Waitz, Georg

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Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Georg Waitz

Georg Waitz (Lebensrune.png 9. Oktober 1813 in Flensburg; Todesrune.png 24. Mai 1886 in Berlin) war ein deutscher Historiker. Er war zudem Bearbeiter und Fortsetzer der „Quellenkunde der deutschen Geschichte“ von Friedrich Christoph Dahlmann, einer seiner Vorgänger am Lehrstuhl. Der gebürtige Flensburger war von 1842 bis 1848 Professor für Geschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Er war aktiv in der Nationalbewegung. Als Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche und dort Mitglied des Verfassungsausschusses. In den 1860ern setzte er sich stark für die Unteilbarkeit Schleswig-Holsteins und die Zugehörigkeit Schleswigs zum Deutschen Bund, gegen den Willen Dänemarks, ein.

Leben

Georg Waitz wurde im Herzogtum Schleswig als Sohn eines Kaufmannes geboren und verbrachte dort seine Jugend. „Meine Familie stammt aber aus Hessen und weiter zurück aus Thüringen, wie Waitz in seiner kurzen Autobiographie in seinem Werk Deutsche Kaiser von Karl dem Großen bis Maximilian (1862) schrieb. Bereits während seiner Zeit am Gymnasium entdeckte Waitz seine Liebe zur Geschichtsforschung. Er studierte von 1832 bis 1836 an den Universitäten Kiel und Berlin Geschichte, Rechtswissenschaften, Philosophie und Evangelische Theologie. Waitz ist einer der ersten Historiker, die eine moderne Historikerausbildung erhielten. Seit 1824 bot Leopold von Ranke (dt. Historiker 1795 –1886) seine revolutionierenden Übungen über Quellenkritik an, und durch seine Mitarbeit an den Monumenta Germaniae Historica lernte Waitz das Handwerk der Editionstechnik.

Nach erfolgreich abgeschlossener Promotion verließ er 1836 Berlin, um in Hannover als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Georg Heinrich Pertz (dt. Historiker, 1795 – 1876) bei der zentralen Sammlung deutscher Quellen aus dem Mittelalter, den Monumenta Germaniae Historica, mitzuarbeiten. Er schrieb dazu:

„Hier habe ich, mit Einschluß der auf längere Reisen verwandten Zeit, 5 1/2 Jahr verlebt, die mir höchst angenehm und förderlich gewesen sind.“

An den Verfassungskämpfen, die 1837 mit dem Regierungseintritt des hannoverschen Königs Ernst August II. begannen, wirkte er nach eigenen Angaben mit.

„Diese Jahre sind mir auch für die Bildung meiner politischen Ansichten in vieler Beziehung bedeutend gewesen.“

Bei Reisen nach Göttingen lernte er Dahlmann sowie die Gebrüder Jakob und Wilhelm Grimm kennen. 1842 wurde Waitz von der Universität Kiel zum ordentlichen Professor für Geschichte ernannt. Sein Amt an der CAU trat er im Oktober an. Kurz zuvor heiratete er Clara „Clärchen“ Schelling, die zweite Tochter des Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling (1775–1854). In Kiel begann er, die ältere deutsche Verfassungsgeschichte zu untersuchen. 1844 erschien der erste, 1847 der zweite Band der „deutschen Verfassungsgeschichte“. Neben seinen Vorlesungen und literarischen Arbeiten übernahm Waitz wie seine Vorgänger und Nachfolger das Sekretariat der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen Gesellschaft für vaterländische Geschichte.

1846 wurde er Mitglied der Holsteinischen Ständeversammlung. Im selben Jahr war er Mitunterzeichner einer Erklärung an Christian VIII zur schleswigschen Erbfolgefrage, was ihm einen Verweis der dänischen Regierung einbrachte. Auch weiterhin setzte er sich für die Unteilbarkeit Schleswig-Holsteins und die Zugehörigkeit Schleswigs zum Deutschen Bund ein. Vom 18. Mai 1848 bis zum 20. Mai 1849 war Waitz für den Wahlkreis Kiel Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche, dort war er Mitglied des Verfassungsausschusses.

