Charleys Tante (1934)

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FILM

Charleys Tante (1934).jpg
Filmdaten
Originaltitel: Charleys Tante
Produktionsland: Deutsches Reich
Erscheinungsjahr: 1934
Laufzeit: 91 Minuten
Sprache: Deutsch
Filmproduktion: Minerva-Tonfilm GmbH
IMDb: deueng
Stab
Regie: Robert A. Stemmle
Drehbuch: Robert A. Stemmle
Vorlage: Brandon Thomas (Bühnenstück „Charley’s Aunt“)
Produktionsleitung: Curt Prickler
Musik: Harald Böhmelt
Ton: Carlheinz Becker
Kamera: Carl Drews
Bauten: Franz Schroedter
Besetzung
Darsteller Rolle
Fritz Rasp Lord Babberley
Paul Kemp Fancourt Babberley, sein Sohn, genannt Babbs
Max Gülstorff Colonel Sir Francis Chesney, Baronet
Albert Lieven Jack, Chasneys Sohn, Student in Oxford
Erik Ode Charley Wykeham, Student in Oxford
Paul Henckels Stephan Spettik, Advokat
Jessie Vihrog Amy, Spettiks Nichte
Carola Höhn Kitty, Spettiks Nichte
Ida Wüst Donna Lucia d’Alvadorez
Vilma Bekendorf Ela Delahay, ihre Sekretärin
Fita Benkhoff Mary Fin, Haushälterin bei Spettik
Fritz Odemar Bressett, Diener bei Jack und Charley
Ernst Legal Nelson, Gastwirt
Ernst Nessler Aristophan, Diener bei Lord Babberley
Charlotte Berlow Miss Bedford, Gesangslehrerin
Henry Pauly Der Lehrling Smith
Rudolf Platte Shipmaker, Inhaber eines Hafenbazars

Charleys Tante ist eine deutsche Filmkomödie nach der gleichnamigen Lustspiel von Brandon Thomas (engl. Charley’s Aunt). Die Dreharbeiten fanden im Oktober 1934 statt. Die Uraufführung war am 17. August 1934 in Berlin (Atrium).


Handlung

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Im Universitätsgebäude in Oxford wohnen Jack Chesney und Charley Wykeham, die für Kitty und Amy zärtliche Neigungen hegen. Kitty und Amy sind die Nichten des Oxforder Advokaten Spettik und sind ebenfalls heftig in die beiden jungen Leute verlieht. Aber es würde ihnen nie einfallen, ohne eine würdige Begleitung, die Studenten in ihren Zimmern aufzusuchen. — Spettik ist auch Vormund der jungen Mädchen, und nicht gerade ein angenehmer.

Sein verstorbener Bruder, der Vater von Kitty und Amy, hat ihn im Testament zum Vormund der beiden Mädchen eingesetzt und ihm bis zu deren Verheiratung eine hübsche Rente gesichert. Falls die Mädchen vor ihrer Volljährigkeit heiraten wollen, ist das Einverständnis des Vormundes dazu erforderlich. — Der Wirbel der tollen Ereignisse beginnt mit einem Telegramm, dem ein zweites folgt. Die Depeschen sind mit „Eia Delahay, Sekretärin“, unterzeichnet. Diese Ela wird seit einem Jahr von Fancourt Babberlay, kurz Babbs genannt, gesucht. Er hat sie kennengelernt, dann aus den Augen verloren. Der alte Lord Babberlay will seinen Sohn mit einem ebenbürtigen Mädchen verheiraten.

Ela ist dies aber nicht. Babbs, einst der lustigste Student von Oxford, der jährlich bei der Abschlußfeier der Universität die Frauenrolle in „Mabels Onkel“ gespielt hat, hat sich als gehorsamer Sohn dem väterlichen Willen gebeugt. Doch um aus der langweiligen Atmosphäre auf Schloß Babberley zu entfliehen, hat er Jacks Einladung, zur Abschlußfeier nach Oxford als Ehrengast zu kommen, angenommen. Babbs ahnt nicht, daß Ela zur gleichen Zeit im Carlton–Hotel in London als Sekretärin der brasilianischen Millionärin Donna Lucia d’Alvadorez wohnt. Von dieser Millionärin schreiben alle Zeitungen. Sie ist Charley Wykehams Tante.

Sie und ihr Neffe haben einander noch nie gesehen, doch ihre bevorstehende Ankunft versetzt Jack und Charley in einen Freudentaumel, denn ihre Anwesenheit bietet ihnen Gelegenheit, Kitty und Amy zum Frühstück einzuladen. Zum Entsetzen der beiden Studenten sagt die Tante plötzlich ab. Dabei hat Jack gerade den Besuch seines Vaters erhalten und den alten Herrn, einen ehemaligen Oberst der englischen Armee in Indien, fortgeschickt, damit er sich für die Anwesenheit der Tante, einer Witwe, schön mache. — Kitty und Amy treffen ein und Jack zwingt Babbs nun, die Rolle von „Charleys Tante“ zu übernehmen. Babbs ist zuerst empört über die Zumutung, findet sich aber dann hinein. Frauenkleider sind auch zur Hand, denn Charley soll morgen eine Frauenrolle bei der Abschlußfeier spielen. Nach dem Frühstück entdeckt Babbs das zweite an Charley gerichtete Telegramm.

Als er den Namen „Ela Delahay“ sieht, wirft er sofort die Frauenkleider von sich und entwischt zum Entsetzen Jacks durch das Fenster zu seinem Auto, um so schnell wie möglich nach London zu kommen. Jack lügt den Gästen vor, daß seine Tante einen Sonnenstich hat und in Nelsons Gasthaus gebracht worden ist. — Babbs hört in London im Hotel, daß die Herrschaften angeblich schon nach Übersee abgereist sind. In Wirklichkeit hat Donna Lucia bloß das Hotel gewechselt, um den vielen Besuchern zu entgehen. — Jack holt Babbs nach Oxford zurück. Während der Fahrt legt Babbs neuerlich Frauenkleider an, damit er die Komödie weiterspielen kann. Der Advokat Spettik und der Oberst Chesney halten um die Hand der „Tante“ an. Beide holen sich einen Korb, doch Babbs hat dem. geizigen Advokaten schnell noch die schriftliche Erlaubnis abgelockt, daß Kitty und Amy schon vor ihrer Volljährigkeit heiraten dürfen.

Schließlich erscheint noch die richtige Tante. Und am Ende gibt es vier glückliche Paare: Jack und Charley mit Kitty und Amy, Babbs mit der wiedergefundenen Ela, und Donna Lucia mit Oberst Chesney, den sie schon vor 20 Jahren heiraten wollte.


Anmerkungen

Über kein Theaterstück wurde so viel gelacht, wie über „Charleys Tante“. Der englische Schauspieler Brandon Thomas hatte das Stück ursprünglich gar nicht für das Theater, sondern für einen lustigen Abend seiner Schülervereinigung geschrieben. Bei der Vorführung des Schwankes erntete dieser so viel Beifall, daß sich Brandon Thomas entschloß, das Werk einer Bühne anzubieten, die er nach einigen Ablehnungen auch fand. Der Theaterdirektor, der den Mut hatte, „Charleys Tante“ zuerst zu spielen, wurde Millionär, weil diese Tante das Publikum des ganzen Erdballs begeisterte. „Charleys Tante“ hatte alle Aufführungsrekorde überflügelt. Seit dem Tage, da die lustige Geschichte von der „Tante aus Brasilien, wo die Affen herkommen“ über die Bretter ging, war das Stuck nicht mehr vom Spielplan verschwunden. Denn es ist ein glänzendes Theaterstück, das zwar mit Literatur nicht das geringste zu tun hat, aber nach den unfehlbaren Gesetzen gebaut ist, die für die Bühne maßgebend sind. „Charleys Tante“ ist ein Schwank, der nur von einem Schauspieler nach langen Theatererfahrungen geschrieben werden, nur von einem Mann entworfen werden konnte, den der Aufenthalt auf der Bühne gelehrt hatte, welche Effekte mit unbeirrbarer Sicherheit auf jedes Publikum wirken. In seinem Aufbau und in der absoluten Problemlosigkeit verrät dieser Schwank, daß er nur als Gelegenheitsarbeit gedacht war. Aber da Brandon Thomas seinen Bühnensinn anstrengte, um die schmale Handlung zu einem abendfüllenden Stück auszuwalzen, entstand nicht eine tote Stelle innerhalb der Vorgänge. Außerdem konnte er als Schauspieler Rollen schreiben — und er schrieb die ganz große Rolle jenes früheren Oxfordstudenten, der sich auf Wunsch seiner Freunde in Charleys Tante verwandelte. Das ist nun die Rolle, nach der sich jeder Schauspieler sehnt und die selbst ein Heldendarsteller wie Werner Krauß gespielt hatte. Denn diese „Tante“ reizt den Maskensinn des Bühnenkünstlers, der sich frei spielen und alle Hemmungen beiseite lassen darf, wenn er ein echter Komiker ist: der über den Dialog hinweg sich selbst spielt.[1]]

Stemmle hatte das Drehbuch für den Film „Charleys Tante“ geschrieben, und zwar mit besonderer Genehmigung der Erben des Bühnenstücks. Kurz vor Aufnahmebeginn war der Regisseur erst aus England zurückgekehrt, wo er sich „Charleys Tante“ in der Urfassung, die von dem Filminhalt etwas abweicht, mehrmals angesehen hatte. Und zwar mit der Tochter von Brandon Thomas in der Rolle, die in seinem Film Ida Wüst spielte. Die Familie Brandon Thomas war erst sehr mißtrauisch, als sie von einer Verfilmung von „Charleys Tante“ hörten, weil seinerzeit einmal Sid Chaplin in allzu burlesker Art einen Stummfilm von „ihrem“ Stück gedreht hatte. Stemmles Pläne, ja sogar die Änderungen einiger Szenen, sagten ihr aber zu, und sie erlaubte sogar eine Neubearbeitung des Bühnenwerkes. Der Regisseur-Autor ließ den deutschen Film in hochmodernen Kleidern, aber „in uraltem Oxforder Gemäuern“ spielen, das ihm der Architekt Schröder aufgebaut hatte[2].

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 34, 26. August 1934
  2. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 19; 13. Mai 1934