Blomberg, Alexander von

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Karl Alexander Johann Ludwig Freiherr von Blomberg.jpg

Karl Alexander Johann Ludwig Freiherr von Blomberg (Lebensrune.png 31. Januar 1788 auf Gut Iggenhausen bei Lage, Fürstentum Lippe; Todesrune.png gefallen 20. Februar 1813 in Berlin) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee und der Kaiserlich-Russischen Armee sowie Dichter und Freiheitskämpfer.

Leben

Das alte Denkmal für Alexander von Blomberg vor der Bartholomäuskirche in Berlin-Friedrichshain
Am 20. Februar 1913 weihte Leopold IV., Fürst zur Lippe inmitten der Grünanlage am Fuße der Bartholomäuskirche (an der Friedenstraße Ecke Neue Königstraße, heute Otto-Braun-Straße) das neue Ehrenmal aus Muschelkalkstein ein. Das Denkmal für Hauptmann Freiherr von Blomberg, das der Bildhauer Kuhlmann 1913 schuf, erinnert an den heldenhaften preußischen Offizier, der 1813 an dieser Stelle „als Waffengefährte russischer Kosaken im Kampf gegen das napoleonische Heer“ sein Leben ließ.

Alexander Freiherr von Blomberg wurde 1788 auf dem elterlichen Gut Iggenhausen bei Lage in Lippe geboren. Sein Vater Ludwig Walfart Alexander Freiherr von Blomberg war als Hofrichter Chef einer hohen juristischen Behörde des Fürstentums Lippe und als Landrat ständischer Deputierter des lippischen Adels. Auch die Mutter, Catrin Sophie Friederike, geborene Freiin Schott zu Schottenstein aus einem süddeutschen Geschlecht, entsprach nicht dem üblichen Bild der Gutsfrau der damaligen Zeit. Sie war als Verfasserin geistlicher Schriften hervorgetreten und stand mit vielen bedeutenden Zeitgenossen in persönlicher und brieflicher Verbindung.

Wie auf den Adelshöfen üblich, erhielt der junge Freiherr seine erste Schulbildung zu Hause durch einen Pfarramtskandidaten. Im Jahre 1797 zogen die Eltern nach Lemgo, um den Söhnen den Besuch des dortigen sehr angesehenen Gymnasiums zu ermöglichen. Aber schon im Jahre 1800, also mit zwölf Jahren, trat Alexander als Gefreitenkorporal in das in Hamm in Westfalen garnisonierende preußische Infanterie-Regiment „von Brehmer“. Mit dem Datum vom 2. Juni 1801 wurde Alexander von Blomberg Portepee-Fähnrich in der Kompanie „von Bodelschwingh“ in seinem Stammregiment, dem Infanterie-Regiment „von Schenk“, wie es nun hieß. Erst 1804, nach der Ernennung zum Fähnrich, zählt er dann zu den Offizieren (dies galt bis 1806, ab 1807 war dann der rangniedrigste Offizier der Sekondeleutnant), noch im selben Jahr wurde er zum Sekondeleutnant befördert.

Als solcher nahm 1806 an der Schlacht bei Jena teil. Er wurde in Erfurt mit seinem Regiment gefangengenommen und gegen das Ehrenwort, in diesem Krieg nicht länger zu kämpfen, nach Hause entlassen. Nach dem nach dem Diktatfrieden von Tilsit kehrte von Blomberg zur Armee zurück und kam zum Blücher’schen Korps bei Treptow in Pommern, wo er dem Grenadier-Bataillon „von Braun“. Bald darauf wurde er nach Berlin kommandiert, wo ihm vorläufig nur der halbe Sold gezahlt wurde.

