Weber, Max

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Prof. Dr. jur. utr. Max Weber studierte in Heidelberg, Straßburg und Berlin Staatswissenschaften und wurde 1889 promoviert. Nach der Habilitation 1891/92 bearbeitete er die vom „Verein für Socialpolitik“ initiierten Forschungen zur Lage der Landarbeiter im Reich. Im Jahr 1894 erhielt er einen Ruf an die Universität Freiburg, drei Jahre später ging er an die Universität Heidelberg. Der Nationalökonom arbeitet zu verschiedenen gesellschaftlichen Problemfeldern stets in universalhistorischer Perspektive. Insbesondere gilt er als Begründer der deutschen Soziologie. Nach dem I. Weltkrieg wurde Weber an den Vorbereitungen für die neue Reichsverfassung beteiligt. In seinen letzten Lebensjahren lehrte er schließlich noch in Wien und München. Er setzte in den Wissenschaften das Prinzip der Werturteilsfreiheit durch.

Maximilian „Max“ Carl Emil Weber[1] (Lebensrune.png 21. April 1864 in Erfurt; Todesrune.png 14. Juni 1920 in München) war ein deutscher Jurist, Volkswirtschaftler, Wirtschaftshistoriker und Mitbegründer der Soziologie als Wissenschaft.

Leben

Max Weber (1878)
Der 15jährige Max Weber (links) und seine Brüder Alfred (Mitte) und Karl (rechts) im Jahr 1879
Maximilian „Max“ Carl Emil Weber.jpg

Max Weber wurde am 21. April 1864 als erstes Kind eines beamteten Stadtrats in Erfurt geboren. Seine Eltern hatten sich erst 1863 in Erfurt niedergelassen und verließen die Stadt bereits 1869. Es ist nicht bekannt, ob Weber seine Geburtsstadt später noch einmal betreten hat.

Weber studierte Jurisprudenz, Geschichte, Nationalökonomie und Philosophie in Heidelberg, Straßburg und Berlin. Bereits in seiner Dissertation „Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter“ (1889) und in seiner Habilitationsschrift „Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht“ (1891) untersuchte er den Wirkungszusammenhang von rechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Faktoren.

Weber war Professor für Handelsrecht in Berlin (1893), für Nationalökonomie in Freiburg im Breisgau (1894–1897) und in Heidelberg (1897–1903). Aus gesundheitlichen Gründen erfolgten ab 1898 häufige Unterbrechungen, 1903 die Einstellung der Lehrtätigkeit, die er erst 1918 in Wien (Professor für Soziologie) fortsetzte. Von 1919 bis zu seinem Tod war Weber Professor in München.

„Max Webers Name ist mit Heidelberg eng verbunden. Er absolvierte hier einen Teil seines Studiums und war von 1897 bis 1903 Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Philosophischen Fakultät der Universität. Nach seinem krankheitsbedingten Rücktritt vom Lehramt im Jahre 1903 blieb er als inaktiver ordentlicher Professor mit dem Titel Honorarprofessor der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg bis zum Jahre 1919 verbunden. Dann verließ er Heidelberg und zog nach München, wo er an der dortigen Universität eine Professur für Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie übernahm und bereits im Juni 1920 starb.“[2]

Ab 1903 war er Herausgeber des „Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik“, daneben Mitarbeiter des „Vereins für Socialpolitik“ und Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei.

Webers soziologisches Werk entstand v. a. außerhalb des akademischen Lehrbetriebes (nach 1903) und ist neben sozialhistorischen und religionssoziologischen Arbeiten ein systematischer Versuch, die Soziologie als eine eigenständige wissenschaftliche Disziplin zu konstituieren, die soziales Handeln deutend verstehen und in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will. Methodologisch strebte Weber nach einer Auflösung des Dualismus von Natur- und Geisteswissenschaften, indem er der Soziologie ein Tätigkeitsfeld zuwies, das den Naturwissenschaften unzugänglich ist: eine über die Beobachtung bestimmter Phänomene hinausgehende Deutung des subjektiv gemeinten Sinnes.