Im Sommer 1847 erhielt er einen Ruf nach Göttingen; die Kieler Universität versuchte, ihn durch eine Gehaltserhöhung in Kiel zu halten, dieser Antrag wurde jedoch von der Regierung abgelehnt. Ostern 1848 verließ Waitz Kiel. Unter seiner Leitung erlangte das Historische Seminar an der Universität Göttingen weltweit eine hohe Anerkennung als „Göttinger historische Schule“, so hatte zum Beispiel der Gründer der französischen Revue Historique Gabriel Monod bei Waitz in Göttingen studiert. 1875 wurde Waitz Präsident der „Monumenta Germaniae Historica“.[1]

Wirken

Zu seinem Wirken heißt es:[2]

Namhafter Historiker, Herausgeber bedeutender Geschichtsquellen des Mittelalters, Mitarbeiter und Leiter der Monumenta Germaniae historica; studirte zu Kiel und Berlin, durchforschte Bibliotheken und Archive des In- und Auslandes, wurde 1842 Professor zu Kiel, 1849 zu Göttingen, wo sein Seminar Sammelpunkt und Bildungsstätte der jüngeren historischen Schule war, siedelte 1875 als Mitglied der Akademie und Vorsitzender der Centraldirektion der Monumenta nach Berlin über und bereiste für dies größte wissenschaftliche deutsche Unternehmen, speciell für die Abtheilung Scriptores, wiederholt Paris, England, Italien und die Schweiz. Besondere Tüchtigkeit in Sichtung des kritischen Stoffes und scharfen historischen Blick bekunden u. a. „Jahrbücher des deutschen Reichs unter König Heinrich I.“, „Deutsche Verfassungsgeschichte“, „Schleswig-Holsteins Geschichte“, „Lübeck unter Jürgen Wullenweber“. Auch als praktischer Politiker hat Waitz 1848 gewirkt: er gehörte der provisorischen Regierung in Rendsburg an und vertrat im Frankfurter Parlament den gemäßigten Liberalismus.

Die „Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit“ schreibt im netz über Waitz:

„Den Geschichtsstudenten ist sein Name vor allem durch eine Quellenkunde zur deutschen Geschichte bekannt, die Georg Waitz gemeinsam mit seinem Kollegen und Gesinnungsfreund Friedrich Christoph Dahlmann herausgab. Der Flensburger Kaufmannssohn, der ursprünglich Jura studiert hatte, war durch Leopold von Ranke für die sich etablierende Geschichtswissenschaft gewonnen worden. Die Qualität seiner ersten Editionen mittelalterlichen Quellen führte1842 zu einem Ruf an die Universität Kiel. Wie viele seiner Kollegen geriet auch Waitz, der 1846 in die Versammlung der Holsteinischen Stände delegiert wurde, in Konflikt mit dem dänischen Landesherrn. Im Frühjahr 1848 wechselte Waitz nach Göttingen, konnte aber seine Lehrtätigkeit zunächst nicht aufnehmen, da er fast gleichzeitig für einen holsteinischen Wahlkreis in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt wurde. Hier nahm er in den Reihen des gemäßigten Liberalismus Platz und hatte – nicht zuletzt ausgewiesen durch eine voluminöse Verfassungsgeschichte des Mittelalters – großen Anteil am Formulieren der Reichsverfassung von 1849. Wegweisend für einen Teil des deutschen Liberalismus wurde sein Aufruf an seine Parlamentskollegen: ‚Gründen Sie die Einheit Deutschlands, dann werden Sie auch der Freiheit den festen Grund gelegt haben.‘ Nach dem Scheitern des Projektes zog sich Waitz auf seine wissenschaftliche Arbeit zurück und wurde einer der einflußreichsten Mediävisten, was ihn 1875 an die Spitze der vom Reichsfreiherrn vom Stein gegründeten, überaus angesehenen Monumenta Germaniae Historica brachte, die in vorbildlicher Weise Quellen zur mittelalterlichen Geschichte edierte. Vor seinem Tod 1886 in Berlin ist Waitz politisch nur noch einmal hervorgetreten, als er im deutsch-dänischen Streit über die Zugehörigkeit Schleswig-Holsteins 1863 mit einer Schrift vehement für den auch von den meisten Liberalen unterstützten augustenburgischen Thronprätendenten[3] eintrat.“

Tod

Am 24. Mai 1886 starb Prof. Dr. Waitz in Berlin.

Zitat

  • Heinrich war im vollen Sinne Deutscher König, seine Herrschaft ein wahres Deutsches Reich. [...] So erfüllt er alle Aufgaben die ihm sein Königthum stellte, nach außen wie im Inneren. Deutschland sah selten einen gleichen, nie einen würdigeren, einsichtigeren König.“ [4]

Werke (Auswahl)