Sein König hatte, zum Wohle Preußens, kapituliert, aber von Blomberg, wie so viele, blieben dem Freiheitsgedanken treu und weigerten sich der Franzosenzeit zu unterwerfen. Als Ferdinand von Schill sich auflehnte, unterstützte von Blomberg dies. Trotz Krankheit, zog er mit Gleichgesinnten Richtung Elbe, wo die Nachhut Schills stand. Er nahm an, daß König Friedrich Wilhelm III. insgeheim diese Aktion billigte. Doch der König sah in dem unzeitigen Vorgehen eine gefährliche Disziplinlosigkeit. Von Blomberg wurde von nachsetzenden preußischen Husaren festgenommen (und so sein Leben retteten), kam vor dem Kriegsgericht und erhielt „weil er dem Major von Schill gefolgt“ einen dreimonatigen Festungsarrest in Kolberg. 1809 schrieb er auch das Gedicht „Nachruf der in Wesel Gefallenen an ihre Waffenbrüder“. Nach dem Tod der Königin Luise schrieb er „Klagen um die Allgeliebte. 1810".

Am 23. März 1811 nahm ihn die Armee wieder auf, denn der König war nachgiebig, haßte er doch selbst die Tyrannei Napoleons und Preußens Abhängigkeit von dessen Gunst. Als Sekondeleutnant mit neuem Patent vom 16. September 1805 kam er in das erste schlesische Infanterieregiment in Neiße, wo er Adjutant des II. Bataillons wurde.

Das Kaisertum Österreich (nach dem schändlichen Frieden von Preßburg) und das Königreich Preußen mußten sich unter politischem Druck verpflichten, Hilfskorps für Napoleon zu stellen. Als der junge Freiherr von Blomberg erfuhr, daß nun auch er am Rußlandfeldzug Napoleons teilnehmen müsse (das II. Bataillon sollte im Verband des 6. Feld-Regiments eingesetzt werden, er befand inzwischen im I. Bataillon), war dessen Geduld und Einsicht am Ende. Er nahm Urlaub, um sich mit seiner Familie zu besprechen. Wie viele andere auch ersuchte er um seinen Abschied (formal war es eine Beurlaubung) und, ohne diesen Abzuwarten, trat in russische Dienste. Statt in die Russisch-Deutsche Legion einzutreten, erhielt er von Friedrich Karl Freiherr von Tettenborn eine Anstellung als Premierleutnant, kurze Zeit später Hauptmann (Kapitän) und Adjutant.

Napoleons Rußlandfeldzug führte bekanntlich zur Katastrophe, und die siegesgewissen Truppen des selbsternannten Kaisers mußten geschlagen abziehen. Freiherr von Tettenborns Vorhut (Avantgarde) des Kutusowschen Korps jagte der flüchtenden kaiserlich-französischen Armee hinterher, über die Weichsel und Oder rückten sie, nachdem er sich in Landsberg mit dem General Tschernischew vereinigt hatten, nach Berlin vor.

Allgemeine Deutsche Biographie

Sein Vater war fürstl. lippischer Hofrichter. Alexander von B., 1800 in preußische Dienste getreten, seit 1804 Fähnrich, ward 1806 nach der Schlacht bei Jena bei Erfurt mit seinem Regiment gefangen. Nach dem Tilsiter Frieden befreit, nahm er 1809 am Schill’schen Zuge Theil, wofür er Festungsarrest zu leiden hatte. 1812 in russische Dienste getreten, ward er Hauptmann und Adjutant bei Tettenborn. Mit diesem am 20. Febr. 1813 vor Berlin angekommen, fand er, als der erste deutsche Officier im Freiheitskrieg den Tod, indem er an der Spitze der Kosaken in das Schönhauser Thor eindrang. La Motte Fouqué hat seinen erst 1820 herausgegebenen „Poetischen Schriften“ (Gedichte und die Trauerspiele „Konradin von Schwaben“ und „Waldemar von Dänemark“) seine Biographie vorausgeschickt. – Sein Bruder Wilhelm, geb. 6. Mai 1786 und als preuß. Major außer Dienst zu Herford 17. April 1846 gestorben, hat gleichfalls Gedichte (1826) und zwei Dramen herausgegeben. – Auch Georg Moritz Ernst v. B.,[1] ein älterer Stiefbruder der genannten, geb. 1770, seit 1816 Regierungsrath zu Münster, † 28. Aug. 1818, machte sich als Schriftsteller bekannt.[2]

