Unternehmen „Karneval“

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Schloß Hülchrath, „Werwolf“-Ausbildungsstätte

Das Unternehmen „Karneval“ war der Deckname für ein nach Kriegsrecht befohlenes Bestrafungsunternehmen der Organisation „Werwolf“ am 25. März 1945 gegen den fahnenflüchtigen Kollaborateur Franz Oppenhoff, der nicht nur während der Zweite Weltkrieg noch tobte im Dienste des Feindes Aachener Oberbürgermeister wurde, sondern auch dabei wehrkraftzersetzende Reden hielt und derartige Schriften herausgab und deshalb in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde.

Das Unternehmen

Erbeutete B-17 des KG 200 in Diensten der deutschen Wehrmacht, u. a. beim Unternehmen „Karneval“.
Unternehmen Karneval, Buch.jpg

Der Jurist Franz Oppenhoff, ein Kollaborateur und erster Aachener Oberbürgermeister nach der amerikanischen Besetzung der Stadt, war das erste prominente Opfer eines sechsköpfigen Werwolf-Kommandos bei einem Sondereinsatz hinter feindlichen Linien am 25. März 1945. Das Unternehmen wurde Karneval genannt, weil es schon im Februar zur Karnevalszeit durchgeführt werden sollte. Die Teilnehmer dieses Unternehmens wurden im Ausbildungszentrum für Werwolf-Agenten auf Schloß Hülchrath auf ihren Einsatz vorbereitet.

„Der Oberbürgermeister von Aachen ist zum Tode verurteilt. Die Vollstreckung ist durch den Werwolf zu vollziehen.“Heinrich Himmler in einem Schreiben an SS-Obergruppenführer Gutenberger. Das Todesurteil und der Befehl wurden später vom Bundesgerichtshof als juristisch einwandfrei bestätigt.

Eine sechs Mann starke Kommandoeinheit, einschließlich der jugendlichen BDM-Hauptgruppenführerin Ilse Hirsch, sprang mit Fallschirmen über dem vom Feind besetzten Gebiet (Dreiländerpunkt) aus einer erbeuteten Boeing B-17 des Kampfgeschwaders 200 ab. SS-Unterstürmführer Herbert Wenzel und der damalige Ostmärker SS-Scharführer Josef „Sepp“ Leitgeb standen an der Spitze des Kommandounternehmens, die jungen Waffen-SS-Männer und ehemaligen Grenzbeamten im Raum Aachen Karl Heinz Hennemann und Georg Heidorn sollten die ortskundigen Führer sein. Hirsch war für die Aufklärung zuständig, da sie als junge Frau in Zivil unauffälliger das innerstädtische Terrain auskundschaften konnte. Das galt auch für den 16jährigen HJ-Führer Erich Morgenschweiß, der in Zivil für Verpflegung sorgen sollte.

Nach dem Absprung in der Dunkelheit am 19. März 1945 um 23 Uhr hielt sich das Kommando länger als einen Tag im kalten Vijlener Wald auf. Hier wurden die Teilnehmer am 21. März von niederländischen Grenzbeamten aufgespürt. Beim Schußwechsel fiel einer der Grenzbeamten – der Niederländer Jost Saive, so Quellen, wurde von Morgenschweiß durch Schüsse in die Brust im Nahkampf tödlich verwundet. Bei der Flucht vor den Grenzern wurde Ilse Hirsch von der Gruppe getrennt. In Nachtmärschen machten sich die anderen in Richtung Aachen auf. Sie errichteten am Rande der Stadt einen eingegrabenen, getarnten Beobachtungsstand (B-Stand), den sie mindestens zweimal wechselten. Hirsch hatte sich auf verwegene Weise selbst nach Aachen durchgeschlagen, in der Wohnung einer BDM-Kameradin übernachtet und inzwischen erkundet, daß der Hochverräter Oppenhoff als vom Feinde eingesetzter Oberbürgermeister in der Eupener Straße 251 residierte. Während dieser Tätigkeit traf sie zufällig zwei Mitglieder (Leitgeb und Morgenschweiß) des Kommandos, die nun ebenfalls als Spähtrupp unterwegs waren.

Am Abend des 25. März 1945 trafen die drei vorgesehenen Kommandomitglieder (Wenzel, Leitgeb und Hennemann, mit Fliegerkombis der Luftwaffe bekleidet) Franz Oppenhoff, seinen Kollegen Dr. Faust und die Haushälterin Fräulein Gillessen vor der Villa an. Dr. Faust verabschiedete sich, während Oppenhoff auf die abgeschossenen Flieger (so die vorbereitete Legende) einredete, sich den Amerikanern zu stellen. Wenzel zog seine Waffe und zielte mit der Pistole samt Schalldämpfer auf Oppenhoffs Kopf, um das Todesurteil der deutschen Regierung zu vollstrecken, zögerte aber, wobei dann SS-Scharführer Leitgeb ihm die Waffe kühl und entschlossen abnahm und selbst vollstreckte. Wenzel hatte die Nerven verloren, auch vergaß er, das Todesurteil, wie es ihm befohlen worden war, vor dem Schuß zu verkünden. Jetzt galt es zu entkommen, jedoch erschien auch sogleich eine VS-amerikanische Patrouille, die gekommen war, um zu überprüfen, warum das Telefon des Oberbürgermeisters nicht mehr funktionierte, da das Kommando im Vorfeld den Draht durchschnitten hatte. Die „GIs“ eröffneten das Feuer; man konnte aber die Flucht bewerkstelligen und erreichte das Waldversteck, wo die anderen drei warteten.

