Bendemann, Hans

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Hans Bendemann als Hauptmann und Vermessungsdirigent

Emil Johannes „Hans“ Bendemann (auch: Hans Emil; Lebensrune.png 28. Februar 1852 in Stettin; Todesrune.png 24. Januar 1914 in Heidelberg) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, zuletzt Generalleutnant. Als Hauptmann und Vermessungsdirigent hat er zwischen 1886 und 1889 mit „Triangulation“ die Rheinlande vermessen. Später war er auch Lehrer für Vermessungs- und Kartenwesens sowie Militärgeographie an der Kriegsakademie in Berlin.

Werdegang

Geodät Major Bendemann
Prof. Dr.-Ing. Hans Fröhlich:
„Preußens letzte Kette“, 2011[1]
Brief an den Major Hans Bendemann von Generalleutnant Heinrich von Goßler, Darmstadt, 11. August 1895
Generalmajor Bendemann als Kommandeur der 61. Infanterie-Brigade in Straßburg (Rangliste 1906)
Schulweg des Sohnes Karl
„Mein Name ist HANS BENDEMANN. Ich wurde am 28. Februar 1852 als jüngstes von acht Kindern des Wirklichen Geheimem Oberbergrathes EMIL BENDEMANN und seiner Ehefrau OTTILIE, geborene PRÖSSEL, in Stettin geboren. Gegen den Willen meines Vaters drängte es mich zum Militär, wo ich schließlich 1870 als Musketier vereidigt wurde und schon einen Monat später als Fahnenjunker in den Deutsch-Französischen Krieg zog. 1871 erfolgte die Beförderung zum Fähnrich, wenig später zum Leutnant und 1881 zum Oberleutnant. Am 21. April 1882 wurde ich, obwohl ich mathematisch nicht sehr begabt war, durch Allerhöchste-Kabinetts-Order zur trigonometrischen Abteilung der Landesaufnahme kommandiert. Die Methode der kleinsten Quadrate war mir ein böhmisches Dorf! Mit Grauen und Schaudern fuhr ich daher nach Berlin. Zunächst nahm ich als Assistent an den Triangulationen in Ostfriesland teil und erhielt anschließend 1886 als Vermessungs-Dirigent den Befehl, die Hauptdreiecke in einem etwa 70.000 km2 großen Gebiet, das sich vom Münsterland bis zum Hunsrück und von der Belgisch-Niederländischen Grenze bis nach Thüringen erstreckte, zu erkunden. Ich war vier Jahre jeweils vom 1. Mai bis Anfang September unterwegs, teils mit der Bahn, teils per Kutsche oder zu Fuß. In diesen Jahren habe ich unzählige Bäume und Kirchtürme bestiegen – schwindelfrei musste man aber natürlich sein. Meine Erkundungsergebnisse, denen ich auch die Quartiere hinzufügte, in denen ich logierte, enthielten auch Gesprächs- und Verhandlungsnotizen, sozusagen alles, was für eine Triangulation von Wichtigkeit war. Es umfasste schließlich 550 Seiten in Kurrentschrift. 1893 verließ ich die Landesaufnahme zur Wahrnehmung von Aufgaben im Großen Generalstab der 21. Division. 1907 wurde ich als Generalleutnant mit Pension z. D. gestellt und verbrachte meine letzten Lebensjahre in Heidelberg.“[2]

