Lahousen Edler von Vivremont, Erwin Heinrich René

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Erwin von Lahousen

Erwin Heinrich René Lahousen Edler von Vivremont (Lebensrune.png 25. Oktober 1897 in Wien; Todesrune.png 24. Februar 1955 in Innsbruck) war ein deutscher Offizier der Kaiserlichen und königlichen Armee während des Ersten Weltkrieges und während des Zweiten Weltkrieges zuletzt Generalmajor sowie Leiter der Abteilung für Sabotage und Spezialaufträge des Amtes Ausland/Abwehr der Wehrmacht.

Leben

Edler von Vivremont mit Halsorden

Lahousens Vater, Wilhelm Carl, war Oberst im österreichisch-ungarischen Infanterieregiment Nr. 88 und avancierte in der Folge zum Feldmarschall-Leutnant. Die im wesentlichen aus Pastoren und Ratsherren bestehende Familie stammte aus Osnabrück und ließ sich später in Verden an der Aller nieder. Das Wappen wurde ihr schon 1590 in der Hansestadt Osnabrück verliehen. Eine Linie ergriff den Soldatenberuf, den auch Erwin Lahousen in ununterbrochener Reihenfolge in achter Generation wählen sollte. Sein Urahne, Friedrich Christian, hatte sich nach der Teilnahme an der Wiedereroberung Belgrads 1789 in Linz niedergelassen und dort auch die Heimatberechtigung erworben. Damit war dieser Zweig der ursprünglich deutschen Familie zu Oberösterreichern geworden und sollte die Heimatberechtigung in Linz, die für die Einteilung in eine militärische Formation ausschlaggebend war, solange es diesen Begriff gab, auch behalten. 1880 wurde die Familie in Österreich nobilitiert .

Im Ersten Weltkrieg

Nürnberg 1945

Nach vier Klassen Untergymnasium, drei Jahren Militärischer Ober-Realschule in Mährisch-Weißkirchen und kriegsbedingt nur zwei Jahren Theresianischer Militärakademie in Wiener Neustadt wurde Lahousen infolge seiner Heimatberechtigung am 18. August 1915 als Leutnant zum oberösterreichischen Infanterie Regiment Nr. 14 nach Linz ausgemustert. Seine Hoffnungen auf eine Einteilung bei der Kavallerie erfüllten sich nicht. Trotz eines diesbezüglichen Majestätsgesuches seines Vaters wurde er auf die Zeit nach dem Kriegsende vertröstet. Ungeachtet zahlreicher und schwerer Verwundungen verbrachte Lahousen die gesamte Zeit des Ersten Weltkrieges unmittelbar an der Front und noch dazu immer an den militärischen Brennpunkten des Geschehens: So wurde er am 25. Mai 1916 bei der Erstürmung des Monte Cimone durch einen Lungensteckschuß lebensgefährlich verwundet. Nur einer riskanten Operation durch den berühmten oberösterreichischen Chirurgen Eiselsberg verdankte er sein Überleben. Dennoch wartete er seine vollständige Genesung nicht ab, sondern ersuchte nach Lazarettaufenthalt und Rekonvaleszenz die neuerliche Einteilung bei einem Kampftruppenteil an der Front. So wurde er im August 1917 an die Südwestfront abkommandiert. Er nahm an der 11. Isonzoschlacht und in ihrem Rahmen an den extrem verlustreichen Kämpfen am Monte San Gabriele teil.

Am 8. September 1917 erkrankte der am 1. Mai desselben Jahres zum Oberleutnant Beförderte infolge einer Gasgranatenvergiftung an einer zentralen Lungenentzündung, deren Behandlung mit den damals zur Verfügung stehenden Medikamenten schwierig und langwierig war. Dennoch wurde er erneut auf eigenen Wunsch 1918 wieder direkt im Frontbereich im Abschnitt der 50. Infanterie - Truppendivision eingesetzt. Für seine Verdienste wurde er mit dem Militärverdienstkreuz mit Schwertern und Kriegsdekoration, dem Karl-Truppenkreuz, der Verdienstmedaille und der hessischen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Sein mehr als intensives Weltkriegserlebnis führte dazu, daß er später ein entschiedener Kriegsgegner war und daher auch Adolf Hitlers Kriegspolitik von vornherein völlig ablehnte. Nach Kriegsende marschierte er mit seiner Division von der Front nach Wien zurück, wodurch er sich der italienischen Gefangenschaft entziehen konnte. Bei dem Debakel des Waffenstillstandes von Villa Giusti bei Kriegsende im November 1918 war dies keineswegs selbstverständlich, sondern eine ganz besondere militärische Leistung.