Begrifflich-theoretische Klarheit strebte Weber mit seiner Kategorienlehre an, die vom „bloßen Verhalten“ bis zu komplexen Formen der Vergesellschaftung reicht, durch eine idealtypische Vorgehensweise gekennzeichnet ist und eine Gegenüberstellung von Theorie und Realität ermöglichen sollte. Die idealtypische Methode durchzieht das gesamte wissenschaftliche Werk Webers; die Konstruktion gedachter Zusammenhänge diente ihm als heuristisches Mittel. Im Rahmen seiner Kategorienlehre suchte Weber nach Grundmustern, Regeln und Bestimmungsgründen des Handelns, die er in zweckrational, wertrational, affektuell und traditional untergliederte. Jede beobachtbare Handlung kann mindestens einer dieser Kategorien zugeordnet und in ihrer Abweichung von einem reinen Typus (z. B. der absoluten Zweckrationalität als Grenzfall) beschrieben werden.

Weber war ein politisch engagierter Mensch, plädierte aber für eine Trennung von wissenschaftlichem und politischem Handeln. Sein Postulat der Werturteilsfreiheit (Werturteilsstreit) wissenschaftlichen Tuns richtete sich gegen die von ihm kritisierte „Professorenprophetie“ und repräsentiert seine Position in der Auseinandersetzung mit philosophischen und theoretischen Strömungen, die im „Verein für Socialpolitik“ und der von Weber mitbegründeten Deutschen Gesellschaft für Soziologie aufeinandertrafen.

Zu den bedeutendsten Arbeiten seiner politischen Soziologie gehört die Herrschaftslehre, die v. a. von zwei Aspekten, einer idealtypischen Unterscheidung legitimer Herrschaftsformen (charismatisch, traditional, rational) und der Betonung einer zunehmenden Durchdringung aller Lebensbereiche durch einen Prozeß formaler Rationalisierung (okzidentaler Rationalismus), handelt. Die rationale Herrschaft, deren Legitimitätsanspruch auf dem Glauben an die Legalität gesetzter Ordnungen beruht, wird von Weber aufgrund ihres Auftretens im alltäglichen Verwaltungshandeln auch als bürokratische Herrschaft bezeichnet. Eine hoch entwickelte Bürokratie ist nach Weber ebenso Voraussetzung des modernen Kapitalismus wie die psychische Anpassung des Arbeiters an eine rationale Arbeitsorganisation und Betriebsdisziplin. Eine nicht geringere Bedeutung hat in Webers Theorie die Frage nach dem Zusammenhang von religiösen Glaubensinhalten und wirtschaftlicher Gesinnung. Weber kritisierte und ergänzte die materialistische Geschichtsauffassung durch eine religionssoziologisch begründete Theorie der Entstehung des modernen Kapitalismus, die als Theorie der protestantischen Ethik eine weite Verbreitung fand. Durch seine begrifflich-theoretischen und historisch-soziologischen Arbeiten hat Weber wesentlich zur Ausbildung der Soziologie als eigenständiger Wissenschaft beigetragen und ist einer ihrer bedeutendsten Vertreter geworden.

Biographie

Quelle
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Der heute weltweit berühmte Jurist, Nationalökonom und Sozialwissenschaftler Max Weber wurde am 21. April 1864 in Erfurt geboren. Sein aus einer Bielefelder Leinenhändlerfamilie stammende Vater war im Zeitraum von 1862-1868 als besoldeter Stadtrat in Erfurt tätig. Als Vertreter des politischen Liberalismus setzte er sich dabei unter anderem im Bereich der Armenfürsorge und der Schulpolitik für die Interessen der Erfurter Bevölkerung ein. Insbesondere war er darum bemüht, den Einfluß der Kirchen auf das städtische und staatliche Schulwesen im konfessionell gespaltenen Erfurt zu verringern. Nach der Aufnahme seiner Tätigkeit als Berliner Stadtrat und Reichstagsabgeordneter vertrat Webers Vater anschließend noch bis 1882 den Stadt- und Landkreis Erfurt im preußischen Abgeordnetenhaus.