  • Urkunden und andere Actenstücke zur Geschichte der Herzogthümer Schleswig und Holstein unter dem oldenburgischen Hause
  • Schleswig-Holsteins Geschichte (Netzbücher und einzelne Seiten als PDF-Dateien speicherbar)
  • Urkundensammlung der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen Gesellschaft für vaterländische Geschichte (Netzbücher und einzelne Seiten als PDF-Dateien speicherbar) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Das alte Recht der salischen Franken (PDF-Datei)
  • Über das Leben und die Lehre des Ulfila, Bruchstücke eines ungedruckten Werkes aus dem Ende des 4. Jahrhunderts (PDF-Datei)
  • Eine ungedruckte Lebensbeschreibung des Herzogs Knud Laward von Schleswig (PDF-Datei)
  • Über Hermann Korner und die Lübecker Chroniken (PDF-Datei)
  • Jahrbücher des deutschen Reichs unter König Heinrich I. (PDF-Datei)
  • Grundzüge der Politik nebst einzelnen Ausführungen (PDF-Datei)
  • Annales bertiniani (PDF-Datei)
  • Deutsche Verfassungsgeschichte (PDF-Dateien: Band 1, Band 2, Band 3, Band 4)
  • Kurze Schleswigholsteinsche Landesgeschichte (PDF-Datei)
  • Das Recht des Herzogs Friedrich von Schleswig-Holstein (PDF-Datei)
  • Über die Anfänge der Vassallität (PDF-Datei)
  • Über die altdeutsche Hufe (PDF-Datei)
  • Lübeck unter Jürgen Wullenwever und die europäische Politik (PDF-Dateien: Band 1, Band 2, Band 3) Alle drei Bände haben den selben Dateinamen!
  • Das Carmen de bello Saxonico, oder Gesta Heinrici IV. (PDF-Datei)
  • Ueber eine Sächsische Kaiserchronik und ihre Ableitungen (PDF-Datei)
  • Ueber die Münzverhältnisse in den älteren Rechtsbüchern des Fränkischen Reichs (PDF-Datei)
  • Die Formeln der deutschen Königs- und der römischen Kaiser-Krönung vom 10. bis zum 12. Jahrhundert (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Friedrich Christoph Dahlmann: Gedächtnisrede gehalten in der Aula der Universität Kiel am 13. Mai 1885 (PDF-Datei)
  • Die historischen Übungen zu Göttingen: Glückwunschschreiben an Leopold von Ranke zum Tage der Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums 20. Februar 1867 (PDF-Datei)

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Literatur

  • Hermann Grauert: Georg Waitz, 1886 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Ernst Steindorff: Bibliographische Uebersicht über Georg Waitz' Werke, Abhandlungen, Ausgaben, 1886 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Historische Aufsätze, dem Andenken Georg Waitz gewidmet, 1886 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!

Fußnoten

  1. Vgl.: Kerstin Nees: Große Forscher und Forscherinnen von der Förde: Georg Waitz
  2. Dreihundert Bildnisse und Lebensabrisse berühmter deutscher Männer“ von Ludwig Bechstein, Karl Theodor Gaedertz, Hugo Bürkner, Leipzig am Sedantage 1890, 5. Auflage (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  3. Christian August von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg war der älteste Sohn von Friedrich Christian II. und Prinzessin Louise Auguste von Dänemark, weswegen sein Vater Erbansprüche auf den dänischen Thron anmeldete. Christian Augusts Schwester Caroline Amalie war mit König Christian VIII. von Dänemark verheiratet. Sein Bruder Friedrich war seit 1842 Statthalter von Schleswig-Holstein. Er selbst war Befürworter der schleswig-holsteinischen Bewegung. Sein Ziel war ein vereinigtes Schleswig-Holstein im Deutschen Bund mit einer liberalen Verfassung und sich selbst als Herzog. Er beanspruchte ebenfalls den dänischen Thron in der komplizierten Erbfolgenfrage. Im Jahr 1837 veröffentlichte er eine anonyme Schrift unter dem Titel Die Erbfolge Schleswig-Holstein. Christian August war 1831 und 1836 aufgrund einer Virilstimme Mitglied der schleswigschen Ständeversammlung. In der Folge schloß er sich der deutschfreundlichen schleswig-holsteinischen Landespartei an. Im Jahr 1846 protestierte er gegen den „offenen Brief“ des dänischen Königs Christian VIII. durch die Niederlegung seines Mandats in der Ständeversammlung. Im Jahr 1848 wurde er zum Abgeordneten der preußischen Nationalversammlung gewählt. In den Jahren 1848 und 1849 unterstützte Christian August die schleswig-holsteinische Unabhängigkeitsbewegung. Nach dem Ende des schleswig-holsteinischen Krieges und der Olmützer Punktation wurde er verbannt. Im Jahr 1852 übertrug er seine Besitzungen in Schleswig-Holstein an Dänemark, verzichtete aber keineswegs auf seine Erbansprüche. Anschließend lebte Christian August als Rittergutsbesitzer im niederschlesischen Primkenau und übertrug seine herzoglichen Anrechte 1863 auf seinen ältesten Sohn Friedrich.
  4. Vgl.: Jahrbücher des Deutschen Reichs unter König Heinrich I., 3. Aufl., Leipzig 1885