Im Heer der Ersten Republik

Oberleutnant Lahousen diente ab 1. Januar 1919 bis 1920 in der Volkswehr, dem ersten provisorischen Heer der Republik „Deutsch-Österreich“, als Zugs-Kommandant der Depot-Wachen Korneuburg und Kaiserebersdorf. Am 25. Oktober 1920 legte er dann den Dienst-Eid im oktroyierten Berufsheer der Ersten Republik ab und wurde mit Wirkung vom 30. Mai 1921 zunächst wieder nach Linz und 1922 nach Freistadt versetzt. Am 1. Mai 1925 wurde er zum Hauptmann befördert. Damit würdigte das Bundesheer seinen vorbildlichen Einsatz im Ersten Weltkrieg. Es folgte ein „Heerespsychotechnischer Kurs“ 1929 und 1930 erfolgte die Zulassung zu der dreijährigen Ausbildung für den höheren militärischen Dienst (Generalstabskurs), die er als Nummer 2 von mehr als 200 Aspiranten abschloss. Am 25. August 1933 zum Major befördert, erfolgte nach einer Erprobungsphase in verschiedenen Verwendungen die Versetzung in das Verteidigungsministerium mit Wirkung vom 1. Jänner 1935. Hier leitete er, am 8. Juni zum Oberstleutnant des höheren militärischen Dienstes befördert, bis 1938 den Evidenz- und Informationsdienst, wobei er auf der Basis des geheimen Zusatz-Abkommens zum Staatsvertrag vom 11. Juli 1936 gegen die Tschechoslowakei nachrichtendienstlich mit dem Deutschen Reich zusammenarbeitete und die Berichte durch den deutschen Militärattaché Generalleutnant Wolfgang Muff weiterleitete.

Deutsches Reich und Zweiter Weltkrieg

Nach der Übernahme in die deutsche Wehrmacht leitete Oberstleutnant i. G. Lahousen als Nachfolger von Helmuth Groscurth zunächst ab 1. Januar 1939 (nach anderen Quellen ab Mitte 1939) die Abteilung II des Amtes Ausland/Abwehr. Noch vor Beginn des Feldzuges gegen Polen 1939 stellte die Abwehrabteilung II unter seinem Kommando mehrere „K-Trupps“ (Kampftrupps) auf, die aus polnisch sprechenden Schlesiern und Volksdeutschen bestanden. Deren Aufgabe war es, wichtige Schlüsselpositionen zu besetzen und bis zum Eintreffen regulärer Wehrmachtsverbände zu halten. Den Abwehragenten gelang es, Teile des oberschlesischen Industriegebietes zu besetzen, was eine wirkungsvolle Zerstörung der Anlagen durch polnische Truppen verhinderte, so daß sie nahezu intakt den deutschen Truppen in die Hände fielen. Aus diesem „Industrieschutz-Oberschlesien“ (einem 500 Mann starken „Kampfverband Ebbinghaus“) entstand Wochen später die Bau-Lehr-Kompanie z. b. V. 800, die Elite-Einheit der Wehrmacht.

Noch vor dem Fall Gelb lud Oberst von Lahousen-Vivremont den Führer der niederländischen Nationalisten Julius Heerdtmann zur geheimdienstlichen Mitarbeit ein, dieser stellte umgehend der Abwehr und den „Brandenburgern“ 200 Mitarbeiter zur Verfügung. Ohne diese Kampfdolmetscher wäre die Einnahme der Maas-Brücken in der Nacht zum 10. Mai 1940 nicht möglich gewesen (→ Unternehmen „Morgenröte“).