Weitere bekannte Brüder waren Ludwig[3] und Karl Friedrich Eduard,[4] die beide beim letzten Besuch des jüngsten Bruders mit dem Keim der Freiheit infiziert wurden und dem Militär anläßlich der Befreiungskriege beitraten. Alexander tat dies auf Anweisung von Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein, mit dem er in Verbindung stand. Die einflußreichen Brüder sollten die Erhebung in jeder Weise unterstützen. Nach Alexanders Tod pflegte Bruder Ludwig den Briefkontakt zu „Seiner Exzellenz“ Reichsfreiherr vom und zum Stein.[5]

Tod

Paul Habermann

Als russischer Hauptmann ist Alexander Freiherr von Blomberg dann am 20. Februar 1813 am Königstor in Berlin gefallen. Zum Tod seines elf Jahre jüngeren Freundes, mit dem ihn auch das „brüderliche Du" verbunden hatte, gibt Fouque eine Schilderung, bei der er sich auf den Ohrenzeugenbericht einer Darstellung des Generals von Tettenborn beruft. Dieser war mit einer Kosakenabteilung durch das Schönhauser Tor in Berlin eingedrungen und bis zum Alexanderplatz vorgestoßen; doch mußten sich die Kosaken wieder zurückziehen. Sein Adjutant, von Blomberg, sollte dem Obersten von Benekendorff den Befehl überbringen, das Bernauer Tor – das amtlich aber schon seit 1809 Königstor benannt wurde – anzugreifen. Blomberg bat, sich an diesem Angriff beteiligen zu dürfen. Als das Tor geöffnet wurde, glaubte er, daß es Berliner Bürger seien, die den Befreiern ihr Tor öffneten. Er ritt den Kosaken voran hinein. Von einer Salve tödlich getroffen, stürzte er vom Pferd. Ein ehemaliger preußischer Leutnant von Höbe, der gleichfalls in der russischen Armee diente, schildert den Kampf um das Bernauer Tor ausführlicher. Dort hatte Blomberg das Kommando über zwei Kanonen der russischen Artillerie. „Er hatte den Auftrag, das Bernauer Tor einzuschießen und dann mit den Kosaken, welche seinen Kanonen als Bedeckung beigegeben waren, womöglich in das Tor hineinzusprengen." Tettenborn und der die gesamte Angriffstruppe befehligende General Tschernitscheff[6] hatten beabsichtigt, durch die Aktion am Bernauer Tor die Aufmerksamkeit der Franzosen vom Hauptangriff durch das Schönhauser Tor abzulenken. „In der festen Erwartung, es würde dann ganz Berlin gegen die Franzosen losbrechen, wie ihnen dies durch ihre hiesigen Vertrauensleute eingeredet sein mochte." Aber diese Hoffnung war durchaus unbegründet. Einige Berliner hatten die Kosaken zwar begeistert begrüßt. Als sie dann aber aufgefordert wurden, sich selber am Kampf zu beteiligen, zogen sich die Bürger wieder still in ihre Häuser zurück. Bei Klöden und Rellstab finden sich reizvolle Schilderungen der damaligen Situation aus der Sicht der Einwohner der preußischen Hauptstadt, in der der unerwartete Angriff der Kosaken zunächst beträchtliche Verwirrung bei den Franzosen ausgelöst hatte. Varnhagen schreibt in einem Brief vom 26. Februar 1813 kühl distanziert über die dramatischen Ereignisse; von Höbe schildert als Soldat die militärische Lage aus der Sicht des Angreifers. Über den Tod Blombergs schreibt er: „Wir hatten nach der Rückkehr vom Alexanderplatz etwa zehn Minuten am Schönhauser Tor gehalten, als eine Meldung kam, der Hauptmann von Blomberg sei am Bernauer Tor gefallen. Tschernitscheff teilte dies seiner Umgebung mit: Das Bernauer Tor habe sich bewegt und da habe der Hauptman von Blomberg geglaubt, es werde für ihn geöffnet, er sei also mit den Kosaken herangesprengt, sei aber aus dem offenen Tore, dem Wachthause und ebenso aus dem Hause des Steuereinnehmers mit Gewehrfeuer empfangen worden, worauf man ihn, zwei Kosaken und einige Pferde habe zusammenstürzen sehen. Die einige Stunden später erfolgten Erörterungen haben auf das bestimmteste herausgestellt, daß der Hauptmann von Blomberg dicht am Bernauer Tor, außerhalb desselben, erschossen und vom Pferd gefallen ist." Bürger trugen den Gefallenen in ein Haus. Er wurde dann auf dem St.-Georgen-Kirchhof nahe der Blindenanstalt begraben. Sein Freund Zeune, Leiter der Blindenanstalt und seit 1810 Professor der Erdkunde, ließ an einer dem Grabe nahestehenden Pappel einen ehernen Grabschild mit Namen und Todestag des Gefallenen befestigen mit der Inschrift: ‚Erstes Opfer im deutschen Freiheitskampf‘. Ein später am Königstor errichtetes Erinnerungsmal mußte dem sich ausweitenden Verkehr weichen, bis dann 1913 der noch heute stehende Gedenkstein geschaffen wurde.[7]

