Wenders, Wim
Ernst Wilhelm (Wim) Wenders ( 14. August 1945 in Düsseldorf) ist ein deutscher Regisseur staatlich subventionierter Filme, Fotograf und Professor für Film an der Hochschule für bildende Künste Hamburg.
Inhaltsverzeichnis
Familie und Bildungsgang
Wim Wenders wurde als Sohn des Chirurgen Heinrich Wenders in einem katholischen und konservativen Elternhaus geboren. Den niederländischen Vornamen Wim erhielt er wegen der holländischen Herkunft seiner Mutter. Zusammen mit einem Bruder wuchs er in Koblenz auf, später lebte die Familie in Oberhausen, wo der Vater, ein Arzt, das St.-Josephs-Hospital leitete. 1957 schenkte ihm sein Vater eine 8-mm-Kamera. Vorübergehend hatte er den Berufswunsch, Priester zu werden, studierte nach dem Abitur 1963 zunächst zwei Semester Medizin in München, dann ein Semester Philosophie in Freiburg und schließlich ein Semester Soziologie in Düsseldorf. Er brach daraufhin sein Studium ab, um sich mit Aquarellmalerei zu beschäftigen, wechselte 1966 nach Paris. An der dortigen Kunsthochschule wurde er allerdings abgewiesen, woraufhin er ein Jahr lang als Kupferstecher in einem Gravüre-Atelier arbeitete und ständiger Besucher der „Cinémathèque Française“ wurde, wo er sich die europäische Filmgeschichte aneignete. In Düsseldorf machte Wenders ein dreimonatiges Praktikum bei der VS-amerikanischen Filmgesellschaft United Artists. Er begeisterte sich für amerikanische Filme der 1940er und 1950er Jahre, Filme von Regisseuren wie John Ford, Howard Hawks und Alfred Hitchcock. Wenders studierte von 1967 bis 1970 an der damals neu gegründeten Münchner Hochschule für Fernsehen und Film. In dieser Zeit war er als Filmkritiker u. a. für die „Süddeutsche Zeitung“, Twen, Der Spiegel und für „FilmKritik“ beschäftigt. Mit dem Spielfilm „Summer in the City“ schloss Wim Wenders 1970 seine Ausbildung in München ab.
Kulturpolitik und Interessenvertretung
1971 gründete Wim Wenders mit anderen staatlich geförderten linksideologischen Filmregisseuren, sogenannten „Autorenfilmern“, die unter dem Etikett „Neuen Deutschen Films“ firmierten, den „Filmverlag der Autoren“.
Karriere als BRD-Kulturrepräsentant
Seinen Platz in der Gunst der BRD-Medien fand Wenders mit dem 1973 entstandenen Film „Alice in den Städten“. „Im Lauf der Zeit“ erhielt dann den internationalen Kritikerpreis der FIPRESCI-Jury in Cannes. Mit „Der amerikanische Freund“ wurde er auch in den VSA bekannt. 1976 gründete er in Berlin eine eigene Produktionsfirma namens „Road Movies Filmproduktion“, mit der er später auch Filme anderer Regisseure produzierte.
Auf Einladung von Francis Ford Coppola kam Wenders 1977 in die VSA, um für dessen Produktionsfirma Zoetrope einen Film („Hammett“) über den Krimiautor Dashiell Hammett zu drehen, welcher aber aufgrund von Streitigkeiten erst 1982 in die Kinos kam. 1984 erschien der in der Veröffentlichten Meinung hochgelobte Film „Paris, Texas“, der im selben Jahr in Cannes die Goldene Palme erhielt. Es war neben „Der Himmel über Berlin“ (1987) einer von Wenders kommerziell erfolgreichsten Filmen.