Kurzchronologie

  • 4. August 1870 Eintritt in das 6. Thüringische Infanterie-Regiment Nr. 95, wo schon einer seiner beiden älteren Bruder diente und sich als Sekonde-Leutnant im Deutsch-Französischen Krieg das Eiserne Kreuz I. Klasse verdiente.
  • 10. Februar 1871 Portepee-Fähnrich
  • 15. April 1871 Sekonde-Leutnant
    • Zugführer in der 4. Kompanie
  • 3. September 1873 aus dem Heer ausgeschieden zwecks Übertritt zum See-Bataillon der Kaiserlichen Marine
  • 13. März 1879 aus der Marine ausgeschieden und im 2. Badischen Grenadier-Regiment „Kaiser Wilhelm I.“ Nr. 110 angestellt
    • zuerst in der 7. Kompanie, dann Adjutant des 2. Bataillons in Heidelberg
  • 1881 Premierleutnant
  • 21. April 1882 zur trigonometrischen Abteilung der Landes-Aufnahme kommandiert
  • 1886 als Hauptmann à la suite dem Generalstab der Armee (im Neben-Etat als Vermessungs-Dirigent)
  • 1889/90 Chef der 11. Kompanie/Infanterie-Regiment „von Lützow“ (1. Rheinisches) Nr. 25
  • 29. März 1892 Major
  • 25. November 1898 Oberstleutnant
  • 18. April 1901 Oberst
    • 1902 bis 1904 Kommandeur des Grenadier-Regiments „König Friedrich I.“ (4. Ostpreußisches) Nr. 5
  • 20. Juli 1904 Generalmajor
  • 1907 Übersiedlung nach Heidelberg, wohnhaft in der Villa in der Werrgasse 5.
    • In Heidelberg war er „lebenslanges Mitglied“ des „Bundes für Vogelschutz“ (BfV). Seine Kinder besuchten das dortige Kurfürst-Friedrich-Gymnasium. Noch im 21. Jahrhundert wohnte eine Enkelin des Generals in der ehemaligen Villa Bendemanns, die heute mehrere Familien beherbergt.

Erinnerung (2011)

Eine gewisse Ähnlichkeit ist vorhanden. Sicher, Professor Hans Fröhlich fehlt der strenge preußische Blick und die Aura der kaiserlichen Uniform aus dem 19. Jahrhundert. Aber der schlohweiße Schnäuzer und der gerade, hellwache Blick des Mannes aus Sankt Augustin-Meindorf erinnern stark an das Antlitz des Porträts, das er vor sich in den Händen hält. Es zeigt in Öl Hans Bendemann, preußischer Offizier und Vermessungsdirigent. Was äußerlich noch nicht ganz zusammen passt, wächst dann inhaltlich ineinander. Fröhlichs Steckenpferd ist nämlich die Landesvermessung. Und Bendemann hat als Hauptmann zwischen 1886 und 1889 erstmals die Rheinisch-Hessische Dreieckskette vermessen - noch heute die Grundlage zahlreicher Kartenwerke. Die unausweichliche Beziehung zwischen den beiden Männern begann 1985. Fröhlich fielen im Landesvermessungsamt Bonn-Bad Godesberg die dienstlichen Tagebuchaufzeichnungen Bendemanns in die Hände. „Ein unglaublicher Fund, ein Schatz der Landesvermessung“, begeistert sich Fröhlich noch heute. Es war für den heute an der Hochschule Bochum tätigen Professor eine Selbstverständlichkeit, das Werk des Hauptmanns an die Öffentlichkeit zu bringen. Er erweckte den in Vergessenheit geratenen Bendemann zum Leben. 1886 erhielt Hans Bendemann den Befehl, die Hauptvermessungspunkte im rheinisch-hessischen Raum zu erkunden. In einer Zeit ohne gute Karten, ohne Auto oder Handy eine heutzutage unvorstellbare Aufgabe. Vermessungspunkte 1. Ordnung waren im 19. Jahrhundert Orte auf hohen Bergen, zwischen denen die Entfernung mehr als 50 Kilometer betrug und mit deren Hilfe so genannte Dreiecksketten gebildet wurden, die Grundlage jeder weiteren Vermessung waren. So machte sich Bendemann mit seinem Burschen vom Startpunkt Koblenz aus auf den Weg, um mit Kutsche, Eisenbahn oder zu Fuß vier Jahre lang jeweils zwischen dem 1. Mai und dem 15. September zu suchen, zu schauen und zu messen. „Die Rekognoscirung von Punkten 1. Ordnung ist die interessanteste, aber auch aufregendste Beschäftigung in der Trigonometrischen Abteilung. Sie stellt Anforderungen an Körper und Geist, erfordert ein gutes Gedächtnis, schnelle Orientierung und vor allem Entschlusskraft“, beschreibt Bendemann seine Arbeit, die ihn auch in den Rhein-Sieg-Kreis führen sollte. „Das Tagebuch liest sich wie ein spannender Reiseführer, denn der Hauptmann musste ja an vielen unterschiedlichen Orten übernachten und sich entsprechend in Gasthöfen niederlassen“, erzählt Hans Fröhlich. Er selbst vollzog als gebürtiger Sauerländer die Route Bendenmans von Bilstein bis zum Kahlen Asten nach. Am 22. Mai 1887 erreichte der preußische Vermessungsdirigent dann auch Siegburg, um den Michaelsberg als Vermessungspunkt zu erkunden. Um den Berg besteigen zu dürfen, auf dem damals das Klostergebäude als Gefängnis diente, musste Bendemann sich die Erlaubnis des damaligen Gefängnisdirektors Leutnant von Lepel einholen. Weitere Rhein-Sieg-Kreis-Stationen des Hauptmanns, der in seiner Karriere bis zum Generalleutnant aufstieg, waren der Heckberg in Much und Bergheim, wo er mit Hilfe von selbst gebauten Holztürmen die so genannte Bonner Basis erkundete. Untergebracht war er im Hotel „Zum Goldenen Stern“ am Bonner Markt. „Von Bonn gelangt man am besten nach Bergheim mittels Dampfschiff nach Beuel, von hier längs des Rheins durch die Pappelallee nach der Siegfähre“, beschrieb Bendeman seinen täglichen Arbeitsweg von gut 75 Minuten. Hans Fröhlich ist fasziniert von Bendemanns Geschichte. Durch hartnäckige Recherche ermittelte er sogar eine Enkelin des Hauptmanns, die in Heidelberg in der ehemaligen Villa Bendemanns lebt. Bei einem Besuch wurde ihm das private Tagebuch Bendemanns übergeben. „Da standen auch noch seine alte Pickelhaube und sein Degen“, berichtet Fröhlich. „So ein Mann darf nicht in Vergessenheit geraten“, meint der Professor. Deshalb plant er nach einem Buch über des Hauptmanns Sauerlandreise nun eine umfangreiche Dokumentation über Bendemanns Erkundungsarbeiten. „Ich bin längst in seine Rolle geschlüpft“, bekennt der 63-Jährige.