Im Unterschied zu seinem Vater war es Max Weber selbst nicht vergönnt, ebenfalls die Politik als seinen Beruf zu wählen. Obgleich er seit seiner Berliner Jugend durch sein Elternhaus engen Kontakt mit führenden Vertretern der Nationalliberalen Partei hatte, entschied er sich doch für eine akademische Karriere. Er studierte in Heidelberg, Göttingen und Berlin die Rechtswissenschaften im Hauptfach und hörte daneben auch Vorlesungen auf dem Gebiet der Nationalökonomie, Geschichte, Philosophie und Theologie. Bereits 1894 nahm er den Ruf auf einen nationalökonomischen Lehrstuhl an der Universität Freiburg an. 1896 erhielt er dann eine entsprechende Professur an der Universität Heidelberg. Ein schweres Nervenleiden zwang ihn jedoch 1899 zur Einstellung seiner Lehrtätigkeit und schließlich zum Austritt aus dem Hochschuldienst im Jahre 1903. In der Folgezeit führte Weber das Leben eines Privatgelehrten in Heidelberg, bis er im Sommer 1919 wieder einen Lehrstuhl an der Universität München übernahm. Jedoch war auch seine dortige berufliche Tätigkeit nur noch von kurzer Dauer. Am 14. Juni 1920 starb er an den Folgen einer zu spät behandelten Lungenentzündung.

Max Webers Werk hat nach seinem Tod zunehmend auch international Beachtung und Anerkennung gefunden. Seinen Weltruhm als Kulturhistoriker und Sozialwissenschaftler hat dabei insbesondere seine erstmals in den Jahren 1904-05 erschienene Studie "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" mitbegründet. In ihr stellte Weber die Behauptung auf, daß in historischer Hinsicht ein enger Zusammenhang zwischen den asketischen Strömungen innerhalb des Protestantismus und der Entstehung der modernen kapitalistischen Berufsethik besteht. Für Weber war also die Reformation die entscheidende Voraussetzung für eine positive religiöse Bewertung des ökonomischen Gewinnstrebens. Er unterschied in diesem Zusammenhang jedoch die wirtschaftliche Einstellung des Luthertums deutlich von der des Calvinismus, Pietismus, Puritanismus und anderer radikaler protestantischer Sekten. Weber zufolge war dabei entscheidend, daß ein asketischer Lebensstil zur Grundlage des wirtschaftlichen und beruflichen Handelns gemacht wurde. Denn nur so war die Voraussetzung dafür gegeben, daß das ökonomische Gewinnstreben und die religiöse Heilssuche nicht mehr im Widerspruch zueinander standen, sondern sich wechselseitig bekräftigen konnten. Keinesfalls versuchte Weber jedoch, den modernen Kapitalismus als solchen und seine grundlegenden Institutionen aus rein religiösen Wurzeln und Traditionen heraus zu erklären, wie ihm dies einige seiner Kritiker vorwarfen. Vielmehr ging es ihm in dieser Studie nur darum, eine wichtige kulturelle Voraussetzung für das Funktionieren des kapitalistischen Wirtschaftssystems hervorzuheben: nämlich die Entstehung der modernen Auffassung der Berufspflicht und einer mit dieser einhergehenden rationalen Methode der Lebensführung.

Das soziologische Werk

Mit dieser kulturgeschichtlichen Untersuchung über die religiösen Wurzeln der modernen kapitalistischen Wirtschaftsgesinnung trat Weber in bewußte Konkurrenz zu der auf Karl Marx und Friedrich Engels zurückgehende materialistische Geschichtsauffassung. Denn diese war bestrebt, ökonomische Gesetzmäßigkeiten als die Antriebskraft der historischen Entwicklung geltend zu machen. Max Weber versuchte nun in der Folgezeit, seinen eigenen Ansatz in Abgrenzung zum historischen Materialismus weiter zu klären und zum Ausgangspunkt einer neuen Richtung der kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschung zu machen. Seit 1903 veröffentlichte er deshalb zahlreiche methodologische Schriften, die nach seinem Tode auch in Buchform erschienen und unter dem Titel "Wissenschaftslehre" bekannt geworden sind. In ihnen versuchte Weber zum einen, unser Wissen über mögliche Gesetzmäßigkeiten der historischen Entwicklung zu erweitern. Zum anderen betonte er nun den Stellenwert, der dem individuellen Handeln bei der Erklärung von geschichtlichen Abläufen zugesprochen werden muß. In diesem Programm einer verstehenden Soziologie kommen dabei ideelle und materielle Gründe menschlichen Handelns gleichermaßen zu ihrem Recht. Man hat Max Weber deshalb auch oft als einen bürgerlichen Marxisten bezeichnet. Denn zum einen erkennt er ausdrücklich die Rolle der materiellen Interessen von Menschen innerhalb der Geschichte an. Zum anderen hat er aber nachdrücklich die Bedeutung der ideellen Motive der handelnden Individuen und ihres religiösen Glaubens für ein tieferes Verständnis des Ablaufs des historischen Geschehens unterstrichen.

