Bildnis

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Das ReiterstandbildBamberger Reiter“: Ein Bildnis allgemeinen menschlichen Adels.

Ein Bildnis (Herkunft mhd. bildnisse[1]) (altertümelnd oder scherzhaft, sonst veraltet auch: Konterfei[1]) oder Porträt (von frz. portrait[2]) oder auch Brustbild ist im allgemeinen die Abbildung eines Menschen unter Berücksichtigung seiner individuellen Erscheinung. Das Abbilden oder Porträtieren findet sowohl in plastischen Werken, d. h. in Porträtstatuen, Porträtbüsten oder Porträtreliefs (besonders als Medaillonbildnis), als auch vornehmlich in Gemälden und Fotografien statt.

Erläuterung

Man unterscheidet Bildnisse in Lebensgröße, in Überlebensgröße und in verkleinertem Maßstab. Weiterhin wird nach dem dargestellten Teil der Gestalt unterschieden als:

  • Bildnis als Kopfstück, und zwar als:
    • Brustbild (Büste)
    • Halbfigur (Hüftbild),
    • Kniestück (vom Kopf bis zum Knie)
    • ganze Figur
  • nach der Haltung der Figur, besonders der Wendung des Kopfs:
    • Bildnis in Vorderansicht
    • Bildnis in Seitenansicht oder Halbprofil.

Geschichte

Eine Bildniskunst gab es im Altertum zuerst in Ägypten (Büsten von El Amarna 1375-1350 v.Z.), dann in Griechenland (seit dem 5. Jahrhundert v.Z.), wobei der Weg von Ideal–Bildnis zum naturwahren Bildnis führte, schließlich in Rom, wo die Bildniskunst in den zahlreichen Büsten der Kaiserzeit einen Höhepunkt erreichte.

In den Mumien–Bildnis der alexandrienischen Kunst (2.–3. Jahrhundert n.Z.) zeigen sich bedeutende Ansätze zu eine naturwahren Bildnimalerei. –

Das frühere Mittelalter besitzt keine eigentliche Bildkunst. Die gemalten und geformten Darstellungen bestimmte Menschen sind mit wenigen Ausnahmen verallgemeinert (typisiert) und weisen gar keine oder nur wenige persönliche Merkmale auf. Erst in der 2. Hälfte des 14. Jahrhundert kommt der Wille, naturwahre Abbilder bestimmter Menschen zu schaffen, wieder auf vor allem im Norden (Tafelbilder und Statuten des burgundisch-französische Kunstkreises, Bildnisbüsten des Peter Parler im Prager Dom, 1379–93).

Der mittelalterliche Brauch auf einen Kirchenbild dessen Stifter mit erscheinen zu lassen, gab im 15. Jahrhundert vielfach Gelegenheit, diesen mit bildnishaften Zügen auszustatten: Stifter–Bildnis. Hauptländer des Bildnis sind im 15. Jahrhundert die Niederlande, wo Jan van Eyck, Rogier von der Weyden und Memling eine großartige Bildnismalerei vertraten und Italien, wo in der Frührenaissance das gemalte (Botticelli, Ghirlandajo, Antonello da Messina, Giovanni Bellini) wie das geformte Bildnis gepflegt wurde, dieses besonders in der Gestalt der Bildnisbüste (Donatello, Benedetto da Majano, Desiderio da Settignano).

Donatello und Verrocchio schufen die ersten Reiterstandbilder der neueren Kunst. –

Die in der Renaissance sich durchsetzen Beachtung der Einzelpersönlichkeit ließ das Bildnis von jetzt an zu einem Hauptgegenstand der darstellenden Künste werden. Die bedeutendsten Meister des gemalten Bildnis sind im 16. Jahrhundert: Dürer und Holbein, Leonardo da Vinci, Raffael und Tizian. Im 17. Jahrhundert: Velázquez, Rubens, van Dyck, Hals, Rembrandt. Das Selbstbildnis wurde am stärksten von den nordischen Meistern gepflegt, zuerst von Dürer; es erreichte seinen Höhepunkt bei Rembrandt (über 100 gemalte und reagierte Selbstbildnisse).

Das Gruppenbildnis ist am vollkommensten in Holland vertreten besonders in der Form des Schützenstücks (Hals, Rembrandt). – Das Streben des Barocks nach Steigerung der Persönlichkeit tritt in der französischen Bildnismalerei stark hervor (Mignard, Lebrun, de Champaigne, Rigaud).

Im 18. Jahrhundert übertraf das Bildnis am Zahl alle anderen Bildgattungen: Quentin de Latour (Pastellbildnis), Reynolds, Gainsborough, Anton Graff, die Tischbeieins.

Eine Blütezeit erlebte damals das Miniaturbildnis. In der Zeit des Klassizismus und der Romantik ragen hervor: J. L. David, Vigée-Lebrun, Ingres, Runge; in weiteren 19. Jahrhundert: v. Rayski, Menzel, Lenbach und Leibl, Courbet, Manet und Cézanne, Whistler, van Gogh; im 20. Jahrhundert: Munch, Corinth.

In der Bildhauerkunst, deren Gegenstand stets der Mensch war, ist das Bildnis seit der Ranaissance selbstverständlich Aufgabe geblieben.[3]

Filmbeiträge

Ein Portrait entsteht (Kulturfilm, 1957):

Siehe auch

Literatur

  • Emil Schaeffer: Das Florentiner Bildnis, Verlagsanstalt F. Bruckmann, München 1904
  • 96-book.png PDF Wilhelm Waetzoldt: Die Kunst des Porträts, 1908
  • Anton Hekler (Hg.): Die Bildniskunst der Griechen und Römer, Stuttgart 1912
  • 96-book.png PDF Emil Waldmann: Das Bildnis im 19. Jahrhundert, Berlin 1921
  • Ernst Benkard: Das Selbstbildnis, Berlin 1927

    Fußnoten

  1. 1,0 1,1 Vgl.: Eintrag im Duden
  2. Substantiviertes 2. Partizip von altfranzösisch po(u)rtraire, „entwerfen“, „darstellen“, von lat. protrahere, „hervorziehen“, „ans Licht bringen“
  3. Meyers Lexikon, Band 1, Bibliographisches Institut AG., Leipzig, 8. Auflage 1936