausgabe des Kriegstagebuchs. Schramm wurde beim Nürnberger Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher am 8. Juni 1946 als Zeuge des Angeklagten Alfred Jodl von dessen Verteidiger Hermann Jahrreiß befragt.

Da Schramm Mitglied der NSDAP gewesen war, verlor er nach dem Krieg bis zur Entnazifizierung vorübergehend seine Professur. 1958 wurde er Mitglied des Ordens „Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste“ dessen Kanzler er von 1963 bis zu seinem Tode war. Er war auch Träger des Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst.

Schramms Hauptinteresse als Mediävist galt der Erforschung der mittelalterlichen Herrschaftszeichen. Bekannt wurde Schramm besonders durch sein Konzept der Renovatio imperii Romanorum, welches er als eigentliche Triebfeder der Regierung Ottos III. ansah. Schramms Sicht markierte wissenschaftsgeschichtlich eine bedeutende Wende in der Beurteilung Ottos III. und war lange Zeit die herrschende Meinung. Erst im letzten Jahrzehnt ist ihr mit zahlreichen Argumenten widersprochen worden. Für seine Verdienste um die Hamburg-Forschung wurde ihm 1964 vom Verein für Hamburgische Geschichte die „Lappenberg-Medaille“ verliehen.

Neue Deutsche Biographie

S. hatte schon als Schüler eines Reformgymnasiums das Berufsziel Historiker. Mit 19 Jahren veröffentlichte er seine erste wissenschaftliche Arbeit genealogischen Inhalts. Angeregt durch →Aby Warburg (1866–1929), einen Freund der Familie, und dessen Forschungen zum Nachleben der Antike in Mittelalter und Renaissance und zu Bildern als Geschichtsquellen, begann er nach dem Abitur im April 1914 in Freiburg (Br.) zu studieren. Bei Kriegsausbruch trat er beim Schleswiger Husaron-Rgt. [Anm.: Husaren-Regiment „Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn“ (Schleswig-Holsteinisches) Nr. 16] ein, verbrachte den Krieg meist in Rußland, zuletzt in Frankreich, von wo er als Leutnant d. Res. seine Schwadron in die Heimat zurückführte. Seit 1919 studierte er Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Kunstgeschichte und Staatsrecht in Hamburg, Marburg, Kiel, München und Heidelberg, wo er →Ernst Kantorowicz, →Friedrich Baethgen und →Otto Cartellieri sowie →Friedrich Gundolf, Hans v. Schubert und Heinrich Zimmer kennenlernte. Bei →Karl Hampe (1869–1936) wurde er 1922 mit einer Dissertation „Studien zur Geschichte Ottos III.“ (ungedr.) promoviert. 1923-26 war S. Mitarbeiter der Monumenta Germaniae Historica als Assistent von →Harry Breßlau (1848–1926) für die Ausgabe der Urkunden Ks. Heinrichs III. und kleinerer Texte zu den Scriptores. Schon 1928 erschien sein erstes größeres Werk „Die dt. Kaiser und Könige in Bildern ihrer Zeit, I: Bis zur Mitte des 12. Jh. (751-1152)“ (1928, 21983 [bis 1190 weitergeführt]). Dissertation und Habilitationsschrift (1924) erweiterte er zu seinem zweiten Werk „Kaiser, Rom und Renovatio, Studien und Texte zur Geschichte des Rom. Erneuerungsgedankens vom Ende des Karolingischen Reiches bis zum Investiturstreit“ (2 Bde., 1929, Nachdr. 1992), das ihn bekannt machte und dazu beitrug, daß er im selben Jahr auf den Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Geschichte und historische Hilfswissenschaften an der Univ. Göttingen berufen wurde. Als weitere Werke folgten: „Geschichte des engl. Königtums im Lichte der Krönung“ (1937, auch engl.) sowie „Der König von Frankreich, Das Wesen der Monarchie vom 9. bis zum 16. Jh.“ (1939, erw. Ausg. 1960). 1932 setzte sich S. für die Wiederwahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten ein, was ihm die Gegnerschaft der Nationalsozialisten und zunächst die Ablehnung seines Parteiaufnahmeantrags vom Okt. 1937, zu dem ihn →Karl Brandi gedrängt hatte, eintrug. Nach der „Reichskristallnacht“ protestierte er öffentlich gegen das Pogrom. Im Herbst 1939 als Rittmeister d. Res. eingezogen und später zum Major befördert, war S. in verschiedenen Stäben tätig, vom März 1943 bis zum Mai 1945 als Führer des Kriegstagebuchs des Oberkommandos der Wehrmacht, hierbei unterstützt von →Felix Hartlaub (1913–45). Aus der amerik. Kriegsgefangenschaft im Okt. 1946 entlassen, durfte er erst im Nov. 1948 auf seinen Göttinger Lehrstuhl zurückkehren (1963 em.). S.s etwa 355 Veröffentlichungen umspannen den Zeitraum von der Antike bis zum 20. Jh. und behandeln verschiedenste Themen – von den Kaisern, Königen und Päpsten bis zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Bürgertums. Der Schwerpunkt seiner Forschungen lag aber im Mittelalter, und hier hat er bahnbrechend gewirkt als Begründer einer neuen historischen Hilfswissenschaft „Herrschaftszeichen und Staatssymbolik“. S. untersuchte erstmals systematisch die europ. Kronen und sonstigen Zeichen der Königswürde, die Krönungen und andere Zeremonien sowie die dazugehörigen Wort- und Bildzeugnisse. Dabei berücksichtigte er stets die Kunst-, Liturgie- und Rechtsgeschichte. Nach dem 2. Weltkrieg gab er auch der Zeitgeschichtsforschung Impulse; so zählten zu seinen Schülern neben Mediävisten wie Wilhelm Berges (1909–78) u. a. auch →Andreas Hillgruber (1925–89) und →Hans-Adolf Jacobsen (* 1925).[1]