Weber hat in seinen späteren religionssoziologischen Schriften diesen neuen methodischen Ansatz auch für eine Analyse der Wirtschaftsethik der großen Weltreligionen fruchtbar gemacht. Er untersuchte dabei insbesondere das Verhältnis des Hinduismus, Buddhismus, Konfuzianismus, Taoismus und des antiken Judentums zu den ökonomischen Erfordernissen des alltäglichen Lebens. Dabei verwies er zum einen auf den engen Zusammenhang zwischen religiöser Idee und materieller Lebensführung. Zum anderen gelang es ihm, die Eigenart des abendländischen Rationalismus und der ihm zugrundeliegenden religiösen Tradition durch einen Vergleich mit den großen außereuropäischen Religionen und Kulturen herauszustellen. Weber versuchte damit zugleich eine Antwort auf die Frage zu geben, warum nur innerhalb der abendländischen Kultur die zentralen historischen Voraussetzungen für die Entstehung der modernen Gesellschaft im Bereich der Religion und Wirtschaft, der Politik und des Rechts sowie der Kunst, Wissenschaft und Technik geschaffen wurden. Und er wollte damit ferner erklären, warum die Religion selbst im Laufe dieses Prozesses innerhalb der westlichen Kultur zunehmend ihre Bedeutung als die vormals zentrale Lebensmacht eingebüßt hat. Zugleich war Weber aber auch daran interessiert, welche Bereiche der modernen Gesellschaft in der Lage sein könnten, eine der religiösen Heilssuche vergleichbare Funktion zu übernehmen. Denn daß das religiöse Bedürfnis eine grundlegende Eigenschaft der menschlichen Existenz darstellt, stand für ihn außer Frage. Nur war er skeptisch, daß mit fortschreitender gesellschaftlicher Modernisierung solche Ersatzreligionen wirklich noch auf Dauer erfolgreich an die Stelle der eigentlichen großen Erlösungsreligionen treten konnten.

Neben seinen religionssoziologischen Studien arbeitete Max Weber seit 1910 ferner an seinem eigenen Beitrag zu einem mehrbändigen Handbuch der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Jedoch war es ihm nicht mehr vergönnt, die Überarbeitung dieses umfangreichen Manuskriptes zu einem Abschluß zu bringen. Gleichwohl stellt dieses nach seinem Tod unter dem Titel "Wirtschaft und Gesellschaft" erschienene Werk einen weiteren Grund für Webers heutige Berühmtheit dar. In ihm hat er nämlich zum einen die grundbegrifflichen Voraussetzungen der modernen Soziologie auf einer handlungstheoretischen Grundlage geschaffen. Zum anderen hat Weber mit diesem Werk zugleich selbst wichtige eigene Beiträge zur Wirtschafts-, Religions-, Rechts-, Herrschafts-, Stadt- und Staatssoziologie ausgearbeitet. Er versuchte dabei die Selbständigkeit und Eigengesetzlichkeit der verschiedenen anderen gesellschaftlichen Bereiche gegenüber der Wirtschaft nachzuweisen. Wenn er auch den wirtschaftlichen Grundlagen des menschlichen Lebens viel Aufmerksamkeit widmete, so grenzte er sich insofern doch mit aller Entschiedenheit von einer rein ökonomischen Geschichtsauffassung ab.

Max Weber als politischer Schriftsteller

Die dem politischen Handeln zugrundeliegenden Gesetzmäßigkeiten und Beweggründe haben Weber immer wieder fasziniert. Ihnen hat er zahlreiche Schriften von zum Teil auch tagespolitischer Natur gewidmet, die ihn zugleich als politischen Denker ersten Ranges ausweisen. In seiner Freiburger Antrittsvorlesung von 1895 hatte Weber sich selbstbewußt als Mitglied der bürgerlichen Klasse bezeichnet und für eine Wirtschafts- und Sozialpolitik auf nationalstaatlicher Grundlage eingesetzt. Jedoch grenzte er sich im Gefolge des Ersten Weltkrieges zunehmend von den eigentlichen Vertretern des deutschen Machtstaates und dem "persönlichen Regiment" des Kaisers Wilhelm II. ab. Webers Kritik an der politischen Kultur des Wilhelminismus beruhte dabei auf der Einsicht, daß letztendlich nur eine umfassende Parlamentarisierung des Deutschen Reiches die Voraussetzungen für ein verantwortungsbewußtes politisches Handeln schaffen konnte. Denn nur dann, wenn sich die zukünftigen politischen Führer im Wettkampf der Parteien und im parlamentarischen Streit behaupten müssen, sei gewährleistet, daß die für diese Führungsaufgabe erforderlichen Fähigkeiten und Charaktereigenschaften überhaupt erst erworben werden und später auch zum Zuge kommen können.

