Alldeutscher Verband
Der Alldeutsche Verband (auch: All-Deutscher Verband; bis 1894: Allgemeiner Deutscher Verband; ADV, später AV) wurde 1891 gegründet und organisierte zu Spitzenzeiten (1922) ca. 52.000 Mitglieder. Sein Ziel war es, das deutsche Nationalbewußtsein zu stärken. Zur Öffentlichkeitsarbeit dienten die vierzehntäglich erschienenen „Alldeutschen Blätter“. Die Vereinigung mit den alldeutschen Zielen hatte ihren Hauptsitz in Berlin und bestand bis 1939.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Entwicklung
Der Verband wurde auf Initiative des Kolonialpioniers Carl Peters gegründet. Konkreter Anlaß war der in weiten nationalen Kreisen Deutschlands als schmachvoll empfundene Helgoland-Sansibar-Vertrag von 1890.
Erster Weltkrieg
Als der Erste Weltkrieg ausbrach und der Reichskanzler Bethmann Hollweg mit Recht erklärte, daß seine ganze Politik wie ein Kartenhaus zusammengestürzt sei, sah der Alldeutsche Verband in des Kanzlers Führung die größte Gefahr für Deutschlands Weiterbestand.[1]
Zwischenkriegszeit
Nach dem Versailler Schanddiktat forderte der Verband in der Bamberger Erklärung die Wiedergewinnung der dem Deutschen Reiche geraubten Gebiete. Am Deutschen Tag in Coburg im Oktober 1922 nahmen Alldeutsche und Nationalsozialisten gemeinsam teil.
Auflösung 1939
Im Jahre 1939 wurde der Verband, welcher auch einflußnehmend auf die Entstehung der nationalsozialistischen Weltanschauung war, aufgelöst.
Ziele
Statuten 1917
Die Statuten in der Fassung vom 6. Oktober 1917 eröffnen als Verbandsziele:
- § 1. Der Alldeutsche Verband erstrebt Belebung der deutsch-nationalen Gesinnung, insbesondere Weckung und Pflege des Bewußtseins der rassenmäßigen und kulturellen Zusammengehörigkeit aller deutschen Volksteile.
- § 2. Diese Aufgabe schließt in sich, daß der Alldeutsche Verband eintritt
- 1) für die Erhaltung des deutschen Volkstums in Europa und über See und Unterstützung desselben in bedrohten Teilen
- 2) für die Lösung der Bildungs-, Erziehungs- u. Schulfragen im Sinn des deutschen Volkstums
- 3) für Bekämpfung aller Kräfte, die unsere nationale Entwicklung hemmen
- 4) für eine tatkräftige deutsche Interessenpolitik in der ganzen Welt, insbesondere Fortführung der deutschen Kolonialbewegung zu praktischen Ergebnissen.
Satzung 1919
Unter der Führung von Heinrich Claß formuliert die neue Satzung vom 31. August 1919 die Ziele des Verbandes:
- § 1. Der Alldeutsche Verband will in allen Deutschen eine auf die Treue und Liebe zur deutschen Eigenart gegründete völkische Gesinnung und einen nur auf das Wohl der deutschen Gesamtheit gerichteten völkischen Willen erwecken. Ohne Rücksicht auf ihre Staats-, Partei- und Bekenntnis-Zugehörigkeit will er alle Volksgenossen zusammenschweißen zur Arbeit an der allen Deutschen gemeinsamen Aufgabe: Erhaltung, Pflege und Entwicklung des deutschen Volkstums.
- § 2. Diese Aufgabe schließt in sich, daß der Alldeutsche Verband seine Aufgabe vor allem dienen läßt der Rettung und Wiederaufrichtung des durch den Zusammenbruch im November 1918 mit dem Untergang bedrohten deutschen Volks und Deutschen Reichs. Er fordert insbesondere als für Wohlergehen und Gedeihen der deutschen Volksgesamtheit unerläßlich
- 1) sittliche Ertüchtigung aller Kreise und Schichten unseres Volks, Wiedererweckung der Eigenschaften, die unsere Vorfahren aus Zeiten tiefster Not immer wieder emporgehoben haben
- 2) Wiederaufrichtung eines starken deutschen Kaisertums
- 3) Wiederaufbau einer starken deutschen Wehrmacht
- 4) Wiedergewinnung der dem deutschen Volk geraubten Gebiete
- 5) Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich
- 6) Schutz und Hilfe für das bedrängte Auslanddeutschtum
- 7) Gestaltung und Ausbau aller Gebiete des Volks-, Staats- und Einzellebens, gemäß deutscher Eigenart, insbesondere des Schul-, Bildungs-, Gesundheits- und Siedlungswesens, sowie Beeinflussung der deutschen Jugend- und Frauenbewegung im völkischen Sinn
- 8) planmäßige rassische Höherentwicklung des deutschen Volks durch Auslese und Förderung aller im Sinn guter deutscher Art hervorragend Begabten
- 9) Bekämpfung aller Kräfte, welche die völkische Entwicklung des deutschen Volks hemmen oder ihr schaden, insbesondere Fremdensucht und der auf fast allen staatlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Gebieten bestehenden jüdischen Vorherrschaft
Zitate
- „Die Generation um 1900 war verloren, politisch, wirtschaftlich, kulturell. Die Männer der nationalen Opposition haben sich in Erkenntnissen erschöpft, wie das so geht, wenn einer jahrzehntelang tauben Ohren predigt: naht endlich der Augenblick zur Tat, so hat man die Fühlung mit dem Leben verloren. Es waren im Charakter lautere Leute, diese Alldeutschen, aber ihr Feld war die Literatur, ihre Leser waren 20.000 Menschen ihres Schlages. Die Sprache des Volkes haben diese Männer nicht sprechen können.“ — Adolf Hitler[2]
Siehe auch
- Thule-Gesellschaft
- Germanenorden
- Reichshammerbund
- Deutscher Herrenklub
- Stahlhelmbund
- Deutschtum
- Ostforschung
- Deutscher Schutz- und Trutz-Bund
Literatur
- Handbuch des Alldeutschen Verbandes, München 1908 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Otto Bonhard: Geschichte des Alldeutschen Verbandes (1920); PDF-Datei 20 MB
- Allgemeiner Deutscher Verband (Hg.): Karl Pröll’s Kalender aller Deutschen (1893); PDF-Datei 27 MB
- Statuten in: Alldeutsche Blätter, XXIX, 1919, S. 310
- Detlev Rose: Die Thule-Gesellschaft. Legende – Mythos – Wirklichkeit [= Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Nachkriegsgeschichte, Bd. XXI]. Grabert-Verlag, Tübingen ³2008, ISBN 978-3-87847-242-1
Verweise
- Alldeutscher Verband: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 342–343
- Alldeutsch. Aus: Staatslexikon. Im Auftrag der Görres-Gesellschaft hrsg. von Hermann Sacher. 5. neubearb. Aufl. Bd. 1., Freiburg i. Br. 1926