Bachmann, Walther
Walther Paul Ludwig Bachmann ( 6. Juni 1889 in Stettin; 16. Juni 1966 in St. Goar[1][2]) war ein deutscher Offizier der Marineflieger der kaiserlichen Fliegertruppe im Ersten Weltkrieg, Unternehmer sowie Flugzeugbauer und Rüstungsindustrieller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Walther Bachmann wurde 1889 in Stettin geboren. Im Ersten Weltkrieg war er Frontoffizier (Leutnant zur See d. R.) der Seeflieger-Kräfte und von 1917 bis 1919 Einflieger beim „Seeflugzeug-Versuchskommando Warnemünde“.
Von uneingeschränkter Bewunderung zeugt u. a. auch ein Satz aus dem Tagebuch seiner Schwester Erika Martha Therese Teuthorn (deren Ehemann Emil Johannes August Teuthorn Kauf- sowie Geschäftsmann und Offizier der Schutztruppe war), das sie während des Ersten Weltkrieges in Deutsch Südwestafrika verfaßte:
- „November 1916 – [...] es kam ein Brief von Großmama u. Onkel Walther. Er war inzwischen Offizier geworden, hatte das Eiserne Kreuz I. + II. Klasse. Er hatte ein englisches Großkampfflugzeug abgeschossen und vom Kaiser das EK I persönlich erhalten. Die Nachricht war zwar 7 Monate unterwegs, aber die Freude doch sehr groß und die Jungen [Anm.: Erika hatte drei Söhne, der jüngste wurde im November 1916 in Windhuk geboren] waren nun natürlich noch stolzer auf ihren Onkel.“
Nach dem Krieg war Bachmann u. a. Versuchspilot der Ernst Heinkel Flugzeugwerke Warnemünde. Ernst Heinkel gründete am 1. Dezember 1922 die Ernst Heinkel Flugzeugwerke Warnemünde. Die ersten Flugzeuge waren die Schwimmerflugzeuge HE 1 und HE 2 (deren Lieferung trotz der Auflagen der Siegermächte des Ersten Weltkriegs durch die Zusammenarbeit mit dem Alten Adler Kapitänleutnant a. D. Walter Hormel möglich wurde) und die Ende 1923 beginnende Entwicklung des Schulflugzeuges HE 3, das von Chefkonstrukteur Karl Schwärzler (1901–1974) entworfen wurde.[3]
Firmen und Firmenbeteiligungen
Aero-Sport GmbH
1923 gründete der hochdekorierte Bachmann auf dem Flugplatz „Hohe Düne“ die „Aero-Sport GmbH“ in Warnemünde zur Ausbildung von Flugzeugführern. U. a. legte Theodora „Thea“ Rasche, eine „Königin der Lüfte“, als erste deutsche Pilotin hier die Seefliegerprüfung (A1-Schein für Seeflug) ab. Nach 1926 wurden auch Land- und Seeflugzeuge der Ernst Heinkel Flugzeugwerke repariert und gefertigt, darunter Nachbauten des LVG B.III (zweisitziges Aufklärungs- und Schulflugzeug), ebenso wurden Flugzeuge gekauft, aufbereitet und mit Gewinn ins Ausland weiterverkauft.
Walther-Bachmann-Flugzeugbau
1933/34 übernahm die Luftwaffe, später die Kriegsmarine den Flugplatz in Warnemünde. Walther Bachmann fand in Ribnitz mit dem nahe gelegenen Flugplatz Pütnitz gute Bedingungen für den Bau und die Erprobung von Land- und Seeflugzeugen und verlegte die „Aero-Sport GmbH“ von Warnemünde nach Ribnitz. Inzwischen hatte er sich einen gewissen Wohlstand erarbeitet und verfügte über Besitz in Körkwitz, Neuhaus und Ahrenshoop.
Irgendwann zu dieser Zeit erfolgte eine Umbennenung der Firma in „Reparaturwerk Riebnitz“, dies geschah wahrscheinlich aus Geheimhaltungsgründen.
Ab 1937 firmierte das Unternehmen unter „Walther-Bachmann-Flugzeugbau KG“. So wie die Flugzeugbauunternehmen Arado und Heinkel in Rostock wurde auch Bachmann in Ribnitz von den Nationalsozialisten großzügig gefördert. Die Beschäftigungs- und Verdienstmöglichkeiten waren sehr gut, so daß die Stadt Ribnitz mit „Bachmann“ in den 1930er Jahren einen wirtschaftlichen Aufstieg erlebte.
Anfangs wurden vorwiegend Reparaturen an Seeflugzeugen vorgenommen. Später fungierte das Werk auch als Zulieferer für andere Flugzeugwerke. Das Reichsluftfahrtministerium bestimmte Ribnitz zum Reparaturstammbetrieb unter anderem für den Standardbomber der deutschen Luftwaffe Heinkel He 111. 1945 wurden Strahlbomber des Typs Arado Ar 234 repariert.