Weber versuchte dabei, die Vorzüge der liberalen Demokratien des Westens mit seiner eigenen Auffassung bezüglich der Bedeutung von "charismatischer", das heißt auf persönlicher Ausstrahlungskraft beruhender politischer Herrschaft zu verbinden. Seine Vorstellung, daß gerade die moderne Massendemokratie eines starken, vom Parlament weitgehend unabhängigen politischen Führers bedürfe, ist dabei nach dem Ersten Weltkrieg von den liberalen Vordenkern und Vertretern der neuen demokratischen Staatsordnung in Deutschland aufgegriffen worden. So konnte Weber zwar nicht auf direktem Wege, aber zumindest mittels seiner politischen Schriften und Reden Einfluß auf die Beratungen anläßlich der Entstehung der Weimarer Reichsverfassung nehmen. Jedoch war es ihm trotz seines Einsatzes für die neu gegründete Deutsche Demokratische Partei nicht vergönnt, ein eigenes politisches Amt oder gar eine aktive politische Führungsrolle zu übernehmen. Nach einer anfänglichen Unterstützung des Wahlkampfes der liberalen Partei zog er sich vielmehr bald wieder zugunsten einer rein wissenschaftlichen Tätigkeit vom politischen Tagesgeschehen zurück. Weber war nicht nur ein bedeutender Wissenschaftler, sondern zugleich auch eine Persönlichkeit mit hoher Ausstrahlungskraft, die starken Eindruck auf seine Zeitgenossen machte. Ihm gegenüber konnte man sich nicht gleichgültig verhalten, sondern ihm entweder nur zustimmen oder aber ihn ablehnen. Insofern war Weber von seinem eigenen Charakter her gesehen durchaus ein politischer Mensch, der seine Mitmenschen aufgrund der Entschiedenheit seiner persönlichen Überzeugungen immer wieder zu polarisieren drohte. Diese Radikalität und Ernsthaftigkeit seines Denkens kommt nicht nur in den uns überlieferten politischen Stellungnahmen Max Webers, sondern zugleich auch in seinen wissenschaftlichen Arbeiten zum Ausdruck. Einen besonders guten Eindruck von seiner politischen Leidenschaft und intellektuellen Redlichkeit vermitteln dabei die beiden berühmten Vorträge über "Wissenschaft als Beruf" und "Politik als Beruf", die er im November 1917 und Januar 1919 vor einer studentischen Vereinigung in München hielt. Diese kurz vor seinem Tode gehaltenen Reden können zugleich als sein persönliches Testament betrachtet werden. In ihnen hat er zum einen zwischen einer gesinnungsethischen und einer verantwortungsethischen Form des politischen Handelns unterschieden. Als gesinnungsethisch bezeichnet Weber dabei eine politische Einstellung, welche sich nur an den ideellen Beweggründen und Motiven des eigenen Handelns ohne Rücksicht auf die Folgen orientiert. Verantwortungsethisch nennt er dagegen eine Haltung, welche zugleich auch die Konsequenzen des eigenen Tuns mitberücksichtigt. Mit dieser Gegenüberstellung hat sich Weber zugleich gegen all jene sozial- und kulturrevolutionären Bestrebungen seiner Zeit ausgesprochen, deren Anhänger nicht bereit waren, bei der Verfolgung ihrer Ziele die realen Machtverhältnisse zu berücksichtigen. Zum anderen hat Weber die Aufgabe des Wissenschaftlers und akademischen Lehrers deutlich von der des Politikers unterschieden. Letzterer zeichne sich nämlich dadurch aus, daß er seine persönlichen Überzeugungen zur Grundlage seines beruflichen Handelns macht. Dagegen sei der Beruf der Wissenschaft gerade durch einen Verzicht auf die öffentliche Bekundung der eigenen Wertvorstellungen gekennzeichnet. Beiden Bereichen liegen somit unterschiedliche Eigengesetzlichkeiten zugrunde. Diese nötigen Weber zufolge jeden einzelnen dazu, sich selbst zu entscheiden, welchem persönlichen "Dämon" er folgen will. Weber selbst hat sich dabei bis zuletzt konsequent für die wissenschaftliche Tätigkeit entschieden. Er hat darüber aber zugleich nie die Politik als seine heimliche Liebe aus den Augen verloren.

