Unternehmen „Morgenröte“

Unternehmen „Morgenröte“ war der Deckname eines Kommandounternehms und verwegenen Husarenstreiches während des Zweiten Weltkrieges im Vorfeld des Westfeldzuges 1940.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ende Januar 1940 erhielt Offiziersanwärter Hermann Kürschner von der Spezialeinheit Bau-Lehr-Bataillon z. b. V. 800 „Brandenburg“ von Dr. Theodor von Hippel den Befehl, einen Trupp zum Einsatz im Westen aufzustellen. Kürschner sammelte Freiwillige vom Jungdeutschen Bund sowie Bergleute aus der Gegend, da sie sich besonders gut im Gebiet auskannten. Der Stoßtrupp wurde unter der Stabskompanie geführt. Ende Februar 1940 meldete sich Kürschner bei der Abwehr-Abteilung II und erhielt von Oberstleutnant Lahousen und Major Stolze eine detaillierte Einweisung. Wenige Wochen vor Angriffsbeginn wurde Kürschner zum Leutnant befördert.
Kommandosoldaten des Verbandes „Kürschner“ wurden am 8. Mai 1940 (zwei Tage vor Fall Gelb) nach Frankreich, Belgien und in die Niederlanden in Halb- und Volltarnung eingeschleust.[1] Am 9. Mai traf der Einsatzbefehl des XXVI. Armeekorps (Heeresgruppe B, 18. Armee) ein, woraufhin Tarnkleidung, Waffen und Ausrüstung an die Einsatzkräfte ausgegeben wurden. Um 23 Uhr traten alle fünf Trupps den Marsch zu ihren jeweiligen Zielobjekten an.
Das eigentliche Unternehmen „Morgenröte“ (Maas/Maas-Waal-Kanal)[2] war die verwegene Eroberung von acht Maas-Brücken in der Nacht zum 10. Mai 1940 (noch vor dem Beginn des Westfeldzuges oder dem Sturm auf Eben Emael) mit weniger als 50 Kommandosoldaten der Brandenburger und niederländischen Kampfdolmetschern der rechtsnationalen Mussert-Bewegung. Insbesondere die Eroberung der Eisenbahnbrücke bei Gennep war von immenser Bedeutung. Diese Brücke wurde von nur sieben Männern (fünf deutsche „Deserteure“ und zwei niederländische „Gendarmen“ in Mischtarnung und mit den entsprechenden Legenden ausgestattet) genommen.
Dem Kommandotrupp, unter der Führung des späteren Ritterkreuzträgers Oberleutnant Wilhelm Walther, gelang es, zuerst eine niederländische Wachmannschaft, danach einen gesamten Zug Niederländer auszuschalten bzw. gefangenzunehmen und drei Bunker zu zerstören. Kurz darauf erschien ein deutscher Panzerzug, um die Brücke endgültig zu sichern. Die Einnahme der Brücke bei Gennep war von großer operativer Bedeutung. Die 9. Panzer-Division konnte auf ihr die Maas überschreiten und einige Tage später Verbindung zu den bei Moerdijk gelandeten deutschen Fallschirmjägern unter dem Kommando von Hauptmann Fritz Prager herstellen.
Weitere Kommandounternehmen gegen die Maas-Brücken, u. a. die Eroberung der Brücke Heumen unter dem Kommando des dabei verwundeten und späteren Ritterkreuzträgers Dietrich F. Witzel (Tarnnamen Kirn und Wolf; Zugführer 1. Zug/4. Kompanie/Bau-Lehr-Bataillon z. b. V. 800), gelangen ebenfalls.
Eisenbahnbrücke bei Buggenum
Auf der Eisenbahnbrücke bei Buggenum (nördlich von Roermond), wurde der Brandenburger-Trupp (sechs Mann) des Unteroffiziers Hilmer (Gruppe „Haut“ oder Gruppe „Janowski“, 2. Zug der 4. Kompanie des Bau-Lehr-Bataillons z. b. V. 800), bekleidet mit Streckenarbeiteranzügen der niederländischen Eisenbahn und mit Schaufeln und Pickeln, entlarvt und geriet in einen Kugelhagel aus dem Westsicherungsbunker der Brücke. Dennoch schafften es vier der noch unverwundeten Brandenburger bis zur Mitte der Brücke, dann wurde diese jedoch mit vier großen Explosionen gesprengt. Die Elitesoldaten starben und der heranrückende deutsche Panzerzug 5 konnte nicht wie geplant über die Brücke fahren. Der Panzerzug wurde, da er dicht vor der Brücke halten mußte, durch Volltreffer in die Maschine aus den jenseitigen Bunkern bewegungsunfähig geschossen. Verluste: 41 Tote, 76 Verwundete (meist schwer).
Ergebnis
Insgesamt wurden während des Unternehmens „Morgenröte“ strategisch wichtige Brücken bei Maaseik (Belgien), Berg, Uromon, Obicht und Stein in den Niederlanden im Handstreich genommen. Für die Brücken in Maastricht war das Infanterie-Bataillon z. b. V. 100 unter Hauptmann Fleck der Abwehrstelle Oppeln zuständig.[3]