Voigt, Georg

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Prof. Dr. phil. Georg Voigt; „Zu dem Problem des Renaissancismus im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wird hier nur am Rande eingegangen. Auch hierzu kann auf das bereits genannte Buch von Perdita Ladwig verwiesen werden, wo unter Benutzung einschlägiger Literatur ausführlich die Auseinandersetzung der auf Tatsachen gestützten Renaissanceforschung mit der Literaturmode behandelt wird, welche sich auf die durch Nietzsche vermittelte Burckhardt-Rezeption zur italienischen Renaissance zurückverfolgen läßt. Ein gewisser Einfluß in diesem Prozeß mag auch dem Komponisten Richard Wagner zugesprochen werden, der ja mit der Oper ‚Rienzi‘ auch einen Stoff aus der römischen Geschichte des 14. Jahrhunderts wählt. Dazu handelt dessen Oper ‚Das Liebesverbot‘ im Palermo des 16. Jahrhunderts. Dieser hatte schließlich oft mit Nietzsche Kontakt.“[1]

Georg Ludwig Voigt (Lebensrune.png 5. April 1827 in Königsberg i. Pr.; Todesrune.png 18. August 1891 in Leipzig) war ein deutscher Historiker und Hochschullehrer. Er gehört neben Jacob Burckhardt zu den Begründern einer modernen Renaissanceforschung.

Werdegang

Allgemeine Deutsche Biographie

Voigt: Georg V., Geschichtschreiber. Geboren am 5. April 1827 zu Königsberg i. Pr. als Sohn des Historikers Johannes V. (s. u.), hat er sich unter Einwirkung des Vaters alsbald zum selbstbewußten Geschichtschreiber entwickelt. Zuerst an der Universitätsbibliothek in seiner Vaterstadt angestellt folgte er 1854 einem Rufe nach München, wo er, im Dienst der von König Max II. gestifteten historischen Commission als Bearbeiter der Reichstagsacten unter H. v. Sybel's Oberleitung unter dem Titel eines Honorarprofessors eintrat. Kaum aber hatte er diese Stellung übernommen, so folgte er im J. 1864 als Nachfolger K. Hegel's einem Rufe nach Rostock und schon 1866 nach Leipzig. Hier liegt die eigentliche Blüthezeit seines Wirkens. Im J. 1854 war die erste Auflage seiner „Wiederbelebung des classischen Alterthums oder das erste Jahrhundert des Humanismus“ erschienen, deren Werth er späterhin durch eine neue Bearbeitung ganz außerordentlich erhöhte, und die freilich erst nach seinem Tode noch eine dritte Auflage erlebt hat. In den Jahren 1856 bis 1863 ließ er sein Hauptwerk „Enea Silvio de' Piccolomini als Papst Pius II. und sein Zeitalter“ erscheinen, das ihn in die vorderste Reihe der deutschen Geschichtschreiber einrückte. Obwol bereits ein schweres körperliches Leiden sich anmeldete, hat er neben der Thätigkeit als Lehrer litterarisch doch weiter gearbeitet, wie es seine Untersuchung über die Geschichtschreibung über den schmalkaldischen Krieg und über den Zug Karl's V. gegen Tunis, die Herausgabe der Denkwürdigkeiten (1207—1238) des Minoriten Jordanus von Giano und vor allem die durch Gründlichkeit und Unbefangenheit ausgezeichnete Biographie des Herzogs Moritz von Sachsen in den Jahren 1541 bis 1547 deutlich bezeugen. Bereits im Jahre 1871 war in der Historischen Zeitschrift der Aufsah „Ueber die Kiffhäusersage“ erschienen, der aufs rühmlichste eine ganze Reihe von Arbeiten über diesen patriotischen Stoff eröffnete. Was er etwa noch weiter leisten konnte, hat der am 18. August 1891 eingetretene Tod verhindert.[2]

Kurzchronologie

  • 1827 geboren als Sohn des Historikers Johannes Voigt (1786–1863), und dessen Frau Charlotte, geb. Schifferdecker
  • 1845 Abitur, Königsberg
  • 1845–1851 Studium der Rechtswissenschaft und ab 1848 Geschichte an der Albertus-Universität Königsberg
  • 1850 Studienreise zusammen mit seinem Vater nach Süddeutschland
  • 1851 Promotion zum Dr. phil. an der Universität Königsberg
    • Titel der Arbeit: „Leben des Alkibiades nebst fünf kritischen Exkursen über einige zugehörige Quellenschriften“
  • 1852–1858 Anstellung an der Universitätsbibliothek Königsberg
  • 1858 Heirat mit Valeska von der Groeben
  • 1858–1860 Honorar-Professor für Geschichte an der Universität München
    • Kontakt zu König Maximilian II. von Bayern
    • Rezensent der „Historischen Zeitschrift“, im Jahre 1859 von Heinrich von Sybel begründet
  • 1860-1866 ordentlicher Professor für Geschichte an der Universität Rostock
    • unter seiner Leitung Gründung des Historischen Seminars an der Universität Rostock
    • 1861–1862 Dekan
  • 1865 Ablehnung des Rufes nach Greifswald
  • 1860–1866 ordentlicher Professor für Geschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig

Mitgliedschaften

  • Mitglied der Fürstlich Jablonowskischen Gesellschaft der Wissenschaften
    • auch Gutachter für die eingereichten Preisschriften
  • Mitglied der Königlich-Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig
  • k. k. Akademie der Wissenschaften in Wien
  • Korrespondierendes Mitglied der Königlich-Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München 1867–1884
  • Auswärtiges Mitglied der Königlich-Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München 1884–1891

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Enea Silvio de’ Piccolomini als Papst Pius der Zweite und sein Zeitalter. 3 Bände. Berlin 1856–1863
  • Die Wiederbelebung des classischen Alterthums oder das erste Jahrhundert des Humanismus, Erstauflage in einem Band, Berlin 1859
    • 2 Bände. 3. Auflage Berlin 1893, hrsg. von Max Lehnerdt
  • Die deutsche Kaisersage, München 1871
  • Die Geschichtsschreibung über den Zug Karl's V. gegen Tunis (1535), Leipzig 1872
  • Die Geschichtsschreibung über den Schmalkaldischen Krieg, Leipzig 1874
  • Moritz von Sachsen (1541–1547), Leipzig 1876
  • Über die Lucretia-Fabel und ihre literarischen Verwandten, Leipzig 1883

Literatur

  • August Buck: Der Beginn der modernen Renaissanceforschung im 19. Jahrhundert – Georg Voigt und Jacob Burckhardt, in: „Il Rinascimento nell`Ottocento in Italia e Germania“ (=Annali dell`Istituto storico italo-germanico in Trento, Contributi 3), hrsg. von August Buck und Cesare Vasoli, Bologna/Berlin 1989, S. 23–36

Verweise

Fußnoten