Zusammen mit Canaris heckte Lahousen einen modifizierten „Walküre“-Plan aus, mit der Absicht, gemeinsam mit anderen Von und Zus das Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches zu ermorden. Als Canaris am 7. März 1943 in Begleitung von Lahousen und Hans von Dohnanyis zu einer Besprechung in das Hauptquartier der Heeresgruppe Mitte nach Smolensk flog, gelang es Lahousen, eine Kiste mit englischem Sprengstoff und lautlosen englischen Zündern für ein Attentat auf Hitler mitzunehmen. Oberst Henning von Tresckow und Oberleutnant Fabian von Schlabrendorff präparierten den Sprengstoff nach Versuchen so, daß er einem Paket mit zwei Flaschen glich, die Schlabrendorff am 13. März 1943 dem arglosen Oberst Brandt übergab, der gemeinsam mit Hitler einen Flug unternahm. Jedoch scheiterte auch dieser Plan, diesmal aus technischen Gründen: Der von den Engländern bezogene Zünder versagte.

Am 1. August 1943 mußte Lahousen die Leitung der Abteilung II an Oberst Freiherrn Wessel Freytag von Loringhoven abgeben, da er als Oberst i. G. vor der Ernennung zum General eine obligatorische sechsmonatige Frontbewährung zu absolvieren hatte. Anschließend übernahm Lahousen an der Ostfront das Kommando über die Grenadier-Regimenter 96 und später 4, sowie anschließend über das Luftwaffen-Jäger-Regiment 41 (L) mit dem Gefechtsstand in Marnowo am Don.

Am 19. Juli 1944 erhielt Lahousens Gefechtsstand einen Volltreffer, bei dem er schwerste Verwundungen davontrug, weshalb er als frontuntauglich in die Führerreserve versetzt wurde. Für seine Dienste wurde er mit dem Eisernen Kreuz Erster Klasse ausgezeichnet sowie dem Deutschen Kreuz in Gold, und am 1. Januar 1945 mit Rangziffer 1 zum Generalmajor befördert.

Nachkriegszeit

Nach Kriegsende geriet Generalmajor Lahousen in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft und vom 23. August bis 8. Dezember 1946 in die Hände des britischen Secret Service. Aufgrund seiner Autorität als leitender Geheimdienstoffizier bekam er erneut die Möglichkeit, Hochverrat zu begehen, indem er am 30. November 1945 im Nürnberger Tribunal als Kronzeuge gegen Hermann Göring aussagte. Zu diesem Zweck produzierte er ein Diensttagebuch, das er 1939 angeblich im Auftrag von Wilhelm Canaris anlegte. Dieses fragmentarisch erhaltene Diensttagebuch von Lahousen wurde von den Alliierten Siegern bei dem ersten Nürnberger Prozeß u. a. gegen Hermann Göring benutzt und lieferte zusammen mit Lahousens Aussage wichtige „Beweise“ zu dem Polenfeldzug, den angeblichen Mordaktionen der SS und der Einsatzgruppen hinter der Front, der angeblichen qualvollen Behandlung der sowjetischen Kriegsgefangenen und der Zivilbevölkerung, den angeblichen Mordaufträgen Hitlers an das Amt Ausland/Abwehr (die natürlich nie ausgeführt wurden) und vielem anderen von den Siegern in ihrem Schauprozeß Benötigtem.

Für seine Dienste vor dem IMT wurde er gebührlich belohnt und schon am 4. Juni 1947 aus der US-amerikanischen Kriegsgefangenschaft entlassen. Er verkroch sich daraufhin in Seefeld in Tirol, heiratete 1953 die Witwe des ehemaligen österreichischen Staatssekretärs Znidaric und übersiedelte mit ihr und ihren drei Kindern nach Innsbruck, wo er am 24. Februar 1955 seinem dritten Herzinfarkt erlag.

Beförderungen

K. u. k.:

Wehrmacht:

Auszeichnungen (Auszug)

Verweise