Papst-Hagiographie „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ (2018)
2018 veröffentlichte Wim Wenders den Huldigungsfilm: „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ („Pope Francis: A Man of His Word“), der öffentlich als sogenannter Dokumentarfilm firmiert und bei den Filmfestspielen in Cannes 2018 vorgestellt wurde (BRD-Kinostart: 15. Juni 2018). Wenders äußerte sich in langen Interviews selbstberauscht über die Bedeutung seines Films und über die Bedeutung seiner eigenen Gefühle als Filmemacher für die „soziale“ Sensibilität des Papstes. Auch sagte er über Franz: „[...] gerade in unseren langen Gesprächen und in den direkten, spontanen Antworten kam heraus, wie furchtlos, offen und geradeheraus er ist.“[1]
Ins geistige „Gegen-Rechts“-Klima der BRD paßt es genau hinein, daß ein linker, von staatlichen Kultursubventionen lebender Künstler sich euphorisch über die moralische Güte und Charakterstärke des amtierenden Papstes Franz verbreitet. Denn weit und breit ist die Katholische Kirche die ultra-autoritärste Institution in unserem Kulturkreis, aber der Linkskurs des amtierenden jesuitischen Papstes erfreut eine politische Linke, die ja sogar mit Moslems paktiert, um ihren neurotischen, anti-weißen Selbsthaß auszutoben. Tatsache ist: Wir haben in der BRD keine Kadettenanstalten, Lehrlinge werden nicht geohrfeigt und Untersuchungsgefangene werden nicht automatisch von Wachhabenden verprügelt. Nach diesem Maßstab bemessen, ist die Katholische Kirche – mit ihrem zölibatären Zwangsdenken, mit der abgeschotteten Lebensweise von Nonnen und Mönchen und auch mit ihrer Gewohnheit, Strafen gegen Kirchenangehörige zu verhängen ohne daß diese vorweg wissen, was ihnen vorgeworfen wird (eine Tradition, die Horst Herrmann und Eugen Drewermann eingehend beschrieben haben) – nun eindeutig die autoritärste Institution auf dem Territorium der BRD.
Da paßt es exakt, daß ein linker Künstler Glaubensfolklore und Gemütskitsch in einem Huldigungsfilm über den amtierenden Papst zusammenrührt und selber diesen Papst in Interviews so euphorisch lobt, wie er nur kann. Daß auch die BRD-Filmkritik sich diesem Kitschbedürfnis weitgehend anschließt, zeigt, daß das geistige Deutschland heute in einer Art Exil existiert – aus der veröffentlichten Meinung wird es sorgsam ferngehalten (→ Lügenpresse).
Trivia
Wenders gilt als Freund der deutschfeindlichen Musikgruppe „Die Toten Hosen“, drehte 2000 ein Musikvideo für die Punkschickeria-Gruppe, die sich 2004 mit einem Lied für einen seiner Filme revanchierte. Deren Sänger Campino übernahm 2008 zudem eine Rolle in dem Film „Palermo Shooting“.
Filmpreise
- 1975: Preis der deutschen Filmkritik für Alice in den Städten
- 1975: Filmband in Gold für Falsche Bewegung
- 1976: Internationale Filmfestspiele von Cannes 1976 – FIPRESCI-Preis für Im Lauf der Zeit
- 1978: Filmband in Gold (Regie), Filmband in Silber (Produktion) für Der amerikanische Freund
- 1981: Filmband in Silber (Produktion) für Nick’s Film – Lightning Over Water
- 1982: Filmfestspiele von Venedig: Goldener Löwe für beste Regie für Der Stand der Dinge
- 1983: Filmband in Gold (Kamera) für Der Stand der Dinge
- 1983: Filmband in Silber (Produktion) für Der Stand der Dinge
- 1984: Internationale Filmfestspiele von Cannes 1984 – Goldene Palme, Preis der Ökumenischen Jury und FIPRESCI-Preis für Paris, Texas
- 1985: British Academy Film Award in der Kategorie Beste Regie für Paris, Texas
- 1985: Bodil-Award in der Kategorie Bester europäischer Film für Paris, Texas
- 1985: David di Donatello – René Clair Award für Paris, Texas
- 1985: Filmband in Silber (Produktion) für Paris, Texas
- 1987: Internationale Filmfestspiele von Cannes 1987 – Beste Regie für Der Himmel über Berlin
- 1988: Europäischer Filmpreis – Beste Regie für Der Himmel über Berlin
- 1988: Filmband in Gold (Produktion) für Der Himmel über Berlin
- 1989: Independent Spirit Awards 1989 – Bester ausländischer Film für Der Himmel über Berlin
- 1993: Internationale Filmfestspiele von Cannes 1993 – Großer Preis der Jury für In weiter Ferne, so nah!