Die Wirkungsgeschichte

Obgleich Weber bereits zu Lebzeiten eine über die engeren fachwissenschaftlichen Kreise hinaus bekannte Persönlichkeit war, haben sein Leben und Werk doch erst nach seinem Tode eine weltweite Anerkennung gefunden. Einer der Gründe für seine heutige Berühmtheit liegt in dem Umstand begründet, daß seine Frau sich erfolgreich darum bemühte, seine wichtigsten wissenschaftlichen Arbeiten nun auch in Buchform zu veröffentlichen. Sie verfaßte ferner eine umfangreiche biographische Darstellung des Lebens und Werkes ihres Mannes, die bis heute unser Bild von Max Weber prägt. Ferner ist es dem amerikanischen Soziologen Talcott Parsons zu verdanken, daß Webers Werk in den dreißiger und vierziger Jahren zunehmend auch in der englischsprachigen Welt bekannt wurde. Von Bedeutung für diese internationale Anerkennung Webers waren aber auch jene deutschen Emigranten, die im Gefolge der nationalsozialistischen Machtergreifung das Land verlassen mußten und ebenfalls mit dazu beitrugen, daß Webers Werk zunächst in den U.S.A. und später auch weltweit zur Kenntnis genommen wurde.

Die nordamerikanische Weber-Diskussion machte nach dem zweiten Weltkrieg sein Werk nun auch in der neugegründeten Bundesrepublik Deutschland an den Hochschulen bekannt. Denn die westlichen Besatzungsmächte waren sehr darum bemüht, die demokratische Gesinnung in Deutschland durch die Einführung der modernen Politik- und Sozialwissenschaften an den Universitäten und im Rahmen einer breiteren staatsbürgerlichen Erziehung nachhaltig zu stärken. Webers Arbeiten galten in ihren Augen dabei als ein ideales Mittel, um die liberalen Kulturwerte der westlichen Welt gegen die drohende Herausforderung durch die sozialistischen Länder zur Zeit des Kalten Krieges zu verteidigen.

Im Gefolge der westdeutschen Studentenbewegung von 1968 mehrten sich allerdings die Stimmen, die Webers Werk selbst in die Tradition des obrigkeitsstaatlichen Denkens in Deutschland zu stellen versuchten. Zum einen warf man ihm nun vor, mit seiner Betonung der Notwendigkeit einer persönlichen politischen Führerschaft im Zeitalter der Massendemokratie eine geistige Nähe zur nationalsozialistischen Weltanschauung zum Ausdruck gebracht zu haben. Zum anderen wurde Weber zugleich als der große Gegenspieler und Konkurrent zu Karl Marx empfunden. Man unterstellte Weber in diesem Zusammenhang, ausschließlich die Interessen des Bürgertums zu vertreten und die geschichtliche Notwendigkeit einer sozialistischen Umgestaltung der bestehenden westlichen Gesellschaft zu verschleiern.

Spätestens zu Beginn der achtziger Jahre erfuhr das Werk Max Webers auch in der DDR eine zunehmende Beachtung. Überwog vormals noch die weltanschauliche Auseinandersetzung mit dem vermeintlichen Klassengegner, so wurden seine Schriften nun als willkommene Ergänzung zur sozialistischen Geschichtsauffassung angesehen. Insbesondere versprach man sich, durch eine öffentliche Diskussion seiner Arbeiten nun auch etwas mehr Aufschluß über die individuellen Bestimmungsgründe des menschlichen Handelns zu erhalten. Ein Höhepunkt dieser von staatlicher Seite aus unterstützten Auseinandersetzung mit dem Werk Max Webers war dabei zweifellos das Symposium, welches das Nationalkomitee für Soziologische Forschung in der DDR anläßlich seines 125. Geburtstages am 21. April 1989 in Erfurt durchführte. Anläßlich dieser Veranstaltung, an der auch namhafte westdeutsche Weber-Forscher beteiligt waren, war man nun darum bemüht, die alten Auseinandersetzungen zwischen dem bürgerlichen und dem marxistischen Lager bezüglich der historischen Bedeutung Max Webers zugunsten einer gemeinsamen Aneignung dieses kulturellen Erbes zu überwinden.