Familie

Hans war der Sohn von Emil Franz Leopold Bendemann (1807–1882) und seiner Gemahlin Ottilie, geb. Prössel (1815–1887). Er hatte fünf Geschwister, darunter Pauline, verheiratete Hübner, Fanny Adelheid „Lida“, verheiratete von Baeyer (⚭ 1868 Chemiker Adolf von Baeyer) und Emma Margarethe, verheiratete Friedländer (nach dem Tod des Konsuls Justus Ludwig David Theodor Friedländer im Jahre 1873 heiratete sie den Diplomaten und Staatssekretär im Auswärtigen Amt Clemens August Busch). Sein ältester Bruder Anton (Lebensrune.png 1838) war als Reserveoffizier im Deutsch-Französischen Krieg gefallen. Hans Bendemann war mit Marie, geb. Rothe verheiratet. Aus der Ehe sind mehrere Kinder entsprossen, das Nesthäkchen war Johanna (1906–1977), die 1929 den Heidelberger Musikpädagogen, Dirigenten und Kommunalpolitiker Friedrich „Fritz“ Ludwig Maria Henn (1901–1984) heiratete.

Sein Sohn Karl (Lebensrune.png 9. September 1897 in Trier) meldete sich im Ersten Weltkrieg beim Deutschen Heer und war am 23. Juni 1915 in der 6. Kompanie des Stammregimentes seiner Familie, dem 6. Thüringischen Infanterie-Regiment Nr. 95, an der Ostfront im Kampf gegen die Kaiserlich-Russische Armee gefallen. Ob der Kriegsfreiwillige Richard Bendemann, der am 8. Oktober 1914 an der Westfront fiel, ebenfalls ein Sohn war, konnte nicht bestätigt werden.

Auszeichnungen (Auszug)

Verweise

Fußnoten

  1. Landesvermessung: In der Haut des Hauptmanns von Martin Sauerborn, Kölnische Rundschau, 24. Januar 2011
  2. Prof. Dr.-Ing. Hans Fröhlich (1947–2016): Aus dem Reisetagebuch des preußischen Hauptmanns Hans Bendemann, 2011