Ehrung und Gedenken

Im Jahre 1913 anläßlich des 100. Todestages des Geehrten schuf der Bildhauer Otto Kuhlmann (1873-1948) ein neues Denkmal auf einem Kleinen Platz, welcher der Bartholomäuskirche vorgelagert ist. Das Denkmal besteht aus einem Sockel mit einem Bronzemedaillon, das von einem stilisierten Eichenkranz umgeben ist und eine Bronzetafel. Ein antiker Kriegerhelm schmückt das heute unter Denkmalschutz stehende Ehrenmal. Friedrich de la Motte Fouqué veröffentlichte postum im Jahre 1820 Blombergs Gedichte und Trauerspiele „Konradin von Schwaben“ und „Waldemar von Dänemark“. Sein Gedicht „Schwertfegerlied“, welches am 20. Mai 1817 im „Morgenblatt“ veröffentlicht wurde, kursierte bereits kurz nach seinem Tode in den Reihen des Lützowschen Freikorps. Es diente Karl Theodor Körner als Basis für sein Gedicht „Schwertlied“.

Bildergalerie

Literatur

Fußnoten

  1. Herr auf Vortlage
  2. Artikel „Blomberg, Alexander Freiherr von“ von Rochus von Liliencron in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 717
  3. Ludwig von Blomberg wurde Herr auf Iggenhausen und Schakeuburg. Er trat zunächst in die hannoversche Legion ein, wurde im April 1814 Hauptmann beim 3. westfälischen Landwehr-Infanterieregiment, diente später in der Armee bis 1817, wurde 1831 Regierungsrat in Magdeburg, 1838 geheimer Oberregierungsrat in Berlin, gest. 1855.
  4. Im April 1814 Leutnant beim 2. westfälischen Landwehr-Infanterieregiment, ebenfalls l855 gestorben
  5. Blomberg an Stein (18. Mai 1813)), in: „Rückschläge – Waffenstillstand“, S. 344 ff.
  6. Generalmajor Alexander Iwanowitsch Tschernyschow (Tschernitscheff) vereinte am 17. Februar 1813 Tschernyschow seine Reiter in Wriezen westlich der Oder, die noch zugefroren war, mit den Kosaken Tettenborns und Benckendorffs. Am 19. Februar 1813 erschienen diese 3000 Reitern bei Strausberg. Am 20. Februar 1813 besetzten sie Pankow und drangen unter Tettenborn in Berlin ein, wo sie einige französische Offiziere gefangennahmen und den ganzen Tag so erhebliche Unruhe stifteten, daß die französische Besatzung der Stadt bis zu ihrem freiwilligen Abzug unter Saint-Cyr am Morgen des 4. März 1813 auf der Straße biwakieren mußte, um sich vor weiteren Überfällen zu schützen. Am 21. Februar 1813 zog sich Tschernyschow mit seinen Reitern nach Oranienburg zurück, von wo aus diese in der Umgebung Berlins für Unruhe sorgten.
  7. Paul Habermann: Das Denkmal am Berliner Königstor, in: „MITTEILUNGEN DES VEREINS FÜR DIE GESCHICHTE BERLINS“, Heft 1, Januar 1992 (archiviert)