Totenkopf

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Soldat der Schwarzen Schar (ursprünglich Herzoglich Braunschweigisches Korps genannt oder Schwarze Legion und später in britischen Diensten als Black Brunswickers) in 1809 mit Totenkopf-Tschako; Gemälde von Adolf Beyer-Pegau ca. 1902

Der Totenkopf ist primär ein Zeichen des Todes oder auch ein Symbol für Gefahr. In der Seekriegsführung der Frühen Neuzeit kam bei Freibeutern die schwarze Piratenflagge zum Einsatz, der als Todesdrohung und als Aufforderung zur Übergabe eines Schiffes auch einen Totenkopf oder die Darstellung weiterer Skelettteile einsetzte.

Deutsches Militär

Mit Totenkopf-Mützen (hier mit dem Braunschweiger Totenkopf) zog Ferdinand von Schills Freikorps in den Kampf um Deutschlands Freiheit.
Erinnerungsabzeichen der Wehrmacht
Der Totenkopf als Truppenkennzeichen der SS-Division „Totenkopf“ mit Tradition

Als Symbol der Todesverachtung und Zeichen des bedingungslosen Gehorsams unter Einsatz des Lebens wurde er von ungarischen, dann polnischen und später preußischen Reitertruppen auf ihren Pelzmützen bereits im 16. Jahrhundert getragen.

Freikorps

Eines der ersten Freikorps stellte Ferdinand von Schill 1809 aus seinem ehemaligen Husarenregiment auf. Es kämpfte während des Fünften Koalitionskrieges gegen die Invasoren aus Frankreich. Die Schill’schen Jäger (auch als Schill’sches Freikorps bekannt) trugen Totenkopfmützen.

Totenkopfhusaren

Hauptartikel: Totenkopfhusaren

Totenkopfhusaren hießen in der deutschen Umgangssprache seit dem 18. Jahrhundert wegen eines Totenkopfsymbols (der Leibhusaren-Totenkopf und der Braunschweiger Totenkopf) an der Pelzmütze (aus schwarzem Seehundfell) verschiedene Regimenter der preußischen Armee.

Befreiungskriege bis Weimarer Republik

In den Freiheitskriegen um 1813 finden wir den Totenkopf auf den Mützen der Schill’schen bzw. Lützow’schen Jäger. Bedeutende Angehörige dieser Freischaren waren Ludwig Jahn, Theodor Körner und Friedrich Friesen. Ab dieser Zeit wurde der Totenkopf von deutschen Husaren-Kavalleristen bis 1918 getragen und wieder ab 1923 vom Stoßtrupp „Adolf Hitler“ der späteren Stabswache, der Keimzelle der 1925 neu aufgestellten Schutzstaffel (SS).

Auch Freikorps der Weimarer Zeit trugen Totenkopf, so z. B. das Freiwilligen Jägerkorps Erlangen, welches als Erkennungszeichen den Braunschweiger Totenkopf als Kragenspiegel trug.

Wehrmacht

Die Soldaten der Panzertruppe der Wehrmacht trugen zur schwarzen Dienstuniform Totenköpfe auf beiden Kragenspiegeln, weshalb sie zuweilen mit der Waffen-SS verwechselt wurden.

Totenkopf- und Erinnerungsabzeichen

Für bestimmte Reitereinheiten der Reichswehr und Wehrmacht wurden aus Gründen der Tradition von 1933 bis 1945 Mützenabzeichen (vorwiegend Schirmmützen, jedoch nicht für Stahlhelme) geschaffen. Die Abzeichen, insbesondere die der Totenkopf-Husaren und Leibhusaren, stellen eine verkleinerte Form des Traditionsabzeichens aus der kaiserlichen oder vorkaiserlichen Zeit dar. In der deutschen Wehrmacht existierten drei offizielle Traditionsabzeichen. Sie wurden zwischen Hoheitsabzeichen und Kokarde befestigt. Das Traditionsabzeichen wurde an der Kopfbedeckung getragen und ist, im Falle des Totenkopfes, nicht mit dem Abzeichen der Panzertruppe oder der SS bzw. Waffen-SS gleichzusetzen.