Mitgliedschaften (Auswahl)

  • Akademie der Wissenschaften in Göttingen (ordentliches Mitglied seit 1937)
  • Akademie der Wissenschaften in Spoleto
  • Akademie der Wissenschaften in Stockholm
  • Akademie der Wissenschaften in Wien (Korrespondierendes Mitglied seit 1952, Ehrenmitglied seit 1964)
  • American Academy of Medieval Studies
  • Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
  • Mitglied der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica (MGH) in München

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

Monographien

  • Die zeitgenössische Bildnisse Karls des Großen, 1928
  • Herrschaftszeichen und Staatssymbolik. Beiträge zu ihrer Geschichte vom 3. bis zum 16. Jahrhundert. Stuttgart 1954.
  • Die Treibstoff-Frage vom Herbst 1943 bis Juni 1944, in: „Mensch und Staat in Recht und Geschichte. Festschrift für Herbert Kraus“, Kitzingen 1954
  • Griechenland und die Großmächte im Zweiten Weltkrieg, 1955
  • Hitler als militärischer Führer – Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht. Athenäum Verlag, Frankfurt am Main/Bonn 1962.
  • Kaiser, Rom und Renovatio. Studien zur Geschichte des römischen Erneuerungsgedankens vom Ende des Karolingischen Reiches bis zum Investiturstreit. Darmstadt 1962.
  • Hitler als militärischer Führer, 1962
  • Neun Generationen –Dreihundert Jahre deutscher „Kulturgeschichte“ im Lichte der Schicksale einer Hamburger Bürgerfamilie (1648–1948). Band I u. II, Göttingen 1963/64.

Herausgeberschaften

  • Die Invasion 1944, 1959
  • Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht (Wehrmachtführungsstab), Bernard & Graefe Verlag für Wehrwesen, Frankfurt am Main 1961
  • Die Niederlage 1945. Aus dem Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht. München 1962.

Literatur

  • David Thimme: Percy Ernst Schramm und das Mittelalter – Wandlungen eines Geschichtsbildes, Vandenhoeck & Ruprecht, 2006, ISBN 978-3525360682

Fußnoten