- 1994: Bayerischer Filmpreis (Regie) 1994 für In weiter Ferne, so nah!
- 1998: Filmband in Gold (Regie) für Am Ende der Gewalt
- 1999: Europäischer Filmpreis – Bester Dokumentarfilm für Buena Vista Social Club
- 2000: Oscar-Nominierung in der Kategorie Bester Dokumentarfilm für Buena Vista Social Club
- 2000: Goldene Kamera – Bester nationaler Film für Buena Vista Social Club
- 2000: Silberner Bär auf der Berlinale, für The Million Dollar Hotel
- 2011: Deutscher Filmpreis – Bester Dokumentarfilm für Pina
- 2011: Deutscher Dokumentarfilmpreis für Pina
- 2012: Oscar-Nominierung in der Kategorie Bester Dokumentarfilm für Pina
- 2014: Internationale Filmfestspiele von Cannes 2014 – Spezialpreis der Jury in der Sektion Un Certain Regard für The Salt of the Earth
- 2015: Goldener Ehrenbär
- 2015: César in der Kategorie Bester Dokumentarfilm für Das Salz der Erde
- 2015: Oscar-Nominierung für Das Salz der Erde
Auszeichnungen
- 1977: Deutscher Kritikerpreis
- 1989: Ehrendoktorwürde der Universität Sorbonne
- 1995: Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg (Schweiz)
- 2004: Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen
- 2004: Helmut-Käutner-Preis der Stadt Düsseldorf
- 2004: Robert-Bresson-Preis
- 2004: Master of Cinema Award des Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg.
- 2005: Pour le mérite für Wissenschaft und Künste
- 2006: Großes Verdienstkreuz mit Stern
- 2008: Sergei-Paradschanow-Gedenktaler für das Lebenswerk auf dem Filmfestival „Goldene Aprikose“
- 2010: Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin
- 2010: Herbert-Strate-Preis der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen und der HDF Kino e. V.
- 2012: Bayerischer Filmpreis, Ehrenpreis des Ministerpräsidenten
- 2012: Ehrenring der Stadt Wuppertal
- 2015: Goldener Ehrenbär der Berlinale
Mitgliedschaften / Ämter
Mitglied der Akademie der Künste in Berlin (seit 1984), Präsident der Jury der Filmfestspiele Cannes (1989), Honorarprofessor an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen (1993-1999) sowie an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg (seit 2003), Vorsitzender der European Film Academy (1991-1996; seither Präsident), Präsident der Jury für die „Caméra d'Or“ bei den Filmfestspielen Cannes (2003), Präsident der Jury des Filmfestivals von Venedig (2008), Vorstandsvorsitzender der Wim Wenders Stiftung (seit 2012).
Familie
Wenders war 1968-1974 mit der Schauspielerin und Malerin Edda Köchl, 1979-1981 mit der amerikanischen Sängerin und Schauspielerin Ronee Blakley verheiratet.[2] Seit 1993 ist er mit der Kameraassistentin und Fotografin Donata Wenders, geb. Schmidt, verheiratet. Das Paar lebt in Berlin.[3] Zu seinen ältesten Freunden zählt Wenders den Schriftsteller Peter Handke.
Verweise
- Offizielle Netzseite von Wim Wenders
- Akif Pirinçci: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing, des Film ich mach, des Show ich reiss, des Roll ich spiel …
Fußnoten
- Deutscher Hochschullehrer
- Deutscher Filmregisseur
- Deutscher Fotograf
- Geboren 1945
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern
- Träger des Pour le Mérite (Friedensklasse)
- Träger des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen
- Süddeutsche Zeitung
- Träger des Verdienstordens des Landes Berlin
- Träger des Deutschen Filmpreises
- Mitglied der Akademie der Künste (DDR)
- Hochschullehrer (HFBK Hamburg)
- Mitglied der Akademie der Künste (Berlin)
- Träger des Europäischen Filmpreises
- Ehrenringträger der Stadt Wuppertal
- Ehrendoktor der Sorbonne