Heute wird Webers Werk nicht nur im vereinten Deutschland, sondern inzwischen weltweit als einer der bedeutendsten Beiträge auf dem Gebiet der modernen Kultur- und Sozialwissenschaften anerkannt. Nachdem sich die Blockbildung zwischen der kapitalistischen und sozialistischen Welt inzwischen weitgehend aufgelöst hat, werden seine Arbeiten in Ost und West für die wissenschaftliche Forschung in den verschiedensten Bereichen herangezogen. Auch in den Ländern der Dritten Welt wird seit vielen Jahren insbesondere auf seine religionssoziologischen Schriften zurückgegriffen, wenn es die Frage zu klären gilt, wie sich unterschiedliche religiöse und kulturelle Traditionen mit den Erfordernissen einer am westlichen Modell orientierten modernen Gesellschaft verbinden lassen.


Familie

Max Weber war der Bruder des Kultursoziologen Alfred Weber und Ehemann der Frauenrechtlerin, Soziologin und Rechtshistorikerin Marianne Weber.

Zitate

Von Weber

  • „Wir können nur ein gemeinsames Ziel haben: aus dem Friedensvertrag [von Versailles] einen Fetzen Papier zu machen! Im Augenblick ist das nicht möglich, aber das Recht auf eine Revolution gegen die Fremdherrschaft läßt sich nicht aus der Welt schaffen!“

Über Weber

  • „Weber war Patriot, er glaubte an Deutschland unter allen Umständen. Illusionslos sah er allerdings die Wirklichkeiten, machte sich kein Traumbild zurecht. Seine rücksichtslos wahrhaftige Kritik dem Vaterland gegenüber war eine Kritik aus Liebe. Niemals konnte man stärker empfinden, was unbedingter Patriotismus sei, als wenn Max Weber nach kritischen Bemerkungen zum Positiven kam und schloß: ‚Ich danke Gott, daß ich als Deutscher geboren bin.‘ “Karl Jaspers, deutscher Philosoph

Werke (Auswahl)

  • Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht (PDF-Datei)
  • Wahlrecht und Demokratie in Deutschland (PDF-Datei)
  • Geistige Arbeit als Beruf, vier Vorträge vor dem freistudentischen Bund (1919) (PDF-Datei)
  • Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, 3 Bände (1920-1921) (PDF-Dateien: Band 2, Band 3)
  • Gesammelte politische Schriften (1921)
  • Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre (1922) (PDF-Datei)
  • Soziologische Grundbegriffe (1922)
  • Wirtschaft und Gesellschaft (1922) (PDF-Datei)
  • Gesammelte Aufsätze zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (1924)
  • Gesammelte Aufsätze zur Soziologie und Sozialpolitik (1924)
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Siehe auch

Literatur

  • René König: Max Weber, in: Hermann Heimpel / Theodor Heuss / Benno Reifenberg (Hgg.): Die großen Deutschen. Deutsche Biographie. Fünf Bände, Prisma Verlag, Gütersloh, 1978, 3.700 Seiten [Nachdruck der überarbeiteten Ausgabe von 1966 des 1956 neu aufgelegten gleichnamigen Werkes von Willy Andreas u. Wilhelm von Scholz aus den Jahren 1935–1937], Bd. 4, S. 423–435
  • Christoph Steding: Politik und Wissenschaft bei Max Weber (Bestellmöglichkeit des Nachdrucks, ISBN 3-926370-71-8)
  • Melchior Palyi (Hg.): Hauptprobleme der Soziologie, Erinnerungsgabe für Max Weber; (1923) (Band 1 PDF-Datei)

Verweise

Fußnoten

  1. Nach anderen Quellen war die richtige Namensfolge Karl Emil Maximilian „Max“ Weber
  2. Max-Weber-Institut für Soziologie Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg