Bobrik, Günther

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Dr. phil. Günther Bobrik, Mitte / Ende der 1930er Jahre

Johannes Eduard Günther Bobrik (fälschlicherweise auch: Günter; Lebensrune.png 5. Februar 1888 in Königsberg; Todesrune.png 16. September[1] 1957 in Hamburg) war ein deutscher Akademiker, Reserveoffizier und Schauspieler in Zerbst, Essen, Königsberg und Altona.

Werdegang

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Sagen sie, Herr Bolt (Bobrik und Bolt).jpg

Günther besuchte das Königliche Wilhelms-Gymnasium in Königsberg (Abitur 1906), studierte in Königsberg sowie in München und promovierte an der Universität München am 8. März 1909 mit der Arbeit „Wielands Don Sylvio und Oberon auf der deutschen Singspielbühne“.

Rundfunkpionier

Beim Nordischen Rundfunk (ab 1932 Norddeutscher Rundfunk GmbH und ab 1934 Reichssender Hamburg) war er u. a. Leiter und Sprecher der Hamburger Donnerstagprogramme „Und abends wird getanzt“ und galt als ein „bewährter Stratege der Ansage“. 1936 erschien von Christian Ludwig Neitsch das Buch „Sagen sie, Herr Bolt … Eine lustige Geschichte um Erwin Bolt[2] und Günther Bobrik“.

Nachkriegszeit

In der Nachkriegszeit arbeitete Bobrik beim Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR), wo er als „Rundfunkpionier“[3] gewürdigt wurde. Bei der „Ostpreußischen Heimatwoche“ in Hamburg im Mai 1950 übernahm er die künstlerische Leitung des „Großen Bunten Abends“ des Veranstaltungsdienstes der Landsmannschaft Ostpreußen, deren Mitglied er war. Auch bei den großen „Königsberger Treffen“ im Curio-Haus übernahm er stets die Ansage, sprach aber auch bei verschiedenen Veranstaltungen der Landsmannschaft Heimatdichtung.

Schauspiel bis 1956

1952 trat „Günther Bobrik“ als „Exzellenz“ in „Aus dem Leben eines Arztes. Der Chirurg Ferdinand Sauerbruch erzählt“ (Regie: Fritz Schröder-Jahn) sowie in „Die verschlossene Tür“ (Regie: Detlof Krüger) und 1953 in „Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück“, Folge: Einsamer alter Mann (Regie: Gerd Fricke) auf. Im Spielfilm „Das Ministerium ist beleidigt“ (1954) spielte er den Lakai, im Spielfilm „Das Mädchen Marion“ bzw. „Preis der Nationen“ (1956) stellt er den „Michel“ dar. Aufgrund der Namensgleichheit mit dem Sohne und der Tatsache, daß beide Schauspieler waren und gleichzeitig beim NWDR arbeiteten, ist es nicht sicher, welcher „Günther Bobrik“ in diesen Produktionen auftrat.

Tod

Ostpreußenblatt

Am 15. September 1957, starb plötzlich an einem Herzinfarkt in seiner Hamburger Wohnung der Schauspieler und Regisseur Dr. Günther Bobrik, im siebzigsten Lebensjahre. Seine Sprache hatte den vertrauten heimatlichen Klang beibehalten, und man hörte seine Stimme auf landsmannschaftlichen Veranstaltungen und in Sendungen des Norddeutschen Rundfunks. Dr. Günther Bobrik entstammte einer alten, angesehenen ostpreußischen Familie. Sein Großvater Wilhelm Karl Ferdinand war – ähnlich wie Theodor Körner für das Freikorps Lützow – der Freiheitssänger des ostpreußischen Nationalkavallerie-Regiments im Feldzug 1813 gewesen. Er wurde dann Pfarrer in Wehlau und Superintendent in Tapiau. Der Bruder des Großvaters, der Tribunalrat am Oberlandesgericht und Ehrendoktor der Albertina war, gehörte zu den Dichtern der Romantik um Eichendorff. Der Vater war Generalarzt und leitete während des Ersten Weltkrieges als Inspekteur die 1. Kriegssanitätsinspektion. Die Mutter, eine geborene Anna von Schön, war eine Enkelin des um Ostpreußen hochverdienten Oberpräsidenten Freiherrn Theodor von Schön, der in diesem Jahre verstorbene frühere Landeshauptmann Manfred Graf zu Brünneck war ein Vetter des Heimgegangenen. Bereits im Alter von 21 Jahren promovierte Günther Bobrik in seiner Vaterstadt Königsberg zum Dr. phil.; er wandte sich dann der Bühne zu. Während seiner Laufbahn als Schauspieler ist er auch im Neuen Schauspielhaus in Königsberg aufgetreten. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte er dem Ensemble der Hamburger Kammerspiele unter der Direktion von Erich Ziegel an, und nach einem Wechsel zum Altonaer Stadttheater konnte Dr. Bobrik seine reiche Begabung als Darsteller und Regisseur entfalten. Bekannt wurde sein Name als Initiator der auch in Ostpreußen gerne gehörten, spritzigen Abendsendungen des früheren Hamburger Rundfunks „Bunte Stunden" sowie „Und abends wird getanzt. Im Zweiten Weltkriege stand Dr. Bobrik als Offizier im Osten. Beim Zusammenspiel in „Romeo und Julia“ hatte er seine Frau Isa, geborene van der Stucken, kennengelernt, deren Vater ein sehr geachteter Dirigent an der Metropolitan-Oper in New York gewesen ist. Dem Ehepaar war ein glückliches Familienleben beschieden. Der Sohn, Benno Bobrik, der ebenfalls Schauspieler wurde, ist in der letzten Zeit als Autor in Fernseh-Sendungen hervorgetreten.[4]