  • Braunschweiger Totenkopf: Der Totenkopf mit zwei gekreuzten Knochen unter dem Schädel wurde von folgenden Truppenteilen getragen:
    • Das Abzeichen durften die Angehörigen der 1. und 4. Kompanie des Infanterie-Regiments 17, in Erinnerung an das Braunschweigische Infanterie-Regiment Nr. 92, tragen. Ab dem 25. Februar 1938 durfte auch der Stab, das I. und II. Bataillon des Infanterie-Regiments 17 der 31. Infanterie-Division das Abzeichen tragen.
    • Das Abzeichen durfte ebenfalls von der 4. Eskadron des Reiter-Regiments 13, in Erinnerung an das Braunschweigische Husaren-Regiment Nr. 17, getragen werden. Ab dem 25. Februar 1938 durfte auch die II. Abteilung des Regiments das Erinnerungsabzeichen tragen.
    • Das Abzeichen trug ab Dezember 1944 auch das am 29. Mai 1944 aus dem Kavallerie-Regiment Süd im Raum Pinsk für die 4. Kavallerie-Brigade aufgestellte Reiter-Regiment 41.
  • Leibhusaren-Totenkopf: Der Totenkopf mit gekreuzten Oberschenkelknochen, unmittelbar hinter dem Schädel, wurde ursprünglich von den 1. und 2. Leibhusaren der Preußischen Armee getragen. Die Tradition des 1. Leib-Husaren-Regiments Nr. 1 führte die 1. Schwadron des Reiter-Regiments 5 der Reichswehr ab 1921 fort. Ab 1933 wurde der Totenkopf vom Regimentsstab und der 1., 5. und 11. Schwadron des Kavallerie-Regiments 5 getragen. Das Symbol der beiden Leibhusaren-Regimenter wurde 1921 von der 2. Schwadron des Reiter-Regiments 5 getragen. Ab 1933 trugen Regimentsstab, I. Abteilung, 2. und 4. Schwadron des Kavallerie-Regiments 5 dieses Emblem. Ab Februar 1945 sollen alle Einheiten der 4. Kavallerie-Division den Leibhusaren-Totenkopf getragen haben, bis auf das Reiter-Regiment 41.
  • Schwedter Adler: Dieses Abzeichen stammt ursprünglich vom 1. Brandenburgischen Dragoner-Regiment Nr. 2 (auch „Schwedter Dragoner“ genannt). Es wurde ab 1921 vom Regimentsstab und der 2. Schwadron des Reiter-Regiments 6 getragen. Ab 1926 durfte es auch die 4. Schwadron tragen. Ab dem 12. Oktober 1937 durften auch Angehörige des Kradschützen-Bataillons 3 der 3. Panzer-Division das Abzeichen tragen. Eine besondere Auszeichnung wurde der 3. Kavallerie-Brigade mit ihren Regimentern 31 und 32 am 6. September 1944 zuteil. Ab diesem Zeitpunkt wurde den Soldaten der Brigade erlaubt, an ihren Mützen den „Schwedter Adler“ zu tragen. Am 23. Februar 1945 wurde die 3. Kavallerie-Brigade in 3. Kavallerie-Division umbenannt. Somit sollen alle Einheiten der 3. Kavallerie-Division den Schwedter Adler getragen haben.

Weitere Anwendungen

  • Totenköpfe kommen als Gemeine Figuren im Wappenschild, aber auch anstelle des Wappenhelmes in Wappen aus der Zeit des Humanismus und des Pietismus vor. Hier treten sie zusammen mit anderen Vergänglichkeitssymbolen auf.
  • Der Totenkopf galt in der Frühen Neuzeit oftmals als Zeichen der medizinischen Fakultät einer Universität.
  • Ein Totenkopf auf dem Schreibtisch oder einem anderen Ort im Arbeitszimmer symbolisierte den Mediziner, aber auch den Magier oder Okkultisten.
  • Manche Studentenverbindungen, die an medizinischen Hochschulen gegründet wurden, tragen einen Totenkopf in ihrem Studentenwappen.
  • In der modernen Chemie und Pharmazie wird eine Totenkopfdarstellung in Schwarz auf orangefarbenem Grund als genau definiertes Gefahrensymbol für giftige Stoffe eingesetzt.

Strafbarkeit

Das Amtsgericht und das Landgericht Lübeck haben durch Urteile vom 1. Juni 2001 und 16. Januar 2002[1] entschieden, daß das Zeigen von Totenköpfen durch eine „rechtsgerichtete Person“ eine strafbare Verwendung eines verfassungswidrigen Kennzeichens gemäß § 86a StGB ist. Diese Urteile wurden durch den Beschluß des Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgerichtes vom 31. Oktober 2002,[2] aber auch durch den Beschluß des Bundesverfassungsgerichtes vom 9. Januar 2003[3] und sogar durch den Beschluß des Europäischen Menschengerichtshofes vom 13. Juli 2005[4] bestätigt.

Siehe auch

Fußnoten

  1. Az. 702 Js 51897/00
  2. Az. 1 Ss 56/02
  3. Az. 2 BvR 1930/02 (ohne Begründung)
  4. Az. ECHR-LGer11.OR(CD1), (ohne nähere Begründung)