Waldheim, Kurt
Kurt Josef Waldheim ( 21. Dezember 1918 in Sankt Andrä-Wördern, Niederösterreich; 14. Juni 2007 in Wien) war ein deutscher (österreichischer) Diplomat und Politiker (ÖVP). Er war von 1972 bis 1981 VN-Generalsekretär sowie von 1986 bis 1992 österreichischer Bundespräsident.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
Waldheim wurde nach dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich 1938 Mitglied des NS-Studentenbundes und des SA-Reiterkorps. Nachdem er zuerst als Schwadronchef einer Vorausabteilung der Wehrmacht in der Sowjetunion eingesetzt gewesen war, wurde er als 23jähriger als Ordonnanzoffizier in der Heeresgruppe E unter Generaloberst (Luftwaffe) Alexander Löhr im besetzten Thessaloniki in Griechenland stationiert.
1945 promovierte Waldheim an der Universität Wien zum Doktor der Rechtswissenschaft. Er arbeitete als Sekretär von Außenminister Karl Gruber, anschließend war er als Diplomat in Paris, Toronto und Neu York tätig.
UNO-Zeit
Von 1968 bis 1970 bekleidete Waldheim das Amt des österreichischen Außenministers und war mit der schwierigen Situation während des Prager Frühlings konfrontiert. Waldheim gab damals die Weisung, die Botschaft zu schließen und keine Flüchtlinge aufzunehmen.
1971 wurde er zum VN-Generalsekretär gewählt und übte dieses Amt zwei fünfjährige Amtsperioden lang, von 1972 bis 1981, aus. In seiner Amtszeit wurden die UN-Resolutionen 332 (21. April 1973: Verurteilung militärischer Aggressionen Israels gegen den Libanon) und 452 (20. Juli 1979: Verurteilung der israelischen Siedlungspolitik in besetzten Gebieten) beschlossen.
Waldheim verärgerte die Vereinigten Staaten, als er sich gegen die Bombardierung von Deichanlagen in Nord-Vietnam wandte. Zugleich zog er sich den Zorn Israels und der VSA zu, als er Jassir Arafats Auftritt vor der VN-Vollversammlung verteidigte. 1972 wurde auf Initiative Waldheims das Südtirol-Paket durchgesetzt, das der deutschsprachigen Bevölkerung in der italienischen Provinz Südtirol Autonomierechte gewährte. Seine Bewerbung für eine dritte Amtszeit wurde im Dezember 1981 durch ein Veto der Volksrepublik China zu Fall gebracht.
Bundespräsidentschaft und „Waldheim-Affäre“
1985 beschloß Waldheim, als Kandidat für die Wahl zum österreichischen Bundespräsidenten 1986 als Nachfolger Rudolf Kirchschlägers zu kandidieren. Während des Präsidentschaftswahlkampfes 1986 geriet Waldheim ins Kreuzfeuer der internationalen Kritik, nachdem er die Öffentlichkeit nur zögerlich über seine Rolle als Offizier der Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg und seine NS-Vergangenheit informierte. Die internationalen Proteste führten zur sogenannten „Waldheim-Affäre“, die sowohl national, wie auch international äußerst emotional geführt wurde. Nachdem Waldheim am 8. Juni 1986 mit 53,9 % zum österreichischen Bundespräsidenten gewählt worden war, beantragte der Jüdische Weltkongreß die Eintragung Waldheims in die Watch List des VS-amerikanischen Justizministeriums. Am 27. April 1987 wurde Waldheims Name auf die Watch List gesetzt, was für ihn das Einreiseverbot in die VSA bedeutete, was bis heute einem amtierenden westlichen Staatsoberhaupt gegenüber einmalig ist. Das Einreiseverbot gegen Waldheim wurde zu seinen Lebzeiten nicht mehr aufgehoben, auch Israel und Kanada verhängten Einreiseverbote und eine Reihe weiterer Länder erklärten, ein Staatsbesuch sei nicht wünschenswert. Gern gesehener Gast war Waldheim jedoch im Vatikan und in den arabischen Staaten.
International blieb der Bundespräsident, sowie auch Österreich als Staat, auf einige Zeit weitgehend isoliert.
Ehrungen (Auswahl)
- Eisernes Kreuz (1939) 2. Klasse
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- 1944: Zvonimir-Orden in Silber mit Eichenlaub, verliehen vom Unabhängiger Staat Kroatiens für seinen militärischen Einsatz gegen die Partisanenbanden[1]
- 1975: Ehrendoktorwürde der Katholieke Universiteit Leuven in Löwen
- 1975: Ehrenmitglied des Seniorenkonventes des Katholiek Vlaams Hoogstudentenverbond in Löwen
- 1979: Ehrendoktorwürde Dr. jur. h.c. der Humboldt-Universität zu Berlin[2]
- 1992: Ehrenmitglied der K.H.V. Welfia Klosterneuburg im ÖCV
- 1994: Piusorden, verliehen durch Johannes Paul II.
- 2004: Julius Raab Ehrenmedaille in Gold für „Botschafter des Landes und der Wirtschaft“
Schriften
- Der schwierigste Job der Welt. Die Uno – die besten aller Chancen. Goldmann 1982, ISBN 3442112362
- Im Glaspalast der Weltpolitik. Econ, München 1985, ISBN 3430194539
- Der österreichische Weg. Aus der Isolation zur Neutralität. Molden 1985, ISBN 3217002393
- Die Antwort. Amalthea Signum 1996, ISBN 3850023710
Fußnoten
- Geboren 1918
- Gestorben 2007
- Deutscher Oberleutnant
- Deutscher Diplomat
- Deutscher Politiker
- Oberleutnant (Heer der Wehrmacht)
- Bundespräsident (BRÖ)
- Außenminister (BRÖ)
- Korporierter im CV
- SA-Mitglied
- Träger des Eisernen Kreuzes 2. Klasse
- Träger des Groß-Sterns des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich
- Träger des Piusordens (Collane)
- Träger des Ordens der Krone König Zvonimirs
- Knight Grand Cross des Order of St. Michael and St. George
- Ehrendoktor der Humboldt-Universität zu Berlin
- Kavalier des Ordens des Lächelns
- Ehrendoktor der Universität Warschau
- Person (Vereinte Nationen)