Die Walther-Bachmann-Flugzeugwerke Ribnitz eröffneten im Jahre 1938 in Barth eine Außenstelle und stellten dort Baugruppen und Waffenteile für die Ausstattung der Wehrmacht her. 1942 beschäftigte das Unternehmen 2.350 Menschen.[4]
Mit der Besetzung der Stadt Ribnitz am Ende des Zweiten Weltkrieges durch die Rote Armee am 1. Mai 1945 begann die Demontage unzerstörter Anlagen. Alle Bauten mit Ausnahme des Konstruktionsbüros und des Verwaltungsgebäudes wurden vom Feind gesprengt. Der Versuch Walther Bachmanns, das Werk wieder zurückzubekommen, um eine zivile Produktion aufzubauen, mißlang. Am 17. April 1948 wurde die kriminelle Enteignung bestätigt.[5]
Bachmann, von Blumenthal & Co. KG 1938–1945
Am 14. November 1938 kaufte die in Fürth neu gegründete Firma „Bachmann, von Blumenthal & Co. KG“ („BBF“ für „Bachmann, von Blumenthal & Co. Flugzeugbau“) ein Grundstück auf der heutigen Hardhöhe. Der Eigentümer Eduard Winter blieb in Berlin, Walther Bachmann (Walther-Bachmann-Flugzeugbau KG im mecklenburgischem Ribnitz / Flugplatz Pütnitz) war in der Anfangszeit als Berater mit eingebunden, aber selbst kaum vor Ort. Wolf-Werner von Blumenthal wurde als Geschäftsführer eingesetzt und leitete des Unternehmens überwiegend in Fürth. Der königlich preußische Oberleutnant des Kaiserlichen Heeres a. D. Wolf-Werner von Blumenthal ( 27.2.1886, 11.4.1965; Bruder von Albrecht von Blumenthal) lebte auf einem Jagdschloß in Varzin (Pommern) und hatte ursprünglich mit Fürth selbst wenig zu tun. Später jedoch übernahm der Sohn des einstigen Rittmeisters Vally Carlo Werner von Blumenthal, auf Staffelde und Schlönwitz (1848–1919) jedoch den Vorsitz der Geschäftsleitung.
Spätestens ab 1940 arbeitete die BBF sehr eng mit der Fa. Messerschmitt in Augsburg und Regensburg zusammen. Bachmann, von Blumenthal & Co. produzierte seine Flugzeugkomponenten bis 1945 in Fürth (Hardhöhe, Burgfarrnbach, Schwabacher Straße) und in Nürnberg. Zu dieser Zeit war die BBF hauptverantwortlich für die Reparatur der Bf 110, einem zweimotorigen schweren Langstreckenjagdflugzeug und Jagdbomber, dessen Tragflächen und Rumpf gänzlich aus Metall bestanden. Weitere Flugzeugtypen wurden ebenfalls in Fürth repariert, so der Typ Junkers Ju 87, der als Stuka bekannt wurde, sowie für die Messerschmitt Me 262, den ersten einsatzfähigen Düsenjäger der Welt. Daneben spezialisierte man sich auf die Reparatur der Messerschmitt Me 210, die ebenfalls ein Jagdflugzeug für Langstrecken war. Neben der Reparatur von Flugzeugen baute man auch zwischen 1941 und 1944 eine kleine Anzahl von Flugzeugen, immerhin 352 Stück, selbst.
Das Kriegsende kam am 19. April 1945 in Fürth mit der Kapitulation der Stadt Fürth. Die Firma BBF wurde 1943 in die Geheimliste aufgenommen und verlegte deshalb ihren Firmensitz Anfang 1944 nach Berlin. Nach dem Krieg existierte das Unternehmen weiter. 1949 wurden Eduard Winter und Wolf-Werner von Blumenthal entnazifiziert und wurden so in die Gruppe 5 (Entlastete) eingeteilt. 1950 war der Firmensitz kurzfristig in Hamburg, im Frühjahr 1952 bekam er in Berlin die Gewerbezulassung, zwei Jahre später jedoch beschlossen die Gesellschafter die Auflösung. 1973 erlosch die Berliner Gewerbezulassung und am 14. März 1973 wurde sie aus dem Handelsregister gelöscht.
Auszeichnungen (Auszug)
- Abzeichen für Marine Flugzeugführer auf Seeflugzeugen (1913)
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Flieger-Erinnerungsabzeichen (1914)
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
Literatur
- Edwin Sternkiker: Doppeldecker und Strahlbomber über Ribnitz, Die Walther-Bachmann-Flugzeugwerke 1934 bis 1945, Verlag Redieck & Schade, Rostock 2010, ISBN 978-3-942673-35-8