Am nächsten Tag wurde der Rückzug fortgesetzt, welcher jedoch auf tragische Weise endete: Josef Leitgeb trat auf eine Mine und war sofort tot, Morgenschweiß erreichte ihn, nahm seine Papiere an sich und deckte „Sepp“ mit Zweigen zu. Hirsch, Morgenschweiß und der an einer Lungenentzündung erkrankte Heidorn wurden später ebenfalls durch Minensplitter verletzt, teilweise schwer. Hirsch konnte nicht gehen und mußte zurückgelassen werden. Sie wurde später von einem Bauern gefunden und in ein Krankenhaus gebracht. Morgenschweiß hielt noch mehrere Stunden durch, konnte aber wegen des Blutverlustes nicht weiter. Heidorn mußte schlußendlich auch ihn zurücklassen. Der junge HJ-Führer wurde später von einer Dorfbewohnerin gefunden; diese Frau Sülz brachte ihn ebenfalls in ein Krankenhaus, vorher hatte sie jedoch seine Waffe vergraben.

Heidorn schaffte es noch zum Gut Hombusch, dem sogenannten „sicheren Haus“ (Waffendepot des Werwolf) in der Nähe von Mechernich in der Nordeifel. Zu seiner Überraschung fand er Wenzel und Hennemann in der Küche vor. Wenzel wollte nicht weiter, da er wohl befürchtete, wegen seines Versagens zur Rechenschaft gezogen zu werden. Er blieb später auf einem Bauernhof in der Umgebung, wo er arbeitete. Im August 1945 wollte er dann seinen „Onkel“ in Halberstadt aufsuchen und wurde nie wieder gesehen. Später sollte sich herausstellen, daß es diesen Onkel nicht gab. Hennemann und Heidorn schwammen über den Rhein und wurden von Amerikanern aufgegriffen, konnten sich aber aus der Lage befreien und machten sich auf den Weg nach Osten, um ihre Ehefrauen zu suchen, die dorthin versandt worden waren, als der alliierte Bombenterror im Westen wütete.

Am 31. März 1945 hieß es im „Völkischen Beobachter“:

„Jetzt muß die amtliche englische Nachrichtenagentur Reuter melden, daß dieser ehrvergessene Söldling des Landesfeindes schon nach kurzer, unrühmlicher Amtstätigkeit von seiner gerechten Strafe ereilt worden ist.“

Werwolf-Prozeß

Im Oktober 1949 fand der „Werwolf-Prozeß“ statt: Neben „Kommando-Karneval“-Mitgliedern wurden auch Ausbilder und direkte Hintermänner angeklagt, darunter SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Karl Gutenberger. Die Verteidiger entlarvten Oppenhoff als Drückeberger. 14 Mal habe er einen Gestellungsbefehl der Wehrmacht bekommen und sei jedesmal erneut auf Betreiben seines Arbeitgebers (Veltrup-Werke) „uk (unabkömmlich) gestellt“ worden. Ein Zeuge will ihn um den 10. September 1944 in einer Infanterie-Uniform gesehen haben. Die Angeklagten gaben an, daß Oppenhoff fahnenflüchtig war und daß sie lediglich ein deswegen ergangenes Todesurteil völkerrechtskonform vollstreckt haben.

Zunächst wurden Haftstrafen zwischen einem und vier Jahren verhängt, zwei Angeklagte (Ilse Hirsch und der Hitlerjunge Morgenschweiß), die ihren jeweilen Tatbeitrag gestanden hatten, wurden freigesprochen. In zwei Nachfolgeverfahren wurden die Haftstrafen abgemildert und schließlich (nach dem Straffreiheitsgesetz von 1954) „wegen Befehlsnotstandes“ durch den Bundesgerichtshof ganz erlassen.

Siehe auch

Literatur

  • Arno Rose: Werwolf 1944–1945 – Eine Dokumentation, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1980
  • Wolfgang Trees / Charles Whiting: Unternehmen Karneval: Der Werwolf-Mord an Aachens Oberburgermeister Oppenhoff, Triangel (1982), ISBN 978-3922974024
  • Hans Josef Horchem: Kinder im Krieg. Kindheit und Jugend im Dritten Reich,[1] Mittler & Sohn Verlag (2000), ISBN 978-3813207163

Verweise

Fußnoten

  1. Seite 211: „Die Gruppe brauchte mehrere Tage, bis sie auf Schleichwegen Aachen erreichte hatte. Am Abend des 25. März 1945, dem Palmsonntag, drangen die Männer durch ein Kellerfenster in Oppenhoffs Haus ein. Der HJ-Jugendleiter Erich Morgenschweiß stand Schmiere. Die Eindringlinge gaben sich als deutsche Soldaten auf der Flucht aus. Sie zwangen das Dienstmädchen des Bürgermeisters, Franz Oppenhoff aus dem Nachbarhaus zu holen, in das er zu einem Gespräch gegangen war. Oppenhoff erkundigte sich nach den Wünschen der angeblichen Flüchtlinge, er ließ einige Butterbrote für sie zubereiten. Als er aus dem Hause trat, um wieder zu den Nachbarn zu gehen, sollte Kommandoführer Wenzel ihn erschießen. Das war so geplant. Wenzel zögerte. SS-Unterscharführer Leitgeb entriß ihm daraufhin die Pistole, setzte sie Oppenhoff an die Schläfe und erschoß ihn. Die beiden ehemaligen Grenzpolizisten versuchten, die Mitglieder des Kommandos in zwei getrennten Gruppen heil über die Rur (die Rur ist ein rechter Nebenfluß der Maas in Westeuropa. Sie fließt durch Belgien, Deutschland und die Niederlande) und die Urft und durch die verminten Wälder der Nordeifel bis nach Mechernich zu bringen.“