Brender, Nikolaus
Nikolaus Johannes Edmund Brender ( 24. Januar 1949 in Freiburg im Breisgau) ist ein deutscher Journalist, der von April 2000 bis März 2010 Chefredakteur des ZDF war. Seit Anfang 2012 ist der Journalist Gastgeber der N-TV-Interview-Sendung „Bei Brender!“.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Nikolaus Brender, katholisch, wurde am 24. Januar 1949 in Freiburg im Breisgau geboren. Nach dem Abitur, das er 1969 am Jesuitenkolleg St. Blasien ablegte, studierte er Rechts- und Politikwissenschaften in Freiburg, München, Bonn und Hamburg. In Hamburg legte er 1978 das Erste Juristische Staatsexamen ab. Anschließend war er bis 1979 Redaktionsvolontär beim Südwestfunk (SWF) in Baden-Baden und bei der Hamburger Wochenzeitung „DIE ZEIT“.
Wirken
Ab 1980 arbeitete Nikolaus Brender als Redakteur bzw. Reporter beim SWF-Fernsehen. Zwei Jahre später wurde er Planer der „Tagesschau“-Redaktion des SWF und avancierte dort zum Verantwortlichen Redakteur und Reporter für die „Tagesthemen“-Redaktion des SWF. Von 1984 bis 1989 berichtete er als ARD-Fernsehkorrespondent mit Sitz in Buenos Aires aus Südamerika. 1989 übernahm er die Leitung der Programmgruppe Ausland Fernsehen beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) in Köln. Bekannt wurde er vor allem als Kommentator der „Tagesthemen“ und als Moderator des „Weltspiegels“.
1992 rückte Nikolaus Brender beim WDR zum Stellvertretenden Chefredakteur auf. 1994 wurde er von Intendant Friedrich Nowottny zum Politik-Chefredakteur beim WDR ernannt,[1] und ab 1997 war er Programmchef des Senders. Seit dem 1. April 2000 war Brender Chefredakteur des ZDF.
2006 bewarb sich Brender um die Intendanz beim Westdeutschen Rundfunk (WDR). Er zog seine Kandidatur jedoch kurz vor der Wahl durch den WDR-Rundfunkrat genau wie seine Mitbewerber, der SR-Intendant Fritz Raff und NDR-Justitiar Werner Hahn, zurück.
Wahrnehmung in der Öffentlichkeit
Als verantwortlicher Redakteur geriet Brender für die Kürzung und Sendung eines Interviews am 28. Dezember 2005 in der Nachrichtensendung heute-journal mit dem Entführungsopfer Susanne Osthoff in die Kritik, das im Vorfeld zunächst als „Mediencoup“ und „Scoop“ angekündigt wurde. In einem Beitrag der Frankfurter Allgemeine Zeitung[2] wurde Brender zum Vorwurf gemacht, daß er zwar Osthoffs durch die 25tägige Geiselhaft in Mitleidenschaft gezogene seelische Verfassung erkannt, aber dennoch nicht zu ihrem Schutz berücksichtigt habe. Gegenüber der FAZ[3] argumentierte Brender mit dem Öffentlichen Interesse und mit dem Hinweis darauf, daß mit Osthoff fünf Vorgespräche geführt wurden.
Abberufung
Spätestens seit der linkspopulistischen Medienkampagne 2008 zur Hessen-Wahl gegen Roland Koch zeigte sich, daß die ultralinken Kräfte in den öffentlich-rechtlichen Medien Oberwasser bekommen hatten. Nach Stärkung der „Konservativen“ durch die doch noch gewonnenen Hessen-Wahl 2009, hofften die Unionsparteien auf eine bessere Positionierung in den Medien, um auch die Bundestagswahl 2009 gewinnen zu können.
Brender wird als zu SPD-nah eingestuft. Er war seit April 2000 Chefredakteur des ZDF, sein Vertrag lief bis Ende März 2010.[4] Nach der parteilichen Machtverschiebung entschied der Verwaltungsrat nun neu über die Personalie Brender.
Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sprach sich als Mitglied im ZDF-Verwaltungsrat öffentlich gegen eine Vertragsverlängerung für Brender aus. Als Begründung nannte er zu geringe Quoten für „heute“ und „heute-journal“. Auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach sich gegen eine Vertragsverlängerung für ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender aus. Brender hat es aus Merkels Sicht mit seinem öffentlich-rechtlichen Katholizismus übertrieben. „Die ganze Sache liegt in der Person Brender begründet, nicht in seiner politischen Einstellung.“ Brender sei zu undiplomatisch. Mit anderen, ebenfalls als SPD-nah eingestuften Top-Journalisten der öffentlich-rechtlichen Anstalten habe man weniger Probleme. Sowohl Ulrich Deppendorf, Leiter des Hauptstadtstudios der ARD, wie sein ZDF-Kollege Peter Frey hielten sich an die Spielregeln. Brender dagegen sei unberechenbar.
Politisch linke Kräfte, wie der Grünen-Parteichef Cem Özdemir, warfen ihrerseits Koch eine Kampagne gegen ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender vor. „Sie wird zum Skandal, sollte sich herausstellen, dass sie aus dem Kanzleramt befördert wird. Wenn es stimmt, dass Angela Merkel und Roland Koch gemeinsam die Absetzung eines profilierten Chefredakteurs betreiben, dann leben wir in einer medienpolitischen Bananenrepublik.“[5]
Der Moderator des ZDF-Heute-Journals, Claus Kleber, kritisierte diesen Umstand mit den Worten: „Es darf nicht sein, dass parteipolitische Seilschaften wieder versuchen, nach parteipolitischen Kriterien Journalistenposten im ZDF zu bestimmen.“[4] Unterstützt wurde er in einem offenen Protestbrief von allen um ihren Posten bangenden Hauptredaktionsleitern sowie unter anderem von Maybrit Illner, Marietta Slomka, Guido Knopp, Claus Richter und Peter Frey. In dem Schreiben wurde unter anderem vor einer gefährlichen Einmischung der politischen Parteien in die Souveränität und einem schwerwiegender Eingriff in die Rundfunkfreiheit gewarnt.[6]
Keine Vertragsverlängerung beim ZDF
Im November 2009 setzte sich die Unions-Mehrheit im ZDF-Verwaltungsrat durch, Brenders Vertrag nicht mehr zu verlängern. Seine Amtszeit lief Ende März 2010 aus.[7][8]
Spitzelsystem im ZDF
Nikolaus Brender kritisierte im Februar 2010, im ZDF sei ein – so wörtlich – „internes Spitzelsystem am Werk, das davon lebt, daß Redakteure den Parteien Senderinterna zutragen“. Brender spricht von „Inoffiziellen Mitarbeitern“ der Parteien, die „wirklich vergleichbar mit den IM der DDR“ seien.[9][10]
Filmbeitrag
Auszeichnungen
- Grimme-Preis (1988)
- Bayerischer Fernsehpreis (1990)[11]
- Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis (2009)[12]
Literatur
- Udo Ulfkotte: Gekaufte Journalisten – Wie Politiker, Geheimdienste und Hochfinanz Deutschlands Massenmedien lenken, Rottenburg 2014, ISBN 978-3864451430
- Hans-Peter Siebenhaar: Die Nimmersatten: Die Wahrheit über das System ARD und ZDF. Eichborn Verlag, 2012, ISBN 978-3847905189
- Uwe Krüger: Meinungsmacht – Der Einfluß von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten – eine kritische Netzwerkanalyse, Köln 2013, ISBN 978-3869620701 [Für Laien lesbar gemachte Dissertation über Lobbyjournalismus]
- Erich Schmidt-Eenboom: Geheimdienst, Politik und Medien: Meinungsmache Undercover. Verlag Kai Homilius, 2004, ISBN 978-3897068797
- Eva Herman: Das Medienkartell: Wie wir täglich getäuscht werden, Rottenburg 2012, ISBN 978-3864450303
- Philip Baugut: Politische (Nicht-) Öffentlichkeit in der Mediendemokratie – Eine Analyse der Beziehungen zwischen Politik und Journalisten in Berlin, Baden-Baden 2009