Familie

Kissenstein von Günther Bobrik auf der Familiengrabstätte Frank van der Stucken, Friedhof Ohlsdorf, Planquadrat J 14 (nordöstlich Kapelle 4).jpg

Günther war der Sohn des Generalarztes Benno Bobrik und dessen Frau Anna, geb. von Schön (Lebensrune.png 16. Juli 1849 in Daniellen, Kreis Oletzko, Ostpreußen), Tochter des Gutsbesitzers Alexander Bernhard Theodor von Schön (1819–1884; Sohn des preußischen Oberpräsidenten Heinrich Theodor von Schön) und dessen Frau Ida Beatrice, geb. von Seebach (1821–1915). Sein Großvater väterlicherseits war der Theologe, Freiheitskämpfer im Freikorps Lützow und Dichter Karl Wilhelm Ferdinand Bobrik (1794–1861). Sein Bruder war der Marine-Generaloberarzt Konrad Bobrik.

Ehe

Dr. Bobrik heiratete 1912 seine in Neu York geborene Verlobte, die Schauspielerkollegin Isa van der Stucken (1888–1974), Tochter des Dirigenten und Komponisten Frank Valentine van der Stucken (1858–1929). Aus der Ehe ist Sohn Günther Benno entsprossen. Vater, Mutter und Sohn ruhen alle nebeneinander im Familiengrab „van der Stucken“ auf dem Friedhof Ohlsdorf (Planquadrat J 14; nordöstlich Kapelle 4).

Günther Benno Bobrik

Günther Benno Bobrik (Lebensrune.png 20. März 1913 in Königsberg; Todesrune.png 10. Juli 1984 in Hamburg), der nach dem Studium ebenfalls Schauspieler wurde, war zuvor Mitglied der HJ. Er schrieb u. a. „Was ist der Tod?“, Teil der „Deutschen Morgenfeier der Hitlerjugend“. Die Musik hierzu komponierte Hermann Erdlen. Die Aufnahme der Platte erfolgte durch den Hamburger Rundfunk am 10. Juli 1935, die Musik spielte das Sinfonieorchester des Reichssenders Hamburg und die HJ-Rundfunkspielschar Hamburg (Gesang), Kapellmeister (Dirigent) war Reinhold Stapelberg. Bobrik schrieb das Theaterstück „Der junge Tag“, 1936 gab er das Büchlein „Wir marschieren! Neue Volkslieder nach Gedichten von Günther Benno Bobrik“ heraus. Er war dann Mitglied der Reichskulturkammer sowie der Reichstheaterkammer, wurde Schriftleiter der „Bühnen-Blätter“ des Dessauer Theaters.

In der Nachkriegszeit war er auch als Fernseh-Autor beim Nordwestdeutschen Rundfunk (wie sein Vater) tätig. So schrieb er u. a. das Drehbuch für „Letzter Zug 0 Uhr 10“ (NWDR, 1954, Regisseur: Gustav Burmester). Auch das Drehbuch des Fernsehspiels „Der Himmel unserer Wünsche“ von Clifford Odets und das Drehbuch des Fernsehspiels „Jeder lebt allein“, nach dem ca. 1956 Schauspiel von Julian Funt, wurde für das Fernsehen von Günther Benno Bobrik bearbeitet. Seit dem 1. April 1956 war er NDR-Mitarbeiter. Der NDR entstand 1954 durch die Spaltung des NWDR in NDR und WDR.

Fußnoten

  1. Datum nach Grabstein; das Ostpreußenblatt gibt dagegen den 15. September an.
  2. Biographie: Erwin Bolt (1905–1943), Kapellmeister; Im Jahr 1943 heiratet Erwin Bolt, das Eheglück ist jedoch nur von kurzer Dauer: In der Nacht vom 27. zum 28. Juli des Jahres 1943, wird sein Haus in der Eiffestraße 22 bei einem schweren Bombenangriff zerstört. Erwin Bolt stirbt mit seiner Mutter und seiner Ehefrau in den Trümmern.
  3. Vorgänger und Geschichte des NWDR/NDR, S. 70
  4. Der Schauspieler Dr. Günther Bobrik verstorben, in: „Ostpreußenblatt“, Folge 38 vom 21. September 1957